Birdy: Fire Within

Birdy: Fire Within

Warner

VÖ: 27.09.2013

 

Wertung: 7,5/12

 

Mit ihren siebzehn Jahren hat die kleine Birdy schon eine Menge erlebt und gesehen. Als sie 2012 mit ihrem Coveralbum um die Ecke kam, hätte sie vermutlich selbst nur in den kühnsten Träumen an einen derartigen Erfolg geglaubt. Als das Debüt in den Läden stand, war sie zunächst nur einem kleinen Kreis von Insidern ein Begriff - jetzt kann sie alleine über ihre Facebook-Seite mehr als 1,2 Millionen Menschen erreichen. Der ganz große Durchbruch gelang Jasmine van den Bogaerde mit „People Help The People“. Jetzt kommt schon ihr nächstes Werk in die Läden.

 

„Fire Within“ ist in gewisser Hinsicht sogar das erste eigene Album von Birdy. Diesmal verlässt sie sich nicht auf ihr Talent andere Songs zu interpretieren, das würde aber auch nicht mehr funktionieren. Die junge Dame konzentriert sich voll und ganz auf ihr Talent als Songschreiberin. „Fire Within“ ist nämlich in erster Linie ihr Album. Die Songs hat die gute Jasmine nämlich selbst komponiert oder zumindest mitgeschrieben. Mit Ryan Tedder, Dan Wilson (Adele), Rich Costey (Muse, Arctic Monkeys, Sigur Ros) und Ben Lovett von Mumford & Sons hat sie sich aber auch prominente Hilfe ausgesucht – oder aussuchen lassen. Inwieweit sie hier überhaupt ein Mitspracherecht hat ist ja nicht bekannt. Birdy ist mittlerweile ja eine immens erfolgreiche Marke geworden und da werden Dritte schon versuchen den größtmöglichen Erfolg einzufahren.

 

Leider hört man der Single „Wings“ deutlich an, dass Ryan Tedder da kräftig nachgeholfen hat. Warum auch sonst wurde das Dingen ausgekoppelt? Wo Ryan Tedder draufsteht ist schließlich der Erfolg drin. Die dunkle Klangfarbe der Stimme macht aus der verhinderten Coldplay-Nummer, die dann doch nur zu One Republic mutiert, noch einen richtig guten Popsong. Immerhin: so forsch kennt man Birdy garnicht. Das schöne „Heart Of Gold“ wurde von ihr komplett alleine geschrieben. Das Piano steht im Zentrum, aber der poppige Rest hebt Birdy noch mal auf eine andere Stufe – leider. Es hätte völlig gereicht, wenn man die kleine Dame mit der großen Stimme mit ihrem Instrument ganz alleine aufnimmt. Die Produktion hat da letztlich einiges versaut.

 

„Light Me Up“ drängt Birdy unaufhaltsam auf den Dancefloor und mit „Words As Weapons“ gibt es die zweite Single mit Ryan Tedder Beteiligung. Diesmal darf es die ruhige Balladen-Nummer sein. Mit viel Pathos ausgestattet geht das Stück tatsächlich unter die Haut. Feiner Song. Auch bei „All You Never Say“ stimmt die Balance. Ein sanftes Beatgewand unterstützt den eindringlichen Gesang und das Pianospiel. Die ruhigen und verträumten Songs sind die große Stärke von Birdy – auch wenn sie jetzt Gitarre spielt. Dies gilt besonders für „Strange Birds“. „Maybe“ ist leider viel zu süßlich und der Totalausfall der Platte. Mit dem ergreifenden „No Angel“ macht sie das aber mehr als wieder wett – der beste Song des Albums! Das flüchtige „All About You“ und auch das Popstück „Standing In The Way Of Love“ können weitestgehend überzeugen. Mit „Shine“ entschwebt Birdy schließlich ganz langsam und still davon.

 

Fazit: Da ist es also, das zweite Album von Birdy und dann auch noch mit eigenem Material. Leider haben die Produzenten und beteiligten Songschreiber auch einen hörbar großen Einfluss auf dieses Werk ausgeübt. „Fire Within“ ist immer dann am besten, wenn Jasmine van den Bogaerde Birdy sein darf – und zwar so, wie sie sich das vorstellt. Ihre Stimme ist unglaublich und auch ihr Songwriting kann sich dann hören lassen. Das Piano muss jetzt hin und wieder der Gitarre weichen, aber das ist ja keine verkehrte Entscheidung. Die junge Dame ist mit sehr viel Talent gesegnet, muss sich hier aber leider auch oftmals unter Wert verkaufen. Sie ist aber noch so unglaublich jung, dass bestimmt noch viele tolle Alben folgen werden – hoffentlich hat die Industrie sie bis dahin nicht aufgefressen!

