Melanie Wiegmann & Carl Carlton: Glory Of Love

Melanie Wiegmann & Carl Carlton: Glory Of Love

Sony

VÖ: 01.09.2023

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Entschuldige bitte, liebe Melanie Wiegmann, dass hier ganz kurz Carl Carlton ein bisschen in den Vordergrund gerückt wird. Es heißt ja oft, dass Deutschland keine Musiker von Weltruhm haben würde. Klar, Kraftwerk, Can oder Neu! und der Ruf der Scorpions ist außerhalb Deutschlands auch immer noch sehr gut und dann wäre da noch diese unsägliche Band, deren Sänger gerade sehr negativ in den Schlagzeilen steht. Gerne übersehen wird allerdings Carl Carlton. Eigentlich kann man den Mann gar nicht übersehen, denn seine Statue ist riesig. Er ist aber auch als Musiker ein Riese. Nicht umsonst bauen von Westernhagen über Lindenberg bis zu Maffay alle auf seine Gitarrenkünste. Der Mann genießt aber weit über unsere Landesgrenzen hinaus einen exzellenten Ruf. Ein Musiker von Weltruhm, der sich angenehm zurückhalten kann und dem man seine Begeisterung für die Musik, oftmals amerikanischer Prägung, immer anhört. Mit Melanie Wiegmann hat er eine kongeniale Partnerin an seiner Seite. Das gemeinsame Album „Glory Of Love“ strahlt mit jedem Ton aus, dass dies hier alles eine Herzensangelegenheit ist.

 

Wie so viele anderen Alben auch, ist „Glory Of Love“ ein Album der Pandemie. In den letzten drei Jahren wurden die Songs in Berlin, Irland und Malta auf den Weg gebracht. Melanie Wiegmann und Carl Carlton haben hier Coverversionen von weitestgehend bekannten Songs aufgenommen – bekannt, sofern man Fan von handgemachter Musik ist. Im März 2020, als die Welt so langsam stillstand, reiste Melanie Wiegmann nach Malta um ihren Carl zu besuchen. Der Aufenthalt dort wurde länger als geplant. Es entstand ein Album mit dem Oberthema „Liebe“. Das hört man auch! Es geht hier keineswegs um eine kommerzielle Verwertung – wie schon geschrieben: es ist eine Herzensangelegenheit.

 

„Black Muddy River“ ist eine wunderschöne Interpretation der beiden. Das Covermotiv des Albums wird hier quasi musikalisch zum Leben erweckt. Die beiden harmonieren so wunderbar miteinander. Das wundervolle Spiel von Carlton fügt sich sanft in den glasklaren Gesang von Wiedmann ein. Gesanglich passt es ebenfalls. Americana at its best! Das schmissige „Glory Of True Love“ könnte man so in jeder Trucker-Kneipe spielen. Dies ist übrigens nicht despektierlich gemeint, sondern bitte ausdrücklich als Kompliment zu verstehen! Es haut nicht alles hin, aber das liegt dann auch teilweise daran, dass man sich als Hörer nicht unbedingt vom Original lösen kann. „Sunday Morning“ kann man einfach nicht von The Velevet Underground trennen und die Version der beiden ist einfach zu brav. Ohne das Wissen um das Original ist es allerdings eine schöne Version.

 

Das filigrane „Dance Me To The End Of Love“ funktioniert erstaunlich gut – obwohl man natürlich Leonard Cohen im Gedächtnis hat. Das Duo meistert das gemeinsam ganz vorzüglich. Filigran ausgearbeitet, toll arrangiert und instrumentiert, ist das Stück so ein Hochgenuss. „Dreamer“ ist ebenfalls eine Wohltat und natürlich darf Dylan nicht fehlen. „A Hard Rain´s Gonna Fall“ ist auf leisen Sohlen und mit Akustikgitarre und dann dem kraftvollen Duogesang zum Niederknien. Auch der Sologesang von Carlton passt. „Wildflowers“ von Tom Petty schließt sich nahtlos an. Zur Geschichte der beiden und zum Albumthema ist „I´ll Be Your Baby Tonight“, aber sicherlich auch „Love Hurts“ wie gemalt. Abermals beides unfassbar toll umgesetzt und instrumentiert. Mit „Route 66“ und „The Rose“ gibt es zwei tolle Rausschmeißer. Und nicht nur immer auf die formidable Gitarrenarbeit achten, auch das Mundharmonikaspiel ist toll!

