Wilco: Cousin

Wilco: Cousin

Sony

VÖ: 29.09.2023

 

Wertung: 9/12

 

Es ist nicht leicht für eine Band wie Wilco. Einst zählten sie zu einer neuen Indie-Generation, mittlerweile wird die Band aber dem Dad-Rock zugeordnet. Wenn man ehrlich ist, dann gingen die letzten Alben durchaus in diese Richtung. Jetzt haben Wilco mit „Cousin“ ein neues Werk aufgenommen, veröffentlicht und die Komfortzone ein bisschen verlassen. Mit Cate Le Bon wurde eine Produzentin ins Boot geholt. Dies zahlt sich hörbar aus, allerdings muss man sich auch auf das Album einlassen können und wollen!

 

„Levee“ ist beispielsweis eine Nummer, die man musikalisch sofort Wilco zuordnen kann. Die Band, die seit gut und gerne zwanzig Jahren in dieser Besetzung spielt, hat eben eine ganz eigene Handschrift. Der Gesang von Tweedy, oft lakonischer Natur, ist sowieso mit einem hohen Wiedererkennungswert versehen. Das Genre, welches hier bespielt wird, ist allerdings neu: Dreampop! „Pittsburgh“ ist eine Ballade – soweit nicht ungewöhnlich. Durchbrochen wird die Melancholie und Stille aber immer wieder von Versatzstücken, die man eher den Flaming Lips zuordnen würde.

 

Es knarzt im Gebälk, wie schon der Opener „Infinite Surprise“ eindrucksvoll zeigt. Der Schönklang wird immer weiter ausstaffiert und opulenter. Und dann wird es nach drei Minuten disharmonisch. Der Hörer soll sich ja auch nicht zu wohl fühlen, sondern auch ein bisschen gefordert werden. Dies kann man im Grunde für jeden Song anwenden. „Ten Dead“ schält sich auch langsam und ruhig aus seinem Kokon, kriegt aber auch noch eine sanfte, herausfordernde Wendung.

 

„Evicted“ kommt etwas forscher daher. Die Details im Hintergrund sind schon toll, da braucht es ein paar Durchgänge um alles zu entdecken. Auch dies ist eine besondere Stärke von Wilco! Es hört sich alles so verdammt leicht und einfach an und dabei ist es so unglaublich detailreich und vielseitig ausgearbeitet. „Sunlight Ends“ steht zunächst auch für ein paar schrägere Klänge – glatt so, als hätten Sonic Youth jemals die ganz ruhigen Klänge für sich entdeckt. „A Bowl And A Pudding“ ist dabei musikalisch auch noch mit einer großen Portion Melancholie versehen. Der Titelsong „Cousin“ schrammelt sich wundervoll durch den Indiegarten, während „Soldier Child“ einfach nur ein schöner Folksong ist. „Meant To Be“ beendet das Album schließlich noch mal opulenter und mit einem tollen Melodiebogen.

 

Fazit: Wilco haben einen wirklich beeindruckenden Backkatalog. Wie sich „Cousin“ da einsortieren kann, wird die Zeit zeigen. Kann es mit anderen Meisterwerken mithalten? Vielleicht! Ganz oben wird es freilich nicht landen, muss dieses Album aber auch gar nicht. Es ist auf jeden Fall ein sehr facettenreiches und interessantes Album, welches durchaus im oberen Drittel anzusiedeln ist!

 

https://wilcoworld.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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