Drake: Nothing Was The Same

Drake: Nothing Was The Same

Universal

VÖ: 23.09.2013

 

Wertung: 6,5/12

 

Aubrey Drake Graham musste lange dafür kämpfen, dass er auch als Rapper einen Fuß in die Tür der Industrie bekam. Selbst so prominente Unterstützer wie Jay-Z, Kanye West oder Lil Wayne konnten zunächst nichts für ihn tun. Und dann ging es doch noch ab und die Labels überschlugen sich mit den Angeboten. Mittlerweile hat er auch den prestigeträchtigen Grammy auf dem Kaminsims stehen und kann sich entspannt zurücklehnen. Drake ist in der Riege der Superstars längst angekommen und kann selbst Empfehlungen aussprechen – mal bei The Weeknd nachfragen. Jetzt kommt mit „Nothing Was The Same“ seine dritte Platte in die Läden, die Erwartungen sind entsprechend groß und hoch.

 

„Take Care“ war in vielerlei Hinsicht ein ganz vorzügliches Werk und konnte dem Genre neue Impulse geben. Drake reagierte nicht, nein, er agierte und an ihm hatten sich gefälligst alle anderen zu orientieren. „Nothing Was The Same“ kann da leider nicht mithalten. Irgendwie scheint er auf der Stelle zu treten und hat in den letzten beiden Jahren nicht gerade viele innovative Ideen angesammelt. Das gipfelt dann in einem Track wie „305 To My City“, welcher das ganze Dilemma von „Nothing Was The Same“ auf den Punkt bringt. Hier wird krampfhaft versucht ein paar Klacker-Beats konträr zum Hintergrundgeschwurfel laufen zu lassen und darüber rappt dann Drake. Nicht schön.

 

Gefälliger kommt da schon das fluffige „Too Much“. Seine Stärken hat Drake eben auch im R&B, welchen er hier wieder gekonnt mit Rap verbindet. Das Problem des Albums ist aber auch die mangelnde Abwechslung. Das zieht sich alles wie Kaugummi. Dabei fängt „Nothing Was The Same“ mit „Tuscan Leather“ noch so vielversprechend an. Dieser sperrige Brocken unterstreicht, dass der Mann völlig anders wie der Rest tickt. Eingängigkeit findet man woanders, nicht bei Drake. Dafür sind die Soundflächen, die Beats und die verspielten Kleinigkeiten im Hintergrund höchst beachtlich und das will erst erarbeitet werden. „Furthest Thing“ ist so etwas die der Poptrack der Platte. Auch die Nummer weiß zu gefallen.

 

Mit „Started From The Bottom“ tritt er allerdings dann erstmals auf der Stelle. Von „Wu-Tang Forever“ konnte man sich anhand des Titels ja schon einiges erwarten. Es ist aber nicht mehr als eine Drake-Fingerübung geworden. Langsam – um nicht zu sagen langweilig- schleppt sich der Track ohne Höhepunkt dahin. „Own It“ ist dann fast die vertonte Stille, die roboterartigen Klänge versuchen selbige zu durchbrechen, können aber letztlich nur wenig ausrichten. Man ist froh, wenn man bei der bekannten Auskopplung „Hold On, We´re Going Home“ gelandet ist. Dieser leichte Pop mit New Wave-Einschlag überzeugt mit einem Drake, der als Sänger(!) vollends punkten kann. Mit dem sphärischen „Connect“ und dem unspektakulären „The Language“ kann er diese Klasse leider nicht mehr erreichen. Es dauert bis zum Schluss und „Pound Cake/Paris Morton Music 2“, bis mal wieder etwas Spannendes passiert, nur ist es da fast schon zu spät.

 

Fazit: Das schönste an „Nothing Was The Same“ ist das Cover. ?uestlove lässt an dieser Stelle nett grüßen. Drake hat bei seinem letzten Werk mit jeder Menge irrer Ideen und sperrigen Melodien überrascht. Jetzt legt er zwar auch kein leicht verdauliches Werk vor, nur sind die Ideen, die ihm hier zur Umsetzung seiner musikalischen Vision dienen, lange nicht mehr so gut. Er tritt ein wenig auf der Stelle und hin und wieder macht sich etwas Ratlosigkeit bis hin zur Langeweile breit. Man möchte Drake nicht als Hintergrundberieselung laufen lassen, aber „Nothing Was The Same“ eignet sich leider hervorragend dafür. Und trotzdem finden sich immer noch genug Songs, die unterstreichen, dass der Kanadier zurecht diese Ausnahmestellung genießt. Unter dem Strich liefert Drake nun in der dritten Runde erstmals nicht nur Kost aus der Feinschmeckerabteilung ab – darf ja auch mal sein.

