Black Sabbath: Anno Domini 1989 -1995
BMG
VÖ: 31.05.2024
Wertung: 8/12
Black Sabbath ist ohne Ozzy eigentlich nicht denkbar. Es gibt tatsächlich nicht wenige Menschen, die gar nicht wissen, dass der gute Ozzy ziemlich lange nicht hinter dem Mikro herumturnte. Mit Ronnie James Dio hatte man seinerzeit einen erstklassigen Ersatz gefunden. Dies haben aber kurioserweise nicht mehr viele auf dem Schirm. Noch weniger dürften die Zeit von Tony Martin als Sänger von Black Sabbath abgespeichert haben. Bisher gab es auch keine Zusammenstellung oder eine Box, welche diese Zeit würdigt. Dies ändert sich nun mit „Anno Domini 1989 – 1995“.
Vier Alben, die lange nicht mehr erhältlich waren, werden nun neu aufgelegt. Dies ist aber nicht der alleinigen Idee des Labels entsprungen, denn Tony Iommi war hier federführend beteiligt. Der Gitarrist war ja stets mit „Forbidden“ von 1995 unzufrieden und somit hat er das Album für die vorliegende Box gleich geremixt. Diese Phase von Black Sabbath war unter dem Strich ziemlich turbulent und zweitweise war Iommi das einzig verbliebene Originalmitglied. Erst 1994 kehrte mit Geezer Butler immerhin ein weiteres Mitglied der goldenen Ära zurück.
Das Remaster hat den Alben hörbar gutgetan. „Headless Cross“ vom gleichnamigen Album klingt dann auch knochentrocken und frisch. Aufgrund des Gesangs hört sich das wie eine Mischung aus Maiden und Sabbath an. Die Keyboardflächen sind dann auch dem Entstehungsjahrzehnt geschuldet. Bei „Devil & Daughter“ dominiert Iommi die Szenerie, aber auch hier treten ab und an die Keyboards in den Vordergrund. Mit „When Death Calls“ gibt es einen Song, der wie eine Ballade anfängt, aber an Härtegrad noch ordentlich zulegt. „Kill In The Spirit World“ ist reichlich kitschig und zeigt die unschönen musikalischen Seiten der 80er. „Call Of The Wild“ ist nur unwesentlich besser. „Black Moon“ tritt dafür ordentlich den Hintern. Mit „Nightwing“ gibt es eine Ballade auf die Ohren, bei der Iommi durchaus glänzt. „Cloak And Dagger“ wurde dem Album in der CD-Variante nun als Bonus Track hinzugefügt. Keine schlechte Idee dieses kleine Groovemonster die Scheibe beenden zu lassen. Unter dem Strich ist das vielleicht ein vergessenes Sabbath-Album und man verbindet heute andere Songs mit der Band. aber das heißt ja nicht, dass dieses Werk nicht auch seine Momente und Berechtigung hat!
Der Nachfolger „Tyr“ fängt mit „Anno Mundi“ zunächst wie eine vermeintliche Queen-Platte an. Das ist mitunter schon mit sehr viel Pathos aufgeladen worden. Der Bombast erstreckt sich über sechs Minuten. „The Law Maker“ gibt dafür ordentlich Gas. Das Schlagzeugspiel ist hier dem Punk nicht unähnlich. „Jerusalem“ klingt trotz der Keyboards deutlich nach Sabbath. Gute Nummer. „The Sabbath Stones“ bringt dann noch die Düsternis unter. Mit „The Battle Of Tyr“ wird es dann eine knappe Minute etwas mystisch. „Odin´s Court“ ist nur unwesentlich länger. Mit „Valhalla“ schließt sich dann ein weiterer, thematisch passender Song an. Die Nummer hat Hitqualitäten gar keine Frage. Mit „Feels Good To Me“ wird leider noch mal die ganz große Kitschkeule geschwungen. „Heaven In Black“ lässt es zum Schluss glücklicherweise noch mal in typischer Sabbath-Manier krachen. Das Werk hat seine Momente, mehr aber auch nicht.
