Mike Oldfield: Discovery (Deluxe Edition)

Mike Oldfield: Discovery (Deluxe Edition)

Universal

VÖ: 29.01.2016

 

Wertung: 8,5/12

 

Die Re-Issues Serie wird nun um ein Popalbum von Mike Oldfield erweitert. Auch „Discovery“ wurde im Jahre 1984 veröffentlicht und ist gänzlich anders als das unhörbare „The Killing Fields“. „Discovery“ landete nicht ohne Grund in Deutschland in den Charts ganz oben und konnte sich da dann auch noch mehrere Wochen behaupten. Nun wird dieses Werk neu remastered und in der Deluxe Variante mit jeder Menge Bonusmaterial veröffentlicht. Ob die Fans da jubeln werden? „Discovery“ wurde immerhin in diesen Kreisen sehr zwiespältig aufgenommen. Das Bonusmaterial kann da aber vielleicht den einen oder anderen versöhnen, denn auch, wenn das schon bekannt sein sollte, es ist klanglich nun wirklich sehr schön überarbeitet worden.

 

Das Bonusmaterial der ersten CD dürfte dann auch den einen oder anderen Proganhänger versöhnen. „In The Pool“ – mit Wasserrauschen – hat als Instrumentalstück beispielsweise ein wunderschönes Zusammenspiel zwischen Akustik- und Elektrikgitarre zu bieten. „Bones“ kommt sehr verspielt und collagenhaft daher. Das wird gerade Progfans begeistern. Und selbst Indiejünger finden da ein paar Elemente, die beispielsweise Mike Patton stimmlich bei Faith No More eingebracht hat. Das ist alles, nur kein Pop mehr. „Afghan“ ist da wesentlich zugänglicher und das verträumte Gitarrenspiel und das Dudelsackelement sind für die Ohren eine Wohltat. Trotzdem geht das wieder deutlich in die Progrichtung. „To France“ liegt dann noch als eine etwas abgeänderte Version vor und von „Tricks Of Light“ ist noch eine reine Instrumentalversion enthalten.

 

„To France“ – gesungen von Maggie Reilly“ – ist immer noch ein schöner Popsong. Den Klassiker kennt man auch heute noch. Mittlerweile darf man das Stück sogar als zeitlos bezeichnen. Überhaupt passt der Gesang von Maggie Reilly sehr gut zur Musik. „Crystal Gazing“ kommt zwar nicht ganz an die Hitklasse von „To France“ heran, aber auch dieses Stück kann verzaubern. Die von Barry Palmer gesungenen Songs gehen natürlich in eine andere Richtung und sind rockiger. Das erinnert teilweise aber auch schon an andere Nummern. „Poison Arrows“ hört sich hin und wieder nach „Moonlight Shadow“ an und „Discovery“ nach „Shadows On The Wall“ an. Die Gitarrenarbeit von Oldfield ist aber der pure Spaß. Mit „The Lake“ ist dann aber auch noch ein Song dabei, der die Anhänger der 70er-Werke versöhnen soll oder ein Zugeständnis in diese Richtung ist. Wenn man so will, dann ist dies der einzige Progtrack auf dem regulären Album, der allerdings dann auch so überhaupt nicht dahin passt.

 

Was haben wir noch? Den Klangorgasmus auf der DVD! Hier gibt es „The 1984 Suite“ auf die Ohren. Die acht Songs im 5.1 Surround & 96 KHZ 24-Bit Stereo Mix lassen einem schon mal die Gesichtszüge entgleiten. Entschuldigung, aber: geiler Scheiß! Die Suite gibt es übrigens auch noch als weitere Bonus-CD obendrauf. Einzeln kann man diesen Zusammenschnitt aus „Discovery“ und „The Killing Fields“ übrigens auch noch auf Vinyl erwerben – allerdings nicht als Einzel-CD. Mit „The Royal Mile“ findet sich dann auch noch ein neuer Song dieser Periode wieder. Ja, „Afghan“ ist einst daraus entstanden. „Zombies“ – eine überarbeitete Version von „Posion Arrows“ – wird hier nun auch erstmals physisch zugänglich gemacht. Zunächst digital veröffentlicht wurde dieses Stück mit den roboterhaften Vocals am 31. Oktober 2015. Dazu gibt es dann noch die drei Videos zu „To France“, „Étude“ und „Tricks Of The Light“. Feine Sache.

