Beth Hart & Joe Bonamassa: Black Coffee
Mascot Label Group/Rough Trade
VÖ: 26.01.2018
Wertung: 9/12
Knapp fünf Jahre hat „Seesaw“ von Beth Hart & Joe Bonamassa auf dem Buckel. Umso schöner ist es, dass die beiden nun mit „Black Coffee“ ein neues Album veröffentlichen. Es war ursprünglich ja auch nicht abzusehen, dass Hart und Bonamassa in schöner Regelmäßigkeit gemeinsam arbeiten werden. Mittlerweile ist das sogar mehr als nur ein Projekt. Überraschend ist diese Veröffentlichung aber trotzdem und man muss sich schon fragen, wann die beiden Vielarbeiter denn überhaupt die Zeit für „Black Coffee“ gefunden haben. Als Produzent stand den beiden außergewöhnlichen Musikern Kevin 'The Caveman' Shirley zur Seite.
Dieses Album hat zehn Coversongs am Start. Hart und Bonamassa haben sich dazu einige Soul-Songs ausgesucht, die aber nicht unbedingt als Klassiker zu bezeichnen sind. Und selbstverständlich interpretieren die beiden diese Tracks auf ihre ganz eigene Art und Weise. „Give It Everything You Got“ wurde in einem Take live eingespielt! Mit voller Bandbesetzung, inklusive Bläsern und Backgroundchor. Und dann kann man sich dieses Edgar Winter-Stück mal anhören und staunen. Der Bass mittendrin ist famos, es gibt ordentlich Wah-Wah, Bonamassa spielt als wäre der Teufel hinter seiner Seele her und was Beth Hart da veranstaltet, kann man nicht lernen – das geschieht rein intuitiv. Diese Röhre ist einfach unglaublich. Mit Soul hat das natürlich nur am Rande zu tun: das ist Funk und das ist auch (Hard)Rock.
„Damn Your Eyes“ ist nicht weniger grandios, streift den Soul aber auch nur am Rande und ist eher im Blues zu verorten. Der Song „Black Coffee“ ist ein Stampfer vor dem Herrn. „Lullaby Of The Leaves“ ist eine gefühlvolle Nummer, die durch das dunkle Timbre von Beth Hart eine ganz besondere Note bekommt. Diese Interpretation macht Ella Fitzgerald alle Ehre. „Why Don´t You Do Right“ ist eine schöne Soul- und Blues-Mischung. „Saved“ legt noch mal ein paar Briketts zu und schafft den Spagat das alte Stück in die Jetztzeit zu transportieren. „Sitting On The Top The World“ ist ein altes Bluesstandard aus den 1930ern. Hier zeigt sich dann auch, warum Beth Hart und Joe Bonamassa perfekt zusammen harmonieren. „Joy“ ist natürlich wie gemalt für Bonamassa und eine große Spielweise, auf der er sich an und auf den sechs Saiten austoben kann. Die Ballade „Soul On Fire“ läutet wundervoll die Schlussphase ein. „Addicted“ ist ein weiterer Song, der sich eher langsamer aus seinem Kokon schält. Ein schöner Schmetterling wird das aber nicht unbedingt und plätschert leider etwas dahin.
Fazit: Alben von Beth Hart & Joe Bonamassa sind immer ganz besondere Leckerbissen. Mit „Black Coffee“ verhält es sich nicht anders. Die beiden interpretieren einige Klassiker, aber auch unbekannte (Soul-)Songs ganz wunderbar. Das ist oftmals zwar dann im Rock und Blues zu finden, aber das macht die Sache ja nicht schlechter. Beth Hart singt wieder auf ihre wundervolle intuitive Art und Bonamassa gibt wieder den Gitarrenhexer, aber stellt sich trotzdem in den Dienst der Mannschaft. Und diese Mannschaft, nämlich die Band dahinter, ist ebenfalls ganz famos. Ein Album für Musikliebhaber.
https://jbonamassa.com/
http://www.bethhart.com/
Text: Torsten Schlimbach
Beth Hart & Joe Bonamassa: Seesaw
Mascot Records/Rough Trade
VÖ: 17.05.2013
Wertung: 8,5/12
Beth Hart und besonders Joe Bonamassa sind derart produktiv, dass man das Gefühl hat, dass alle paar Monate eine neue Veröffentlichung in den Läden steht. Gemeinsam haben die beiden auch schon für Furore gesorgt. Das Album „Don´t Explain“ wurde von den Kritikern und Fans gleichermaßen gelobt und begeisterte die Massen. Folgerichtig wurde die ganze Geschichte, sprich Konzerte, auch visuell für die Nachwelt festgehalten. Danach ging jeder wieder seiner Wege. Sowohl Hart wie auch Bonamassa veröffentlichten eigenes Material. Bonamassa ist ja auch noch Mitglied einer Supergroup und das eine oder andere Konzert stand ja auch noch auf dem Plan. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass es gut und gerne zwei Jahre bis zur Veröffentlichung von „Seesaw“, dem zweiten gemeinsamen Werk von Hart/Bonamassa, dauerte. Es ist ja überhaupt erstaunlich, dass die beiden in ihrem Terminkalender noch Zeit gefunden haben, dass „Seesaw“ auf den Weg gebracht wurde.
