Tina Turner: Private Dancer (30th Anniversary Edition)

Tina Turner: Private Dancer (30th Anniversary Edition)

Warner

VÖ: 26.06.2015

 

Wertung: 8/12

 

Tina Turner hat in ihrer langen Karriere gleich mehrere musikalische Leben geführt. Das Jahr 1984 gehört sicher zu ihren außergewöhnlichsten Erfahrungen. „Private Dancer“ markiert nicht nur einen Höhepunkt in ihrer musikalischen Vita, es war seinerzeit auch ein Combackalbum, wie es die Welt noch nicht gesehen hat. Die Platte hielt sich alleine in Deutschland sensationelle 94 Wochen in den Charts. Dabei darf man ja nicht vergessen, dass dies damals wirklich noch etwas bedeutete und man auch eine Menge Alben an die Frau und den Mann bringen musste. Mit dem heutigen Trauerspiel, was sich da Charts nennt, ist das nicht mehr vergleichbar. Jetzt wird „Private Dancer“, fast auf den Tag genau, 30 Jahre später erneut mit jeder Menge Bonusmaterial veröffentlicht.

 

„Private Dancer“ ist wohl eines jener Alben, die man als Meisterwerk betiteln muss. Dies dürfte in erster Linie an dem immensen Erfolg der ausgekoppelten Singles liegen – die kennt nämlich auch heute noch fast jedes Kind. Der Sound von „Private Dancer“ hingegen ist recht dürftig, auch in der Anniversary Edition. Die typische 80er-Produktion, die alles andere als zeitlos ist, kriegt man natürlich nicht mehr aus den Songs heraus. Das ist eben so, ruft aber auch die eine oder andere Erinnerung hervor.

 

Eine erstaunliche Eigenschaft von Tina Turner war es stets, die Fremdkompositionen zu ihren eigenen Songs zu machen. Es dürfte immer noch eine stattliche Anzahl an Hörern geben, die denken, dass „Pirvate Dancer“ aus ihrer Feder stammt. Das ist natürlich nicht der Fall. So stammt der beste Song und Namensgeber - „Private Dancer“ - aus der Feder von Mark Knopfler. Tina Turner hat das Stück zwar zu ihrem gemacht, hört man aber dem Arrangement genau zu, dann wird vom Klavier über das Saxofon bis hin zur Gitarre – speziell ab Minuten 4:20 – ziemlich deutlich, dass das die Handschrift von Knopfler ist. Mit „What´s Love Got To Do With It“ gibt es einen weiteren, eher ruhigen Übersong auf dieser Platte. Der Song ist Tina Turner auf den Leib geschrieben worden - besonders textlich - und spiegelt auch ein bisschen ihr Leben wieder.

 

„I Can´t Stand The Rain“ dürfte so ziemlich zum Besten gehören, was die 80er auf dem R&B-Sektor zu bieten haben. Gospel, Blues, Pop – alles da. Es spielt da keine Rolle, dass „Nutbush City Limits“ dafür Pate gestanden haben muss. Das Tempo ist ein anderes und doch sind die Parallelen allzu deutlich. „Let´s Stay Together“ ist ein weiterer Megahit der Platte. Die fluffige Funkgitarre macht Spaß, ansonsten dürften alle an der Nummer ihre Freude haben, die auch Barry White zu schätzen wissen. Das Ding wurde nicht umsonst die meistverkauften 12"-Maxi-Disc in der Geschichte Amerikas

 

Ansonsten hat das Album mit „Help!“ den berühmten Beatles-Songs an Bord. Tina Turner nimmt da den Fuß vom Gaspedal und macht eine Art Klagelied daraus. Das ist allerdings auch ziemlich kitschig und kommt freilich nicht an das Original heran. Mit „1984“ frönt sie dann auch noch ihrer Liebe zu David Bowie. Meistert sie ordentlich. „I Might Have Been Queen“, „Show Some Respect“ (mit typischem Gitarrenspiel für einen Tina Turner Song), „Better Be Good To Me“ oder „Steel Claw“ sind ordentlich, aber alles andere als zeitlos. Der Paul Brady Track („Steel Claw“) hat aber unglaubliche Ohrwurmqualitäten.

 

Mit „Ball Of Confusion (That´s What The World Is Today)“ ist auf der zweiten CD auch die Nummer vertreten, die die Initialzündung für die Zusammenarbeit mit Martyn Ware von Heaven 17 darstellte. „I Wrote A Letter“ wurde von der Hamburgerin Inga Rumpf geschrieben und ist ein schöner, straighter Rocksong. „Rock ´n´ Roll Widow“ wird zwar erstklassig gesungen, ist aber von einer schrecklichen Produktion durchzogen und ziemlich langweilig. Das fordernde „Don´t Rush The Good Things“ oder „Keep Your Hands Off My Baby“ ist jeweils interessanter wie so manches auf dem eigentlichen Album.