 

Fazit: „Discovery“ von Mike Oldfield mag so manchen Altfan enttäuscht haben - damals, im Jahre 1984. Es ist aber ein sauberes Popalbum und so zugänglich wie bis dahin keine andere Musik von ihm. Hier stimmt auch noch die Mischung und es ist nicht so kitschig und belanglos wie viele seiner späteren Werke. Das Bonusmaterial kann sich hören lassen und stellt einen echten Mehrwert dar! Insbesondere die DVD kann da ganz fett punkten!

 

http://mikeoldfieldofficial.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Mike Oldfield: The Killing Fields (OST)

Mike Oldfield: The Killing Fields (OST)

Universal

VÖ: 29.01.2016

 

Wertung: 5/12

 

Mike Oldfield hat es einem als Zuhörer nicht immer leicht gemacht. Mit „The Killing Fields“ schoss er allerdings 1984 den Vogel ab. Dies ist der bisher einzige komplette Soundtrack von Oldfield – zumindest das erste Album, welches auch als Soundtrack geplant war. In „Der Exorzist“ wurden beispielsweise Teile von „Tubular Bells“ verwendet, aber das hat eine andere Qualität als diese Auftragsarbeit hier. Selbige wurde nun digital optimiert und wird nun um die beiden Single-Versionen „Evacuation“ und „Etude“ erweitert und veröffentlicht. Beide Themes liegen natürlich auch noch in der ursprünglichen Soundtrack-Variante vor.

 

„The Killing Fields“ ist als eigenständiges Album eigentlich unhörbar. Sieht man mal von den Singles oder dem bombastischen „The Boy´s Burial/Pran Sees The Red Cross“ oder dem asiatisch angehauchten „Good News“ ab. Und trotzdem wurde „The Killing Fields“ 1984 für einen Golden Globe nominiert. Dies wiederum ist aber auch nicht weiter erstaunlich, denn in Zusammenhang mit dem Film von Roland Joff ist das schon gewaltig. Das funktioniert aber eben nur in Zusammenhang mit den bewegten Bildern.

 

Die Tracks sind für sich alleine gesehen nicht mehr als Songfragmente. Stückwerk und vieles kommt dabei auch nur über knapp zwei Minuten Spielzeit. „The Year Zero“ schafft nicht mal 30 Sekunden und nicht selten bleibt das eine oder andere Stück gar unter einer Minute. Disharmonisch und verstörend schälen sich da so manche Tracks – bei dem Filmthema auch kein Wunder – aus den Boxen. Es wäre natürlich mal interessant zu wissen, ob Trent Reznor das Album kennt und schätzt. Die Albumversion von „Evacuation“ oder auch „Capture“ und „Execution“ nehmen teilweise das vorweg, was der Mann in den 90ern mit den Nine Inch Nails veranstalten sollte.

 

Fazit: „The Killing Fields“ ist im Grunde als eigenständiges Album unhörbar. Die Stücke sind alles andere als melodisch und teilweise derart disharmonisch bis verstörend, dass es als eigenständige Musik nicht funktioniert. Die Songfragmente sind ja auch dazu gedacht ein Kriegsdrama zu untermalen und in Verbindung mit dem Film haut das auch prächtig hin und atmosphärisch ist das sicher ganz toll. Wer den Film allerdings nicht kennt, wird an „The Killing Fields“ kaum Gefallen finden und der Genuss hält sich da in Grenzen.