 

Fazit: „Glory Of Love“ ist ein tolles Album, mit vielen schönen Coverversionen. Man hört dem Werk zu jeder Sekunde an, dass es sich hierbei um eine Herzensangelegenheit handelt: toll instrumentiert, schon in Szene gesetzt und auch gesanglich harmonieren die beiden vorzüglich. Kein Werk für den großen Mainstream, aber ein Album für Musikliebhaber!

 

https://carlcarlton.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

Carl Carlton And The Songdogs: Lifelong Guarantee - The Best Of

Carl Carlton And The Songdogs: Lifelong Guarantee - The Best Of

Staages Music / Cargo

VÖ: 13.09.2019

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Wenn man einen einzigen Namen eines Musikers aus Deutschland nennen müsste, welcher international ganz oben mitspielen könnte, dann wäre es wohl Carl Carlton. Den Mann hat so ziemlicher jeder Deutsche mal auf irgendeiner Bühne gesehen. Er ist der große Mann mit der Gitarre an der Seite von Lindenberg, Maffay oder Westernhagen, der sich immer in den Dienst des jeweiligen Chefs stellt, dabei aber oftmals ziemlich geniale Sachen an den sechs - bisweilen zwölf - Saiten fabriziert. Musikliebhabern ist natürlich bekannt, dass der Mann auch immer irgendwo etwas Eigenes am Start hatte. Mit den Songdogs hatte er stets eine musikalische Spielwiese, die seiner eigenen Vorliebe, nämlich der amerikanischen (Roots)-Musik, entspricht. Jetzt wird eine Werkschau von Carlton und seinen Songdogs veröffentlicht.

 

„Lifelong Guarantee“ ist die lange erwartete Retrospektive von Carl Carlton und seiner Band, die eher einem offenen Kollektiv gleicht – zumindest, wenn man sich mal anguckt, wer schon alles ein Songdog war. Die beiden vorliegenden CDs bilden nun einen herrlichen Querschnitt des Schaffens. Drei Alben und eine Live-CD scheinen oberflächlich betrachtet jetzt nicht so viel Material herzugeben, aber Papier ist ja bekanntlich geduldig. Hört man sich die 31 Tracks in Gänze an, dann sieht es schon wieder ganz anders aus. Das ergibt alles Sinn.

 

Die Musik ist – anders als die seiner Brötchengeber in Deutschland – ganz fest in der amerikanischen Tradition verwurzelt. Da ist von Rock über Blues bis hin zum Folk und klassischem Americana alles dabei. Der titelgebende Track hört sich dabei, wie so vieles andere auch, an, als hätte man The Band, die Rolling Stones, Tom Petty und Springsteen zusammen in einem Studio eingesperrt. Nein, Carl Carlton klaut sich die Musik nicht zusammen, so ist das keineswegs zu verstehen, seine Songs passen nur allzu gut in diese Reihe. Es ist aber nicht nur die Gitarre, die da als dominierendes Element auszumachen ist, sondern auch die Bläsersektion kriegt immer ordentlich was zu tun.

 

Bei „Let It Rain“ sind es dann eher die Keys, die hervorstechen. So ein kleines bisschen Reggae ist in der Nummer auch zu finden. Großartig. Und die Emotionen, die da transportiert werden, sind nicht am Reißbrett entstanden, sondern echt. „Florence“ hört man an, dass da beim Einspielen eine ganze Menge Spaß mit an Bord war. Nicht verkopft, sondern intuitiv. „One-Eyed Dog“ oder „Days Of Magic“ sind klassischer Rock, während „Love, Unterstanding & Respect“ endgültig beim Reggae angekommen ist.

 

„Keep On Swingin´“ swingt zwar nicht, groovt aber wie Hölle. „King Of Nothing“ erinnert an Dylan – in der Art der Phrasierung, aber auch der Ausarbeitung. „Heartworn Freeload“ klingt dann wiederum nach Petty, während „Bring It On Home“ auch noch ein wenig den Funk aufleben lässt. Lässig aus der Hüfte. Selbst die Coverversion von „For What It´s Worth“ ist grandios. Auch „Toast To Freedem“, jene Nummer die er mit Helden wie  Levon Helm, Kris Kristofferson, Warren Haynes, Donald Fagen, Keb Mo, Rosanne Cash, Marianne Faithfull, Jimmy Barnes, Jane Birkin, Eric Burdon und Larry Campbell aufgenommen hat, ist vertreten.

 

Fazit: Lifelong Guarantee“ ist eine wundervolle Retrospektive von Carl Carlton und seinen Songdogs. Das ist ehrliche und authentische Musik mit sehr, sehr viel Herz. Wie auch der Mensch Carl Carlton, kommt das alles sehr herzlich rüber. Eine wohltuende Ausnahme in dieser verrückten Welt! Ein „Best Of“, welches man sich durchaus in den Schrank stellen sollte!

