Mudhoney: Vanishing Point

Mudhoney: Vanishing Point

Sub Pop/Cargo Records

VÖ: 05.04.2013

 

Wertung: 8,5/12

 

In einer gerechten Welt würde Mudhoney auch von den großen Fleischtöpfen kosten dürfen. Es geht aber bekanntlich nicht gerecht zu. Ähnlich wie Tad erfährt die Band Anerkennung von allen Seiten, aber für den ganz großen Durchbruch reichte es nie. Ein Dasein als Untergrundband ist aber auch sicher nicht das schlechteste Lebensmodel. Und somit sind die Jungs von Mudhoney immer noch unterwegs um alle paar Jahre mit einem neuen Album die treue Anhängerschaft zu beglücken. Wie kaum eine andere Kapelle ist diese Band mit Sub Pop verbunden. Der gemeinsame Weg erstreckt sich mittlerweile über 25 Jahre. In diesem unsteten Business ist das schon eine beachtliche Leistung – von beiden Seiten.

 

Jetzt gibt es mit „Vanishing Point“ mal wieder zehn neue Songs auf die Ohren geknallt. Es ließ sich ja schon immer trefflich über die Grungeschublade streiten. Man kann ja jetzt nach Gemeinsamkeiten von Mudhoney, Soundgarden und Alice In Chains suchen. Städtenamen sind dabei ausdrücklich verboten! Man muss aber auch gar keine großen Wortkreationen bemühen um diese Tracks irgendwie einzuordnen. In erster Linie ist das der gute, alte Rock and Roll. Freilich ist das frisch aus der Garage und natürlich sind da auch mal wieder jede Menge Dinge zu finden, die irgendwann mal als Punkmusik bezeichnet wurden. Mark Arm hört sich eben immer noch an wie Iggy Pop und seine drei Mitstreiter könnten auch als die Stooges durchgehen. Mudhoney ist freilich keine Kopie, aber Iggy und seine Stooges sind eben die Brüder im Geiste und nicht Nirvana, Pearl Jam, Soundgarden oder Alice In Chains!

 

Schön ist mal wieder die Tatsache, dass die Band wirklich auf alles und jeden scheißt. Nichts, aber auch gar nichts hört sich auf „Vanishing Point“ nach Reißbrett an. Hier wird keinem Trend nachgerannt und schon gar nicht der Versuch unternommen sich irgendwo anzubiedern. Dieses Album ist ehrlich und authentisch. Jedes noch so simple Riff hat mehr zu bieten wie sämtliche Retortenbands aus dem Rockfach zusammen. Diese Band macht eben nur das, was ihr gefällt. Keine Kompromisse, nur Krach in Vollendung. So war es schon immer bei dieser Band und so wird es vermutlich ewig weitergehen.

 

Mit „Slipping Away“ rumpelt sich die Band schön in „Vanishing Point“ hinein. Das Schlagzeug sucht den Anschluss zum Rest, der immer einen kleine Vorsprung zu haben scheint. „I Like It Small“ hat anschließend sogar das Zeug ein kleiner Indiehit zu werden. Gerade der Refrain lässt sich wunderbar grölen. Ein Piano kommt auch noch zum Einsatz. Nur hier. So wie darauf gehämmert wird, dürfte das Instrument danach auch das zeitliche gesegnet haben. Die Gitarren fräsen sich dazu in die Gehirnwindungen als wäre die Apokalypse nicht mehr fern. „What To Do With The Neutral“ überrascht mit einer Klarinette. Die Nummer arbeitet sich ganz langsam vor und scheint direkt aus der Hölle zu kommen. Kein Gefangenen machen Mudhoney bei „Chardonnay“. Hier geht es voll auf die Zwölf - in bester Punk und Hardcore Manier. Wer braucht da noch Black Flag? Das düstere „The Final Course“ ist fast schon klaustrophobisch und im Mittelteil wird es gespenstisch, bevor es zurück in die Gruft geht.

 

„In This Rubber Tomb“ ist leider etwas einfallslos. Die Gitarren mäandern ziellos durch die Gegend. Es fehlt dem Song einfach an ein paar zündenden Ideen. So ist das weder Fisch noch Fleisch. Dann doch lieber straight geradeaus wie mit „I Don´t Remember You“. „The Only Son Of The Widow From Nain“ ist gar noch besser und mit sägenden Gitarren setzt sich das Stück schnell im Ohr fest. Interessant, wie das Tempo für einen kurzen Moment verschleppt wird, nur um am anschließend wieder auf´s Ganze zu gehen. Das eher langsame „Sing This Song Of Joy“ ist auf der Zielgeraden noch mal sehr geradeaus, nur um mit „Douchebags On Parade“ zum Schluss alles zum Einsturz zu bringen.

 

Fazit: Mark Arm, Steve Turner, Matt Lukin und Dan Peters legen mit ihrem neunten Studioalbum in 25 Jahren ein faszinierendes und schepperndes Album vor. Der Einfluss von Mudhoney auf das Musikgeschehen zu Beginn der 90er wird gerne unterschätzt, aber ein Kurt Cobain und auch ein Eddie Vedder dürften gerade von der Haltung dieser Band inspiriert worden sein. In all den Jahren hat sich daran nichts geändert und „Vanishing Point“ ist in dieser Hinsicht abermals ein starkes Statement!

 

http://www.mudhoneysite.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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