Rea Garvey: Pride
Universal
VÖ: 02.05.2014
Wertung: 8,5/12
Der Ire Rea Garvey schien jahrelang auf der Suche gewesen zu sein. Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln und seiner musikalischen Identität. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst, dass man ihm den typischen irischen Musikstil als Klischee auslegen könnte. Abgesehen davon hat er ja auch jahrelang in einer – mehr oder weniger – deutschen Band gesungen. Dies ist alles längst Vergangenheit, genau wie seine Tätigkeit als Coach bei „The Voice“. Er wollte sich wieder der Musik widmen, seiner Musik. Die Muse ließ allerdings noch etwas auf sich warten. Erst in Island küsste sie ihn und dann entstanden die Songs auch noch in den legendären Studios von Sigur Rós. „Pride“ ist das Ergebnis.
Rea Garvey kann wohl in jeglicher Hinsicht stolz auf dieses Album sein. Es ist sein persönlichstes und vielleicht sogar jenes mit der größten Inspiration. So ganz alleine hat er die Songs aber nicht schreiben können, aber manchmal ist Hilfe von außerhalb ja auch nicht die schlechteste Entscheidung und kann zu einem zusätzlichen Schub verhelfen. Garvey hat sich mit Heather Nova und James Walsh von Starsailor recht prominente Gäste geholt. Auch dazu kann man ihm im Grunde nur gratulieren – uneitel ist dies noch dazu. Letztlich spielt es sowieso keine Rolle, ob dies nun das beste Album seiner Karriere ist oder nicht. Man sollte auch nicht immer in diesen Kategorien denken. Es scheint jedenfalls so, als wäre es sein ehrlichstes Werk. Vorbei sind auch die Zeiten der elektronischen Spielereien und Fotos, wo er mit dickem Kajal posierte – vielleicht sogar posieren musste, weil ihm dies ein schlauer Medienvertreter eingeflüstert hatte. Dies alles war sicher nicht Rea Garvey. „Pride“ scheint es aber schon zu sein und die Songs klingen jedenfalls sehr ehrlich und geerdet. Und man hört der Platte durchaus an, dass Garvey diese Musik aus tiefstem Herzen machen wollte. Die einzelnen Stücke wirken wie ein Spiegel seiner Seele. Die teilweise sehr persönlichen Texte sind sicher zu den besten zu zählen, die der Mann in seiner Karriere aufgenommen hat. Einfach gehalten zwar, aber das mindert das Ergebnis ja in keinster Weise.
Der ruhige und akustische Beginn mit „It´s A Good Life“ kommt auch seiner Stimme entgegen. Im Chorus hat er sich dann allerdings noch Hilfe geholt. Man will jetzt nicht direkt von einem Shanty sprechen, aber andeutungsweise geht es in diese Richtung. Zunächst hat man das Gefühl, dass dies ein melancholisches Stück wäre und dann entdeckt man die positiven Stimmungen und Aspekte. Hört man da in „Can´t Say No“ etwa ein Banjo? Hört man! Dürfte für Garvey Premiere gewesen sein. Und dann wird die erste Single auch noch zu einem irischen Rauf- und Sauflied.
„We All Fall Down“ bringt etwas den Rock zurück. Die Gitarren dengeln und schrubben wunderbar durch die Prärie. Die poppige Grundnote bleibt freilich erhalten. „Oh My Love“ ist endlich mal eine Ballade ohne diesen schmalzigen Unterbau. Denkste, denn die Nummer nimmt noch ordentlich an Fahrt auf und fläzt sich auf den Highway in Richtung Americana-Sonne mit irischem Wohlfühlfaktor. „The Rain Came Falling From Her Eyes“ ist ein netter Track im Singer/Songwritergewand, wie es in Europa nur die Iren auf die Kette kriegen. „Candlelight“ ist gut gemeint, fällt aber noch mal in die Garvey-Vergangenheit zurück, darüber kann auch der akustische Ansatz nicht hinwegtäuschen. „All That Matters“ hat er nicht nur mit Heather Nova zusammen geschrieben, sondern auch als Duett aufgenommen bei dem die Stimmen im Vordergrund stehen. Die Gänsehaut ist da quasi vorprogrammiert. Mit dem eindringlichen „Bow Before You“ wird „Pride“ kongenial beendet.
