Guns N´Roses: Rock Classics – Das Sonderheft
Slam Zine
VÖ: 24.08.2016
Wertung: 7/12
Wer hätte noch mal mit einer Reunion von Guns N´ Roses gerechnet? Das Tischtuch zwischen Axl und Slash schien auf ewig zerschnitten zu sein. Es gab zwar immer mal wieder Gerüchte, dass sich die beiden wieder angenähert hätten, aber alles in allem stocherte die Journaille da schon ziemlich im Nebel herum. Es ist noch nicht lange her, da ließ Slash verlauten, dass erst die Hölle zufrieren müsste, damit er wieder bei Guns N´ Roses einsteigen würde. Offenbar ist genau das nun geschehen. Man sollte dabei allerdings nicht vergessen, dass Slash zu dieser Zeit auch eine teure Scheidung auf sich zurollen sah und somit war es sicher geschickter – so er denn schon davon gewusst haben sollte – nichts von der Reunion zu verraten. Immerhin stehen Axl, Duff und Slash wieder gemeinsam auf der Bühne und selbst Steven Adler hatte schon seine Gastauftritte. Fehlt praktisch nur noch Izzy und das klassische Line-up wäre wieder komplett. Zeit, dass einige Magazine die Band wieder in ihre Hefte nehmen. „Rock Classics“ hat nun ein eigenes Sonderheft über eine der wichtigsten Bands der Rockmusik aufgelegt.
Die Gunners haben – wenn man mal ehrlich ist – genau drei Alben abgeliefert. Die EP, das Coverding und besonders der Treppenwitz „Chinese Democracy“ kann man getrost außen vor lassen. „G N´ R Lies“ geht zwar in Ordnung, ist aber ja nun alles andere als ein vollwertiges Album. Dafür lieferte die Kapelle in der klassischen Besetzung mit „Appetite For Destruction“ ein Album für die Ewigkeit ab. „Use Your Illusion I“ und „Use Your Illusion II“ waren dann nahe am Größenwahnsinn dran. Axl Rose stieß diese Tür jedenfalls ganz weit auf. Dies alles kann man nun in dem vorliegenden Heft nachlesen.
Blättert man zunächst durch die knapp 100 Seiten, wird einem noch mal bewusst, dass Guns N´ Roses derart viele Mitglieder hatte, dass es für mehrere Bands reichen würde. Zu jedem beteiligten Musiker, der seit „Appetite For Destruction“ dabei ist, gibt es übrigens einen – mehr oder weniger – kurzen Artikel. Allerdings kratzt das dann auch nur etwas an der Oberfläche, denn Buckethead bleibt einem da immer noch ein Mysterium. Auch über Izzy Stradlin – immerhin einer der treibenden Kräfte der Anfangszeit – gibt es im Grunde nicht viel zu berichten. 100 Seiten sind ja auch nicht viel, zumindest vor dem Hintergrund, dass hier tatsächlich versucht wird jedem Mitglied, aber auch den Anfängen und den aktuellen Geschehnissen, gerecht zu werden. Dies liest sich bisweilen dann wie ein Wikipedia-Artikel. Ein paar Rechtschreib- und Formulierungsfehler fallen dabei nicht so sehr ins Gewicht. Die Fotos, die es hier zu bewundern gibt, sind größtenteils auch bekannt. Für Hardcorefans gibt es da recht wenig Neues zu entdecken. Aber an die richtet sich das sicher auch nicht. Es gibt ja mittlerweile zwei bis drei Generationen, die Guns N´ Roses verpasst haben und die Band erst jetzt für sich entdeckt haben.
Das Heft hat nämlich noch ein paar zusätzliche Dinge aufgelistet, die gerade Neueinsteigern als Wegweiser dienen können. Die Beschreibungen der Alben sind dabei als obligatorisch zu betrachten. Es werden aber eben auch Details zu den Nebenprojekten von Slash, Duff und Co abgehandelt. Bücher, Internetauftritte und sogar Coverbands werden beleuchtet. Wer noch einen Reiseführer über die Clubs von L.A. braucht, kriegt da auch noch ein bisschen Material an die Hand. Selbstverständlich werden auch noch einige Memorabilia abgebidelt. Als Höhepunkt liegt dem Heft noch die CD „The Roots of Guns N´Roses“ der Hollywood Rose-Ära von Axl und Izzy bei. Klar, das Material ist den Fans natürlich bekannt, wurde es doch schon in allen möglichen Veröffentlichungen verbraten. Wer die fünf Songs aber eben noch nicht kennt, kriegt so einen wirklich schönen Mehrwert geboten.
Fazit: Die 16. Ausgabe von „Rock Classics“ beschäftigt sich mit Guns N´ Roses. Es wird versucht allen Phasen der Band – von den Anfängen bis zu den aktuellen(!) Geschehnissen – gerecht zu werden. Logisch, dass das nicht sonderlich in die Tiefe gehen kann. Wer keine Lust hat sich durch Internetartikel zu wühlen und noch nicht sonderlich viele Berührungspunkt - die über die Musik hinausgehen – mit der Band hatte, ist hier aber richtig aufgehoben. Die beiliegende CD ist dann das Sahnehäubchen obendrauf.
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Text: Torsten Schlimbach