Dr. John: The Montreux Years

Dr. John: The Montreux Years

BMG

VÖ: 02.06.2023

 

Wertung: 9/12

 

Auch Dr. John wird nun mit einer handverlesenen Auswahl seiner Auftritte beim legendären Montreux Jazz Festival mit einer Veröffentlichung geehrt. Hier sind die Jahre 1986 bis 2012 vertreten - darunter hochwertiges audiophiles schwergewichtiges Vinyl, CD in MQA-Qualität und HD-Digital. Der Sound von New Orleans schwingt bei dem Mann stets mit und genau das spiegelt nun die Zusammenstellung „The Montreux Years“ wieder.

 

„You Ain't Such A Much“ wird vom Klavier – wobei man hier schon den Plural benutzen könnten - sehr schunkelig in Richtung Blues getragen. „Sick And Tired“ bleibt den Hauptinstrumenten treu, gleichwohl man den Bass nicht aus den Ohren verlieren sollte, legt aber noch ein paar Briketts auf die Orgel und lässt den Boogie von der Leine. „Stack- A-Lee“ ist natürlich eine ganz große Nummer. Bob Dylan wusste schon, was er da tat. Dr. John singt das Stück mit Verve und sehr, sehr lässig.

 

Man hört übrigens, dass manche Songs von jüngeren Auftritten sind. Fängt die ganze Sause noch in den 80er an, dann dürfte spätestens mit „Accentuate the Positive“ klar sein, dass der Song von einer späteren Aufnahme stammt. Hier ist es das Jahr 2007. „Right Place, Wrong Time“ ist eine Mischung aus Rock and Roll, Boogie, Funk und alles, was die handgemachte Populärmusik im Livegewand sonst so zu bieten hat. „Rain“ als schöne Blues-Ballade nimmt den Fuß vom Gaspedal. Die Aufnahme von 2007 ist sehr gelungen.

 

Nichts passt besser zusammen als „Going Back to New Orleans“ und Dr. John. Die Bläser veredeln den Track zusätzlich. Ein Hauch von Salsa weht zudem durch den Song. „Makin' Whoopee“ klingt wie eine Mischung aus Musical und Blues. „Big Chief“ ist sowieso eine ganz große Spaßsause. „In a Sentimental Mood“ ist aus dem Jahre 2012. Die Bar-Jazz-Nummer macht schon Laune, keine Frage. Schönes Instrumentalstück! „Let the Good Times Roll“ ist auf der Zielgeraden noch mal ein ziemliches Brett. Der Klang ist brillant und man hört hier jede feine Nuance heraus. Ganz großes Kino! „Good Night Irene“ setzt schließlich als Schlussstück dem gesamten Album die Krone auf!

 

Fazit: Dr. John und seine musikalischen Mitstreiter sind live schon ein Naturereignis. Davon kann man sich auf der tollen „The Montreux Years“-Zusammenstellung mehr als nur überzeugen lassen. Der Sound ist – wie bei der gesamten Reihe – erstklassig und die Songs sind sowieso über jeden Zweifel erhaben!

 

https://nitetripper.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Dr. John: The Musical Mojo Of Dr. John: Celebrating Mac & His Music (2 CDs+DVD)

Dr. John: The Musical Mojo Of Dr. John: Celebrating Mac & His Music (2 CDs+DVD)

Universal

VÖ: 11.11.2016

 

Wertung: 9/12

 

Dr. John ist für viele Musiker ein Held. Für New Orleans ist er sowieso ein Segen und eine lebende Legende. Der Mann ist seit den 50ern Berufsmusiker, Songschreiber, kreativer Kopf, Ideengeber für viele namhafte Bands und sowieso einer der ganz Großen des Musikgeschäfts. Erstaunlicherweise haben das meist nur Musikliebhaber auf dem Schirm, denn andere Künstler standen über die Jahre wesentlich mehr im Rampenlicht. Der Einfluss auf seine Kollegen ist aber nicht zu unterschätzen und so verwundert es nicht weiter, dass sich eine stattliche Anzahl Musiker auf der Bühne des Saengers Theatres in New Orleans einfand um Dr. John zu huldigen. Dieses Ereignis wird nun als Doppel-CD – in der erweiterten Ausgabe mit DVD – veröffentlicht.