Fazit: Mit „Pride“ haut Rea Garvey eine richtige Überraschung heraus. Nach all dem Budenzauber vergangener Tage und den vielen Taschenspielertricks ist dies seine ehrlichste Arbeit. Er entdeckt hier erstmals seine irischen Wurzeln und scheut sich auch nicht, diese in großem Stil zu vertonen. „Pride“ hört sich an, als wäre der Mann nach einer langen Reise und viel Sucherei musikalisch endlich angekommen. Rea Garvey ist zu Hause.
Text: Torsten Schlimbach
Rea Garvey: Can´t Stand The Silence – The Encore
Universal
VÖ: 19.10.2012
Wertung: 7/12
Die zweite Staffel von The Voice Of Germany hat seit gestern wieder die Suche nach neuen Talenten eröffnet. Die hochgelobte Castingshow steht und fällt dabei aber nicht nur mit den Gesangskünstlern, sondern auch mit der Jury, die mit so manchem launigen Kommentar untereinander zu punkten versucht. The Voice Of Germany ist mittlerweile eine große Familie und alle sind sich sehr wohl gesonnen. Unter dem Strich ist dies aber auch eine riesige Vermarktungskette. Dazu gehört auch Rea Garvey.
Seltsam, dass ausgerechnet jetzt von seinem Soloalbum „Can´t Stand The Silence“ eine zweite Version mit noch mehr Song folgt - „The Encore“. Komische Dinge gab es da im Vorfeld zu lesen. Von Songs war da die Rede, die noch nicht fertig waren, aber schon längere Zeit in seinem Kopf schwirrten, aber irgendwie noch nicht auf sein Solodebüt passen wollten. Warum werden die denn genau jetzt veröffentlicht? Hätte es eine EP nicht auch getan? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt! Entweder ist ein Album fertig oder eben nicht, nach ein paar Monaten eine neue Version nachzulegen hinterlässt jedenfalls immer einen etwas bitteren Beigeschmack.
Hört man sich die neuen fünf Songs an, dann wird „Can´t Stand The Silence“ dadurch auch nicht unbedingt aufgewertet. „Wild Love“ ist weder Fisch noch Fleisch. Rockige Elemente geben sich mit elektronischen Sperenzchen die Klinke in die Hand und unter dem Strich ist es nicht mehr als ein Popsong. „Love Someone“ ist eine typische Garvey Ballade, die mit Spielereien, die David Guettta groß gemacht hat, dem momentanen Trend folgt. „Follow Your Heart“ kommt immerhin direkt auf den Punkt und der Refrain dürfte auf den Konzerten aus vielen Kehlen mitgegrölt werden. „Life Up Ahead“ wertet das Album tatsächlich auf. Das Songwriting ist großartig, der Songaufbau nicht nach Schema F und auch die Tempowechsel halten den Spannungsbogen aufrecht. Der letzte neue Song im Bunde - „Rise Before You Fall“ - wird als Bonus Track deklariert. Warum eigentlich? Weil die Nummer so ungewöhnlich für Rea Garvey ist? Das hört sich eher nach einem Filmscore an und ist nicht uninteressant.
Fazit: Rea Garvey veröffentlicht nun passend zum Start der neuen The Voice Of Germany Staffel „Can´t Stand The Silence – The Encore“. Fünf neue Songs, die zum ursprünglichen Release nicht fertig waren, finden sich nun hier wieder. Letztlich bringen diese die Platte nicht wirklich weiter, gleichwohl zwei interessante und untypische Tracks immerhin aufhorchen lassen. Ein mehr als seltsamer Beigeschmack bleibt aber trotzdem!