 

http://carlcarlton.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

Carl Carlton: Woodstock & Wonderland Live

Carl Carlton: Woodstock & Wonderland Live

Staages Music/Cargo Records

VÖ: 17.03.2017

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Würde es Carl Carlton nicht geben, man müsste ihn glatt erfinden. Der Mann lebt und liebt die Musik wie kaum ein Zweiter in diesem Land. Mitunter ist der Gitarrist sogar der einzige Künstler aus Deutschland, der tatsächlich jedem internationalen Vergleich, wenn es um handgemachte Musik nach alter Tradition geht, standhält. Meist steht der Große bei uns auf der Bühne neben Lindenberg, Westernhagen oder Maffay und macht irgendwas ganz Tolles auf den sechs Saiten. Abgesehen davon ist Carl Carlton ein wirklich netter und sehr angenehmer Zeitgenosse mit dem Herz auf dem richtigen Fleck! Mit „Woodstock & Wonderland Live“ wird nun eine Doppel-CD veröffentlicht, die Carl Carlton und seinem Musikverständnis am ehesten gerecht wird. Der Mann gehört einfach auf die Bühne!

 

Wer seinen bisherigen Werdegang verfolgt hat, wird anhand des Titels unschwer erkennen, dass die vorliegende Veröffentlichung die beiden Konzerttourneen von 2015/16 - „Spirit Of Woodstock“, „Spirit Of Wonderland“ - abbildet. Daraus wurden nun 17 Songs ausgewählt.

 

Carl Carlton ist sicher nicht der weltbeste Sänger, aber das weiß er auch selber. Dafür hat er eine sehr angenehme Singstimme wenn er denn vor das Mikrofon tritt. Es geht ja auch nicht darum möglichst perfekt zu sein, sondern die Musik zu leben und das tut der Mann. Handwerklich ist sein Können natürlich über jeden Zweifel erhaben. Dabei geht es weniger um die Technik, sondern um sein intuitives Spiel. Höher? Schneller? Weiter? Nicht mit Carl Carlton. Gitarre spielen ist ja schließlich kein Höchstleistungssport. Dies bedeutet natürlich nicht, dass es nicht auch mal ein amtliches Solo wie bei „Invincible“ gibt.

 

Mit „Woodstock“ von Joni Mitchell fängt das Set ganz hervorragend an. Da wird ein toller Spannungsbogen aufgebaut und atmosphärisch ist dieses feine Stück herausragend. Carl Carlton und seine Musiker fallen mit diesem eher düsteren Songs auch nicht mit der Tür ins Haus, sondern kommen auf ganz leisen Sohlen daher. „The Weight“ von Robbie Robertson ist einer der Lieblingssongs von Carl Carlton und entsprechend eindringlich ist die musikalisch Interpretation. Es ist ja nie so einfach, einen Klassiker der Musikgeschichte zu covern, aber die Band macht das hier auf eine sehr schöne Art und Weise. „Cissy Strut“ ist funky und das lässige „Don´t Do It“ groovt wie Sau. Die gefühlvolle Interpretation der Springsteen-Nummer „Atlantic City“ dürfte auch dem Boss gefallen. Der Mann kann auch erdigen Blues, wie er mit „Little Red Rooster“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Na gut, „The Times They Are A-Changin´“ wirkt nun wirklich etwas ausgelutscht.

 

„Moonlight In New York“ ist zwar etwas windschief, versprüht aber sehr viel Charme. Das zärtliche „Little Men In The Radio“ passt danach perfekt in das Set. Übrigens, neben einigen eigenen Stücken aus seinem letzten Studio-Album „Lights Out In Wonderland“ ist auch der 2011 zum 50jährigen Jubiläum von Amnesty International von Carl Carlton und Larry Campbell komponierte Titel „Toast To Freedom“ enthalten. Da darf man sich schon mal auf eine dicke Gänsepelle einstellen.

 

Fazit: „Woodstock & Wonderland Live“ unterstreicht nachhaltig, warum Carl Carlton einer der besten Musiker dieses Landes ist. Er fühlt sich ganz der amerikanischen Musiktradition verpflichtet. Mit grandiosen Musikern im Rücken setzt er die Songs kongenial um. Atmosphärisch ist das unglaublich dicht, dazu gleichzeitig sehr geerdet, charmant und sympathisch und in der Umsetzung wirklich sehr gelungen!

 

http://carlcarlton.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

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