 

http://www.mikeoldfield.org/

 

Text: Torsten Schlimbach

Mike Oldfield: The Best Of: 1992-2003

Mike Oldfield: The Best Of: 1992-2003

Warner

VÖ: 08.05.2015

 

Wertung: 5,5/12

 

„Tubular Bells“ hat unbestritten seinen Platz in den Musikgeschichtsbüchern verdient. Mike Oldfield hat damit zu Beginn der 70er ein Meisterwerk für die Ewigkeit geschaffen. Danach kam nicht mehr viel. Mike Oldfield mag ein begnadeter Multiinstrumentalist sein und kann auch mit der ganzen Technik im Studio umgehen, nur was dabei dann letztlich herausspringt, ist dann doch eher von zweifelhafter Natur. Jetzt kommt mal wieder ein „Best Of“ auf den Markt. Das letzte Werk dieser Art hat ja auch schon drei Jahre auf dem Buckel. Die verschiedenen Labels machen es möglich. Bei der vorliegenden Werkschau – der Zusatz lässt es unschwer erkennen – handelt es sich ja auch nur um eine kurze Zeitspanne zwischen den Jahren 1992 bis 2003.

 

Wie kommt es nun dazu? Das ist recht einfach, denn 1992 wechselte Oldfield von Virgin zu Warner. Jetzt schmeißt eben das Label dieser Zeit auch mal eine Zusammenstellung auf den Markt. Mittlerweile ist Oldfield wieder zur Virgin/Universal zurückgekehrt. Auf die Musik hat das recht wenig Einfluss, die ist so spinnert wie eh und je. Sein letztes Album „Man On The Rocks“ hatte aber seine guten Momente. Die gibt es freilich auch auf „The Best Of: 1992-2003“. Es dauert allerdings. Erst bei „Chochise“ und „Out Of Mind“ gibt es mal, zumindest in diesem Klangumfeld, straighten Rock. Die Gitarre jault schön auf den Punkt. Schon mit „Pacha Mama“ ist Oldfield wieder von allen guten Geistern verlassen. Wir fassen uns an den Händen und tanzen auf einer Blumenwiese unsere Namen, oder was will uns der Künstler sagen?

 

„Hibermaculum“ ist auch so ein Ding, mit dem man eine Versammlung einer Sekte beschallen könnte. Manchmal läuft ja bei Zahnärzten so etwas wie „Let There Be Light“ oder „The Voyager“ in den Wartezimmern. Es ist mir völlig unerklärlich, wie das eine beruhigende Wirkung haben soll, mich macht das eher aggressiv. Und dann immer wieder dieser sakrale Ansatz, wie beim Beginn von „Amber Light“ - furchtbar. Die Songs stammen übrigens aus den Alben „Tubular Bells II“ (1992), „The Songs of Distant Earth“ (1994), „Voyager“ (1996), „Tubular Bells III“ (1998), „Guitars" (1999), „The Millennium Bell“ (1999), „Tr3s Lunas“ (2002) und „Tubular Bells 2003“ (2003). Da staunt man Bauklötze. Ja, der Mann ist fleißig gewesen, aber an der einen oder anderen Stelle hätte man sich doch gewünscht, dass er eher seinen verdienten Ruhestand genossen hätte. Das irische Element von „The Sailor´s Hornpipe 2003“ entlässt einen zumindest mit einem positiven Gefühl aus der ersten CD.

 

Die zweite CD ist dann der Griff in die Raritätenkiste. Und siehe da, „Eartly Stages“ ist ja besser wie die ganze erste CD zusammen. Schöner Songaufbau, der von einer Düsternis durchzogen ist, welche dem Track durchaus einen Spannungsbogen verleiht. Wie es zu befürchten war, wird es aber im direkten Anschluss so richtig grausam. Wie kann man „Silent Night“ derart verunstalten? Das Christkind und der Weihnachtsmann werden seitdem wohl einen großen Bogen um Mike Oldfield machen. „The Song Of The Boat Men“ und „Indian Lake“ laden dann wieder dazu ein sich ein Blümchen ins Haar zu stecken, Trolle und Elfen um sich zu versammeln und dann die guten Geister zu beschwören. Diese Esoterikschiene ist dabei glatt unfreiwillig komisch. Die Remixe von „To Be Free" von "Soultronik" und der „Let There Be Light" von BT reißen da auch nichts mehr raus.

