Gregor Meyle: New York - Stintino
Meylemusic/Tonpool
VÖ: 23.05.2014
Wertung: 9/12
Gregor Meyle hat sich einen Traum erfüllt und konnte für sein viertes Album einen ganzen Tag in den Avatar Studios in New York aufnehmen. Dieser Ort ist legendär, denn hier nahmen auch schon Lennon, McCartney, Clapton oder Springsteen auf. Ein Tag und eine Nacht blieben Meyle um dort einen Großteil von „New York - Stintino“ auf den Weg zu bringen. Viel Zeit blieb also nicht und das bedurfte einer guten Vorbereitung. Unter der Regie von Produzent Christian Lohr gelang dieses Kunststück aber spielend, der Mann hat immerhin schon den Vorgänger „Meile für Meyle“ betreut und insofern waren die Arbeitsweisen vertraut. Antonio Sanchez saß dabei an den Drums und The Mason Brothers waren für Trompete und Posaune zuständig. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit kann man nun anhand der zehn Songs von „New York Stintino“ überprüfen.
New York ist immer in Bewegung. Die Stadt schläft nie. Hektik bestimmt den Tagesablauf seiner Bewohner. Der perfekte Gegenpart dazu findet sich im weit entfernten Sardinien. Im Westen gibt es dieses Plätzchen, wo man voller Gelassenheit die Dinge des Tages erledigt, aber auch mal den lieben Gott einen guten Mann sein und einfach mal die Seele baumeln lässt. Bei einem Blick über das Wasser findet man Entschleunigung, Entschleunigung vom Alltag. Gregor Meyle kann an diesem wunderbaren Ort seine Songs schreiben. So erklärt sich dann auch der Albumtitel „New York - Stintiono“. Die Hektik der Metropole und die Ruhe des wunderbaren Fleckchens auf der Insel sind es, die dieses Album geformt haben.
„New York – Stintino“ führt im Grunde das letzte Album fort. Gegor Meyle ist immer noch eine Ausnahmeerscheinung im deutschsprachigen Musikraum. Sein Singer/Songwriterpop ist jetzt aber noch mal ein ganzes Stück erwachsener geworden. Auf „New York – Stintino“ gibt es Musik von einem Mann, der fest im Leben steht, für Erwachsene. Man kann ganz wunderbar in diese Songs eintauchen. In die Schönheit, aber auch in die Melancholie. „Das Beste Kommt Noch“ ist gar ganz wundervoll instrumentiert. Gänsehaut ist da garantiert. Ob da tatsächlich noch mehr auf einen wartet, darf mitunter hinterfragt werden. Vielleicht redet man sich das auch nur schön? Oder man wartet das ganze Leben – vergebens. Meyle bietet keine Lösungen an, er beobachtet, schreibt nieder und lässt den Zuhörer mit seinen Gedanken alleine. Wunderbar!
„Hier Spricht Dein Herz“ wirkt unglaublich entschlackt und die paar kleinen, versteckten Americana-Anleihen tun dem Sound unglaublich gut. Das gute Stück geht sogar in die Richtung eines Reinhard Mey. Übrigens sind fast auf jedem Stück die Trompete und Posaune sehr präsent und sorgen immer wieder für wundervolle Akzente. Man kennt das ja, Hektik bestimmt den Tag. Genau dort setzt Meyle mit „Nimm Dir Zeit“ an. Er singt da „spür, dass du lebst“, was musikalisch wiederum kongenial umgesetzt wurde und das Tempo dann entsprechend anzieht. „Schau Mich Nicht So An“ ist eher im Süden der USA zu verorten. Meyle kann auch mal schneller und lauter, aber nicht laut. Bei Gregor Meyle ist eben alles ein bisschen anders. Den schönsten und traurigsten deutschsprachigen Song seit mindestens einem Jahrzehnt gibt es dann mit „Die Chance“ zu hören. Text und Musik werden bei jedem für einen dicken Kloß im Hals sorgen. Ein ganz tolles Akustikstück ist das – mit Bob Dylan-Gedächtnis Mundharmonika. „Land In Sicht“ ist die konsequente und logische Fortsetzung. „Such Keinen Andren“ beendet die Platte dann in bewährter Singer/Songwriter Manier. Ein guter Abschluss.