 

Die Live-Version von „Tonight“ mit David Bowie ist eine nette Geschichte. Das gilt auch für „Let´s Pretend We´re Married“. Die ganze 12´ Remixe sind nett, braucht man aber nicht wirklich. Aber auch das gehört zur Musikkultur der 80er. Mit „We Don´t Need Another Hero“ und „It´s Only Love“, ein Duett mit Bryan Adams, sind auf der zweiten CD noch zwei Knaller enthalten. „One Of The Living“ rundet das interessante Bonusmaterial ab.

 

Fazit: Tina Turner ist eine (Rock)Ikone und mit „Private Dancer“ hat sie in den 80ern ihr Meisterwerk vorgelegt, welches sie in den Olymp beförderte. Dreißig Jahre später sind die damals ausgekoppelten Singles immer noch präsent. Die Produktion lässt zwar keine Zweifel über das Entstehungsjahrzehnt aufkommen und doch sind das Klassiker und Welthits, die Musikgeschichte geschrieben haben. Die 30th Anniversary Edition hat noch eine zweite CD mit jeder Menge Bonusmaterial zu bieten. Wer das Album also noch nicht in seiner Sammlung hat, sollte nun nicht mehr länger überlegen und diese Lücke schließen.

 

http://www.tinaturnerlive.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Tina Turner: Love Songs

Tina Turner: Love Songs

Warner

VÖ: 14.02.2014

 

Wertung: 6/12

 

Was macht eigentlich Tina Turner so? Vermutlich genießt sie ihr Leben in Küsnacht bei Zürich. Ihren wohlverdienten Ruhestand könnte man auch sagen, denn musikalisch ist sie ja schon länger nicht mehr in Erscheinung getreten. Nach der Tour 2009 und dem Album „Children Beyond“, welches aber ja auch nicht mit einem regulären Studio-Album zu vergleichen ist, herrscht in musikalischer Hinsicht Funkstille. Letztes Jahr sorgte sie noch mal für einigen Wirbel, als sie ihren deutschen Dauerfreund Erwin Bach heiratete und dazu auch noch die schweizerische Staatsbürgerschaft annahm. Jetzt wird noch mal eine Zusammenstellung von ihr veröffentlicht, die letztlich kaum einer braucht.

 

Wann fing es eigentlich an, dass die Musikindustrie nach dem Weihnachtsfest auch noch den Valentinstag auserkoren hat um ein paar obskure Veröffentlichungen auf den Markt zu schmeißen. Der Kommerz kennt mal wieder keine Grenzen. Mal ehrlich, wer bitteschön braucht denn „Love Songs“ von Tina Turner? Fans haben die Songs längst in den heimischen vier Wänden. Alle Verliebten dürften den einen oder anderen auch längst auf diversen kuscheligen Samplern im Schrank stehen haben. Abgesehen davon gab es ja nun auch schon genug legale und halblegale „Best Of´s“ oder „Greatest Hits“ von Tina Turner. Der Unterschied zu „Love Songs“ ist lediglich, dass man „Nutbush City Limits“ hier nicht noch unter einem seltsamen Vorwand verbraten konnte. Dafür gibt es aber „River Deep Mountain High“. Nun denn.

 

Überhaupt wird der Begriff „Love Songs“ hier sehr weit gefasst. „The Best“ erfüllt diese Vorgaben sicher auch nicht im klassischen Sinne. „I Don´t Wanna Lose You“, „Two People“ oder „Private Dancer“ passen da sicher wesentlich besser ins Bild. Auf „Love Songs“ ist die Klassiker-Dichte naturgemäß immens hoch. Wer nicht gerade zum Kern der Hardcore-Fans zu zählen ist, wird aber mit „Why Must We Wait Until Tonight“ oder dem schmalzigen „Be Tender With Me Baby“ erstmals in Berührung kommen. Viel leichte Kost gibt es da auf die Ohren und „Don´t Leave Me This Way“ oder „I Don´t Wanna Fight“ könnten von jedem x-beliebigen Popmäuschen sein, wenn da nicht diese Ausnahmestimme aus den Boxen käme. Das ist sicher auch mal ganz nett, denn ein Song wie „Whatever You Need“ macht sogar Laune. Das ist ein bisschen wie bei der Ernährung: leichte Kost muss auch mal sein, jeden Tag Filet ist ja irgendwie auch langweilig.

 

Fazit: Wer meint seiner Liebsten ein einfallsloses Geschenk machen zu müssen, rennt am Valentinstag schnell in den Laden und kauft „Love Songs“ von Tina Turner. Wer diesen erfunden Kommerztag mitmacht dürfte aber von Hause aus ja sowieso bei einer solchen Zusammenstellung richtig liegen. Glückwunsch! Über die Qualität der älteren Tina Turner Songs muss man sowieso nicht diskutieren, die ist ja zweifelsfrei vorhanden. Auf spätere Werke trifft dies leider nicht uneingeschränkt zu. Von allem gibt es hier ein bisschen zu hören. „Love Songs“ reiht sich schließlich nahtlos in die völlig sinnfreie Flut der Zusammenstellungen ein, spannt dabei aber immerhin einen Bogen über drei Dekaden. Die Nachfrage gibt den Machern aber letztlich recht.

 

http://www.tinaturnerofficial.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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