Doves: Constellations For The Lonely
Universal
VÖ: 28.02.2025
Wertung: 10/12
Tipp!
Zwischen dem letzten Album der Doves und dem neuen Werk „Constellations For The Lonely“ liegt eine Pandemie. In der heutigen, schnelllebigen Zeit ist das fast schon eine kleine Ewigkeit. Warum das so lange gedauert hat, ist im Grunde auch schnell erklärt. Es mangelte dem Trio ganz sicher nicht an Ideen, sondern die Band weiß schon ganz genau was sie kann und will, aber das soll dann auch in Perfektion festgehalten werden und das brauchte eben Zeit. Ein weiterer Grund ist die Sucht von Bassist Jimi Goodwin, der dagegen ankämpfen musste. Das Album wurde von Doves an verschiedenen Orten in Manchester, Nordwales und Cheshire geschrieben, aufgenommen und produziert. Trotz aller Perfektion ist das kein Angeberalbum, denn die Songs haben ganz viel Seele.
Das Album startet mit „Renegade“, jenem Song, der auch gleichzeitig die Reise von „Constellations For The Lonely“ auf den Weg brachte. Wenn man dafür einen Vergleich heranziehen müsste, dann wäre wohl Talk Talk die erste Referenz. Dies könnte man aber für viele der Nummern hier schreiben. Das treibende „In The Butterfly House“ legt noch derart viel Melancholie über den Sound, dass es nur schwer auszuhalten ist – so schön, intensiv und traurig ist diese Nummer. Dazwischen hat die Band das tolle „Cold Dreaming“ gepackt. Herausragend und episch ist auch „Strange Weather“ ausgefallen.
Diese zehn Songs zeigen in knapp 45 Minuten, dass auch heute noch kunstvolle Musik möglich ist. Verkopft ist das nicht, gleichwohl vieles auf einem extrem hohen musikalischen Level ist. Progrock ist da nicht mehr weit entfernt. „A Drop In The Ocean“ klingt dabei als hätten The Cure und Elbow gemeinsame Sache gemacht. Das Gitarrenmotiv scheint zu schweben und nimmt den Hörer an die Hand um selbigen in das Land der Träumerei zu entführen. „Last Year´s Man“ bringt zunächst noch etwas Schwermut in das schon intensive Hörerlebnis mit rein, biegt dann aber in positive Sounds ab. „Stupid Schemes“ und „Saint Teresa“ zeigen übrigens, dass auch schöne Popklänge nicht kitschig sein müssen und durchaus noch einen Anspruch haben können. An dieser Stelle ganz liebe Grüße an Coldplay. „Orlando“ ist dann auch keine Klavierballade im klassischen Stil, sondern gleicht einer Soundcollage. „Southern Bell“ beendet dieses Album noch mal sehr intensiv. Der Songaufbau ist grandios! Ein sehr würdiger Abschluss!
Fazit: „Constellations For The Lonely“ ist ein grandioses Meisterwerk. Das neue Album der Doves wird sicher nicht millionenfach verkauft werden, aber alle die es hören, werden sich in diesen perfekten, formvollendeten, wunderschönen, bisweilen traurigen Songs immer wieder verlieren. Das ist die hohe Kunst der Musik – nicht mehr, aber eben auch nicht weniger! Wenn am Ende des Jahres 2025 wieder die ganzen Bestenlisten erstellt werden, dann sollte auch dieses Album hier ganz vorne dabei sein. Ein Album für all jene, die Musik lieben!
Text: Torsten Schlimbach