Tim Bendzko: Filter

Tim Bendzko: Filter

Jive Germany/Sony

VÖ: 18.10.2019

 

Wertung: 7,5/12

 

Tim Bendzko hat einst die Bewegung der Deutschpoppoeten angeführt. Er war ab 2011 für ein paar Jahr omnipräsent und auf allen Kanälen zu bewundern. Es war aber auch deutlich zu viel Tim Bendzko. Es gab ja kein Entrinnen und zeitweise konnte das Gefühl entstehen, dass er einen verfolgt: im Radio, in der Zeitung, im Fernsehen. Tim Bendzko war einfach überall. The Voice, Unser Song für 2017, Schlag den Star – viele Formate an denen er teilnahm. 2018 war dann das Jahr der Reflexion. Ausmisten war angesagt. In dieser Zeit entstanden die dreizehn Songs für „Filter“, die Bendzko aber nicht alleine geschrieben hat. Wie so viele seiner Kollegen hat er sich ein Songschreiberteam dazu geholt. Nun ja, da kann sich ja jetzt jeder ein eigenes Bild von machen.

 

In den Arm nehmen muss man Tim Bendzko jetzt nicht mehr. Selbst „Trag Dich“, ein Song über einen Menschen, der einem nahesteht, aber nicht mehr unter den Lebenden weilt, hat durchaus ein paar sehr positive Wendungen zu bieten. Tim Bendzko ist natürlich kein anderer Mensch und Musiker geworden. Es gibt auch auf „Filter“ diese eindringlichen Balladen, für die man ihn als Künstler wahrgenommen hat. Die Selbstreflexion „Leise“ ist ein Paradebeispiel und die Trompete verstärkt die Melancholie zusätzlich. Es gibt aber auch sehr viele Uptempo-Momente auf „Filter“. Der Beat pumpt. Das ist nicht unbedingt das, was man mit Tim Bendzko in Zusammenhang bringt.

 

„Hoch“ hat ja als Single schon überrascht. Tim Bendzko jammert nun nicht mehr, er motiviert. Selbst der nachdenkliche Pop von „An Deiner Seite“ ist textlich durchaus positiver Natur. Er arbeitet sich auch wieder an einer Art Lieblingsthema ab. „Nicht Genug“ ist ein kleines Update von „Nur Noch Kurz Die Welt Retten“.  Zusammen mit Kool Savas kritisiert er die Rastlosigkeit der Menschheit, die durch die sozialen Medien immer weiter vorangetrieben wird. Es darf auch mal Allerweltspop wie bei „Nur Wegen Dir“ sein. Immerhin tanzbar. „Für Immer“ würde sich auch bei einem seiner Epigonen gut machen: Mark Forster. „Freier Fall“ hat Milow als Gast dabei. Das Ende einer Beziehung wird hier thematisiert. Bendzko spricht die neue Freiheit nach einer Trennung an und doch fehlt der ehemalige Partner, aber die Erinnerungen bleiben ja. Das Produzentenduo Truva Music hat auf „Nie Mehr Zurück“ ganz deutlich seine Fußspuren hinterlassen. Tanzbar, poppig, positiv. Das nimmt dann der Thematik auch die Schwere. Ein weiterer Hit. „Vielleicht“ ist gleich der nächste Uptempo-Hit.

 

Fazit: Tim Bendzko hat sein Leben und seine Musik gefilter. Ausmisten tut ja manchmal auch ganz gut. Er hat sich dazu aber Hilfe von außen geholt. Musik und Texte tragen so auch eine andere Handschrift. Das kann dem Gesamtbild von „Filter“ ja durchaus zuträglich sein. Kommt ja immer auf den Blickwinkel an. Wer bisher nichts mit der Musik von Bendzko anfangen konnte, könnte an „Filter“ und seinen vielen luftig und leichten Uptempo-Nummern durchaus etwas abgewinnen. Die etwas neue Ausrichtung und Leichtigkeit steht Bendzko ganz gut. Und natürlich sind die Balladen ja auch noch da!

 

https://www.timbendzko.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

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