James Blake: Enough Thunder (EP)
Universal
VÖ: 07.10.2011
Tipp!
An James Blake scheiden sich die Geister. Ist dies nun ein Genie und Pionier oder macht er vielmehr unhörbare Musik? Sind diese Klangwelten überhaupt noch als Musik zu bezeichnen? Fakt ist jedenfalls, dass der 22-jährige in England als der heißeste Newcomer gehandelt wird, den man momentan zu bieten hat. Zugegeben, das mag noch nicht viel heißen, denn im Grunde gilt das auf der Insel für jeden, der irgendwas mit Musik am Hut hat. Man spricht jedenfalls über dieses Talent, manche gar ehrfurchtsvoll.
Es scheint ebenso sicher, dass Blake ein komischer Kauz und Eigenbrödler ist. Mit „Enough Thunder“ legt er nach seinem Debüt nun noch mal eine EP nach. Das Ding hat er – natürlich - zu Hause aufgenommen. Wo denn auch sonst? Die sechs Songs, sofern man überhaupt von Songs sprechen kann, verfolgen erneut einen ganz minimalistischen Ansatz. Die Stimme wurde per Effekte bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Das Ergebnis lässt sich nicht so leicht in eine Schublade pressen. Genau dies ist es, was James Blake so besonders macht! Das ist Minimal-Techno, aber eben auch Gospel und Soul. Die Joni Mitchell Nummer „A Case Of You“ begleitet er am Piano und macht daraus ein regelrechtes Soulstück, welches ganz viel Wärme ausstrahlt, was wiederum sehr ungewöhnlich für Blake ist.
„Not Long Now“ baut sich hingegen hypnotisch und orchestral auf. Auf ganz leisen Sohlen flirrt und pluckert das dahin. Das entfaltet schon eine gewisse Sogwirkung. Auch „We Might Feel Unsound“ geht in diese Richtung. Das Genie von Blake zeigt sich aber an der unbemerkten Vielfältigkeit. Unbemerkt deshalb, weil ein Song wie „Enough Thunder“ eben auch bis auf das Wesentliche reduziert ist, aber eben als Klavierstück konzipiert wurde und somit einen ganz anderen Ansatz verfolgt.
Fazit: Wer James Blake und sein Debütalbum für großartig befunden hat, muss sich auch seine neue, sechs Song starke EP „Enough Thunder“ zulegen. Zwischen minimalistischen Soundcollagen und Klavierstücken hat der Meister der Effekte ein musikalisches Gemisch angerührt, welches man so nicht jeden Tag auf die Ohren bekommt. James Blake ist anders, aber eben auch interessant und mit viel Talent gesegnet!
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Text: Torsten Schlimbach