Blink-182: California

Blink-182: California

BMG

VÖ: 01.07.2016

 

Wertung: 7,5/12

 

Man darf gespannt sein, wie das neue blink-182 Album aufgenommen wird. Fairness wäre bei der Beurteilung durchaus angebracht. Matt Skiba hat als Sänger sowieso eine Chance verdient. Er hat ja bei Alkaline Trio schon zigfach unter Beweis gestellt, dass er sein Handwerk beherrscht. Kann eine etablierte Band den Mann hinter dem Mikrofon ersetzen? AC/DC schaffte einst dieses Kunststück. Die Kapelle hier dürfte ebenfalls auf einem guten Weg sein. „California“ ist nämlich eine ganz nette Platte geworden. Skiba tut dem Trio hörbar gut und somit wird hier nicht nur altes Essen aufgewärmt.

 

Wer mehr als 50 Millionen Platten an die Frau und den Mann bringen kann, muss wohl zu den großen Bands gezählt werden Jedenfalls was die Betrachtung der letzten anderthalb Dekaden betrifft. Mit „California“ dürften noch ein paar Verkäufe dazu kommen. Das letzte, eher düstere Werk, wird mit den neuen Songs nun vergessen gemacht. Hier scheint die Sonne. Es ist ein Popalbum geworden. Wenn man aber mal ehrlich ist, dann hat blink-182 schon immer sehr viel mit dem Pop geflirtet. Die Punk-Elemente sind natürlich immer da. „The Only Thing That Matters“ ist schnell, die Gitarren schreddern, der Bass pumpt und das Schlagzeug scheppert, aber dennoch ist das auf dem Fundament des Pop aufgebaut. Da wird auch die Schwiegermutti mitwippen.

 

Der Titelsong „California“ hat sogar ein paar unschöne Momente, die eher an eine Boyband erinnern. Da wurde auch nicht nur auf die Instrumente gesetzt, sondern mit ein paar Sounds aus dem Computer nachgeholfen. Die Nummer wurde aber ganz gefällig aufgebaut. Mit Punk hat das aber nichts zu tun. Muss es aber ja auch nicht. Das war aber schon bei der ersten Hälfte von „Cynical“ klar. Danach hauen blink-182 aber das schönste kalifornische Punkbrett raus, was die Welt seit mindestens fünf Jahren gehört hat. „Bored To Death“ unterstreicht, dass sich die Kapelle seit den Anfängen eben auch weiterentwickelt hat. Die Nummer lebt von ihrem Hymnencharakter und dürfte live erst das komplette Potenzial entfalten. Da werden jede Menge Arme geschwenkt werden. „She´s Out Of Her Mind“ besticht durch eine sehr gute Hookline und „Los Angeles“ hat alles, was einen modernen, rockigen Popsong ausmacht. Der Refrain ist natürlich ganz groß. „Sober“ groovt zudem wie Sau.

 

Und so geht es weiter durch dieses Sommeralbum: „No Future“ mit einem Mitsing-Singalong, durch die Ballade „Home Is Such A Lonely Place“, welche die Mädchenherzen im Sturm erobern wird oder das pubertäre „Kings Of The Weekend“ für die Jungs – blink-182 machen es einem schwer, dieses Album nicht zu mögen. „Teenage Satellites“ ist da vielleicht der Ausreißer nach unten: langweilig, ohne Ideen und nach Muster 08/15 gestrickt. „Left Alone“ reißt das Ruder wieder herum. Fehlt nur noch die Sonne und dann kann man dazu wunderbar cruisen. „Rabbit Hole“ holt danach den kalifornischen Punkrock der 90er aus der Schublade hervor. „San Diego“ ist ein weiterer Song mit großem Hitpotenzial: melancholisch, düster, poppig, punkig, groovy, fluffig, aber gleichzeitig auch erwachsen.

 

Fazit: „California“ von blink-182 klingt so, wie es der Albumtitel verspricht. Der Neue am Mikrofon macht einen guten Job. Matt Skiba war sicher nicht die schlechteste Wahl. Das hat mit Punk natürlich so viel zu tun wie England mit der Vergabe des EM-Titels, aber das macht ja nichts. „California“ ist nämlich ein gutes Popalbum mit ein paar Punk-Elementen geworden. Kann man mal machen und hören. Wenn schon Petrus nicht für den Sommer sorgt, dann vielleicht dieses Album!

 

http://www.vevo.com/watch/blink-182/Bored-To-Death-(Official-Video)/QM4TM1600039 

 

http://www.blink182.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Empfehlen Sie diese Seite auf:

Druckversion | Sitemap
Dream Out Loud Magazin: © Torsten Schlimbach / Header: © Kai Knobloch