Roy Orbison: Black & White Night 30 (CD/DVD)
Legacy/Sony
VÖ: 24.02.2016
Wertung: 10/12
Tipp!
1987 spielte Roy Orbison im Cocoanut Grove Nachtclub in Los Angeles ein Comeback-Konzert, welches mittlerweile Kultstatus genießt und nicht umsonst als legendär gilt. „Black & White Night“ wurde ursprünglich für ein TV-Special aufgezeichnet. Über die Jahre gab es verschiedene Veröffentlichungen von diesem besonderen Ereignis. 2009 gab es dann noch mal ein Update auf Blu-ray, welches aber im Grunde ein Abklatsch der DVD war. Jetzt wird dieser besondere Abend erneut als feines Set unter dem Titel „Black & White Night 30“ erneut veröffentlicht.
Wer jetzt befürchtet, dass der geneigte Fan nun schon wieder geschröpft wird, liegt vollkommen falsch. Es handelt sich hierbei um eine neu geschnittene, remasterte und erweiterte Version des ursprünglichen Fernsehspecials. Besonderes Augenmerk sollte hier auf dem Bonusmaterial liegen, denn dieses dürfte auch für so manchen Hardcorefan neu sein. Da das Konzert mit sieben verschiedenen Kameras aufgenommen wurde, hat sich da mehr als 100 Stunden Material angesammelt. Roy Orbisons Sohn Alex Orbison und sein Co-Editor Luke Chalk haben sich in die Archive begeben und aus dem dort vorhandenen Material das komplette Konzert neu geschnitten und zusammengestellt. Nun spiegelt das auch die ursprüngliche Set-Order wieder.
Die Aufmachung ist – wie man es von Legacy gewohnt ist – selbstverständlich ganz vorzüglich. Das etwas größere Digipack-Format hat sich ja in der Vergangenheit bewährt. Das Booklet hält Liner Notes, Fotos und die Trackliste bereit. Das ist jetzt nicht sensationell, aber trotzdem ganz nett. Alles in allem ist die Haptik schon sehr schick.
Selbstverständlich liegt dem Set auch der Audio-Mitschnitt bei. Die Kapazität ist natürlich begrenzt, trotzdem muss man nicht auf die Secret Post Show verzichten, denn für diese fünf Songs gibt es einen Download-Code! Das Bonusmaterial der DVD ist sowieso eine Wucht. Eine alternative Version von „Oh, Pretty Woman“ ist da ebenso enthalten, wie die Secret Post Show. Die Musiker betraten erneut die Bühne, als die Zuschauer schon gegangen waren und spielten nochmals fünf Songs in alternativen Versionen.
Die Bildqualität ist überraschend gut. Hier scheint durchaus nachgebessert worden zu sein und man hat das restauriert. Die ursprüngliche Version war doch sehr grobkörnig. Natürlich ist das hier und da noch immer der Fall und manche Perspektive ist etwas unscharf, aber im Großen und Ganzen ist das erfreulich gut. Selbstverständlich ist das immer noch S/W. Dies sorgt für zusätzliche Intensität.
Es ist schon extrem beeindruckend, welche Ausstrahlung Roy Orbison hier hat. Er ist der unumstrittene Chef im Ring. Wer hat schon eine solche Backingband, die im Grunde zu Mitmusikern degradiert wird, im Rücken? Oder anders ausgedrückt: alle beteiligten Künstler sind gekommen, um Orbison zu ehren und huldigen. Welcher Künstler kann schon von sich behaupten Jennifer Warnes, Bonnie Raitt und k.d. lang als Backgroundsängerinnen zu haben? Oder Jackson Browne, Elvis Costello, Bruce Springsteen und Tom Waits in seiner Band? Dazu noch die legendäre Tourband von Elvis als fester Bestandteil der Show? Alle nehmen sich merklich zurück. Springsteen und Costello sitzen meistens im Hintergrund. Wenn die beiden dann doch mal nach vorne treten – Costello an der Mundharmonika, Springsteen an der Gitarre und dezentem Gesang – dann überlassen sie Orbison trotzdem das Rampenlicht. Gerade Springsteen mutiert da sichtbar zum Fan. Ihm ist seine Freude, mit Orbison auftreten zu dürfen, deutlich anzusehen.
„Crying“, „Only The Lonely“ oder „Blue Bayou“ sind schon ganz großes Kino. Das Falsett von Orbison sucht schon seinesgleichen. Wie sicher er diese Songs auch live meisterte, ist schon sehr beeindruckend. Die Inbrunst, mit der er diese Songs vorträgt, ist authentisch und selbst durch die dunkle Brille sieht man die geschlossenen Augen. Er lebte seine Songs einfach. Ein sehr berührender und authentischer Vortrag.
Fazit: „Black & White Night 30“ ist ein Must Have! Dieses feine Set gehört in jede Musiksammlung. Roy Orbison ist hier bestens aufgelegt und singt sein Material sensationell gut. Die Backingband ist so ziemlich eine der namhaftesten, die es im Musikzirkus zu sehen und hören gibt und auch Bild, Ton und Aufmachung wissen zu überzeugen. Essenziell!
Text: Torsten Schlimbach