Fazit: Gregor Meyle kriegt gerade durch die Tauschkonzerte von „Sing Meinen Song“ bundesweit eine etwas größere Aufmerksamkeit. Verdient hätte er dies für seine Musik und das Album „New York – Stintino“. Die Platte ist der Fels in der hektischen Alltagsbrandung - die melancholische Keule, die vielleicht manch einen zum Umdenken animiert. Der Begleiter durch die dunklen Stunden des Tages und die Platte, die einen bestenfalls ganz tief im Inneren berührt. Gregor Meyle hat mit dieser Platte sein Meisterstück abgeliefert!
Text: Torsten Schlimbach
Gregor Meyle: Meile für Meyle
Meylemusic/Tonpool
VÖ: 27.04.2012
Wertung: 7,5/12
Gregor Meyle steht nach dem zweiten Platz, den er hinter Stefanie Heinzmann beim TV Total Raab Gegenentwurf zu dem Bohlen Theater belegte, nicht mehr ganz vorne im Rampenlicht, aber er konnte sich doch eine treue Fanbasis erspielen. Durch die Gründung seines eigenen Labels Meylemusic ist er auch einigermaßen autark und kann seine Musik ohne Zwänge aufnehmen. Nun folgt mit „Meile für Meyle“ bereits sein drittes Studioalbum und seine Anhängerschaft dürfte mal wieder vor Entzückung in die Hände klatschen!
Gregor Meyle ist der etwas andere Künstler und auch bei der Umsetzung der neuen Platte ging er im Vorfeld zwar keine neuen Wege, aber doch einen, den nicht jeder nutzt. Einige Fans halfen durch ihre Vorbestellungen bei der Finanzierung der CD. Diese werden nun übrigens mit einer signierten Limited Edition und der Namensnennung im Booklet belohnt. Das ist quasi das I-Tüpfelchen, denn die Musik ist schon Belohnung genug – egal, welche Album-Version man nun in den Händen hält.
Im Grunde seines Herzen ist Gregor Meyle ein Singer/Songwriter wie er im Buche steht. Alle Tracks von „Meile für Meyle“ würden auch im reinen akustischen Gewand funktionieren. Gitarre und Stimme reichen da völlig aus. Trotzdem ist diese neue Platte viel ausschweifender. Daran dürfte nicht zuletzt Produzent Christian Lohr einen großen Anteil haben. Da gibt es dann mit „Wunder“ (allerdings von Edo Zanki produziert) auch mal einen schmissigen Swing, bei dem die SWR Big Band zur musikalischen Unterstützung hinzugezogen wurde. Natürlich darf auch eine Gitarren-Ballade nicht fehlen. So ein Ding wie „Dann bin ich zuhaus“ ist einfach die Welt und Spielwiese von Meyle. Da macht ihm so schnell keiner was vor.
Die Arrangements sind diesmal über weite Strecken üppiger ausgefallen. Das steht dem verspielten und atmosphärischen dichten „Du bist das Licht“ ebenso gut zu Gesicht wie dem wunderschönen „Dann find ich dich“. Die Musik mag oftmals melancholisch angehaucht sein, aber im Grunde seines Herzens in Gregor Meyle ein unerschütterlicher Optimist, wie auch beispielsweise „Steh wieder auf!“ oder „Nichts ohne Grund“ unterstreichen. Seine romantische Ader kommt mit „Keine ist wie du“ mal wieder zum Vorschein und wird für so manches Tränchen sorgen.
Fazit: Gregor Meyle legt mit seiner dritten Platte „Meile für Meyle“ noch mal einen Gang zu und lässt eine deutliche Weiterentwicklung erkennen und zwar ohne dabei seinen bisherigen Weg zu verleugnen. Der Mann nimmt im deutschsprachigen Musikgeschäft eine Außenseiterrolle und gleichzeitig auch eine Ausnahmestellung ein, denn keiner ist wie er und keiner macht diesen klassischen und zeitlosen Singer/Songwriterpop.
Text: Torsten Schlimbach