 

„The Musical Mojo Of Dr. John: Celebrating Mac & His Music“ ist sicherlich keine Veröffentlichung für den Mainstream. Zumindest nicht in Deutschland. Das Set richtet sich dann auch an Musikverrückte und Nerds. Kenner werden beim Studieren der beteiligten Musiker mit der Zunge schnalzen. Da sind viele lokale Größen aus New Orleans dabei, alte Weggefährten und Stars wie Fogerty und Springsteen. Musikalischer Leiter und Kopf der Hausband war Don Was. Dr. John betont zwar immer wieder, dass er in der Gegenwart lebt und noch eine Menge Musik in ihm schlummern würde, aber diesen Blick zurück auf seine eigene Karriere hat er dann doch sehr genossen.

 

Gefilmt wurde das Ereignis mit ruhiger Hand. Auch beim Schnitt wurde auf lange Einstellungen der jeweiligen Musiker und deren Instrumente geachtet. Nach einiger Zeit kennt man zwar die Abfolge der Kameraeinstellungen, aber das macht das Ergebnis ja nicht schlechter. Im Gegenteil, denn so ist man als Zuschauer auf der Couch auch sehr nahe man Geschehen dran. Das Bild ist wirklich gut und die Detailschärfe optimal. Die Farben wirken sehr natürlich und auch der Schwarzwert ist sehr gut. Hin und wieder darf Dr. John zwischen den einzelnen Songs ein paar Worte erzählen – nicht während des Konzerts, sondern nur für die DVD gefilmt. Ansonsten gibt es hier Musik pur und da reiht sich dann ein Song an den anderen. Das wirkt dann nicht ganz stimmig, weil es vor Ort ja Umbaupausen etc. gab, auf der anderen Seite wurde eben nur auf die Musik geachtet.

 

Irgendwer müsste sich mal die Mühe machen und das Alter aller beteiligten Musiker zusammenrechnen. Da kommt schon eine ganze Menge zusammen. Jason Isbell, der „Blow Wind Blow“ singt, Shannon McNally („Street People“) und Ryan Bingham, der kratzig und rau „Back By The River“ intoniert, sind da schon die einzigen Jungspunde. Aber auch das sind natürlich gestandene Größen im Musikgeschäft.

 

Die Alten haben aber nichts von ihrer Musikalität und ihrem Charisma eingebüßt. Bruce Springsteen und John Fogerty wuppen ihren Auftritt natürlich mit Leichtigkeit. Heraus stechen aber auch Big Chief Monk Bourdeaux – und dies nicht nur aufgrund seines farblich sehr gewagten und imposanten Kopfschmuckes - und Mavis Staples. Dr. John unterstützt nicht nur Springsteen bei „Right Place Wrong Time“, sondern sorgt für eine dicke, fette Gänsehaut bei „Rain“. Die Trompete sorgt für zusätzliche wohlige Schauer. „I Walk On Guilded Splinters“ ist die pure Voodoo-Magie, schon alleine durch das Spiel von Sarah Morrow auf der Posaune. Mit „Such A Night“ beendet Dr. John das mit dem Trademark-Sound der Stadt. Don Was hat das Geschehen übrigens aus dem Hintergrund fest in der Hand. Der Mann grinst die ganze Veranstaltung über selig vor sich hin.

 

Im Bonusteil darf Chuck Leavell mit „Traveling Mood“ mal in den Vordergrund treten. Seine Musikalität ist ja bekannt und er steht ja nicht umsonst immer und immer wieder mit den ganz Großen auf einer Bühne. Der legendäre Allen Toussaint ist mit „Life“ vertreten. Ein paar Backstage-Impressionen und/oder O-Töne der auftretenden Künstler wären aber auch ganz nett gewesen.

 

Fazit: „The Musical Mojo Of Dr. John: Celebrating Mac & His Music“ ist ein schön gefilmtes und geschnittenes Konzert. Die Hommage der auftretenden Künstler für Dr. John gelingt vollends. Der Meister ist natürlich dabei. Für Musikliebhaber ist dieses liebevoll aufgemachte Set wirklich eine Fundgrube exzellenter Musik, die von herausragenden Musikern ganz famos vorgetragen wird. Bild und Ton sind ebenfalls überzeugend! Gutes Ding!

 

http://www.nitetripper.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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