Barbra Streisand: Live At The Bon Soir

Barbra Streisand: Live At The Bon Soir

Sony

VÖ: 04.11.2022

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Wer sich mit Barbra Streisand beschäftigt, wird unweigerlich schon mal von „Live At The Bon Soir“ gehört haben. Das Album wurde bisher unter Verschluss gehalten, wird aber nun endlich veröffentlicht. Barbra Streisand war mit 20 Jahren zu Zeiten der Aufnahme noch sehr jung. Nun hat man diese legendären Songs neu abgemischt. Barbra und der Grammy-prämierten Toningenieur Jochem van der Saag waren dafür verantwortlich. Entstanden sind die Aufnahmen am 4., 5. und 6. November 1962 im Bon Soir, einem winzigen Nachtclub im Greenwich Village. Eigentlich war das mal als Debüt für Columbia gedacht. Letztlich entschied man sich aber dagegen und archivierte die Aufnahmen. Zum ersten Mal in ihrer langen Karriere erscheint nun ein Werk dessen 24 Songs komplett von ihr selbst mitproduziert, genehmigt und unter ihrer Aufsicht abgemischt wurden.

 

Man hat die Möglichkeiten der heutigen Zeit genutzt, um das Klangbild zu optimieren. Verfälscht wurde das ursprüngliche Ausgangsmaterial allerdings nicht und man hat die Vocals von Barbra Streisand nicht verändert. Die ganze Geschichte kommt im Digipack und hat im Booklet aufschlussreiche Liner Notes zu bieten.

 

Unglaublich, was die Dame schon bei „Much More“ gesanglich abliefert. Die komplette Klaviatur bis in unfassbare Höhen singt sie spielerisch leicht. Zwischen laut und leise beherrscht sie die komplette Bandbreite. Wundervoll wie sie „I Hate Music“ intoniert und dabei auch mal den perfekten Weg verlässt, sondern mit ihrer jugendlichen Unbekümmertheit auch einfach mal laufen lässt. Dies zeigt sich noch mehr bei „Cry Me A River“ und wie sie die Töne dennoch halten kann – sensationell.

 

Zwischen den Songs bringt sie das Publikum immer wieder mit reichlich Wortwitz zum Lachen. So auch vor „Value“. Darauf folgt das beschwingte „Lover, Come Back To Me“. Überschwänglich wirft sich die junge Künstlerin in diesen Song. Mit der Ballade „Soon It´s Gonna Rain“ lädt sie ihre Zuhörerschaft zum Träumen ein. „Happy Days Are Here Again“ ist überbordend und die Freude von Barbra Streisand vor „A Sleepin´ Bee“ ist echt und nicht gespielt. Das alles ist nicht nur großartig im Vortrag, sondern auch sehr herzlich. „A Taste Of Honey“ hat sogar das Zeug dazu selbst den härtesten Menschen zu knacken und zu Tränen zu rühren! So toll gesungen! „Never Will I Mary“ ist wieder angereichert mit dieser Unbekümmertheit, während „My Honey´s Lovin´ Arms“ noch mal ganz im Stile der damaligen großen Crooner musikalische ausgearbeitet wurde – nur eben mit diesem unvergleichlichen und tollen Gesang!

 

Fazit: Unglaublich, dass man dieses wundervolle Album so lange unter Verschluss gehalten und erst jetzt offiziell veröffentlicht. „Live At The Bon Soir“ zeigt eine junge Barbra Streisand, die hier unglaublich singt, aber auch noch ihre jugendliche Unbekümmertheit in die Waagschale wirft. Da kann man sich als Hörer schon mal auf so manche Gänsehaut einstellen.

 

https://album.barbrastreisand.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Barbara Streisand: Walls

Barbara Streisand: Walls

Sony

VÖ: 02.11.2018

 

Wertung: 6,5/12

 

Barbara Streisand ist die erfolgreichste Frau in der Geschichte der US-Charts. Nicht Mariah Carey, nicht Beyoncé oder Rihanna und wie sie alle heißen mögen. Zugegeben, den jüngeren Diven fehlt es da ja auch etwas an Lebensjahren. Trotzdem ist die Karriere von Barbara Streisand beachtlich, da sie ja auch eine sehr erfolgreiche Schauspielerin mit ganz großen Erfolgen ist. Eine Musiker- und Schauspielkarriere schließen sich in den meisten Fällen aus auch, wenn sich viele in beiden Welten versuchen. Barbara Streisand hat schön länger kein Album mehr mit eigenen Kompositionen veröffentlicht. „Walls“ ist in dieser Hinsicht das erste Werk seit 2005.