„I Witness“ läutet „Cross Purposes“ ein und hat eine Menge Referenzen seines Entstehungsjahrzehnts aufgefahren, klingt dabei aber trotzdem nach Black Sabbath. „Cross Of Thorns“ ist eine Ballade bei der man sich auch gut Mercury am Mikro vorstellen könnte. „Psychophobia“ schraubt dann aber gleich mal ordentlich am Härtegrad, ist zwischendurch aber doch sehr zugänglich. „Virtual Death“ schält sich ganz langsam aus den Boxen. Mystisch, bedrohlich und dabei ungemein cool. Die Nummer hätte einen größeren Bekanntheitsgrad verdient. „Immaculate Deception“ baut Keyboard-Chöre im Hintergrund auf und „Dying For Love“ klingt so schmalzig wie es der Titel vermuten lässt. Bei „Back To Eden“ darf dann endlich wieder mit dem Kopf genickt werden. Auch hier hört man deutlich, dass das Ding den 90ern entsprungen ist. Dies ist durchaus als Qualitätsmerkmal zu verstehen. Leider gibt es mit „The Hand That Rocks The Cradle“ wieder so einen Musical-Queen-Verschnitt zu hören. Ja, das Solo ist amtlich, der Rest aber der pure Schmalz. „Cardinal Sin“ gehört sicher auch nicht zu den größten Würfen. „Evil Eye“ gefällt durch den Bass, der sehr prominent vorne im Mix ist. Der Groove überzeugt ebenfalls. „What´s The Use“ ist Oldschool-Metal und macht zum Schluss noch mal ordentlich Laune.
Der neue Mix von „Forbidden“ lässt einen als Zuhörer das Album noch mal gänzlich neu erleben. „Illusion Of Power“ hat die alten Sabbath-Zutaten - zumindest musikalisch – am Start - und Ice T. „Get A Grip“ groovt wie Sau, während „Can´t Get Close Enough“ als Ballade anfängt, aber glücklicherweise noch mal die Kurve in den Metalhimmel bekommt. „Shaking Off The Chains“ tritt einem ordentlich in den Hintern, bevor „I Wo´t Cry For You“ wieder Pathos und Bombast auffährt. „Guilty As Hell“ kommt anschließend ohne Schnörkel und knochentrocken auf den Punkt. „Sick And Tired“ lässt den typischen Sabbath-Sound wieder aufleben und „Rusty Angels“ macht einfach nur unglaublich Bock. „Forbidden“ – der Titelsong – ist lässig, aber „Kiss Of Death“ ist dann doch wieder zu überladen. „Loser Gets It All“ beendet das letztlich ziemlich amtlich.
Fazit: Die vorliegende Zusammenstellung der mittlerweile weniger bekannten Phase von Black Sabbath macht durchaus eine gute Figur. Der Sound ist amtlich und die Songs verdienen es gehört zu werden. Es ist nicht alles gelungen, vieles aber schon und auch, wenn hier nicht Ozzy singt, sollte man der ganzen Geschichte – sofern man das Genre liebt – mehr als nur eine Chance geben!
Tex: Torsten Schlimbach
Black Sabbbath: Live Evil (Super Deluxe Edition)
BMG
VÖ: 02.06.2023
Wertung: 10/12
Tipp!
Das erste echte Live Album von Black Sabbath feiert nun auch schon seinen 40. Geburtstag. „Live Evil“ war klanglich nicht immer eine Offenbarung. Es gab vor einem Jahrzehnt schon mal eine Verbesserung am Sound, aber erst jetzt, mit der neuerlichen Ausgabe, dürfte man in dieser Hinsicht endlich mal eine angemessene Veröffentlichung von diesem Manifest den Fans zu Füßen legen. Die Jubiläumsausgabe umfasst zwei Versionen des Albums: eine neu remasterte Version von Andy Pearce zusammen mit einem Mix von Wyn Davis, der aus den analogen Multi-Tracks entstanden ist. Auf der „Mob Rules“-Tour war Bill Ward auch schon nicht mehr dabei. Ronnie James Dio, der Ozzy Osbourne ersetzte und Vinny Appice für Ward, bildeten mit Geezer Butler und Tony Iommi die damalige Black Sabbath Formation. Ausgerechnet in dieser Konstellation sollte mit „Live Evil“ ein herausragendes Live-Album aufgenommen werden.
