Paradise Lost: Original Album Classics (3CDs)

Paradise Lost: Original Album Classics (3CDs)

Sony

VÖ: 14.09.2012

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Auch in diesem Jahr setzt Sony die liebgewonnene Reihe der Original Album Classics mit verschiedenen Zusammensetzungen fort. Paradise Lost werden mit einer 3-CD-Box geehrt, die die vielleicht spannendste und innovativste Periode der Band beinhaltet, bevor sich diese in Richtung Elektronikspielplatz verabschiedete. Die Aufmachung der Box ist dabei recht zweckmäßig gehalten. Der dicke Schuber umschließt die drei Alben „Shades Of God“, „Icon“ und „Draconian Times“, die jeweils im Pappschuber geliefert werden.

 

Wenn es um das beste Paradise Lost Album geht, streiten sich die Gelehrten immer noch und auch die Fans liegen sich oftmals in den Haaren. Die Anfänge hatten sicher schon mehr als nur interessante Ansätze zu bieten. Das Album „Gothic“ wurde von Kritikern und Fans gleichermaßen gut aufgenommen. „Shades Of God“ ist trotzdem noch eine Spur intensiver. Sänger Nick Holmes läuft hier zur Höchstleistung auf, zumindest wenn man die Zeit mag, wo er noch durch seine tiefen Growls überzeugte. Die Power dieser Platte beeindruckt und so ein Brocken wie „Mortals Watch The Day“ pflügt immer noch alles nieder. Klasse sind die vielen Breaks und der tiefergelegte Bass. „Crying for Eternity“ zieht sich fast schon in Richtung Prog hoch. Die vertrackten Rhythmen machen eine kleine Perle daraus. „Daylight Tom“ geht nicht nur neue Wege in Richtung Härtegrad, sondern lässt im Mittelteil mal eben ein folkiges Zwischenspiel einfließen. „No Forgiveness“ oder das kurze und knackige „As I Die“ erinnern an Black Sabbath. Das Spiel von Greg Mackintosh wurde sowieso stark von Tony Iommi geprägt, was immer wieder deutlich hörbar ist. Ein tolles Doom-Metal Album – immer noch!

 

Danach waren Paradise Lost auf dem Zenit angekommen. „Icon“ wurde allerorten euphorisch aufgenommen. Die Songs sind nicht mehr so episch lang wie noch auf dem Vorgänger und hier kann man erstmals auch von Gesang sprechen. Nick Holmes orientierte sich nun tatsächlich weg von seinen typischen Growls und passte seinen Stil tatsächlich an die Metalsänger an. Dies erschloss der Band noch mal eine ganz neue Käuferschicht und plötzlich interessierten sich auch die Indiekids für die Band. In den 90ern war eben alles möglich! Schon „Embers Fire“ lässt erkennen, dass sich die Band auch musikalisch noch mal entwickelt hat. Das Riffing ist zwar immer noch hart, aber eben auch sehr melodiös. Es ist die Mischung, die dieses Album so stimmig macht. Elemente des Doom, aber eben auch des Gothic wurden vermischt. „Remembrance“ oder „Dying Freedom“ perfektionierten dies gar. „True Belief“ und „Poison“ sind mittlerweile richtige Hymnen und nicht mehr aus dem Backkatalog wegzudenken. „Icon“ hat bis heute nichts von seiner Faszination verloren.

 

Den künstlerischen Höhepunkt lieferten Paradise Lost dann mit „Draconian Times“ ab. Erstmals in der Bandgeschichte gab es keine wirkliche Kurskorrektur. Die Band knüpfte dort an, wo sie mit „Icon“ aufgehört hatte. Mit „The Last Time“ gelang ihnen gar so etwas wie ein Hit. Der Gesang ist noch besser – und noch depressiver. „Once Solemn“ dürfte viele Fans überrascht haben. Bisher nahm sich die Band ja alle Zeit der Welt und die Songs waren eher langsam, nicht so hier, da prügelt sich die Truppe schnell und knackig durch den Song. Bei „Hallowed Land“ schwappen die Emotionen förmlich über, während „Hands Of Reason“ unzählige Nachahmer beeinflusst haben dürfte. Mit diesem Album wurde die beste Phase der Band abgeschlossen. Leider fanden sie nie wieder zur alten Stärke zurück.

 

Fazit: Die Original Album Classics Reihe hat noch nie so viel Sinn gemacht wie bei Paradise Lost. Hier erhält man nämlich die drei CDs, die auch gleichzeitig die stärkste Phase der Band markieren. Dies sind allesamt Klassiker des Doom- und Gothic-Metals. Wer auf Musik der härteren Gangart abfährt, der kommt um diese Alben nicht umhin. Wer da also noch eine Lücke in der Sammlung hat, kann dies nun mit einem Schlag schließen!

 

http://www.paradiselost.co.uk/

 

Text: Torsten Schlimbach

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