Text: Torsten Schlimbach
Rea Garvey: Colour Me In (2-Track Single)
Universal
VÖ: 27.01.2012
Rea Garvey sucht nicht nur „The Voice Of Germany“, sondern fragt sich auch was das Leben ohne Farben wert wäre. Entstanden ist die Nummer in Los Angeles. Gerade die vielen Reisen würden eine
unglaubliche Bereicherung und eine Farbpalette für sein Leben darstellen - sagt er. Das Thema ist also von großer Bedeutung für den Iren und folgerichtig wurde der Track nun auch aus seinem Album
„Can´t Stand The Silence“ ausgekoppelt.
Das Stück wurde für die Single extra noch mal ein Stückchen aufgepeppt. Die Radiostationen der Republik dürften diesen eingängigen Popsong ganz schnell in die Herzen schließen und in die Rotation
aufnehmen. Die erste Single überraschte ja noch durch einige elektronische Spielerreien, „Colour Me In“ hat davon fast nichts mehr zu bieten. Hier gibt es eben Streicher auf die Ohren und Rea Garvey
zeigt sich von seiner höchst emotionalen und auch immer etwas melancholischen Seite. Ohne Netz und doppelten Boden präsentiert sich der Musiker und Juror im Nebenberuf bei der Liveversion von „I Am“,
bei der er lediglich von Jacob Brass unterstützt wird. Diese Akustikpräsentation ist der heimliche Höhepunkt dieser Veröffentlichung, da Rea Garvey seine ganze Verletzlichkeit in die Waagschale wirft
und gerade darum überzeugt.
Fazit: Rea Garvey Songs tragen immer eine unverkennbare Handschrift und unter tausenden anderen Tracks kann man diese immer sofort zuordnen. Seine neue Single „Colour Me In“ ist da keine Ausnahme.
Das emotionale Pophandwerk beherrscht er jedenfalls aus dem Effeff. „I Am“ als Akustikversion ist übrigens mehr als nur eine B-Seite!
http://reagarvey.com/
Text: Torsten Schlimbach
Rea Garvey: Can´t Stand The Silence
Universal
VÖ: 30.09.2011
Wertung: 7/12
Klar, man kann sich jetzt hinstellen und sagen, dass dies irgendwann so kommen musste, aber jetzt wirklich mal Hand auf das Herz: ist ein Soloalbum von Rea Garvey jetzt tatsächlich eine so große Überraschung? So ganz unvorbereitet kommt es nun wahrlich nicht. Er ist ja auch nicht der Erste, der sich außerhalb seiner Hauptband eine neue Spielwiese sucht. Er ist auch nicht der Erste von Reamonn, der es ohne die anderen versucht. Mit der Band soll es übrigens trotzdem weitergehen – irgendwann.
Einstweilen gibt es für die Fans ja genug musikalisches Futter aus allen Bandrichtungen. Die Unterschiede sind erstaunlich groß. Rea Garvey liefert nun mit „Can´t Stand The Silence“ seine Standortbestimmung ab. Mit großer Spannung wurde das Album erwartet, denn Garvey reiste viel und saugte entsprechende vielschichtige Einflüsse auf. Zudem wurde im Vorfeld ja immer mal wieder fallen gelassen, dass mit dieser Platte neue Wege beschritten werden sollten. Die Single - „Can´t The Silence“ - machte dann auch noch Hoffnung, dass der Sänger sich gehörig vom Bandsound entfernen würde. Die elektronischen Elemente deuteten jedenfalls an, dass Garvey eine neue musikalische Ausrichtung gefunden hat.
