Eminem: Shady XV

Eminem: Shady XV

Universal

VÖ: 24.11.2014

 

Wertung: 8/12

 

Er ist schon ein Fuchs, der Eminem. „Greatest Hits“-Alben veröffentlichen können viele, aber das Feld hat er ja sowieso schon abgegrast. Es wäre natürlich jetzt ein Leichtes gewesen da noch mal mit einem Update um die Ecke zu kommen. Eminem tickt aber bekanntlich anders und somit ist „Shady XV“ eine ganz andere Geschichte geworden. Es ist ja nicht mal ein neues Album von Eminem, gleichwohl die ganze Kiste natürlich durch und durch seine Handschrift trägt und der Rest im Grunde nur schmuckes Beiwerk ist. Mit der vorliegenden Doppel-CD wird nicht nur das 15-jährige Bestehen von Shady Records gefeiert, sondern gleichzeitig auch das Hier und Jetzt.

 

„Shady XV“ kann nämlich gleich mit dreizehn neuen Tracks punkten! Auch hierbei handelt es sich nicht um reine Eminem-Songs, derer es aber immerhin vier Stück auf die Ohren gibt. Genauso oft ist er auch noch als Feature-Gast danei und mit Bad Meets Evil lässt er dann auch noch einen neuen Track vom Stapel. Da dies aber auch eine Labelschau ist, verwundert es nicht weiter, dass auch Yelawolf mit neuem Material am Start ist. Auch das ist sicher ein geschickter Schachzug, da so auf einen Schlag der Käuferkreis noch mal vergrößert wird.

 

Eminem mag der Star von „Shady XV“ sein, sein Kronprinz sitzt ihm aber im Nacken. Yelawolf macht hier einen verdammt guten Job und stiehlt dem Meister bisweilen sogar die Show. Eminem kann – so ehrlich muss man dann auch mal sein – hier nicht mehr ganz an seine Großtaten der Vergangenheit anknüpfen. Natürlich steht er immer noch über den Dingen und verweist einen Großteil seiner Kollegen in die Schranken. Der Titeltrack „Shady XV“ hat dabei sogar mal wieder Hitpotenzial. Die Nummer geht gut in die Ohren und Beine und dürfte aufgrund des Aufbaus sogar noch den einen oder anderen Rockhörer einsammeln. „Psychopath Killer“ mit Slaughterhouse und Yelawolf ist ein verdammtes Brett. Die düstere Grundstimmung trägt das Stück ganz wunderbar. Einen kleinen Skandal gibt es dann auch wieder. Auf „Vegas“ erzählt Eminem dann allen wie er Iggy Azalea vergewaltigen würde. Die Dame hat übrigens per Twitter die richtigen und coolen Worte dazu gefunden. Ansonsten liefert Eminem da die gewohnte Kost ab.

 

Die große Zeit seiner Posse D12 dürfte auch vorbei sein. „Bane“ - ohne Eminem – ist wenig spektakulär und mit dem Hintergrundgewaber sogar nervig. Mit „Die Alone“ knüpft der Rapgott noch mal an die alte Stärke an. Für „Guts Over Fear“ hat er sich Sia eingeladen. Erinnerungen an Dido werden da wach und Sia ist ja sowieso ein Hitgarant, denn alles wo sie ihre Finger im Spiel hat wird zu Gold – egal ob als Songschreiberin oder Sängerin. Passt. Einer der Höhepunkte der ersten CD ist „Down“ von Yelawolf. Saustarker Beat und noch stärkerer Flow von dem Sprechtalent. Das Stück gehört definitiv zum Stärksten was es dieses Jahr in dem Genre auf die Ohren gab. Mit „Till It´s Gone“ beendet er diese CD dann auch mit einem extrem fetten Ausrufezeichen!

 

Die zweite CD ist dann die große Shady-Werkschau. Mit „I Get Money“ wird noch mal ganz fett unterstrichen zu was einst 50 Cent fähig war. „Purple Pills“ zeigt D-12 auch noch mal auf dem Höhepunkt des Schaffens. Diese Lässigkeit, gepaart mit den Versen direkt in die Fresse, konnten nicht viele – der Wu-Tang Clan mal außen vor. „Cry Now (Shady Remix)“ macht auch keine Kompromisse und haut einen vollends aus dem Sessel. „Let´s Roll“ deutet schon mal an zu was Yelawolf fähig ist, die Tracks auf der ersten CD sind aber mittlerweile noch dringlicher. „Wanna Know“ und „In Da Club“ sind weitere Höhepunkte dieser CD. Worauf wohl auch alle gewartet haben ist die Demoversion von „Lose Yourself“. Das Stück ist aber schon ziemlich ausgearbeitet, es fehlt noch etwas die Härte, aber sonst ist das schon relativ fertig. Für Fans aber sicher eine feine Sache.

 

Fazit: „Shady XV“ ist eine nette Werkschau, die aber auch ganz viel neues Material zu bieten hat. Eminem liefert hier ganz solide ab, ist aber nicht mehr der Überflieger vergangener Tage. Den Posten hat jetzt Yelawolf inne. Alles in allem macht das aber schon eine Menge Laune und gerade die unterschiedlichen Herangehensweisen der Künstler machen das Projekt so spannend. Auf der zweiten CD gibt es dann das Hitfeuerwerk. Feststellung: 50 Cent war ja auch mal richtig gut. „Shady XV“ erfüllt somit gleich mehrere Bildungsaufträge.

 

http://www.eminem.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

 

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