 

Fazit: Mike Oldfield lebte und lebt musikalisch in einer ganz eigenen Welt. Ambient House Musik ist letztlich nichts anderes als esoterische Berieselung, die man auch auf jedem Treffen einer Sekte spielen kann, die den ganzen Tag sich mit Blumen im Haar tanzend den Klängen hingibt. Ist ja schön, wenn es Leute gibt, die in dieser Musik aufgehen, für mich bleibt das aber ein Buch mit sieben Siegeln.

 

http://mikeoldfieldofficial.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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Mike Oldfield: Man On The Rocks

Mike Oldfield: Man On The Rocks

Virgin/Universal

VÖ: 07.03.2014

 

Wertung: 6,5/12

 

Mike Oldfield wollte eigentlich gar keine neue Musik mehr aufnehmen. Manchmal kommt es aber eben anders und im Falle von Oldfield waren es die Olympischen Spiele in London, die dafür sorgten, dass er wieder Blut geleckt hat. Als er bei der Eröffnungszeremonie auf persönlichen Wunsch von Danny Boyle aufgetreten ist, hat er wieder gemerkt, dass er sich nicht nur noch auf seinem Backkatalog ausruhen will. Neue Songs mussten her. Das Ergebnis ist nun „Man On The Rocks“. Das Album wurde ganz entspannt auf den Bahamas aufgenommen. Es gibt sicher schlechtere Orte auf der Welt um eine neue Platte auf den Weg zu bringen.

 

Musiker auf „Man On The Rocks“ sind Bassist Leland Sklar und der Schlagzeuger John Robinson. Auch wenn Oldfield bereits mit einigen der weltweit populärsten Sänger gearbeitet hat, hat er sich für diese Platte ein junges Talent ausgesucht, um seine Texte zu interpretieren: Luke Spiller von den Struts. Es ist ein geschmeidiges Album geworden, welches bisweilen derart leichtfüßig wirkt, dass es schon bewundernswert ist. Mit „Sailing“ startet er dann auch beschwingt und poppig in dieses Werk. So ein kleines bisschen weht da aber auch ein Hauch der Olson Brothers durch den Track. Mit „Moonshine“ zeigt Oldfield dann, dass er der Meister des Popsongaufbaus ist. Seine Band setzt das schon ganz nett um. Trotzdem ist das auch sehr seicht und selbst die irischen Anleihen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies furchtbar schmalzig ist.

 

Der Titeltrack „Man On The Rocks“ lässt durch ein paar progressive Elemente aufhorchen und kann durch seinen eindringlichen Gesang ganz fett punkten. Auch die Gitarrensounds schweben und rocken sich durch dieses Stück, dass es eine Freude ist. „Castaway“ rollt wie ein Rockwalzer auf schweren Sohlen daher. Das ist schon nicht so verkehrt. Dann wäre da aber auch noch der esoterische New Age Quatsch, den Odfield eben auch immer im Gepäck hat. „Dreaming In The Wind“ ist schon schwer verdaulich, „Nuclear“ geht noch so, aber spätestens mit „Following The Angels“ ist dann die Grenze des Erträglichen erreicht. Und wenn zum Schluss der Refrain als eine Art Mantra immer und immer wieder gesungen wird, dann wirkt das doch recht befremdlich und man stellt sich Oldfield im weißen Gewand als Guru vor. Da macht der straighte Rocker „Irene“ wesentlich mehr Spaß. Zum Schluss wird mit „I Give Myself Away“ leider wieder in seichten Gewässern gefischt.

