Albert Hammond: Body Of Work

Albert Hammond: Body Of Work

earMUSIC/Edel

VÖ: 01.03.2014

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Ist man jetzt peinlich berührt, wenn ein fast 80-jähriger Mann auf dem Plattencover unter der Jeansjacke seinen nackten Oberkörper präsentiert oder eher fasziniert, wie gut der Mann in Schuss ist? Das Album trägt dann auch noch den programmatischen Titel „Body Of Work“. Albert Hammond hat sich nach fast zwanzig Jahre dazu entschlossen mal wieder ein neues Studioalbum aufzunehmen. Untätig war er in dieser Zeit bekanntlich nicht, aber sein Output war eher auf Neuinterpretationen seines Materials beschränkt oder auf Arbeiten für andere Künstler. Der Mann hat sich über viele Jahrzehnte durchaus Legendenstatus erarbeitet. Nun fügt er seinem umfangreichen Schaffen siebzehn neue Songs hinzu.

 

Die Musik auf „Body Of Work“ ist eine Wohltat für die Ohren! Heutzutage nimmt sich ja kaum noch einer Zeit für handgemachte Musik. Zwischen den knallbunten Songs dieser Tage ist kaum Substanz zu erkennen. Anders ist es bei Albert Hammond. Selbst eine Nummer wie „Looking Back“, die hin und wieder durch einen unangenehmen Beat auffällt, hat mehr zu bieten als der ganze Mist da draußen. Es gibt hier immerhin eine sehnsuchtsvolle Gitarre, einen melancholischen Grundton und eine musikalische Ausarbeitung, die durchaus zu gefallen weiß.

 

„Don´t Bother Me Babe“ kommt zu Beginn mit einem erdigen Sound recht knackig daher. Das hat fast schon Garagen-Mentalität - ein bravouröser Einstieg. „Mit Shake A Bone“ geht es in diesem Stil weiter. Die Akustikgitarre ist ein Gedicht, der direkte Gesang lässig und die Bläser eine Bereicherung. „Gonna Save The World“ erinnert an die psychedelische Phase der Beatles. „Both Ways“ ist eine Mischung aus Americana, Country, Folk und Singer/Songwriter – ganz im Stile von Willie Nelson. „Like They Do Across The River“ ist nett, aber auch ein bisschen altbacken. „Somebodys Child“ könnte ein Outtake von George Harrison sein – ist also ziemlich toll.

 

Auf dem Album klingt kein Song wie der andere und doch fügt sich hier alles zusammen und ist wie aus einem Guss. „Knocking On Your Door“ ist unglaublich toll erzählt, während „Young „Llewelyn“ den Zuhörer durch eine Traurigkeit fesselt. Da kommt das schmissige „Gonna Be Alright“ im Anschluss direkt richtig. Selbst eine Nummer wie „The American Flag“, die im Grunde unspektakulär ist, hat dann doch noch ein kleines Gitarrensolo mit Aha-Effekt zu bieten. Die beiden entspannten Titel „Bella Blue“ und „Anything You Want Me To“ werden durch den Gesang getragen, der nebenbei bemerkt ziemlich großartig ist.

 

Das Trio „Another Heart To Break“, „Living In The Universe“ und „Goodbye L.A.“ sind ein mehr als perfekter Albumabschluss. Man staunt schier Bauklötze wie gut das alles ist und es auch zum Ende hin keinen Ausfall gibt.

 

Fazit: Eigentlich wollte Albert Hammond kein neues Album mehr aufnehmen. Dies hat er jedenfalls vor einigen Jahren mal geäußert. Gut, dass es nun anders gekommen ist! Der Mann hat mit „Body Of Work“ ein tolles Werk zwischen Country und Americana, zwischen Folk und Singer/Songwriter aufgenommen. Die siebzehn Songs ergeben ein tolles Ganzes! Handgemachte Musik, die zu begeistern weiß und mit jeder Menge toller Ideen aufwartet. Im noch immer jungen Musikjahr 2024 ist das schon jetzt eine der ganz großen Überraschungen!

 

https://www.alberthammond.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Albert Hammond: In Symphony

Albert Hammond: In Symphony

BMG/Warner

VÖ: 21.10.2016

 

Wertung: 8/12

 

Es soll ja Menschen geben, die mit dem Namen Albert Hammond nichts oder nur mit dem Zusatz jr. etwas anfangen können. Man kann da jede Wette eingehen, dass jeder, der die letzten 50 Jahre nicht unter einer Glaskuppel gelebt hat, viele Songs von Albert Hammond kennt. Der Mann hat derart viele Klassiker und Welthits geschrieben und aufgenommen, dass eine Vielzahl seiner Kollegen vor Neid erblassen dürfte. Jetzt hat er eben einen Teil seines beachtlichen Backkatalogs genommen und neu eingespielt. Rob Mathes hat die Songs erstmals aufwendig orchestriert und unter Mitwirkung eines Chors in den Abbey Road Studios aufgenommen. Eingespielt wurde das innerhalb von fünf Tagen!