 

http://officialbirdy.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Birdy: dito (CD + DVD)

Birdy: dito (CD + DVD)

Warner

VÖ: 16.11.2012

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Kann man machen oder kann man nicht? Darf man überhaupt ein so junges Mädchen, gar fast noch ein Kind, den Wölfen zum Fraß vorwerfen? Ist das Musikgeschäft für eine Künstlerin, die sich erst noch finden muss, nicht viel zu unbarmherzig und wird da nicht viel zu früh ein Talent verbrannt? Wie groß ist überhaupt ihr Mitspracherecht und ist es überhaupt das, was sie wirklich will? Oder wurde ihr ein Image auf den Leib geschrieben, die passenden Songs dazu ausgesucht und dann in die freie Wildbahn entlassen? Zugegeben, die eine oder andere Frage stellt sich, wenn es um Birdy geht. Jenes wundersame Mädchen, welches mit gerade mal 15 Jahren ein Album zum Niederknien aufgenommen hat. Hört man sich die Songs an, dann stellen sich sowieso keine Fragen mehr.

 

Nun wird das Album aus der ersten Hälfte von 2012 noch mal veröffentlicht. Man sollte mittlerweile einfach immer ein halbes Jahre warten, bis man sich eine neue Platte kauft, denn man kann mittlerweile davon ausgehen, dass immer noch mal eine Special oder Deluxe Edition nachgeschoben wird. Dies ist sowieso der Fall, wenn eine Platte gut läuft. Ist ja auch ganz praktisch, dass gerade das Weihnachtsgeschäft angelaufen ist, denn da wird ja gerne nach solchen speziellen Geschichten gesucht. Der Fan ist dabei immer irgendwie der Gewinner, aber eben auch der Blöde. Plötzlich steht dann das Album gleich mehrfach im Regal.

 

Trotzdem lohnt sich die erneute Anschaffung von „Birdy“! Die drei Bonussongs „Comforting Sounds“, „Farewell And Goodnight“ und „People Help The People“ aus einer Studio Session sind zwar nett, aber alleine sicher kein Grund gleich noch mal in den Laden zu stürmen. Zumal von „People Help The People“ nun auch noch eine umfangreiche Maxi-Single erscheint, da diese wunderbare Interpretaion der Song zum „Red Nose Day“ ist! Nein, das ist es alles nicht - die nun beiliegende DVD ist das neue Herzstück von „Birdy“. Und selbige schafft das seltene Kunststück, dass man sich das Gesehene ganz sicher noch öfters angucken wird.

 

Das Material unterteilt sich in drei Abschnitte. Zunächst gibt es ein fünf Livesongs zu sehen und zu hören! Es ist schon erstaunlich, wie diese junge Dame eine Nummer wie „Skinny Love“ ganz alleine tragen kann. Wer aber denkt, dass sie mit Band im Rücken untergehen wird, der höre sich „People“ an. Sie hält jeden Ton und ihr Gesang hört sich fast nach einer Altstimme an. Wer auch immer für diese bezaubernden Arrangements bei „1901“ und „Terrible Love“ verantwortlich war, er hat ganz Großes geleistet. Birdy spielt mit ihrer Band traumwandlerisch sicher zusammen, gleichwohl ist sie aber klar die Chefin im Ring! Erstaunlich! Interaktion mit dem Publikum gibt es kaum und zwischen den Songs weiß man auch warum. Die gute Birdy ist verständlicherweise noch etwas schüchtern und mehr als ein zaghafter Dank nach „Fire And Rain“ ist nicht drin. Natürlich sind die Zuschauer vor Ort begeistert und während der Songs herrscht fast eine andächtige Stille im Publikum.

 

Mit dem von ihr geschriebenen „Without A Word“ bringt sie so ziemlich jeden Eisberg zum schmelzen. Zusammen mit „The A Team“ - übrigens ganz großes Kino – spielt sie die beiden Songs live im Studio. Zwischen Zahnspange und der nahenden Altersweisheit scheint der Grad bei Birdy nur schmal zu sein. Übrigens ist das alles ganz wunderbar gefilmt und geschnitten und verströmt eine regelrecht warme Atmosphäre!

 

Als Sahnehäubchen gibt es noch ihre Musikvideos zu sehen. Bei „Skinny Love“ rechnet man jeden Augenblick damit, dass Nicole Kidman hinter dem Vorhang hervorspringt. Das wunderbare S/W-Video zu „People Help The People“ ist sowieso ganz famos und „1901“ nimmt sich dieses Pärchending mal von einer ganz anderen Sichtweise zur Brust. Birdy guckt in ihren Videos dabei immer, als müsste sie die ganze Last der Welt schultern. Man sollte ihr da mal etwas mehr Leichtigkeit mit auf den Weg geben, von der Ästhetik ist das natürlich alles großartig in Szene gesetzt worden.