 

Fazit: Mike Oldfield bleibt sich auf „Man On The Rocks“ weitestgehend treu. Das Personal, welches er sich zur Umsetzung geholt hat, setzt seine musikalischen Visionen schon ganz gut um. Die rockigen Klänge sind überraschend straight und auf den Punkt gebracht. Das war man von Oldfield gar nicht mehr gewöhnt. Dafür hat er sein übliches esoterisches Geschwurfel auch wieder ausgepackt. Dann wird es leider unerträglich. Eine Platte mit Licht und Schatten, aber unter dem Strich gar besser wie erwartet.

 

http://mikeoldfieldofficial.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Mike Oldfield: Crisis (30th Anniversary Deluxe Edition)

Mike Oldfield: Crises (30th Anniversary Deluxe Edition)

Universal

VÖ: 30.08.2013

 

Wertung: 6,5/12

 

Das achte Studioalbum von Mike Oldfield feiert dieser Tage 30-jähriges Jubiläum. Und wie es bei erfolgreichen und manchmal auch wegweisenden Platten der Fall ist, wird nun davon eine Anniversary-Edition veröffentlicht. Nicht selten werden solche Werke mit nutzlosem Kram aufgeblasen. Besonders die 80er Jahre kommen dabei immer mit obskuren Remixen, Extended und 12inch Singles Versionen um die Ecke. Im Falle von „Crises“ ist das nicht anders und das eigentliche Album wurde gleich um sieben Versionen erweitert. Eine zweite CD enthält ein bisher unveröffentlichtes Konzert aus der Wembley Arena vom 22 Juli 1983.

 

Optisch hat man das in der bekannten Universal-Anniversary Deluxe Edtion gestaltet. Das Digipack hält aufgeklappt die beiden CDs bereit. Das Booklet wiederum kann man einem Schuber entnehmen. Selbiges ist übrigens recht nett aufgemacht und hält eine Menge Informationen rund um Crises und die Entstehungszeit bereit. Die Aufmachung ist in der gewohnt sehr guten Qualität gehalten. Fans von Mike Oldfield und von „Crises“ kommen hier sowieso voll und ganz auf ihre Kosten. Das Original-Album wurde neu remastert. Mike Oldfield war übrigens involviert und somit dürfte man hier gar nicht erst in die Verlegenheit kommen, dass da irgendwie der Sound oder die Atmosphäre verfälscht wird.

 

„Crises“ war seinerzeit immens erfolgreich und Oldfield entdeckte die kurzen Pophits für sich. Nach dem epischen und titelgebenden Monumental-Brocken, der mit mehr als zwanzig Minuten alle Facetten des Progrock abdeckt, folgt mit „Moonlight Shadow“ der erste große Hit. Maggie Reilly, Jon Anderson und Roger Chapman sorgten als Gäste ja sowieso dafür, dass sich die eine oder andere Nummer in das kollektive Popgedächtnis einbrennen konnte. Mike Oldfield bewegt sich auf diesem Werk weg von der Konzeptkunst und landet beim Kommerz. Reilly ist neben „Moonlight Shadow“ auch noch bei „Foreign Affair“ dabei. Einen Kontrast dazu bildet „Shadow On The Wall“, welches mit der gewohnten Reibeisenstimme von Roger Chapman in einem rockigen Gewand daherkommt, den Pophörer aber auch nicht verschrecken konnte. „Taurus 3“ kann immerhin als Instrumentalstück die Freunde der gepflegten Gitarrenklänge begeistern.

 

Die beiden Überhits der Platte - „Moonlight Shadow“ und „Shadow On The Wall“ - liegen nun auch noch als unveröffentlichte Unplugged Mixe und natürlich als 12inch Single Versionen vor. Braucht man allerdings nicht unbedingt. Der Sound ist aber gerade bei den Unplugged Versionen herausragend. Die B-Seite „Jungle Gardenia“ und die seltene Single „Mistake“ erfreuen dabei sicher auch so manches Sammlerherz. Für Hardcorefans ist das natürlich kein neues Material, aber wer „Crises“ erst jetzt für sich entdeckt, bekommt so noch ein paar Schmankerl dazu.