Die Mischung zwischen den damals neuen Songs, die mit Ronnie James Dio aufgenommen wurden, und einigen Sabbath Klassikern ist schon stimmig. Natürlich hätte man sich noch mehr ältere Songs gewünscht, weil es einfach spannend gewesen wäre, wie Dio sich diesen angenommen hätte. Die Alben „Heaven And Hell“ und „Mob Rules“ gaben aber auch genug frisches Material her, um die Menge zum Toben zu bringen. Auf „Neon Knights“ folgt dann mit „N.I.B.“ ein Klassiker. Es fällt hörbar auf, dass Iommi so heavy wie selten zuvor spielt. Dio war sowieso ein ganz außergewöhnlicher Sänger. „Heaven And Hell“ könnte der gute Ozzy so wohl nicht singen. Seine Qualitäten lagen aber auch woanders und wenn man ehrlich ist, dann ist Black Sabbath nur mit ihm komplett. Oder vielleicht doch nicht?!
Nichtsdestotrotz ist natürlich das schwere, sich dahinschleppende „Children Of The Sea“ gesanglich eine Offenbarung. „Voodoo“ rockt straight durch den düsteren Metalgarten. „Black Sabbath“ schließt sich da düster und bedrohlich an. Die Lacher von Dio können einem durch Mark und Bein fahren. Diese Version klingt fast so, als hätte die Band das Stück noch mal ganz neu für sich entdeckt. „War Pigs“ wird von Geezer Butler zunächst kongenial eingeführt, bevor die wilde Raserei losgeht. „Iron Man“ sitzt ebenfalls und nach hinten raus ist da schon eine ordentliche Geschwindigkeit vorhanden, bevor das Tempo wieder verlangsamt wird. Und ja, „Paranoid“ ist auch mit Dio zu Beginn der 80er ein Brett. Die remasterte Version von Andy Pearce macht schon Spaß.
Den direkten Vergleich gibt es ja dann mit dem Remix von 2023. Der Bass scheint bei „Neon Knights“ etwas klarer rauszukommen. Ansonsten sind die Unterschiede eher etwas für absolute Fetischisten. „N.I.B.“ ist im Remix ebenfalls die große Ronnie James Dio-Show. Das macht einfach Spaß und das Klanggewand sitzt, passt und hat Luft. Nicht Luft nach oben, aber Luft zum Atmen! Wie gut die Band damals war dürfte das schnelle „Mob Rules“ mehr als eindeutig unter Beweis stellen. „Heaven And Hell“ ist sowieso eine Sternstunde von Ronnie James Dio! Die vorliegende Live Version ist schon ganz vorne anzusiedeln. Schön, wie man hier den Bass von Butler hört. „Children Of The Grave“ und „Fluff“ beenden das Set einfach mit zwei ganz dicken Ausrufezeichen. Wer genau hinhört, wird das durchdrehende Publikum vernehmen. Mehr geht nicht!
Fazit: „Live Evil“ ist ein tolles Live-Album. Über die Jahrzehnte gab es immer mal wieder klangliche Verbesserungen, die vorliegende Ausgabe dürfte da einstweilen neue Maßstäbe setzen. Maßstäbe setzte auch Ronnie James Dio. Wer sich davon freimachen kann, dass Ozzy der einzig wahre Sänger von Black Sabbath war und ist, wird mit dem vorliegenden Manifest sehr viel Freude haben. Die Band spielt ziemlich heavy und Dio führt sie aufgrund seines Gesangs in eine andere Richtung, die durchaus spannend ist. Funktionierte besonders live sehr gut! Man sollte dieses Album kennen!
