Portishead: roseland nyc live (25th Anniversary Edition)

Portishead: roseland nyc live (25th Anniversary Edition)

Universal

VÖ: 25.04.2023

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Portishead waren für einige der besten Songs und Tracks der 90er verantwortlich – und für einige der traurigsten. Das Album „roseland nyc live“ wurde als eines der besten Live-Alben seiner Generation verehrt. Jetzt, zum 25-jährigen Jubiläum wird dieses Werk erneut veröffentlicht. Die Trackliste enthält einige Feinheiten, die erst bei näherer Betrachtung auffallen, aber von elementarer Bedeutung sind. Die neu gemasterte Version wurde um „Undenied“ und „Numb“ erweitert und enthält die komplette Version von „Western Eyes“, die im Abspann des Films zu hören ist. Auch die Songs „Sour Times“ und „Roads“ sind jetzt vom Auftritt in Roseland enthalten - sie waren ursprünglich durch Aufnahmen von anderen Konzerten ersetzt worden.

 

Beth Gibbons‘ Stimme fährt einem auch heute noch durch Mark und Bein. Die Songs wurden mit einem Orchester aufgenommen, dadurch kriegt die elektronische Musik eine ganz neue Dimension. Die Eindringlichkeit und Tiefe geht aber von Gibbons aus. Man höre sich nur das morbide „Over“ an, da fährt einem ja ein Schauer nach dem anderen über die Haut. Das durchdringt einfach alles. „Glory Box“ ist sowas wie der Hit von Portishead und hat auch nach mehr als zweieinhalb Jahrzehnten nichts an Faszination eingebüßt. Die Bläser und Streicher sorgen dafür, dass die einzelnen Songs organischer anmuten und somit eine neue Ebene verliehen bekommen.

 

Portishead waren maßgeblich an dem Trademark Bristol-Sound beteiligt. „Humming“, „Cowboys“ oder „Sour Times“ geben Aufschluss darüber, warum das so ist. Die Band klingt dabei aber noch mal eigenständiger als andere die auch das Trip-Hop-Genre mitbeeinflusst haben. „Roads“ ist einer der großartigsten und traurigsten Songs, die dieser Seitenstrang der Musikgeschichte hervorgebracht hat. So schön, so rührend. Man muss aufpassen, dass man nicht tränenüberströmt vor der Anlage sitzt. Nie passte Musik und Stimme so gut zusammen. Ganz, ganz groß!

 

Die Band schaffte es auch immer wieder Indieklänge mit Electronica zu verbinden. „Strangers“ hat dabei sogar noch Versatzstücke des Funks zu bieten. Das animierte seinerzeit auch das Publikum zum Mitklatschen. „Undenied“ mit seiner schönen Grundstimmung und das vertrackte „Numb“ tun dem Album gut. Schön, dass man die Songs nun auch hier genießen darf. „Western Eyes“ aus dem Abspann ist nun zur Gänze enthalten und entlässt einen mit diesem besonderen Gefühl, wie es nur Portishead kreieren können.

 

Fazit: Portishead haben nicht viele Album aufgenommen, diese drei sind aber allesamt Meisterwerke. Dazu gesellt sich mit „roseland nyc live“ ein ganz famoses Live-Werk, welches Trip-Hop mit einem Orchester zusammenführte. Es funktionierte ganz vorzüglich. Das Album wird nun mit überarbeiteter Tracklist zum 25-jährigen Jubiläum erneut veröffentlicht. Ein Meilenstein der 90er, der nichts von seiner Faszination eingebüßt hat!

 

https://www.portishead.co.uk/

 

Text: Torsten Schlimbach

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