 

Die Live-CD enthält lediglich sechs Stücke. Mit dabei ist „Taurus II“ mit einer Spielzeit von 23 Minuten. Anhören kann man sich diesen esoterischen Quatsch kaum. Musik für Oberstudienräte, für die Musik eben Kopfsache ist. Das ist eine reine Leistungsschau, nicht mehr und nicht weniger. Selbiges gilt für „Crises“, ebenfalls live auf mehr als 23 Minuten aufgebläht. Eine schwachbrüstige Version von „Moonlight Shadow“ versöhnt die Mainstreamhörer aber wieder. „Shadow On The Wall“ wird dazu auch noch mit einem furchtbaren Keyboardteppich vorgetragen. Der Gesang kommt immerhin druckvoll aus den Boxen.

 

Fazit: „Crises“ war damals schon eine seltsame Angelegenheit. Mike Oldfield ließ noch mal seine Konzeptkunst vom Stapel, bot aber auch gleichzeitig genug Raum für Pophits, die auch den Mainstreamhörer begeisterten. Dieses Album feiert nun Jubiläum und wird mit allerlei Raritäten und obskurem Material angereichert. Selbst Fans der Liveklänge kommen auf ihre Kosten. Für Oldfield-Anhänger ist das sicher wie Weihnachten und Ostern zusammen, alle anderen werden diesem oftmals kitschigem und esoterischen Geklimper kaum etwas abgewinnen.

 

http://mikeoldfieldofficial.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Mike Oldfield: Five Miles Out (30th Anniversary Deluxe Edition)

Mike Oldfield: Five Miles Out (30th Anniversary Deluxe Edition)

Universal

VÖ: 30.08.2013

 

Wertung: 6/12

 

Das siebte Studioalbum von Mike Oldfield „Five Miles Out“ erscheint nun auch in klanglicher optimierter Form und auf dem neusten Stand der Möglichkeiten. Gerade die DVD bietet für Oldfield-Fans und Klangfetischisten eine ganze Menge an Mehrwert. Dort kann man sich „Five Miles Out“ im DTS oder 5.1 Surround Mix geben und wird dazu noch von bunten Bildchen unterhalten. Insgesamt gehen aber auch bei diesem Werk die Meinungen wieder auseinander. Die Musik der 80er polarisiert eben immer noch und Mike Oldfield hat sich dabei sehr weit aus dem Fenster gelehnt.

 

Mit „Taurus II“ läuft der Meister der Instrumentalstücke noch mal zur Höchstform auf – aber nur auf die Länge des Stücks bezogen. Ansonsten flirrt und schwebt diese Nummer durch Raum und Zeit und lässt so ziemlich alles vermissen, wofür man den Mann ein knappes Jahrzehnt zuvor so verehrt hat. Unnötig aufgeblasen wirkt die Musik erstaunlich nichtssagend. Was hier künstlich in die Länge gezogen wurde, hätte auch in vier Minuten gesagt werden können. Dieser dröhnende Bombast lässt immerhin noch Platz für einige sehr schöne Gitarrenmotive. Letztlich hat man das aber alles schon so ähnlich von Oldfield gehört – nur eben besser.

 

Insgesamt ist „Five Miles Out“ stark von den Perkussions geprägt. Es ist daher nicht überraschend, dass Perkussionist Morris Pert und die Schlagzeuger Graham Broad und Carl Palmer mit im Boot sind. Für die irische Note sorgt Paddy Moloney von den Chieftains. Oldfield hat ja seinerzeit selbst gesagt und geschrieben, dass die erste Albumseite eher das wäre, was ihn zufriedenstellen würde und dann eben noch vier Songs kommen würden, welche die kommerzielle Seite abdecken. Malen nach Zahlen? So ähnlich jedenfalls und das hört man dem netten „Family Man“ oder den kitschigen Klängen von „Mount Teidi“ leider auch an. Immerhin spannt der Song „Five Miles Out“ wieder den Bogen zu „Taurus II“. Mit „Orabidoo“ liefert er aber noch mal einen Song ab, der den Spagat zwischen Kommerz und seinem künstlerischen Anspruch gerecht wird. Abgesehen davon ist das Stück mit dreizehn Minuten auch richtig ausbalanciert worden.