Text: Torsten Schlimbach
Black Sabbath: Mob Rules (2 CDs)
BMG
VÖ: 04.11.2022
Wertung: 7,5/12
Der Nachfolger von „Heaven And Hell“ hatte im Vorfeld schon wieder einen eklatanten Besetzungswechsel zu verkraften. Bill Ward musste während der Tour ausgetauscht werden, sein Alkoholmissbrauch war einfach zu heftig. Vinnie Appice wurde mehr oder weniger von Dio ins Boot geholt. Die Aufnahmen standen aber aufgrund des Erfolgsdrucks sowieso unter keinem guten Stern. „Heaven And Hell“ war ein so immenser Erfolg, der sich wiederum für „Mob Rules“ als schwere Bürde erwies. Später sollte sich die Band in zwei Lager teilen. Auf der einen Seite waren die Gründungsmitglieder Iommi und Butler und auf der anderen Dio und Appice zu finden.
„Mob Rules“ ist um einiges roher als der Vorgänger und nicht mehr so melodisch verziert. „Slipping Away“ hat dabei einen tollen Groove zu bieten, der an die Stones erinnert, ansonsten sich aber ziemlich aggressiv durch den Gemüsegarten pflügt. Das Riff von „Voodoo“ ist natürlich auch toll, während die Soundspielerei von „E5150“ nervt. So evil ist das dann doch nicht. Der Schrei von Dio beim Titeltrack fährt einem aber immer noch durch Mark und Bein. Knochentrocken liefert hier die Rhythmusabteilung ab. Die Soundtrack-Version, sowie ein neuer Mix sind selbstverständlich auch enthalten. Der Mix ist soundtechnisch allerdings sehr fragwürdig.
Ansonsten gibt es auf der neuerlichen Veröffentlichung die Live-Vollbedienung. Da hätten wir die Aufnahmen aus dem Hammersmith Odeon vom 31.12.81 und 02.01.1982, sowie aus Portland vom 22.04.1982, die hier wiederum das Herzstück des Sets bildet. Dio müht sich „N.I.B.“, „Black Sabbath“, „War Pigs“ oder „Iron Man“ seinen Stempel aufzudrücken. Musikalisch ist das auch noch mal anders als mit Ozzy. „Black Sabbath“ macht da schon Laune. „War Pigs“ klingt dann aber wie eine bessere Coverversion, da braucht es einfach den Wahnsinn von Ozzy.
„The Mob Rules“ ist heimliches Highlight in dem Set. Das drückt schon ordentlich. „Heaven And Hell“ ist von Dio gesungen immer gut, auch in dieser Version unter zehn Minuten. „Paranoid“ und „Children Of The Grave“ beenden das Set dann sehr solide. Wobei Dio zu „Paranoid“ stimmlich keinen echten Zugang fand, vielleicht war er auch einfach unterfordert.
Fazit: „Mob Rules“ von Black Sabbath ist ein solides Album, hallt aber nicht wirklich nach. Die Band agierte hier roher als auf dem Vorgänger. Auf dem vorliegenden Set ist die Live-Show toll, da man selbst die alten Sabbath-Heuler durch die Stimme von Ronnie James Dio neu entdecken kann. Unter dem Strich ist das für Komplettisten eine sehr lohnende Anschaffung!
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Text: Torsten Schlimbach
Black Sabbath: Heaven And Hell (2 CDs)
BMG
VÖ: 04.11.2022
Wertung: 8,5/12
Black Sabbath wollten 1979 in der Ursprungsbesetzung eigentlich ein neues Album aufnehmen. Man startete in Los Angeles den Versuch dazu. Das Ergebnis ist bekannt und zählt zu den Geschichten der Rockmusik, die immer wieder erzählt werden. Die Band setzte nämlich Ozzy Osbourne vor die Tür. Sein Alkoholproblem torpedierte ja schon die Aufnahmen des Vorgängers und somit war es fast schon vorprogrammiert, dass er seinen imaginären Hut nehmen musste. Iommi übernahm die Führung und heuerte, nachdem einige Sänger ausprobiert wurden, Ronnie James Dio an.
Gemeinsam nahm man das Album „Heaven And Hell“ auf. Geezer Butler war zwischenzeitlich ausgestiegen, kam aber doch wieder zurück. Während der Zeit seiner Abwesenheit spielte Dio den Bass. Der gute Ronnie brachte sich aber auch als Songwriter ein und somit änderte sich der Stil von Black Sabbath in eine wesentlich melodischere Richtung. Bill Ward hat später einmal gesagt, dass er sich überhaupt nicht mehr an die Aufnahmen erinnern kann, denn auch er hatte ein ausgemachtes Alkoholproblem.
