Sammy Hagar & The Circle: Crazy Times
Universal
VÖ: 30.09.2022
Wertung: 8/12
Sammy Hagar scheint immer die Sonne aus dem Popo. Das weiß er auch, darum versucht er auch etwas von dem Glück, welches ihm im Leben oft zur Seite stand, durch die Hagar Family Foundation zurückzugeben. Gesundheitsförderung oder Essensausgaben stehen dabei besonders im Fokus. Mittlerweile ist der Mann 74 Jahre jung, hat sich seine gute Laune stets bewahrt und damit kriegt er alle. Hagar ist auch als Interviewer unterwegs und von Dave Grohl, Duff McKagan bis zum als schwierig verschrienen Maynard James Keenan fressen ihm alle aus der Hand. Er hat einfach diese ansteckende positive Art. Er ist zudem noch Gastgeber einer Radiosendung und Buchautor. Jetzt veröffentlicht er mit „Crazy Times“ auch mal wieder ein Album. Er ist aber nicht alleine, denn mit The Circle hat er eine waschechte Band am Start.
Und diese Band gleicht einer Supergroup. Das ist ein häufig strapaziertes Wort, aber in dem vorliegenden Fall darf man es durchaus auch mal benutzen. Mit Michael Anthony hat er seinen alten Van Halen- und Chickenfoot-Kumpel mit im Boot. Jason Bonham sitzt hinter der Schießbude und Vic Johnson ist ja nun wahrlich auch als Gitarrenhexer bekannt. Dave Cobb produzierte die Sause, war aber im Grunde auch die treibende Kraft hinter dem Projekt und hielt die Fäden in der Hand. Teilweise wurden die Songs gemeinsam geschrieben. Mit „Pumpt It Up“ gibt es zudem eine Coverversion des Elvis Costello Songs von 1978 zu hören.
Im Herbst 2021 machte sich die Kapelle auf im Studio mit den Aufnahmen zu beginnen. Die Pandemie legte den Betrieb vorher ja bekanntlich lahm, aber jetzt waren alle voller Tatendrang und legten sich ins Zeug – so als hätte es den ganzen Mist der letzten zwei Jahre nicht gegeben. Man spielte auch live und nahm das Zeug auf.
Nicht alles auf „Crazy Times“ ist nun ein absoluter Knaller. Manches bleibt einfach im Hardrock- Einheitsbrei hängen. Aber eben nur manches, der Rest ist nämlich tatsächlich sehr gelungen und abwechslungsreich. Und auch hier scheint Hagar und seinen Jungs die Sonne aus dem Allerwertesten. Sie haben einfach Spaß an dem, was sie da machen. Das schon erwähnte „Pump It Up“ hat ordentlich Pfeffer im Hintern und die älteren Herrschaften klingen wie eine frische Punkband.
Es sind auch die Gegensätze, die gefallen. „Be Still“ hört sich in direktem Anschluss nämlich wie ein typischer Song für eine amerikanische Truckerkneipe an. Und ja, das ist durchaus unpeinlich und passt einfach auch zu Hagar. Mit „The Beginning Of The End“ wird in ruhigen und fast schon melancholischen Gefilden in das Album gestartet. Danach gibt es mit „Slow Drain“ aber einen amtlichen Hardrock-Stampfer, bei dem sogar die ein oder andere Grunge-Referenz aufblitzt. „Feed Your Head“ bleibt eher im Einheitsbrei stecken, aber das ist ja, wie schon erwähnt, nicht weiter schlimm. So lange es ordentliche Spaßmacher vom Schlage „You Get What You Pay For“ gibt, ist die Welt von „Crazy Times“ ja voll und ganz in Ordnung. Der Titelsong „Crazy Times“ groovt zudem noch wie Sau und zeigt, dass Hagar mit 74 Lenzen stimmlich immer noch auf der Höhe ist. Die Nummer macht Laune! „Funky Feng Shui“ hört sich nach 90er-Gefrickel an. Funk im Hagar-Style. „Father Time“ lässt anhand des Titels ja keine Fragen offen, so rührend hört sich die Nummer dann auch an. „Childhood´s End“ ist zum Schluss leider keine Offenbarung mehr.
Fazit: Sammy Hagar hat mit seiner Band The Circle und Dave Cobb mit „Crazy Times“ ein Album aufgenommen, welches beim Zuhören wirklich sehr viel Spaß macht. Die Kapelle hat auch miteinander hörbar Spaß am Musizieren gehabt. Hier agieren Musiker, die keinem mehr etwas beweisen müssen und einfach das machen, worauf sie Bock haben. Das ist größtenteils klassischer Hardrock, hin und wieder mit 90er-Einschlag, auch mal einem Schwenk in die Truckerkneipe, aber eben auch immer mit sehr viel Lust am Spiel!
Text: Torsten Schlimbach