 

Hammond hat unzählige Hits für andere Künstler geschrieben, darunter sind Celine Dion und Whitney Houston zu finden. Auch Diana Ross oder Starship zählten zu seiner Kundschaft. Nach einem Konzert in Berlin fragte sein Label, ob er nicht Interesse an einem neuen Album hätte. Hatte er aber nicht, es sei denn, man würde ihm die Möglichkeit geben seine Hits symphonisch aufzunehmen. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt und „In Symphony“ das vorläufige Ende. Vorläufig deshalb, da Albert Hammond mit diesem Programm auch auf Tour gehen wird.

 

Der mittlerweile 72-jährige Songwriter hat so manchen Kitschsong geschrieben. Viel Pathos und Bombast waren immer mit dabei. Aber das macht die einzelnen Nummern ja nicht schlechter. Hört man sich „In Symphony“ an, dann ist das auch eine schöne musikalische Zeitreise. Man kennt die zwölf Songs natürlich allesamt. Glücklicherweise hat man den symphonischen Anteil nicht derart hochgeschraubt, dass dies alles zukleistert. Auch der Chor fügt sich eher dezent ein. Im Vordergrund steht stets die Stimme, die sich wunderbar in die Melodien einbettet.

 

„It Never Rains In Southern California“ spiegelt wunderbar die Atmosphäre der beginnenden 70er wieder. Einer der ganz großen Welthits. Das gilt auch für das schmissige „I´m A Train“. Hier wurde schon das ganz große Symphonie-Besteck aus der Schublade geholt, passt aber vorzüglich. Leo Sayer hatte mit der Ballade „When I Need You“ aus der Feder von Hammond einst einen Volltreffer gelandet. Die jetzige Interpretation von Hammond ist mitunter aber besser und kraftvoller. Das nenne ich mal eine Ballade. Bei „Give A Little Love“ tritt der Chor deutlicher in den Vordergrund, auch das passt. „Alejate“ kennt man von Celine Dion, allerdings nicht mit spanischem Text. Hier kommt die zweisprachige Erziehung von Hammond zum Vorschein und die spanische Sprache steht dem Stück sehr gut zu Gesicht, besonders mit dieser sehnsuchtsvollen Melodie. Hammond singt das übrigens herausragend.

 

„To All The Girls I Loved Before“ ist natürlich schmalzig bis die Boxen verkleben. Das war aber auch schon bei Julio Iglesias und Willie Nelson der Fall. „Estrellita“ kennt Hammond aus Kindheitstagen, als sein Onkel diese Nummer immer sang. Jetzt hat sich Hammond den Traum erfüllt, das richtige Album für seine eigene Aufnahme zu finden. „When You Tell Me That You Love Me/One Moment In Time“ ist aufgrund der olympischen Spiele 88 und der Interpretation von Whitney Houston natürlich weltbekannt. Hammond versucht gar nicht erst den Gesang von Houston zu erreichen und interpretiert das auf seine ruhige Art. Natürlich schwingt da auch sehr viel Pathos mit, aber das gehört zu dem Stück nun mal dazu. „Nothing´s Gonna Stop Us Now“ ist typische 80er Jahre Kost von Starship. Hammond singt das überraschenderweise kratziger und dreckiger. „Don´t Turn Arround“ wird solide dargeboten, während „The Free Electric Band“ Hammond anscheinend immer noch Spaß bereitet. Da schunkeln alle gerne mit – inklusive der Oma. Erinnerungen an alte Zeiten und so. „The Air That I Breathe“ war einst ein ganz großes Ding für The Hollies. Das dürften auch Radiohead kennen, sonst wäre „Creep“ kaum so wie es ist. Das Album endet somit wie es angefangen hat: mit einem Welthit.

 

Fazit: Albert Hammond wollte eigentlich kein neues Album (mehr) aufnehmen, es sei denn, man würde ihn einige seiner Hits symphonisch aufnehmen lassen. „In Symphony“ wurde geboren und dürfte viele Hörer erfreuen, da man so auch einige Welthits, die Hammond für andere Künstler schrieb – von Celine Dion bis Whitney Houston, von Starship bis zu The Hollies – nun mit seiner Stimme zu hören kriegt. Dies wurde musikalisch sehr sanft umgesetzt und Musik und Chor bringen die Songs meist vorwärts und harmonieren wunderbar und bilden kein störendes Element. Das hat man auf ähnlichen Veröffentlichungen auch schon anders gehört. Für Nostalgiker ist das hier ein toller Trip!

 

http://www.alberthammond.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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