Dream Theater: Live At Luna Park (2DVDs)

Dream Theater: Live At Luna Park (2DVDs)

Edel/Eagle Vision

VÖ: 01.11.2013

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Dream Theater sind die Mathematik- und Physikprofessoren unter den Musikern. Die progressiven Metaller sind anders als die anderen Kinder. Wie kaum eine andere Band des Genres verachten sie die Gewöhnlichkeiten und Einfachheiten, die man eben manchmal auch in der härteren Musik findet. Wer da einen schlichten Takt sucht, der wird meistens nicht fündig. Bei „Live At Luna Park“ ist es nach etwas mehr als einer Stunde der Fall, dann wird sich auf den Stuhl gesetzt und das Akustikgewand ausgepackt – allerdings ist das schon wieder derart speziell, dass ein paar Streicher den Sound veredeln müssen. Dream Theater sind eben mit nichts und niemandem zu vergleichen. Das ist fast schon erstaunlich, da mit John Myung und John Petrucci ja nur noch zwei Gründungsmitglieder dabei sind. Mit Mike Portnoy ging der Mann hinter der Schießbude und das ist bei dieser Band nun wirklich kein Job wo man den lieben Gott einen guten Mann sein lassen kann. „Live At Luna Park“ zeigt nun, dass mit Mike Mangini ein würdiger Ersatz gefunden wurde, stellte der Mann doch immerhin Rekorde im Schnell-Schlagzeugspielen auf. Ein echter Professor ist er zudem – passt.

 

Im Juli 2011 gingen Dream Theater auf die ausgedehnte „A Dramatic Tour Of Events“ Welttournee. Erst im August 2012 fand diese in Südamerika ein würdiges Ende. In Argentinien – wo auch sonst? - entschied man sich dazu, dass zwei Shows in der Luna Park Arena von Buenos Aires aufgezeichnet werden sollten. Das Ergebnis kann nun anhand von reichlich Material bewundert werden. Und wie immer bei Dream Theater, schlägt auch selbst das Rekorde. Wer will, kann gleich zum Paket bestehend aus einer Blu-ray, 2 DVDs und 3 CDs greifen! Im Grunde hat dies aber alles auch noch seine Berechtigung, das ist ja gerade das tolle bei Dream Theater.

 

Wer es lieber einfach mag, guckt sich „Live At Luna Park“ natürlich nicht an. Das ist mal wieder über alle Maßen komplex, virtuos und dreifach um die Ecke gedacht. Dream Theater sind wie Sheldon von The Big Bang Theory – nur ohne Witz. Das ist teilweise derart ausgefeilt, dass man als Zuschauer glatt das Atmen vergisst. Und wer sich fragt, warum denn ein derartig bombastisches Schlagzeugset aufgebaut wurde, bekommt spätestens nach 55 Minuten eine Antwort, wenn für 5 Minuten ein Solo folgt, welches die Welt noch nicht gesehen und gehört hat. Macht man heutzutage ja eigentlich nicht mehr. Keyboardsolos ja auch nicht. Dream Theater schon.

 

Man muss bei Dream Theater aber auch nicht lange um den heißen Brei reden, denn guckt man sich „Metropolis Pt. 1“, „Pull Me Under“ oder „The Spirit Carries On“ an, dann kann man nur feststellen, egal ob man das nun mag oder nicht, dass dies schlichtweg brillant ist. Und das GUCKEN ist dabei eindeutig zu unterstreichen. Wenn man diese Fingerarbeit aller Beteiligten sieht, dann fragt man sich schon, wie dies ohne muskuläre Probleme vonstatten gehen kann. Die Frage, wie sich die Herren diese komplexen Wendungen überhaupt merken können und dann auch noch als Einheit live auf den Punkt genau spielen, stellt man sich besser gar nicht erst. Hier geht es um Grenzerfahrungen und gerade in bewegten Livebildern ist das atemberaubend. Progressiver Metal wie er besser nicht sein könnte.

 

Zur großen Überraschung hat man dann beim Bild aber gehörig geschludert. Teilweise ist das am Rande des Erträglichen! Zu Beginn hat man dann auch noch viel zu nervös mit den Kameras herumhantiert. Das gibt sich zwar und ist auch nicht wirklich ein Schwachpunkt, die fest montierten Kameras am Schlagzeug und Keyboard sind es aber schon. Es gibt mittlerweile Bootlegaufnahmen die bessere Bilder zu bieten haben. Es ist zwar schön, dass man den Herrschaften aus der Nähe auf die Finger gucken kann, aber so macht das doch recht wenig Sinn. Der häufige Einsatz der Kamerakräne nervt auf die Dauer auch etwas. Das Bild ist so sehr gemischt und durchwachsen. Oftmals sehr grobkörning und dann braucht man sich über Kontrast und Schwarzwert gar nicht erst unterhalten – unterirdisch. Natürlich nicht über die ganze Distanz, aber insgesamt zieht dies den ansonsten guten Gesamteindruck schon etwas nach unten. Der Sound ist angemessen gut und Dream Theater würdig.

 

Mit dem Bonusmaterial hauen die Jungs ordentlich was raus. Zunächst wird noch mal Mike Portnoy gezeigt und wie er die Band verlassen hat und was dies für die Band bedeutete. Danach veranstalteten Dream Theater ein Drummer-Casting und in Auszügen darf man hier dabei sein! Wie sich Mike Mangini dann in die Band eingearbeitet und eingebracht hat, wird einem dann ebenfalls näher gebracht. Ob man die Band jetzt unbedingt beim Steakessen sehen muss, sei mal dahingestellt. Der Soundcheck, mit Kamera an der Gitarre, ist allerdings schon ganz nett. Überhaupt sind die Blicke hinter die Produktion von „Live At Luna Park“ sehr erhellend. Und da man nicht alle Songs auf die erste DVD unterbringen konnte, gibt es derer gleich sechs als Bonustracks auf der zweiten DVD! Macht Laune!

 

Fazit: „Live At Luna Park“ von Dream Theater ist für Fans eigentlich ein Fest. Überhaupt kriegen Anhänger des progressiven Metals hier gezeigt wo der technische Hammer hängt. Was die Band da vom Stapel lässt ist schlichtweg brillant! So komplex das auch alles sein mag, so gut wird dies auf der Bühne umgesetzt! Das Bild ist teilweise ärgerlich, da hat man es dann mit der Vielschichtigkeit einfach übertrieben. Das famose Bonusmaterial und das üppige Booklet reißen das aber fast wieder raus. Unter dem Strich: eine Sternstunde des Genres!

 

http://www.dreamtheater.net/

 

Text: Torsten Schlimbach

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