 

„Walls“ ist auch ein Spiegelbild seiner, unserer Zeit. Barbara Streisand befasst sich hier mit den Ängsten jener Tage, aber auch der Hoffnung und der Zukunft. „What´s On My Mind“ ist dann auch der entsprechend emotionale Einstieg in das Album. Zu gezupften Gitarrenklängen und einer sehnsuchtsvollen Melodie schwingt sich die Dame in die theatralischen Gefilde, die ihre geschulte Stimme immer noch spielend meistert. Das muss man mögen. Bei Barbara Streisand kriegt man eben immer die ganz große Inszenierung dazu. Das ist oftmals wie ein Musical angelegt. „Don´t Lie To Me“ wurde dabei noch mit ein paar Beats auf modern getrimmt.

 

„Imagine“ und „What A Wonderful World“ hat sie gleich zu einem einzigen Song verbraten. Das wird mit einer Opulenz und Theatralik dargeboten, dass dem Stück einfach die Luft zum Atmen genommen wurde. Live und/oder auf einer Musicalbühne funktioniert das so natürlich und alle Zuschauer würden in einem Meer aus Tränen versinken. Wie gesagt, man muss das mögen. Trotzdem ist der Gesang von Frau Streisand nach all den Jahrzehnten immer noch beeindruckend. „Walls“ - der Song – bietet die ganze Farbpalette ab. Da werden sicher viele junge Kolleginnen vor Neid erblassen. „Lady Liberty“ ist fast schon unter Oper zu verbuchen.

 

Das großartige „What The World Needs Now“ ist dann ausgerechnet die Nummer, die etwas luftiger ausgefallen ist. „Better Angels“ nimmt sich auch etwas zurück. Sanfte Streicher und ein Gesang, der so in die Weihnachtszeit gehört. Genau wie „The Rain Will Fall“. Kongenial, wie das Piano den Regen tropfen lässt. „Happy Days Are Here Again“ klingt wie aus einem längst vergangenen Jahrzehnt, aber vielleicht ist es genau das, was dieser Tage Hoffnung machen soll – die Tage, als es unbeschwerter war.

 

Fazit: „Walls“ von Barbara Streisand ist ein Album wie gemalt für diese Jahreszeit. Da gibt es die ganze Gefühlspalette, wie man sie auch aus dem Musicalfach kennt. Die Dame schwingt sich in alle möglichen Gesangsgefilde auf – und dies durchaus auf beeindruckende Art und Weise – und hat dabei auch noch eine Botschaft. Das Album dürfte auf sehr viele offene Ohren stoßen und entsprechend viele Abnehmer finden.

 

https://barbrastreisand.com/walls/

 

Text: Torsten Schlimbach

Barbara Streisand: The Music...The Mem´ries...The Magic! - Live In Concert (2CDs)

Barbara Streisand: The Music...The Mem´ries...The Magic! - Live In Concert (2CDs)

Sony

VÖ: 08.12.2017

 

Wertung: 6,5/12

 

Vermutlich hat man das hierzulande nicht so auf dem Schirm, aber Barbara Streisand ist eine der erfolgreichsten Frauen im Musikgeschäft. In der Wahrnehmung hier dürfte sie eher als Schauspielerin bekannt sein. Die Dame hat aber das Kunststück verbracht in sechs verschiedenen Jahrzehnten Nummer eins Alben zu landen. 52 Gold-, 31 Platin- und 13 Multiplatin-Alben sprechen eine deutliche Sprache. „The Music...The Mem´ries...The Magic!“ dürfte sich auch noch mal in diese erfolgreiche Reihe einsortieren. Zwei Oscars, fünf Emmys, zehn Golden Globes, acht Grammys, zwei Special-Grammys und einem Special-Tony-Award hat sie auch noch irgendwo auf dem Kaminsims stehen.

