Jethro Tull´s Ian Anderson: Thick As A Brick – Live In Iceland (SD-Blu-ray)

Jethro Tull´s Ian Anderson: Thick As A Brick – Live In Iceland (SD-Blu-ray)

Eagle Vision/Edel

VÖ: 29.08.2014

 

Wertung: 9/12

 

Das Album „Thick As A Brick” von Jethro Tull ist eines der legendärsten Konzeptalben überhaupt. Da die gesamte Platte nur aus einem einzigen, durchgehenden Track besteht, nimmt selbige in der Musikgeschichte sowieso schon eine Sonderrolle ein. Die Scheibe wurde 1972 veröffentlicht und man darf dabei ja nicht vergessen, dass die Veröffentlichungen damals auf Vinyl stattfanden. Man konnte dieses Mammutwerk also nicht durchgängig hören, sondern musste zwischendurch aufstehen und die Platte umdrehen. 2012 hat Jethro Tull-Kopf Ian Anderson die Geschichte um Gerald Bostock weitergeführt und „Thick As A Brick 2: Whatever Happened To Gerald Bostock?“ veröffentlicht. Damit ging es dann auf Tour, die Anderson und seine Musiker auch nach Island führte. Dort wurde auch die vorliegende SD-Blu-ray aufgezeichnet.

 

Jethro Tull und Ian Anderson hat es immer wieder nach Island verschlagen und wie kaum ein anderer Musiker der Populärmusik hat Anderson eine besondere Bindung zu dem Land aufgebaut. Es dürfte kaum einen anderen Künstler geben – Isländer selbstverständlich mal ausgenommen – der derart oft den Weg nach Island gefunden hat. Die Aufnahmen zu „Thick As A Brick“ fanden in Reykjavik in der neu gebauten Harpa Concert Hall statt. Ian Anderson griff hier übrigens auch auf seine eigenen Overdubs der Originalaufnahmen zurück. Das Ergebnis ist für die Ohren und Augen in jeglicher Hinsicht ein überbordendes Ereignis. „Thick As A Brick – Live In Iceland“ ist vielmehr als nur ein normales Musikkonzert, aber anders hätte man dieses Projekt auch nicht präsentieren können.

 

Aus technischer Sicht ist diese Blu-ray nahe an der Perfektion dran – zumindest im Hinblick auf die technischen Möglichkeiten dieser Tage! Das Bild dürfte kaum Wünsche offen lassen. Kompressionsfehler sind nicht auszumachen und auch ein Graining wurde nicht festgestellt. Die Bühne wird mehrmals sehr stark ausgeleuchtet, auch hier geht das Bild nicht in die Knie und die Farben wirken sehr satt, aber trotzdem natürlich. Der Schwarzwert darf durchaus für weitere Veröffentlichungen als Referenz herangezogen werden. Bei der Produktion hat man zudem ein sehr ruhiges Händchen bewiesen und somit ist der Schnitt sehr angenehm. Die Komplexität der Musik wird auch tontechnisch sehr gut herausgearbeitet. Gerade den Musikern wurde bei der Reproduktion des Sounds einiges abverlangt, dies wurde auf unnachahmliche Art und Weise gemeistert. Wenn man ein Haar in der Suppe suchen will, dann könnte man vielleicht bemängeln, dass die Geschichte etwas frontlastig ist, aber letztlich fällt das nicht weiter negativ ins Gewicht. Hier wurde jede noch so feine Nuance herausgearbeitet und ist klar und deutlich zu hören. Das schält sich druckvoll aus den Boxen, aber trotzdem ist das nicht übersteuert und die vielen ruhigen Passagen sind ein Hochgenuss. Für Fans geht da ein Traum in Erfüllung.

 

Und Fans ist dann auch das Stichwort, denn wer sich nicht zu den Anhängern zählt, wird sich mit dieser Veröffentlichung mitunter sehr schwer tun, da nützt auch die brillante Umsetzung nichts. Die komplette und komplexe Geschichte um Gerald Bostock wird kongenial umgesetzt, hat aber eben sehr wenig mit einem Rock-Konzert zu tun. Hier geht es ans Eingemachte und das ist sehr viel näher an einer Theateraufführung oder Musical dran. Gerald Bostock wird zum Leben erweckt. Ryan O´Donnell kommt da die Rolle des Schauspielers, Tänzers und Sängers zu. Visuell wird das durch die Einspieler auf der Videoleinwand noch verstärkt. Ian Anderson fungiert dabei als eine Art Zirkusdirektor. Er spielt nicht nur die Flöte, die Gitarre und singt, nein, er nimmt auch die Rolle des Erzählers ein oder schauspielert gar ein bisschen, beispielsweise wenn der berühmte Telefonanruf simuliert wird. Der Mann ist übrigens erstaunlich gut bei Stimme!

 

Manche Einspieler und Einlagen mögen verstörend wirken – auch die Bandmitglieder sind sehr schön in die Geschichte eingebaut worden und müssen auch noch ihr Talent als Schauspieler unter Beweis stellen – aber so ist das Leben, zumindest von Gerald Bostock. Im Bonusmaterial gibt es dazu auch noch ein paar weitergehende Ausführungen von Anderson. Eine sehenswerte Workshop-Performance mit Montreux-Jazz-Festival-Gründer Claude Nobs und „Banker Bets, Banker Wins“ von eben diesem Festival aus dem Jahre 2012 runden diese Blu-ray sehr schön ab.

 

Fazit: Für Fans ist diese Veröffentlichung ein absoluter Pflichtkauf. „Thick As A Brick“ wird hier wirklich brillant umgesetzt. Aus technischer Sicht ist diese Scheibe schon ein Sahneschnittchen, denn sowohl das Bild, wie auch der Ton kann man durchaus als Referenzwerk bezeichnen. Was dort auf die Bühne gezaubert wird ist wesentlich näher an einem Theaterstück oder einem Musical denn einem Rock-Konzert dran. Dies versteht sich bei der komplexen Geschichte um Gerald Bostock aber eigentlich von alleine. Das ist dann aber auch mal anstrengend und die eine oder andere Länge ist da auch vorhanden. Was Ian Anderson da auf die Beine gestellt hat ist aber zu jeder Zeit äußerst faszinierend!

 

http://jethrotull.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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