HARD-FI: Killer Sounds
Warner
VÖ: 19.08.2011
Wertung: 7/12
HARD-FI kamen praktisch aus dem Nichts und schafften aus dem Stand heraus den Musikthron zu erobern – zumindest vorerst. Auf das Debütalbum „Stars Of CCTV“ konnten sich doch eine ganze Menge Leute einigen. Dies zeigte mal wieder, das Herz und Ehrlichkeit wesentlich besser ankommen wie ein dicker Geldbeutel. HARD-FI zählen nämlich zu den Bands, die zu Beginn der Karriere keinen großen Gönner im Rücken hatten. In Zeiten von Castinggespenstern war und ist das immer noch eine angenehme Randerscheinung. Immerhin wurde das Debüt mit 300 Pfund fast umsonst zusammengezimmert. Unglaublich! Mit „Once Upon A Time In The West“ wurde der Status der Band noch weiter manifestiert und rund um den Globus konnten große Erfolge verbucht werden.
Nun geht es in die dritte Runde und man darf gespannt sein, ob HARD-FI mit „Killer Sounds“ wieder in ähnlich erfolgreichen Gewässern schippern werden. Es stellt sich natürlich auch die berechtigte Frage, warum sich daran überhaupt etwas ändern sollte. Mit der neuen Platte hat die Band ein Dance/Rockalbum aufgenommen, welches viele Leute begeistern dürfte. Ältere Semester fühlen sich vermutlich an ihre Jugend erinnert, denn viele Elemente der 80er finden sich hier wieder. Aber auch die jüngere Generation wird dieses Werk ins Herz schließen können. „Killer Sounds“ mag viele Retro-Elemente auffahren, aber altbacken klingt das definitiv nicht.
HARD-FI sind im Grunde die besseren Killers. Diese Band wurde ja mittlerweile komplett an den Mainstream aufgrund des schmalzigen Sounds verloren. Die Gefahr besteht bei „Killer Sounds“ auf gar keinen Fall. Nein, diese Platte geht weiter und vereinigt viele Stile – oder besser gesagt Bands – unter einem Dach. Teilweise hört sich das wie eine irre Mischung aus den Stones, Nine Inch Nails, Depeche Mode, Dr. Alban, Primal Scream, The Clash und eben The Killers an. Dabei vergessen sie nicht ihr Händchen für eingängige Hits. Eine Nummer wie „Love Song“ setzt sich nämlich im Ohr fest. Der Refrain hat Ohrwurmqualitäten und schwirrt einem schnell im Kopf herum.
Schon der Auftakt „Good For Nothing“ lässt aufhorchen. Der Beat bollert und dazu schrammeln die Gitarren. Irgendwo hat man das in den 90ern auch schon mal von Primal Scream gehört. Das ist auch das kleine Problemchen von „Killer Sounds“, denn irgendwie hat man immer das Gefühl, dass man das schon so oder in ähnlicher Form kennt. „Fire In The House“ geht in eine Depeche Mode Richtung, der Refrain könnte allerdings auch von The Killers sein, die David Guetta covern. Abgefahren wird es hin und wieder aber auch. „Give It Up“ könnte auch von einer Charts-Popband sein, entwickelt sich aber noch zu einem mitreißenden Rockstück, nur um irgendwie wieder in den Charts zu landen.
HARD-FI schaffen es teilweise auch ein paar echte obskure Richtungen zu vermischen. „Feels Good“ wird von einem Beat zusammengehalten, hat aber auch ein paar orientalische Klänge zu bieten und haut so ganz nebenbei noch das schrägste Gitarrensolo des Jahres raus. „Stop“ hingegen ist eigentlich ein Dancetrack. Klar die Gitarren dürfen auch hier nicht fehlen, aber was den Song so besonders werden lässt, ist die Mundharmonika, die eindeutig an Mick Jagger zu „Voodoo Lounge“ Zeiten erinnert. „Stay Alive“ scheint sich vor The Clash zu verbeugen und „Excitement“ könnte gar von den Punkvätern selber sein. „Sweat“ hingegen bollert, als hätte Trent Reznor seine Finger im Spiel. Gut, beim Refrain würde Reznor wahrscheinlich das Frühstück wieder hochkommen. HARD-FI sind eben auch immer eingängig und kompatibel mit dem Mainstream.
Fazit: „Killer Sounds“ von HARD-Fi wird die Fans mal wieder begeistern. Es könnten sogar noch neue hinzukommen, keine Frage. Die Mischung und die vielen Stile sind schon interessant. Trotzdem hat man bei dieser Dance/Rockplatte immer das Gefühl, man hätte das schon mal alles irgendwo gehört. Reichlich Ohrwurmmomente gibt es selbstverständlich auch wieder. Es wurde ein Händchen für Melodien und Hits bewiesen - wie immer eben. Größtenteils macht die Platte eine Menge Laune, auch wenn das Haltbarkeitsdatum begrenzt scheint.
Text: Torsten Schlimbach