Bela B: Bye

Bela B & Smokestack Lightnin´: Bye

B-Sploitation/Rough Trade

VÖ: 04.04.2013

 

Wertung: 8,5/12

 

Wenn die Hauptband Pause macht, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass die einzelnen Bandmitglieder auch die Füße hochlegen. Klar, mag es auch geben und manch einer übt sich darin einen geregelten Alltag auf die Reihe zu kriegen oder frönt den schönen Dingen des Lebens. Dirk Felsenheimer hätte sicher die Möglichkeiten auch mal den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Das Konto dürfte gut gefüllt sein und Sorgen, wer denn die Miete bezahlt, muss er sich da ganz sicher auch nicht machen. Der Mann ist ja nun auch nicht mehr der Jüngste und doch hat er sich eine gewisse Neugier bewahrt und vielleicht kommt auch eine Portion Rastlosigkeit hinzu. Wie dem auch sei, mit „Bye“ gibt es nun nach „Bingo“ und „Code B“ ein neues Soloalbum. Hier konnte er endlich mal wieder die Sachen unterbringen, die bei besagter Hauptband nicht funktionieren würden.

 

Natürlich kann man „Bye“ jetzt darauf untersuchen, ob die Songs denn tatsächlich nicht im bekannten Bandverbund funktionieren würden. Würden sie! Wie sollte es auch anders sein? Dirk Felsenheimer legt sein Alter Ego ja nicht ab. Bela B ist und bleibt eben Bela B! Trotzdem sind die Songs auf „Bye“ anders. Auf gewisse Art und Weise tobt er sich hier ganz gehörig auf einer Spielwiese aus, die er sonst nur schwerlich betreten kann.

 

Mit Smokestack Lightnin´ Peta Devlin, Gitarrist Walter Broes und Lynda Kay hat Bela B hier ein ganz buntes Musikgemisch angerührt. Erstaunlicherweise ist das oftmals eine sehr reduzierte Angelegenheit („Immer So Sein“). „Bye“ ist der vertonte Western. Der Staub der Prärie ist allgegenwärtig und wird auch kaum abgeklopft. „Nicht Nice“ ist dabei sogar ein astreiner Americana-Track mir reichlich Country-Anleihen. Das kommt recht gefällig daher und erinnert an ein reifes Alterswerk. Ein bisschen Line Dance gibt es bei „Abserviert“ obendrauf. „Wenn Das Mal Liebe Wird" fängt wie ein alter Gassenhauer von Johnny Cash an, biegt dann aber noch in eine poppige Richtung ab – handgemacht wohlgemerkt.

 

„Streichholzmann“ saust im Galopp durch die dreieinhalb Minuten und hat alles, was ein Country-Stück braucht. Der Song besticht aber in erster Linie durch den berühmten Bela B Wortwitz, seine Spielfreude und vor allem hörbarem Spaß aller Beteiligten und dann rockt das Ding auf seine Art sogar noch. Langsam schleppt sich danach „Der Sünder“ dahin und erinnert noch am ehesten an Den Grafen, den der charismatische Sänger ja auch gerne mal raushängen lässt. Die Nummer wirft die E-Gitarren auch noch mal an und rockt gewaltig in Richtung Sonnenuntergang. „Teufelsküche“ ist der wohl ungewöhnlichste Track der Platte und hört sich an, als hätten die Queens Of The Stone Age mit den Nine Inch Nails gemeinsame Sache gemacht. Cooles Ding – in jeglicher Hinsicht. Wobei man über den ungewöhnlichsten Track noch mal diskutieren müsste. „Peng!“ ist zum Schluss nämlich auch durchaus recht eigentümlich und man muss schon in die 50er oder 60er zurück gehen, um eine solche Atmosphäre zu finden – zu viel soll an dieser Stelle allerdings nicht verraten werden.

 

Fazit: Bela B & Smokestack Lightnin´ hauen mit „Bye“ zwischen Saloon und Prärie ein astreines Westernalbum heraus. Falls bei Quentin Tarantino da mal Bedarf für deutschen Country bestehen sollte, dann wird er hier unter Garantie fündig. Das ist lässig, das ist cool und das macht Spaß. Herr Felsenheimer scheißt erfreulicherweise auf sämtliche Erwartungshaltungen und macht das, wonach im gerade der Sinn steht und woran er hörbar Spaß hatte. Das ist zugleich eine Einladung an die Hörerschaft, sich dieser wundervoll arrangierten Musik mit Freude und Hingabe zu widmen. Das erschüttert den Wilden Westen jetzt nicht in seinen Grundfesten, sorgt aber hier und da für ein freudiges Gesicht unter dem Stetson und ein anerkennendes Kopfnicken.

 

http://www.bela-b.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

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