 

Die schöne Aufmachung der Deluxe Edition und der verbesserte Klang sind aber nicht das alleinige Kaufargument für diese Jubiläumsausgabe von „Five Miles Out“. Das bisher unveröffentlichte Konzert vom 6. Dezember 1982 aus Köln lässt Fanträume wahr werden. Besonders „Tubular Bells Part One“ und „Taurus II“ werden die Herzen erwärmen. Mit Pierre Moerlen und Morris Pert hatte er zu dieser Zeit gleich zwei Perkussionisten mit auf Tour. Maggie Reilly sorgte – wie immer zu dieser Zeit – für den weiblichen Gesang. Klanglich ist das Konzert schon eine feine Geschichte.

 

Die DVD hat übrigens auch optisch noch etwas zu bieten. Neben dem Promotion Video zu „Five Miles Out“, welches im typischen 80er Stil gehalten ist und bildlich kaum überarbeitet sein dürfte, gibt es mit „Five Miles Out“ und „Mistake“ noch zwei Stücke der BBC Show „The Six Fifty-Five Special“ - ein Zeitdokument der besonderen Art!

 

Fazit: Mit „Five Miles Out“ war die Zeit der kürzeren Tracks vorbei. Mike Oldfield hatte auf der A-Seite einen einzigen Song untergebracht, der sich durch seine sämtlichen musikalischen Welten arbeitete. Dies hatte er auf früheren Veröffentlichungen allerdings schon besser hinbekommen. Ansonsten reiht sich das eigentliche Album in die Kitschveranstaltung der 80er ein. Für Fans ist diese üppige Veröffentlichung aufgrund des Konzertes und der DVD, die das Album auch noch mal im 2013 5.1 Surround Mix bereithält, sowieso eine Pflichtveranstaltung!

 

http://mikeoldfieldofficial.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Mike Oldfield: Two Sides – The Very Best Of

Mike Oldfield: Two Sides – The Very Best Of

Universal

VÖ: 27.07.2012

 

Man mag es glauben oder eben nicht, Mike Oldfield ist für das Musikgeschäft ein ganz wichtiger Zeitgenosse. Ob Richard Branson mit seinem Virgin Label derart durchgestartet wäre, darf dann doch zumindest angezweifelt werden. Das Jahrhundertalbum „Tubular Bells“ von Oldfield aus dem Jahre 73 hat daran jedenfalls keinen unerheblich Anteil. Mit mehr als 17 Millionen verkaufter Einheiten ist dies auch gleichzeitig seine erfolgreichste Platte. Man darf ja auch nicht vergessen, dass es sich hier um ein Instrumentalalbum handelt! Es war sicher nicht hinderlich, dass Fragmente daraus für „Der Exorzist“ verwendet wurden.

 

Über die Jahre schuf Oldfield so manche schwer verdauliche Musik. Dies sah man bei Virgin ähnlich und so folgte dann ein Labelwechsel zu Warner. Auch da hielt es der Meister nicht ewig aus und dann zog er weiter zur Universalfamilie. Es ist schon ein bisschen erstaunlich, dass er nun ein „Best Of“ Album zusammenstellen durfte, welches tatsächlich seine Karriere umspannt. Ist ja nicht an der Tagesordnung und entweder sind ihm doch alle bisherigen Weggefährten wohl gesonnen oder aber die Rechte sind ganz geschickt festgezurrt.