Kevin Shirley saß dabei erneut als Produzent hinter den Reglern. Aufgenommen wurde die Platte erst im Januar 2013 in den kalifornischen Revolver Studios und in den The Cave Studios. Jetzt, da das Ding im Kasten ist, sind auch schon die Live-Daten raus, denn „Seesaw“ wird natürlich auch den Fans vorgestellt werden. Eine DVD ist ebenfalls geplant. Der Veröffentlichungskalender von Beth Hart und Joe Bonamassa ist also wieder gut gefüllt. „Seesaw“ erscheint zudem noch in verschiedenen Konfigurationen. Doch wie klingt „Seesaw“ überhaupt? Die beiden Blues Größen präsentieren dem Zuhörer hier mehr oder weniger Soulklassiker.
Das Album fängt mit „Them There Eyes“ allerdings recht überraschend an. Soul? Irgendwie schon, aber das Ding swingt, dass Frank Sinatra auf seiner Wolke ganz sicher auch mal mit dem dicken Zeh wackeln wird. Alles in allem wirkt die Nummer und der Vortrag aber auch etwas zahm und bräsig, da hat man in der Vergangenheit durchaus besseres Ohrenfutter von diesem Duo geboten bekommen. Zum Glück kann Beth Hart beim verschleppten und bluesigen „Close To My Fire“ zeigen, dass sie eine der ganz großen Sängerinnen des Planeten ist. Diese Phrasierung kann man einfach nicht lernen, die wird einem vom lieben Gott in die Wiege gelegt. Bei Beth Hart hat er anscheinend eine ganz große Portion dazu gelegt. Anschließend gibt es mit „Nutbush City Limits“ einen Klassiker, den man sich eigentlich nur mit der jungen Tina Turner vorstellen kann. Beth Hart ist aber die legitime Nachfolgerin und die Nummer ist wie für sich gemacht. Der Rotz, den ihre Stimme bisweilen ausstrahlt, tut dem Stück sogar richtig gut. So frisch hat man „Nutbush City Limits“ schon lange nicht mehr gehört.
„I Love Your More Than You´ll Ever Know“ ist dann zunächst voll auf Bonamassa zugeschnitten. Der Mann ordnet sein Spiel glücklicherweise aber immer dem Song unter. Auch hier ist es Beth Hart, die mit ihrer Stimme diese wohlige Gänsehaut bereitet. „Can´t Let Go“ rockt sich danach durch die Wüste. Eigentlich wäre dieser Track nicht mehr als eine nette Fingerübung und Dutzendware – ist er aber nicht! Abermals verleiht Beth Hart mit ihrem Gesang der Platte an dieser Stelle eine Erhabenheit, dass es eine Wohltat ist. „Miss Lady“ kommt im Big Band Gewand richtig gut und sowohl Bonamassa wie auch Hart können sich in ihrem Metier richtig austoben. „If I Tell You I Love You“ zeigt zwischen Balkan und Chanson eine gänzlich andere Seite, während „Rhymes“ locker und lässig aus der Hüfte geschossen kommt. „A Sunday Kind Of Love“ ist leider zu kitschig und langweilt schnell. Der Albumnamensgeber „Seesaw“ hat zwar ordentlich Hummeln im Hinter, kann das Ruder aber auch nicht mehr so ganz herumreißen. „Strange Fruit“ ist zum Schluss mehr eine Collage denn ein Song und entlässt einen als Zuhörer dann etwas ratlos zurück.
Fazit: Nach dem großartigen „Don´t Explain“ legen Beth Hart und Joe Bonamassa nun mit „Seesaw“ nach. Dieses Album knüpft nahtlos an den Vorgänger an, hat aber nun auch noch eine große Portion Swing mit an Bord. Es gibt wieder jede Menge großartige Momente zu bestaunen, leider hat die Platte an der einen oder anderen Stelle auch ein paar Durchhänger und dann kann auch die großartige Beth Hart mit ihrer Stimme nichts mehr retten. Unter dem Strich ist dies natürlich ein gutes Album – hoffentlich setzen die beiden ihre Zusammenarbeit fort.