 

Die 2CD-Version von „The Music...The Mem´ries...The Magic!“ ist mitunter die bessere Wahl, denn nur dort gibt es das gesamte Konzert vom 5. Dezember 2016 mit allen Ansagen und Ansprachen zwischen den Songs zu hören. Es gibt natürlich auch jede Menge Anekdoten und sie geht auf den Schaffensprozess ihres letzten und aktuellen Albums „ENCORE Movie Partners Sing Broadway“ ein – kurzum sie erzählt sehr viel, was gerade ihre Fans erfreuen dürfte. Die ganze Geschichte wurde auch gefilmt und ist bei dem exklusiven Netflix Konzert-Special „Barbra: The Music…The Mem’ries…the Magic!“ seit dem 22. November zu sehen.

 

Natürlich ist ein Konzert von Barbara Streisand nicht mit Konzerten aus dem Pop- oder Rockbereich zu vergleichen. Es gibt eine Overture, dann wird sie angekündigt und dann beginnt die große Dame nicht etwa mit einem Song, sondern begrüßt zunächst das Publikum. Vor „Being Alive“ redet sie fast zweieinhalb Minuten. Das ist in allen Belangen eine intensive Angelegenheit. Die Nummer selber ist ja recht schmissig und verleitet dann auch mal zum mitwippen. Sie ist auch noch in ihrem fortgeschrittenen Alter gut bei Stimme. „You Don´t Bring Me Flowers“ berührt einen immer noch. Diese kleine Ballade ist einfach zeitlos. „Directing Movies“ ist eine weitere ausführliche Rede von Frau Streisand. Das kann allerdings bei mehrmaligem Genuss auch ganz schön nerven, sofern man nur die Songs hören möchte, denn dann muss man natürlich skippen, was aber auch nicht immer möglich ist. Vielleicht braucht es das aber auch, damit man die Intensität von „Papa, Can You Hear Me?“ erst so richtig genießen kann.

 

„Who Can I Turn To (When Nobody Need Me)“ ist durch einen Musical-Charakter schon sehr speziell. Man muss sich in dieses Duett reinfinden, dann kann man dem Song auch sehr viel Schönes abgewinnen. Spätestens bei „How Lucky Can You Get“ wird es dann doch etwas viel mit dem Gerede. „Don´t Rain On My Parade“ holt einen wieder etwas aus der Lethargie heraus und „Climb Ev´ry Mountain“ ist auch ganz wundervoll. Hier ist Jamie Foxx dabei, der Ray Charles ja wunderbar interpretieren kann. Aber auch bei diesem Stück wird zunächst mal ordentlich alles zerredet. Das wird sich bis „I Didn´t Nown What Time It Was“ auch nicht mehr ändern. Danach gibt es noch drei Bonustracks. Und schon mit „By The Way“ geht es weiter mit dem Hörbuch. „Children Will Listen“ ist aber tatsächlich berührend. „Everything Must Change“ bildet dann den Abschluss des Sets.

 

Fazit: Für Fans von Barbara Streisand ist „The Music...The Mem´ries...The Magic! - Live In Concert“ sicher eine ganz tolle Geschichte. Die große Dame des Showgeschäfts erzählt hier nämlich eine ganze Menge über die Songs, einige Anekdoten und aus ihrem Leben. Wer nur die Musik genießen will, kriegt dann aber auch leider ein Problem, denn man kann das ganz Gerede ja nicht abstellen. Oftmals lässt sich das nicht mal skippen, weil es eben zu den einzelnen Tracks gehört. Das ist auf lange Sicht gesehen schon ziemlich ermüdend und man wird sich nur ungern hinsetzen und das komplett anhören. Es fehlt zudem die visuelle Komponente, als DVD und Blu-ray wird das wesentlich mehr Spaß machen. Die Konzertreihe, die Barbara Streisand durch 13 Städte führte, bekam zwar überragenden Kritiken, auf CD kann das aus oben genanntem Grund jedoch nur bedingt überzeugen.

 

http://www.barbrastreisand.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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