Es gab im Vorfeld der ursprünglichen Veröffentlichung durchaus die eine oder andere skeptische und kritische Stimme. Sabbath ohne Ozzy, konnte das überhaupt funktionieren? Das Ergebnis hat alle verstummen lassen, dennn „Heaven And Hell“ entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Alben der Band! Abgesehen davon wird dem Werk die Erfindung des Doom Metal zugeschrieben. Jetzt folgt noch mal eine Veröffentlichung. Das Coverartwork vom Gemälde „Smoking Angels“ des Künstlers Lynn Curlee wurde farblich dezent angepasst. Das ausklappbare Digipack hält auch noch ein umfangreiches Booklet bereit.
Ein zweite CD mit überwiegenden Live-Songs lässt einen noch mal ganz tief in diese Phase von Black Sabbath eintauchen. Die Kernstücke stellen hier die Songs „Heaven And Hell“ und „Children Of The Sea“ dar, die beide jeweils dreimal vertreten sind. Den Vogel schießt dabei „Heaven And Hell“ als vierzehneinhalb minütiges Epos ab. Der Longtrack liegt zudem in sehr guter Klangqualität vor. Hier kann man mehr als nur erahnen, welches Ausnahmetalent Ronnie James Dio war. „Neon Knights“ knallt live ordentlich, wie man anhand der beiden enthaltenen Live-Aufnahmen überprüfen kann.
Die Studioversion der Nummer startet „Heaven And Hell“ und ist ein guter Einstieg mit einem sehr markanten Riff. Insgesamt zeigt sich aber hier schon, dass die Melodieführung mit Dio eine andere ist. Mit „Children Of The Sea“ und „Lady Evil“ folgen zwei herausragende Songs. „Heaven And Hell“ ist sowieso das Opus der Dio-Ära bei Black Sabbath. „Wishing Well“ ist solider Metal und „Die Young“ nach dem sakralen Auftakt ein schnelles Brett. „Walk Away“ ist sehr melodisch, bevor „Lonely Is The Word“ als sehr getragener, fast schon typischer Dio-Track das Album beendet.
Fazit: Ronnie James Dio schaffte seinerzeit das Wunder Ozzy Osbourne bei Black Sabbath ersetzen zu können. „Heaven And Hell“ ist ein gutes Album und hat so manchen Klassiker abgeworfen. Selbige bringt man vermutlich mehr mit Dio denn Sabbath in Verbindung. Live war der Mann auch eine Bank, wie man hier ebenfalls nachhören kann. Für Metal- und Diofans ein Muss!
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Text: Torsten Schlimbach
Black Sabbath: Technical Ecstasy (Super Deluxe)
BMG
VÖ: 01.10.2021
Wertung: 10/12
Tipp!
Black Sabbath schlugen 1976 neue Pfade ein. Die Band hielt es für eine gute Idee sich selbst zu managen, zudem gingen sie mit dem siebten Studioalbum auch musikalisch andere Wege. Das Quartett probierte andere und neue Sounds aus, wodurch aber auch die Chemie untereinander nachhaltig gestört gewesen sein soll. Ozzy Osbourne war angeblich ziemlich genervt und wollte seinen Part einfach nur schnell einsingen. Den Anfang nahm das alles auf der Tour zum Vorgänger-Album „Sabotage“. Hier setzte die Band live erstmals auch Keyboards und Synthesizer ein. Die für die Kapelle neuen Instrumente, wurden dann eben auch im Studio verwendet. Jetzt wird auch dieses Album in vielen verschiedenen Konfigurationen neu aufgelegt. Die Super Deluxe Variante wird jeden feuchten Fantraum erfüllen.
