Miley Cyrus: Bangerz Tour (DVD)
Sony
VÖ: 20.03.2015
Wertung: 5,5/12
„Bangerz“ von Miley Cyrus war kurzfristig aufgrund einer Abrissbirne in aller Munde. Auch ihre diversen Auftritte bei Award- und TV-Shows sorgten immer wieder für Gesprächsstoff. Die Dame und ihr Team haben jedenfalls verstanden wie man sich in den Medien inszenieren muss. Und wenn da gerade nichts ansteht, dann nutzt sie eben ihre privaten Twitter- und Facebookprofile um ihre Fans an ihrem (freizügigen) Leben teilhaben zu lassen. Jetzt gibt es die DVD zum Album. Schnuckelige 80 Konzerte umfasste die Welttournee. Teile davon wurden in Barcelona und Lissabon aufgezeichnet und liegen nun als Blu-ray und DVD vor.
An dem Filmmaterial der DVD werden sicher alle (Hobby-)Psychologen großen Spaß haben. Wer ist die Kunstfigur Miley Cyrus denn nun? Schon das ausgewählte Motiv für das Cover spricht da Bände. Miley Cyrus ist immer noch ein Kind. Sie mag sich gerne als die junge Ausgabe von Madonna präsentieren, aber selbst die vielen leichtbekleideten Auftritte und Bilder können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie letztlich – besonders während der Konzerte – einen bunten Kindergeburtstag feiert. Da tanzt sie mit jeder Menge Stofftiere, da stolziert ein Pferd über die Bühne, zu Beginn des Konzerts rutscht sie eine überdimensionale Zunge, die nichts anderes als eine Rutsche ist, runter und insgesamt ist das eine sehr bunte Angelegenheit.
Zwischen den einzelnen Songs darf der geneigte Zuschauer noch sehr viele Einspieler bewundern. Miley Cyrus hinter und unter der Bühne, beim Kostümwechsel, aber eben auch im Hotelzimmer mit ihren Liebsten. Sie singt da im Badzimmer oder liegt wie ein kleines, zwölfjähriges Mädchen, welches erstmals ohne die Eltern mit der Jugendgruppe in den Urlaub gefahren ist, im Bett und erzählt ziemlich viel Nonsens. Unter dem Strich passt aber auch das zum Kindergeburtstag von "Bangerz".
Dann ist da noch die andere Seite der Miley Cyrus-Show. Selbige steht ganz im Zeichen von Beinen und Po. In verschiedenen Gymnastikanzügen präsentiert sie ihre unteren Körperregionen. Immer dann hat das was von einer Sportveranstaltung. Da wird viel getanzt und gehüpft. Das kennt man von ihren Kolleginnen ja auch nicht anders. Ihre – meist weiblichen und jungen - Fans versetzt das alles jedenfalls in schiere Ekstase und da kullert dann auch schon mal ein Tränchen.
Und die Musik? Welche Musik? Eigentlich ist das nur die Untermalung zum Programm. Ja, es gibt auch echte Musiker auf der Bühne zu bewundern, aber im Zentrum steht dann eher Miley Cyrus wie sie auf einem überdimensionalen Hotdog über die Fans schwebt. An den dazugehörigen Song kann sich hinterher sowieso keiner mehr erinnern. „SMS (Bangerz)“, „4x4“, „Fu“ oder „We Can´t Stop“ rauschen wie ein D-Zug an einem vorbei. Und ja, „Wrecking Ball“ gibt es natürlich auch zu hören und sehen. Wer bitte hat Miley Cyrus denn gesagt, dass es eine gute Idee wäre „Lucy In The Sky With Diamonds“ zu singen? „Jolene“ darf – wenn überhaupt – auch nur Jack White live spielen. „Hey Ya!“ von Outkast gibt es auch noch auf die Ohren. Den Fans ist das sowieso alles egal, Hauptsache ihr Idol steht da auf der Bühne.
Das Bild geht in Ordnung und ist guter DVD-Standard. Ein leichtes Graining fällt da nicht weiter ins Gewicht. Der Schwarzwert ist gut und auch die Farben wirken recht natürlich. Hamish Hamilton hat bei dieser Produktion seine Hände im Spiel und man musste für den Schnitt schon das allerschlimmste befürchten. Vielleicht hat der Mann aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt, denn diesmal ist das für die Augen glatt erträglich. Der Ton wirkt etwas breiig, aber darauf kommt es ja bei dieser DVD auch nicht an.
Fazit: Von Miley Cyrus gibt es den Sportunterricht und Kindergeburtstag der „Bangerz Tour“ nun auch auf DVD und Blu-ray zu bewundern. Mit Musik hat der Tanztee herzlich wenig zu tun, dafür wird man in die kunterbunte Welt von Miley Cyrus eingeladen. Eigentlich ist sie die Pippi Langstrumpf der Plastipopwelt denn die Nachfolgerin von Madonna. Für Fans ein Muss – aber Vorsicht, man sollte mindestens 12 Jahre alt sein, so will es der Aufkleber – und für alle anderen total egal. Man sollte aber - auch als Fan - wissen, dass das Material mit 84 Minuten Spielzeit etwas dürftig ausgefallen ist!
Text: Torsten Schlimbach