Willy DeVille: Live In The Lowlands (Blu-ray)
Eagle Vision/Edel
VÖ: 06.09.2013
Wertung: 7,5/12
Willy DeVille ist viel zu früh von uns gegangen. Er hat in seinem Leben viele Kämpfe gewonnen, gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs konnte er nicht gewinnen. Seine Kunst, seine Songs und seine Konzerte werden aber auf ewig in den Herzen der vielen Fans verankert sein. Mittlerweile ist der Mann zur Legende geworden und noch viele Generationen werden sich über seine großartige Musik austauschen. Wer sich von seinen Livequalitäten überzeugen möchte, kann dies nun anhand von „Live In The Lowlands“ tun. Die DVD-Version gibt es ja schon seit 2006, jetzt hat man das Material aber noch mal für eine Blu-ray aufgepeppt. Das war auch bitter nötig!
Das Konzert wurde 2005 im Rahmen seiner Tour zu „Crow Jane Alley“ in HD-Qualität gefilmt. Der Ort des Ereignisses war mit dem Paradiso in Amsterdam wie gemalt dafür. Dargeboten wurde ein Hitfeuerwerk, welches in seiner Vielfalt seinesgleichen sucht. Leider hat man bei den Aufnahmen geschludert und weder das Bild noch der Sound können überzeugen. Die kleinen technischen Unzulänglichkeiten treten zwar nur hin und wieder auf, sind aber derart ärgerlich, dass einem der Genuss dieser Blur-ray schon etwas verleidet wird – natürlich nicht komplett, aber an der einen oder anderen Stelle ist das schon nicht unerheblich!
Die Kameraführung ist oftmals sehr wackelig. Wenn da mit der Handkamera hantiert wird, hat das teilweise Bootlegcharakter. Das Bild ist dann auch sehr unscharf und – was noch schlimmer ist – uneinheitlich. Die Farben verändern sich von einem Moment auf den anderen doch sehr stark. Das ist einer HD-Aufnahme einfach unwürdig. Der Schwarzwert ist zwar nicht optimal, geht aber noch gerade so durch. Leider tritt hin und wieder ein Graining auf und das Bilderrauschen nervt dann auch gewaltig. Der Sound ist auch weit davon entfernt optimal zu sein. Die elektrische Gitarre von DeVille ist kaum zu hören und die Kuhglocken scheppern zu sehr. Fein austariert ist definitiv anders. Natürlich ist dies nicht durchgängig der Fall, aber irgendwie ziehen sich die Bild- und Tonprobleme wie ein roter Faden durch diese Blu-ray. Schade!
Der Auftritt von Willy DeVille mit seiner brillanten Band im Rücken ist nämlich eigentlich über jeden Zweifel erhaben. Zwar ist DeVille auch nicht ganz fit und sitzt den größten Teil des Konzerts oder muss sich aufstützten, aber wenn der Mann seine gelblichen und schiefen Zähne zeigt und zum Gesang ansetzt, dann ist die Gänsehaut vorprogrammiert. DeVille hatte einfach ein unglaubliches Charisma, mit dem er einen ganz Raum ausfüllen konnte. So auch das Paradiso in Amsterdam. Hammer! Seine beeindruckende Gestalt, eine Mischung aus Indianer und Schamane, verstärkt diesen Eindruck zusätzlich. Gesanglich sitzt da sicher nicht jeder Ton, aber für die Feinheiten hat er ja seine Band dabei. Selbige spielt traumwandlerisch sicher und legt DeVille einen Soundteppich aus, der nahe an der Grenze zur Genialität ist. Jedenfalls für diese Art von Musik.
Geboten wird hier ein Streifzug durch das gesamte Schaffen. Der Auftakt mit „Low Rider“ war perfekt gewählt. Spätestens mit „Come A Little Bit Closer“ war ein erster Höhepunkt erreicht. Und von da an ging es Schlag auf Schlag, mit einigen launigen Ansagen zwischen den Stücken vom Meister höchstpersönlich. „Slave To Love“, „Cadillac Walk“ und natürlich „Spanish Stroll“ waren ganz großes Kino. Die Version von „Hey Joe“ war und ist immer noch gewöhnungsbedürftig, aber so war er eben, der Willy DeVille. Glattgebügelte Künstler gibt es ja eh schon genug.
Fazit: „Live In The Lowlands“ ist als Blu-ray nicht immer überzeugend. Ton und Bild haben doch noch reichlich Luft nach oben zu bieten. Auf der anderen Seite ist der Auftritt von DeVille und seiner Band ganz vorzüglich. Wo kriegt man denn sonst noch eine Mischung aus Soul, Blues, Rock, Flamenco, Latin und den ganzen anderen Spielarten, denen sich dieser Ausnahmekünstler zeitlebens angenommen hatte, sonst noch geboten? Für Fans und Musikliebhaber ein Muss!
http://www.willydevillemusic.com/
Text: Torsten Schlimbach