Natürlich wurde das Album remastert. Das hört man und das ist auch eine schöne Sache. Viel interessanter ist allerdings der neue Mix von Soundguru Steven Wilson. Wahnsinn, was der Mann immer wieder aus bekanntem Material herausholen kann. Diese Transparenz, diese Klarheit, die schon bei „She´s Gone“ in die Ohren geträufelt wird, ist einfach sensationell. Wilson hat übrigens die alten analogen Tapes benutzt. Abermals stellt er hier unter Beweis, dass er der richtige Mann für die großen Schätze der 60er und 70er ist. Natürlich kann auch er nicht das Songwriting verbessern. An der einen oder anderen Stelle wird aber ziemlich deutlich, dass „Technical Ecstasy“ sträflich unterbewertet ist.
„Back Street Kids“ kommt in dieser Version endlich so richtig zur Geltung und man hört den Bass von Geezer Butler sehr schön vorne im Mix. „It´s Alright“ war der allererste Song, bei dem Bill Ward die Lead Vocals übernahm. Die Nummer hat eigentlich nicht mehr viel mit Black Sabbath zu tun. Gesanglich ist das nicht besonders gut und ansonsten schunkelt sich dazu auch gut im Schützenzelt auf dem Dorfplatz. „Gypsy“ zeigt, dass die Kernkompetenz von Ward eindeutig woanders liegt. Sein Schlagzeugspiel ist hier wirklich sehr erfrischend und bringt den Song dann auch nach vorne. Auf den progressivsten Track des Albums folgt mit „All Moving Parts (Stand Still)“ die lässigste Nummer von „Technical Ecstasy“. Die Mischung aus Hardrock, Funk und Prog ist ziemlich außergewöhnlich. Auch der Gesang von Ozzy ist klasse und Iommi wird dann auch mal nicht mehr unterfordert. Mit „Rock `n´ Roll Doctor“ gibt es dann auch noch sowas wie einen Hit auf die Ohren.
Die Super Deluxe Box hält aber auch noch acht bisher unveröffentlichte Outtakes für den geneigten Hörer bereit. „Back Street Kids“ klingt allerdings in jeder Variante wie „Baracuda“ bzw. „Baracuda“ wie „Back Street Kids“. Alternative Mix von „You Won´t Change Me“, „Gypsy“ oder „She´s Gone“ sind zwar nett, aber jetzt auch nicht lebensnotwendig. Von „She´s Gone“ gibt es dann auch noch eine Instrumental Version zu hören. Da sind die zehn bisher unveröffentlichten Live Tracks schon essenzieller. Selbige wurden während der „Technical Ecstasy“-World Tour der Jahre 1976-1977 aufgenommen. Klassier wie „War Pigs“ oder „Snowblind“ stehen einträglich neben „Dirty Woman“ oder „Gypsy“ – und das alles bei gutem Sound!
Die Kollektion kommt mit einem ausführlichen Booklet mit Artwork, Liner Notes, seltener Memorabilia und Fotos aus der Zeit und einer Replika des 1976-77 Welt Tour Konzert Buches und einem großen, farbigen Poster. Die Haptik ist sensationell und hier wurde sich wirklich viel Mühe gegeben um dem Fan auch in dieser Hinsicht etwas zu bieten! Daumen hoch dafür!
Fazit: „Technical Ecstasy“ von Black Sabbath wird nicht gerade geliebt. Wer das Album allerdings in sein Herz geschlossen hat, verehrt es fast schon kultisch. Jetzt wird dieses Werk erneut veröffentlicht. Herausragend ist der neue Mix von Steven Wilson. Man kann die acht Songs so völlig neu entdecken und erleben. Diese Klarheit und Transparenz ist ganz famos. Outtakes und Live-Tracks machen den Deckel oben drauf. Als Sahnehäubchen kommt die tolle Aufmachung dazu. Nicht nur für Fans eine lohende Anschaffung!
Text: Torsten Schlimbach
Black Sabbath: Sabotage (Super Deluxe Edition)
BMG
VÖ: 11.06.2021
Wertung: 10/12
Tipp!
Die Entstehung des sechsten Studioalbums von Black Sabbath stand eigentlich unter keinem guten Stern. Die Band war zu diesem Zeitpunkt in eine langatmige, rechtliche Auseinandersetzung mit ihrem ehemaligen Manager verstrickt. Auch innerhalb der Band krachte es und Ozzy Osbourne und Tony Iommi waren sich zu dieser Zeit alles andere als grün. Ozzy war von Iommi und seiner detailverliebten und besessenen Arbeitsweise ziemlich genervt. Aufgenommen wurden die Songs im Februar 1975 größtenteils in den Morgan Studios in London. Teile der Aufnahmen fanden allerdings auch in Brüssel statt.
