Mark Miller: Auf Tour mit Bob Marley
Hannibal Verlag
VÖ: April 2011
Wertung: 6,5/12
Der Kult um Bob Marley ist ungebrochen. Die Ikone des Reggae ist so populär wie eh und je. Immer neue Generationen sind von seiner Musik fasziniert und von und durch seine Person verzaubert. Die
Verehrung kennt keine Grenzen. Leider wird mit dem Namen Bob Marley auch viel Schindluder betrieben und unzählige Zeitgenossen bereichern sich, nur weil irgendein Produkt sein Konterfei trägt.
Darunter kann man auch so manches Buch einordnen. Der jeweilige Schreiberling kennt die Geschichten dann auch nur vom Hörensagen. Jetzt kommt endlich ein Mann zu Wort, der aus dem Nähkästchen
plaudern kann: Mark Miller.
Mark Miller war mehr als drei Jahre der Stage Manager von Bob Marley und zählte zu den engsten Vertrauten während der Tour - gerade auch für die Wailers. Miller hatte aber schon reichlich Erfahrung
gesammelt, bevor er sich Bob Marley anschloss. Bis dahin war er schon für Stars wie Elton John und Rod Stewart tätig. Insgesamt trug er für 124 umjubelte Marley-Konzerte die Verantwortung. Bob Marley
verstarb 1981 an Krebs, Mark Miller blieb dem Reggae aber bis heute treu.
Für drei Jahre Tour ist das Buch mit 208 Seiten ziemlich dünn. Zieht man dann die Diskografie, die sehr löbliche Chronologie über das Leben von Bob Marley, die Auflistung der 124 Konzerte von Mark
Miller mit Marley und den Wailers, Fotos und sonstige (netten) Kleinigkeiten ab, dann bleibt als purer Text mit nicht mal 150 Seiten nicht mehr besonders viel übrig - jedenfalls nicht, wenn man einen
umfassenden Einblick in das Tourleben haben möchte. Wer zu Beginn des Buches aufmerksam gelesen hat, wird allerdings auch nicht mehr erwartet haben, da Miller freimütig einräumt, dass er viele
Erinnerungslücken hat, er aber sein Bestes versucht alles so genau wie möglich zu beschreiben.
Für Beinhartfans ist das Buch wenig erhellend, da vieles eher vage bleibt oder sicher schon bekannt ist. Für Neueinsteiger hingegen ist das Buch sehr zu empfehlen, da man hier einen ersten Eindruck
vom Innenleben der Band bekommt. Auch, wenn Mark Miller zu Recht die Ausnahmestellung von Bob Marley im Musikgeschäft immer wieder betont, spart er auch nicht mit kritischen Tönen. So kann man ganz
gut herauslesen, dass Marley seiner Band nicht immer als Sonnenschein gegenüber getreten ist und er auch ziemlich unwirsch werden konnte. Auch Rita Marley kommt nicht immer gut weg. Ohne Umschweife
schreibt der ehemalige Stage Manager von Marley, dass er sich in Jamaika auch nie wohlgefühlt hat.
Wenn mal eine wirkliche Anekdote erzählt wird, dann ist diese auch extrem unterhaltsam. In Jamaika waren es viele Taschen voller Marihuana mit denen die Band empfangen wurde, in Deutschland waren es
Maschinenpistolen (Miller räumt dann allerdings in den Fußnoten ein, dass dies aufgrund der Angst vor Terroristen geschah). Ein anderes Mal wurden der Band sämtliche Pässe abgenommen und so zu einem
weiteren Konzert gezwungen. Auch immer wieder schön, wenn Miller von seinen Reisen erzählt, auch mal gerne in einem Flugzeug wo die Kisten für das Equipment als Sitze dienen mussten.
Miller schildert auch, wie er das Vertrauen von Marley gewonnen hat, nämlich als er jeden Abend die Gitarre gefangen hat, die der Meister vorher hinter sich geschmissen hatte. Sachen gibt es! Traurig
wird es, wenn Miller darüber berichtet, wie die Krankheit langsam Besitz von Marley ergriff und er immer schwächer wurde.
Übrigens wird hier auch jedes Bandmitglied gewürdigt und kurz beleuchtet. Dabei werden die positiven und die negativen Seiten unter die Lupe genommen. Viele O-Töne von Bob Marley, denen ein eigenes
Kapitel gewidmet wird und ein Interview mit der Ikone des Reggae runden das Buch ab.
Fazit: Der Titel „Auf Tour mit Bob Marley" könnte etwas in die Irre führen, denn dafür ist das unter dem Strich etwas wenig und an viele Begebenheiten kann sich Mark Miller gar nicht mehr erinnern -
sagt er auch selber. Dafür kann mit anderen Dingen gepunktet werden, wie eben O-Töne von Marley oder Vorstellung der Wailers. Die vielen Fotos sind ebenfalls klasse und rar. Unter dem Strich ist das
Buch für Fans weniger interessant, für Neueinsteiger aber eine Fundgrube und ein guter Einstieg.
http://www.hannibal-verlag.de/
Text: Torsten Schlimbach