 

http://www.drakeofficial.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Drake: Take Care (Deluxe Edition)

Drake: Take Care (Deluxe Edition)

Universal

VÖ: 14.11.2011

 

Wertung: 9/12

 

Drake ist der musikalische Importschlager aus Kanada schlechthin – zumindest wenn es sich um HipHop und R&B dreht. Mittlerweile will jeder aus dem Genre, der etwas auf sich hält, mit ihm zusammenarbeiten. Diese Tatsache ist schon einigermaßen kurios, denn so lange ist der Mann noch gar nicht im Fokus der breiten Genre-Öffentlichkeit zu finden. Mit „Take Care“ legt er nun sein neues Album vor, welches am Ende des Jahres wieder zum Besten gehören wird, was es eben momentan in dieser Schublade zu finden gibt.

 

Soweit so gut. Es ist allerdings unverständlich, warum Drake nicht alle seine letzten Singles mit auf die Platte gepackt hat. Die hätten sich eigentlich ganz gut ins Gesamtbild eingefügt. Die Deluxe Edition, die gerade mal einen einzigen Song mehr zu bieten hat, hätte man sich auch schenken können. Man könnte jetzt auch noch über die Albumlänge diskutieren. Wäre hier weniger tatsächlich mehr gewesen? Das kann man nur bedingt so stehen lassen, denn insgesamt ist „Take Care“ ein Konzeptalbum und in seiner Gänze ist das Ding eine richtig runde und gute Sache geworden.

 

Der Kanadier hat mit „Take Care“ übrigens nicht die Sicherheitsnummer gefahren. Es geht auch nicht darum massenweise neues Charts-Futter abzuliefern. Davon gibt es auf „Take Care“ nämlich nicht viel. Dafür sind die Tracks zu sperrig, zu versponnen und zu wenig eingängig. Klar „Make Me Proud“ mit Nicki Minaj könnte ein echter Dauerbrenner werden. Mit „Headlines“ ist ein weiterer Kracher vertreten, der die Charts aufmischen könnte, aber der Rest? Eher nicht! Und genau daraus bezieht die Scheibe ihre Stärke und entpuppt sich in letzter Konsequenz als das bisherige Meisterwerk von Drake.

 

Schon der sehr reduzierte Opener „Over My Dead Body“ gibt die Richtung vor. Dezente Beats und ein Pianothema reichen aus, ansonsten gibt sich Drake dem Flow hin. „Shot For Me“ lässt schon erkennen, dass Drake mit diesem Album eine Klangvision verfolgt und ganz genaue Vorstellungen hat, die er konsequenterweise umsetzt. Das darf dann auch mal ruhig zu Lasten der Massenkompatibilität gehen. Muss man dem Mann hoch anrechnen. Umso erstaunlicher, da dieses Genre ja oftmals eine Plastikwelt zu sein scheint. Die Kombination aus Rap und Gesang tifft voll ins Schwarze. Gerade mit solchen Songs wie „Marvins Room“ unterstreicht er, dass er eigentlich auch mit einer butterweichen Gesangsstimme ausgestattet ist.

 

Es gibt natürlich auch die berüchtigten Features auf „Take Care“. Aber selbst ein Lil Wayne schafft es, sich ganz in den Dienst der Songs zu stellen. Insgesamt überrascht die entspannte Atmosphäre, auch wenn es hin und wieder Ausreißer gibt und „Under Ground Kings“ beispielsweise ordentlich auf die Kacke haut. Somit ist dieses Album voll von Höhepunkten. Das in den Strophen raplastige „We´ll Be Fine“ überrascht mit einer dunklen Atmosphäre und der Refrain legt sogar Popqualitäten an den Tag. Selbst bei dem über sieben Minuten langen „Cameras“ versteht es Drake die Spannung hoch zu halten.

 

Fazit: Drake legt mit „Take Care“ ein ganz vorzügliches Album vor. Ein paar kleine Schwachstellen mag es geben, aber das ist letztlich nicht mehr als das berühmte Haar in der Suppe zu suchen. Unter dem Strich legt er ein schlüssiges Album und Konzept vor. Wer lupenreinen HipHop erwartet, wird eventuell enttäuscht werden. Die Kombination mit dem samtweichen Gesang funktioniert aber erstaunlich gut. Drake hat es geschafft ein Album aufzunehmen, welches weit entfernt von den Plastikwelten des Genres ist.

 

http://www.drizzydrake.de/

 

Text: Torsten Schlimbach

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