Text: Torsten Schlimbach
Beth Hart & Joe Bonamassa: Don´t Explain
Provogue Records/Mascot Label Group/Rough Trade
VÖ: 23.09.2011
Wertung: 10/12
Tipp!
Der Legende nach hat Joe Bonamassa laut den Namen Beth Hart gesagt, als er sich mit der Re-Issue von „Get Yer Ya-Ya´s Out“ der Rolling Stones befasste, wo auch die Support Acts zu hören sind. Er war dabei gerade bei den Ike & Tina Turner Stücken angelangt. Die Sängerin aus Los Angeles und der Gitarrenzauberer kannten sich allerdings schon vorher. Von einem Hart-Konzert in London war Bonamassa dann derart begeistert, dass er der Dame mit der großen Röhre gleich ein gemeinsames Album vorschlug.
Dieses liegt nun mit dem Coveralbum „Don´t Explain“ vor. Als Ausgangsidee schwebte den beiden ein Soul Album vor. Bonamassa erkannte, dass der Gesangsstil von Beth Hart irgendwo zwischen Janis Joplin und Etta James einzusortieren ist. Die Aufnahmen selber gestalteten sich dann wenig schwierig. An nur vier(!) Tagen wurde „Don´t Explain“ eingespielt. Verteilt wurde das auf zwei Wochenenden. Erstaunlich, denn Beth Hart betont momentan immer wieder, wie nervös sie eigentlich vor den Aufnahmen war. Sie hätte großen Respekt vor diesen Songs und auch vor Joe Bonamassa und seiner Band gehabt. Zur Vorbereitung hat sie sich die Original-Songs dann immer wieder angehört.
Die Verbindung Hart/Bonamassa und Band funktionierte anscheinend prächtig. Die Platte ist nämlich ganz großartig und konzentriert sich auf die ursprüngliche Kraft von Musik. Das ist aus tiefstem Herzen und mit jedem Ton grundehrliche Musik, die allen Beteiligten hörbar sehr viel bedeutet. Bei diesem Projekt wurde gar nicht erst versucht eine Erfolgsformel zu finden. Umso authentischer ist das Ergebnis, welches zutiefst beeindruckt. „Don´t Explain“ wird natürlich durch die famosen Musiker bereichert, aber im Grunde ist das die große Beth Hart Show! Joe Bonamassa durchbricht selbige zwar immer wieder mit seinem herausragenden Gitarrenspiel und den bluesigen Solos, aber letztlich beeindruckt diese Stimme – die Gänsehaut ist vorprogrammiert.
Vorgenommen wurden sich unter anderem Songs von Billie Holiday („Don´t Explain“), Aretha Franklin („Ain´t No Way“), Bill Withers („For My Friend“) und Ray Charles („Sinner´s Prayer“). Und auch, wenn das jetzt als Soul-Album angekündigt wird, ist es nicht nur das. Hier rockt und rollt es und man watet auch durch so manchen Blues-Sumpf. Man höre sich dazu nur „For My Friend“ an. Beth Hart singt, als wäre der Teufel hinter ihrer Seele her. Bonamassa spielt, als würde die Sonne nie wieder aufgehen und die Rhythmus-Truppe treibt das Stück durch den Sturm, dass man seinen Ohren kaum trauen mag.
Im krassen Gegensatz dazu steht dann das gefühlvolle „Don´t Explain“. Hier zeigt sich die wahre Größe von Beth Hart. Kratzbürstig können viele, aber dieses Gefühl bringen nur wenige zustande! Mit „Chocolate Jesus“ wurde gar ein Tom Waits Song ausgewählt. Hier klingt Beth Hart tatsächlich wie die großen Damen des Souls. „Something´s Got A Hold On Me“ war sicher eine schwere Bürde, da dieser Track zu den ausgesprochenen Lieblingsstücken von Beth Hart zählt. Sie schmeißt sich aber derart charmant in den Song, dass sie den auf den Punkt genau meistert. Dass Joe Bonamassa zu den Großen gehört, stellt er bei „I´ll Take Care Of You“ eindrucksvoll unter Beweis.
Fazit: Beth Hart und Joe Bonamassa liefern mit „Don´t Explain“ ein ganz vorzügliches Album zwischen erdigem Rock and Roll, dunklem Blues und Soul der alten Klasse ab. Beth Hart läuft stimmlich zur Höchstform auf. Die beiden Ausnahmetalente gehören zu den ganz Großen ihrer Zunft. Dieses Album ist ein Prachtbrocken! Empfehlung!
Text: Torsten Schlimbach