Hat er? Nur bedingt! Ganz ehrlich, wenn man auf diese Platte auch schlicht Reamonn schreiben würde, wäre keiner groß verwundert. Dies liegt mitunter nicht an der Stimme. Natürlich beschreitet er mit „Can´t Stand The Silence“ auch mal neue Wege und mit dem letzten Song „End Of The Show“ liefert er wohl sein ganz persönliches Meisterstück ab. Derart düster und elektronisch (hart) hat man den Mann wohl noch nie zu Gehör bekommen. Mit dieser Nummer verfolgt er seinen neuen Weg ganz konsequent und macht nicht auf halber Strecke eine Kehrtwendung. Das kann man leider nicht von allen Tracks behaupten. Der düstere Auftakt „Take Your Best Shot“ lässt noch hoffen. „Hole In My Heart“ ist dagegen eine typische Reamonn-Hymne und auch „How I Used To Be“ ist nicht weit davon entfernt.
Auf der anderen Seite hat er hier viele orchestrale Momente rein gepackt und so manches exotisches Instrumentarium untergebracht. Synthies dürfen da auch nicht fehlen. Einige Gäste hat sich Rea auch noch ins Studio geholt und der obligatorische Beitrag seines Freundes Xavier Naidoo bei „My Child“ war fast abzusehen. Glücklicherweise stiehlt der Sohn Mannheims Garvey nicht die Show und hält sich merklich zurück. Das würde sich alles aber eben auch gut auf einem Reamonn Album machen und nach so einer Hymne wie „Sorry Days“ lechzen ja schließlich die Fans.
Fazit: „Can´t Stand The Silence“ von Rea Garvey ist keine komplette Abkehr von seiner Band Reamonn. Wer sich zu deren Fans zählt wird eben auch an der vorliegenden Platte eine Menge Freude haben. Das klingt teilweise als hätte Garvey auf halber Strecke ein wenig der Mut verlassen. Der Schlusspunkt mit „End Of The Show“ zeigt jedenfalls, dass er noch eine ganz andere musikalische Richtung in sich trägt. Gibt es hier leider viel zu selten zu hören. Dafür weiß er einfach, wie man eingängige Hymnen schreibt. So kommen seine Anhänger zumindest wieder auf ihre Kosten!
Text: Torsten Schlimbach
Rea Garvey: Can´t Stand The Silence (2-Track Single)
Universal
VÖ: 09.09.2011
Bald steht die Soloplatte von Rea Garvey in den Läden. Die erste Single daraus ist "Can´t Stand The Silence". Der Reamonn-Sänger ist lange Zeit in Klausur gegangen und hat sich sehr viel Zeit für seinen Alleingang gelassen. Der Song lässt hörbar erkennen, dass er sich von seiner Band distanzieren will. Rein musikalisch versteht sich, denn sonst hätte er die Tracks ja auch gleich für Reamonn schreiben können.
"Can´t Stand The Silence" fängt deutlich elektronischer geprägt an. Die Stimme ist dunkel gefärbt und insgesamt wirkt das erwachsener. Die Atmosphäre ist düster und erinnert sogar ein bisschen an Depeche Mode. Der Refrain verfällt allerdings wieder in alte Muster. Auf der anderen Seite muss man mal wieder feststellen, dass Garvey weiß, wie man Ohrwurmqualitäten in einem Song unterbringt. Interessanter ist "End Of The Show". Da lebt Garvey seine elektronischen Einflüsse aus. Das ist kantiger und wesentlich sperriger wie alles, was man von ihm kennt.
Fazit: Die eigentliche Albumauskopplung "Can´t Stand The Silence" ist schon eine dezente Kurskorrektur, hat aber immer noch die eingebaute Radiohrwurmqualität mit an Bord. Die zweite Nummer "End Of The Show" ist interessanter und bei dem Stück hört sich Garvey dann auch richtiggehend befreit an. Das Ding poltert mehr, ist gleichzeitig aber auch sehr elektronisch. Interessant, interessant.
Text: Torsten Schlimbach