 

Fazit: Die DVD der neuerlichen „Birdy“ Veröffentlichung stellt hier das Herzstück dar. Vieles erinnert an die junge Tori Amos, nur dass die da schon ungefähr doppelt so alt war wie Birdy – und eigene Songs im Gepäck hatte. Wenn diese junge Künstlerin dies auch noch eines Tages schafft, dann steht einer großen Karriere nichts mehr im Wege. Bis dahin sollte man ihr alle Zeit geben sich zu entwickeln. Die musikalischen und gesanglichen Anlagen sind jedenfalls großartig und davon kriegt man gerade bei den Livestücken einen eindrucksvollen Beweis geliefert!

 

http://officialbirdy.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Birdy: dito

Birdy: dito

Warner

VÖ: 23.03.2012

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

So! Und jetzt bittet melden sich alle, die dieses Birdy-Ding in die Welt gesetzt haben. Wir wollen endlich wissen wer dahinter steckt. Die Geschichte von der fünfzehnjährigen Jasmine van den Bogaerde reicht vielleicht für Twitter, Facebook und Konsorten, aber jetzt wo das gleichnamige Album vorliegt muss es auch mal gut sein mit der Mär vom Wundertalent aus Lymington in Hampshire. Abgesehen davon ist es in der heutigen Zeit doch schier unmöglich, dass sich eine Jugendliche in dem Alter für Bon Iver, Adele, The XX, The National, Phoenix oder The Postal Service interessiert. Also! Wie sieht es nun aus?

 

Etwas gegen die Theorie des fein gestrickten Hypes spricht ja, dass es Jasmine van den Bogaerde tatsächlich geben muss. Oder wer war dieses zwölfjährige Mädchen, welches den Talentwettbewerb „Open Mic UK 2008“ gewonnen hat? Der Legende nach lernte sie schon früh das Klavierspielen von ihrer Mutter, die wiederum eine Konzertpianistin ist. Warum dieser ganze Wind hier überhaupt? Nun, „Birdy“ kann unmöglich von einem 15-jährigen Mädchen sein.

 

Gut, sie hat mit dieser Platte bis auf ihre eigene Komposition „Without A Word“ ein reines Coveralbum aufgenommen. Man kann fast gar nicht glauben, dass sie sich die Songs selber ausgesucht hat. Oder steckt da der große Plan der Marketingabteilung dahinter? Kann eigentlich nicht, denn das Klavierspiel und die Stimme sind schließlich von Jasmine aka Birdy. Fakt ist jedenfalls, dass diese Platte einen schier um den Verstand bringt. Wer war doch gleich noch mal Lana del Rey? Eben! Vergessen und Birdy hören!

 

Die Songs wurden aber nicht nur gecovert, sondern mit einem völlig neuen Gewand versehen und teilweise komplett umarrangiert. Man kennt ja bereits das von ihr wundervoll interpretierte „Skinny Love“ von Bon Iver. Wie aus einer Mischung aus Tori Amos und Aimee Mann hat sie dem Song eine ganz neue Note verliehen. „Shelter“ von The XX ist ebenfalls ganz hervorragend als minimalistische Pianoballade. Selbst „Young Blood“ von The Naked And The Famous befreit sie von allem Ballast und macht daraus noch mal ein richtig feines Stück. „1901“ von Phoenix schwebt so dahin und selbst „Without A Word“ ist ganz bezaubernd und wundervoll – wir erinnern uns, das stammt aus ihrer Feder. Dazu dieser eindringliche Gesang – ganz großes Kino!

 

Fazit: Klar, die ausgesuchten Songs für „Birdy“ sind allesamt toll. Es wurde allerdings nicht die Sicherheitsschiene gefahren, denn von Hits kann man da nicht unbedingt sprechen. Trotzdem ist dieses Coveralbum höchst beachtlich. Unter den veröffentlichten Alben einer Sängerin im Jahre 2012 dürfte diese Platte eine Ausnahmestellung haben. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob dies nun von einm fünfzehnjährigen Mädchen stammt oder von einer gestandenen Künstlerin. Man kann nur hoffen, dass sie in ihrer Entscheidungsfindung schon derart gefestigt ist, dass sie da tatsächlich weitestgehend die Zügel des Handelns in der Hand hält. Wenn die gute Jasmine jetzt auch noch eigene Songs von ähnlicher Klasse schreiben und arrangieren kann, dann darf man hier durchaus von einem Jahrhunderttalent sprechen! Auf die weitere Entwicklung darf man gespannt sein - hoffen wir, dass alles in geordneten Bahnen verläuft!

 

http://birdymusic.co.uk/

 

Text: Torsten Schlimbach

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