The Clash: The Rise And Fall Of

The Clash: The Rise And Fall Of

UDR

VÖ: 07.03.2014

 

Wertung: 6/12

 

The Clash dürften wohl unzweifelhaft zu den wichtigsten Punkbands überhaupt zu zählen sein. In der Besetzung Joe Strummer, Paul Simonon, Mick Jones und Topper Headon schrieben sie Geschichte. Wie kaum eine andere Band des Genres schaffte es The Clash musikalische Grenzen aufzusprengen und jede Menge weitere Einflüsse im Sound zu verarbeiten. Griffige Hooklines und eine gehörige Portion Aggressivität sorgten dafür, dass The Clash viele Generationen von Musikern beeinflusste. Der künstlerische Anspruch war dabei stets immens hoch, was mitunter auch dazu führte, dass die Stabilität und das Gefüge innerhalb der Band sehr labil war. Innere Grabenkämpfe, ein Manager der anscheinend nur seine eigenen Ziele verfolgte und Drogenprobleme sorgten schließlich dafür, dass alles auseinanderbrach. Mitglieder wurden ersetzt und letztlich blieben nur Strummer und Simonon übrig. Mit The Clash hatte das dann noch sehr wenig zu tun und es kam, was kommen musste: The Clash lösten sich auf. „The Rise And Fall Of The Clash“ versucht nun diese Geschichte innerhalb von 90 Minuten aufzuarbeiten.

 

Diese Dokumentation tingelte 2012 bereits durch die amerikanischen Programmkinos und wurde später auch in Teilen der Welt auf DVD veröffentlicht. Europa guckte seltsamerweise in die Röhre. Jetzt hat man sich aber dazu entschlossen dies dann doch noch hier auf den Markt zu bringen. Mehr als diese 90 Minuten gibt es aber nicht zu sehen, was schon ein bisschen schade ist, denn ein wenig Bonusmaterial hätte sicher nicht geschadet. Dies ist aber nicht die einzige Enttäuschung, denn „The Rise And Fall Of The Clash“ kann zu keiner Zeit dem Mythos dieser Band gerecht werden. Man bewirbt diese DVD zwar mit unveröffentlichten Aufnahmen und Interviews, aber das reißt es letztlich auch nicht mehr heraus. Das Material kommt teilweise nicht über den Bootlegcharakter hinaus – was nicht weiter schlimm wäre – und dann hat man es auch noch geschafft nicht einen einzigen Song mal komplett zu zeigen. Das mag an fehlenden Rechten zur Verwendung liegen, aber das interessiert den Zuschauer letztlich recht wenig.

 

Immerhin darf sich Mick Jones austoben und seine Sicht der Dinge zu Protokoll geben. Die Interviewsequenzen mit ihm sind dann auch fast der einzige Lichtblick weit und breit. Einen gewissen Unterhaltungswert hat auch noch der ehemalig Bodyguard der Band, der auch ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern darf. Wer sich von dieser Veröffentlichung allerdings ein paar Hintergründe zur Entstehungsgeschichte der Alben oder Songs erhofft hat, wird bitter enttäuscht werden. Dies kommt nicht mal ansatzweise zur Sprache. Einblicke in den Aufnahmeprozess, Hintergründe oder der Liveaktivitäten werden überhaupt nicht beleuchtet. Die politische Motivation für so manchen Song bleibt auch im Nebel.

 

Was bleibt da noch übrig? Voyeure kommen da schon mehr auf ihre Kosten. Sehr ausführlich wird die Beziehung zu Manager Bernie Rhodes unter die Lupe genommen. Ein netter Zeitgenosse war er wohl nicht und in Bezug auf The Clash hatte er wohl eher Dollarzeichen in den Augen, als deren kreativen Weg zu begleiten. Hier wird aber der Eindruck vermittelt, dass die Band am Reißbrett entstanden ist und einer Castingband – wie man sie heute kennt – nicht unähnlich ist. Seltsame Geschichte. Pearl Harbor, David Mingay und Ray Jordan konnten auch noch für diese Dokumentation interviewt werden. Bringt einen aber auch nicht gerade weiter. Das Drogenproblem von Topper Headon wird auch noch in aller Ausführlichkeit geschildert und wie sich dessen Rauswurf schließlich auf den Sound der Band ausgewirkt hat. Dann wird noch das Zerwürfnis zwischen Jones und Strummer beleuchtet und das war es dann. Reicht auch.

 

Fazit: „The Rise And Fall Of The Clash“ kann zu keiner Zeit das einlösen, was man sich von einer Dokumentation über eine der wichtigsten Vertreter des Punks erhofft hatte. Musikalische Dinge spielen hier kaum eine Rolle, da nützen die vielen kurzen Livesequenzen im Hintergrund auch recht wenig. Die 90 Minuten befassen sich mehr oder weniger mit den Zerwürfnissen innerhalb der Welt von The Clash, der Rest bleibt vor der Tür. Warten wir also weiter auf die ultimative Dokumentation über The Clash, diese hier ist es ganz bestimmt nicht.

 

http://www.theclash.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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