Midnight Oil: Resist
Sony
VÖ: 18.02.2022
Wertung: 8/12
Midnight Oil veröffentlichten mit „Resist“ das 15. Album ihrer Karriere. Die neuen Songs werden auch mit einer Tour durch Australien und Neuseeland gewürdigt. Eigentlich sind auch Konzerte in anderen Teilen der Welt angedacht, aber ob Corona dies zulassen wird, muss sich erst noch zeigen. „Resist“ entstand während der Studiosessions, die auch zu „The Makarrata Project“ führten. Es war nicht nur die Pandemie, die Midnight Oil zusetzten, sondern auch die Krebserkrankung von Bassist Bones Hillmann, der leider am Wochenende des Chartseinstiegs von „The Makarrata Project“ verstarb. Nun wird er auf den Songs von „Resist“ noch mal zu hören sein.
Midnight Oil haben sich den Themen unserer Zeit angenommen und ein gesellschaftskritisches und politisches Album aufgenommen. Titel wie „Rising Seas“, „We Resist“, „Lost At Sea“ oder „We Are Not Afraid“ sprechen eine deutliche Sprache. Midnight Oil waren aber ja stets eine Band, die kein Blatt vor den Mund genommen hat und sich immer für soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung oder die indigene Bevölkerung Australiens eingesetzt hat. Dafür werden sie weltweit geachtet und geliebt.
Musikalisch ist das mal ruhig, aber hin und wieder auch ruppig und direkt ausgefallen. „Rising Seas“ fängt mit einer wundervollen Gesangslinie von Peter Garrett an. Dann durchbricht der Bass die Szenerie und die Gitarre mal ihre düsteren Motive. Das Schlagzeug ist das Uhrwerk dazu. Kurzum: ein typischer Midnight Oil-Song mit unglaublich viel Biss und einer tollen Hookline. „The Barka-Darling River“ scheppert, als würde die Band in einer Garage stehen. Schnörkellose Rockmusik – Hut ab! „Tarkine“ spuckt nicht Gift und Galle, aber eine ganz große Portion Melancholie. „At The Time Of Writing“ bringt dann auch diese Hymnenhaftigkeit mit, für die man die Australier auch kennt.
„Nobody´s Child“ ist solide, aber unspektakulär. Mit der Ballade „To Ends Of The Earth“ setzen sie hier und da ein paar nette Akzente, aber die Überraschung gibt es bei „Reef“ – ein Gitarrensolo. „We Resist“ mäandert im Grunde auf einem Ton herum. „Lost At Sea“ gefällt mit einer kompletten Bandausarbeitung aber wesentlich besser. Genau wie „Undercover“ ist das ein klassischer Midnight Oil-Song. „We Are Not Afraid“ ist ein tieftrauriger Song, bevor „Last Frontier“ musikalisch ein schöner, klassischer Abschluss ist.
Fazit: „Resist“ von Midnight Oil ist ein Album, welches alle Zutaten zu bieten hat, für die man die Band so mag. Dies bezieht sich auf die inhaltliche, aber auch musikalische Seite. Das muss nicht immer spektakulär sein, aber die Bandmeisterwerke gab es ja auch schon in der Vergangenheit. „Resist“ ist ein ordentliches Alterswerk – nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Text: Torsten Schlimbach
Midnight Oil: The Makarrata Project
Sony
VÖ: 30.10.2020
Wertung: 8/12
Midnight Oil waren immer einer der prägenden Polit-Bands im Musikgeschäft. Die Mitglieder hatten sich stets den Umweltschutz, aber auch die Geschichte ihres Landes Australiens auf die Fahnen geschrieben. Die verfassungsmäßige Anerkennung indigener Australier war immer Antrieb und eine Herzensangelegenheit. Die Musik von Midnight Oil war allerdings nicht nur Mittel zum Zweck, sondern stets interessant bis herausragend. Mit „The Makarrata Project“ haben die Australier nun eine Art Mini-Album aufgenommen und veröffentlicht.
Seit 18 Jahren gab es kein neues Album von Midnight Oil. „The Makarrata Project“ ist allerdings jetzt nicht nur als Bandalbum anzusehen. Zu jedem Song gibt es auch viele Gäste. Es haben viele indigene Musiker mitgewirkt. Dazu sind die jungen Wilden wie Jessica Mauboy, Alice Skye, oder Leah Flanagan zu zählen, aber auch Altstars wie Kev Carmody, Frank Yamma oder Sammy Butcher. Selbst der bereits verstorbene Gurrumul ist hier zu hören. Auf dem 5. Kontinent ist er längst eine Legende. Die Familie und das Label stellten die ungehörten Gesangsaufnahmen zur Verfügung.
Ganz zum Schluss gibt es das sogenannte Statement „Uluru Statement From The Heart“ zu hören. Darin geht es um die verfassungsmäßige Anerkennung indigener Australier. Das ist der rote Faden, der dieses Mini-Album verbindet. Musikalisch schlägt sich das ja schon aufgrund der beteiligten Gäste nieder. Midnight Oil fungiert dabei manchmal nur als Begleitband. Das düstere „First Nation“ wird gesanglich von Jessica Mauboy getragen. Die wabernden Synthesizer-Sounds sind dabei nicht unbedingt typisch für die Band. „Gadigal Land“ erinnert noch am ehesten an den Trademark-Sound von Midnight Oil – trotz der vielen Gäste. Die Nummer rockt sogar und hat echtes Hymnenpotenzial.
Die Gesangaufnahme von Gurrumul hat man für „Change The Date“ verwendet. Der Song wird teilweise sehr schön vom Klavier getragen. Herrlich entschlackt hat auch dieser Track alle Zutaten, für die man Midnight Oil kennt. „Terror Australia“ ist im Grunde eine Solo-Nummer von Alice Skye, die den Song folgerichtig auch alleine singt. Die dezente musikalische Begleitung dazu ist melancholisch bis verträumt. „Desert Man, Desert Woman“ bleibt in diesem Fahrwasser hängen. Frank Yamma ist hier als Sänger die treibende Kraft. Musikalisch ist das dem australischen Folk zuzuordnen. „Wind In My Head“ lässt anschließend noch mal das bekannte Midnight Oil-Gefühl entstehen. Als letzter Track fungiert dann „Uluru Statement Form The Heart“. Nach vier Minuten setzt dann die Musik ein und Midnight Oil übernehmen.
Fazit: Das neue Album von Midnight Oil trägt nicht umsonst den Zusatz „Project“. Dieses Mini-Album kann man nicht unbedingt vollends Midnight Oil zurechnen. Das sollte man wissen, denn sonst gibt es vielleicht ein langes Gesicht. Arbeitet man sich in die Songs hinein, dann wird man aber mit sehr vielen tollen Momenten und einer vielschichtigen Musik belohnt. Midnight Oil werden ihren Anteil an den Einnahmen aus „The Makarrata Project“ an Organisationen spenden, die das „Uluru Statement From The Heart“ unterstützen! Sony Music Australia wiederum übernimmt die Beiträge der Künstler! Ein tolles und wichtiges Projekt!
Text: Torsten Schlimbach