Kaiser Chiefs: The Future Is Medieval

Kaiser Chiefs: The Future Is Medieval

Universal

VÖ: 01.07.2011

 

Wertung: 8,5/12

 

Die Kaiser Chiefs haben es mit ihrer „Create-Your-Own-Album“ Kampagne immerhin geschafft, dass man über die Band tatsächlich auch wieder spricht. Allerdings wurden dabei weniger die einzelnen Tracks in den Fokus des Interesses gerückt, wie die eigentliche Aktion selber. Wie immer bei solchen Geschichten, wurden die Lager mal wieder in zwei Hälften geteilt. Das Musikgeschäft hat sich in den letzten Jahren eben mit einer Geschwindigkeit verändert, dass neue Vertriebswege sicher nicht die schlechteste Lösung waren und sind. Das kann man einer Band wie den Kaiser Chiefs nicht vorwerfen. Wer wollte, der fand natürlich auch hier wieder ein Haar in der Suppe. Wer bei der ganzen (technischen) Entwicklung nicht gewillt war, Schritt zu halten, der konnte auch ganz einfach auf die physische Veröffentlichung der Tracks warten.

 

„The Future Is Medieval“ liegt nun nämlich auch als dreizehn Song starke CD vor. Nörgler werden selbstverständlich mal wieder bemängeln, dass eben nicht alle zwanzig Songs veröffentlicht wurden. Richtig. Aber wer sagt denn, dass dies nicht noch in der einen oder anderen Form geschehen wird? Es gibt also viel zu diskutieren und der Redebedarf scheint groß zu sein. Eine Frage stellt sich allerdings: was ist den eigentlich mit den Liedern? Redet da keiner mehr drüber? Die Gefahr bestand natürlich und darüber war sich die Band sicherlich auch im Klaren.

 

Die dreizehn Stücke von „The Future Is Medieval“ bieten jedenfalls genug Zündstoff und auch hier dürften sich wieder zwei Lager auftun. Fans der ersten Stunde, die nach neuem Hitmaterial gelechzt haben, werden mitunter enttäuscht sein. Die Kaiser Chiefs haben sich eben weiterentwickelt und mit ihrem neuen Album gar eine mutige Scheibe aufgenommen. Der Hörer wird von diesen Nummern nicht direkt angesprungen. Nein, ganz langsam schleichen sich die Stücke unbemerkt von hinten an und packen einen dann umso kräftiger im Nacken. Das braucht allerdings Zeit und wer nicht gewillt ist, sich mit dem neuen Werk zu beschäftigen, wird diese Erfahrung nicht machen (können). Wäre schade, denn in „The Future Is Medieval“ steckt eine ganze Menge Potenzial.

 

Der Opener „Little Shocks“ wird den Anfangstagen noch am ehesten gerecht. Kein Geringerer wie Tony Visconti hat sich an die Produktion gemacht. Das ist beileibe kein Zufall, denn „Things Change“ klingt nicht umsonst nach seinem alten Schützling David Bowie. Die Talking Heads passen dabei ziemlich gut ins Bild, vor selbigen verbeugen sich die Kaiser Chiefs bewusst oder unbewusst mit „Long Way From Celebrating“. Das sloganhafte „Starts With Nothing“ kommt ziemlich verspielt daher und hier wurden derart viele Schichten aufgetürmt, wie es selbst Oasis zu „Be Here Now“ Zeiten nicht hinbekommen haben.

 

Experimente und psychedelische Elemente gibt es sowohl bei „Out Of Focus“ wie auch bei „When All Is Quiet“. Letzteres dürfte schwer von einer Liverpooler-Band beeinflusst worden sein. In erster Linie sind die Kaiser Chiefs aber immer noch eine Rockband. Diesem Umstand verleihen sich nachhaltig mit „Dead Or In Serious Trouble“ oder „Kind Girl You Are“ ein Gesicht. Eigentlich hätte man mit einem Album gerechnet, welches mehr in die Electro-Rockrichtung von „Man On Mars“ geht. So bleibt dieser Song ein schöner Farbtupfer unter ganz vielen anderen. Da passt der akustische Abgesang „If You Will Have Me“ zum Schluss nur zu gut ins Bild. Danach sollte man allerdings nicht abschalten, zumindest nicht, wenn man auf Musik mit Jamcharakter abfährt.

 

Fazit: Nach der anfänglichen Enttäuschung entwickelt sich „The Future Is Medieval“ zu einem richtig guten Album. Ein bisschen Zeit muss man allerdings investieren, um sich an diesen kunterbunten Haufen ohne Hits zu gewöhnen. Danach hat man aber umso mehr von dieser Platte und ein längeres Haltbarkeitsdatum dürfte garantiert sein. Ob der Band aber noch derart viele Menschen folgen möchten, wie noch zu Beginn der Karriere, darf bezweifelt werden.

 

http://www.kaiserchiefs.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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