 

Wie dem auch sei, letztlich gibt „Two Sides – The Very Best Of“ ganz gut die Karriere von Oldfield wieder. Mike Oldfield ist ja immer ein Grenzgänger zwischen den Welten gewesen. Fans schätzen ihn vornehmlich für seine Instrumentalalben und für seine verschiedenen Einflüsse aus Pop, Rock, klassischer Musik bis hin zu ethnischen Klängen. Entsprechend ist auch diese Zusammenstellung ausgefallen. Mit CD 1 entführt er uns in den esoterischen, experimentellen Teil seines Universums. Ich für meinen Teil habe noch nie verstanden und werde es wohl auch nicht mehr verstehen, wie man sich diesen Klängen hingeben kann. Easy Listening? Progpop? Folklore? Oder einfach nur der letzte Beweis von unglaublichem Kompositionskönnen? Fans werden gerade die sechs „Two Sides Excerpt“ lieben, für alle anderen Ohren wird dies völlig belangloses Gedudel sein. Auf der anderen Seite können ja 17 Millionen Käufer von „Tubular Bells“ nicht irren. Für mich bleibt die Tür jedenfalls verschlossen und ein Buch mit sieben Siegeln.

 

Die zweite CD beinhaltet dann die bekannten Hits und Singles. Für alle, die nach der ersten Scheibe entnervt aufgegeben haben, ist das eine wahre Wohltat. Spätestens ab „Family Man“ fühlt man sich dann wieder auf diesem Planeten angekommen. Endlich gibt es auch mal Gesang (von Maggie Reilly) und konventionelle Songstrukturen. Gleichwohl ist die Nummer von „Five Miles Out“ in den 80ern entstanden und somit auch wieder nicht zeitlos. Das wiederum gilt nicht für „Moonlight Shadow“. Ebenfalls von Maggie Reilly gesungen, hat sich der Track über die Jahre zu einem Klassiker entwickelt. Kleine Notiz am Rande: das Ding landete in den Bravo-Jahrescharts auf Platz 9 – noch vor „Beat It“ von Michael Jackson!

 

Ebenfalls aus „Crises“ wurde „Shadow Of The Wall“ ausgekoppelt. Sänger Roger Chapman macht daraus mit voller Inbrunst eine Art Rocksong. „To France“ von „Discovery“ ist ein weiterer Klassiker, der abermals mit Maggie Reilly stimmlich veredelt wird (Mary Stuart hilft beim Chorus aus) und in eine folkige Richtung mit keltischen Einflüssen geht.

 

Auch die zweite CD zeigt, dass die 80er Jahre Oldfield nicht nur gut getan haben. „Magic Touch“ ist schlimmster Popmist und über „Island“ mit Bonnie Tyler hüllen wir besser den Mantel des Schweigens. Und wenn Songs schon „The Song Of The Sun“ heißen, dann dürfen sich Esoteriker freuen. Der Track hat allerdings eine wunderschönen Aufbau, ein tolles Gitarrenspiel und eine schöne keltische Atmosphäre zu bieten. Letztlich ist das vorhandene Material aber ab hier wieder ein Abtauchen in sphärische Gefilde und mit „The Dodges Palace“ geht es auch mal in eine Musicalecke. „Amber Light“ eher in die furchtbare Ecke der populären Mönchgesänge. Gut, dass nach dem operettenhaften „On My Heart“ der Zauber dann endgültig vorbei ist.

 

Fazit: Eine halbwegs objektive Bewertung muss an dieser Stelle entfallen, denn dafür sollte man ein Album fairerweise mehrmals gehört haben. Für die erste CD von „Two Sides – The Very Best Of“ von Mike Oldfield gilt das Hier und Heute leider nicht, da ich nach dem ersten Durchgang entnervt aufgegeben habe. Die zweite CD enthält erstaunlich viele Hits und Klassiker, aber auch hier wird es zusehends anstrengender. Insgesamt hat sich mir das Phänomen Mike Oldfield noch nie erschlossen und wird es auch dieses Leben nicht mehr – esoterische Kaufhausmusik.

 

http://mikeoldfieldofficial.com/ 

 

Text: Torsten Schlimbach

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