Das Album erschien in den USA früher als in Großbritannien, was allerdings auch nicht unüblich war. Die Kritiken waren überwiegend positiv und nicht wenige sprachen vom besten Album seit „Paranoid“. Angeblich hatte „Sabotage“ auch großen Einfluss auf Nirvana. Ob Cobain das auch so sehen würde, sei mal dahingestellt. Fakt ist jedenfalls, dass das Quartett trotz – oder gerade wegen – der widrigen Umstände ein gutes Album aufgenommen hatte. Jetzt wird dieses Werk – natürlich remastert – erneut veröffentlicht. Die Super Deluxe Edition hält dann für den Fan auch jede Menge Klimbim bereit. Man darf sich über detaillierte Liner Notes freuen. O-Töne der Bandmitglieder sind selbstverständlich ebenso enthalten, aber auch seltene Fotos und Presse Clippings aus jener Zeit. Das Madison Square Garden Replika Konzertbuch von 1975 ist sicherlich ein Highlight und ein farbiges Sabotage Tour Poster das Sahnehäubchen.
Das ursprüngliche Werk wurde, wie bereits erwähnt, remastert. Der schwere Sound von Black Sabbath ist so noch mal ein Stückchen dumpfer ausgefallen. Zum ersten Mal gibt es dreizehn unveröffentlichte Songs der Nord Amerika Tour von 75 zu hören. Insgesamt darf man sich über 16 Live-Tracks freuen.
„Sabotage“ ist gänzlich anders als „Sabbath Bloody Sabbath“. Der Sound ist wesentlich kühler und Ozzy Osbourne stößt an seine Grenzen. Die Synthesizer sind ebenfalls verschwunden und die Gitarre darf endlich wieder röhren, aber auch, wie bei „Symptom Of The Universe“, einige schöne Farbtupfer auf der Akustischen setzen. „Megalomania“ und „The Writ“ (eine schöne Abrechnung mit dem ehemaligen Manager Patrick Meehan) zählen mit zum Besten, was Iommi und Butler je auf die Beine gestellt haben. Wahnsinn, wie sich Gitarre und Bass umschmeicheln. „Don´t Start (Too Late)“ ist ein wahnwitziges, kurzes Gitarren-Intermezzo und das Solo zu Beginn von „Thrill Of It All“ ist immer noch für eine Gänsehaut gut. Klar, die Rifffolge bei „Hole In The Sky“ ist simpel, aber es muss ja nicht immer bis zum Anschlag kunstvoll ausstaffiert sein. „Supertzar“ ist der vielleicht seltsamste Song, den das Quartett je aufgenommen hat – Kammerchor inklusive.
Wenn man bedenkt, unter welchen Umständen dieses Album entstand und die Band von Drogen und Alkohol ausgelaugt und auch noch viele Diskussionen - aufgrund der Aufnahmen - untereinander hatte und mit dem ehemaligen Manager komplett im Clinch lag, dann ist „Sabotage“ ein Meisterwerk! Ein Triumphzug der allen Widrigkeiten trotzt.
Die Live-Songs sind erstklassig. Der Sound ist überraschend sehr gut, fast schon brillant. „War Pigs“ – Ozzy feuert die Menge zum Klatschen an – und „Megalomania“ breiten sich episch aus. Gitarre, Bass und Schlagzeug sind fein säuberlich zu hören. Das alles kracht und scheppert ordentlich rein. Der Gesang ist ebenfalls fein abgemischt worden. Letztgenannte Nummer breitet sich übrigens auf exakt elf Minuten aus und Iommi lässt seine Gitarre heulen, als würde er gegen den Teufel ankämpfen. Das für damalige Verhältnisse obligatorische Gitarren- und Schlagzeugsolo darf zur Hälfte des Konzerts natürlich auch nicht fehlen. „Iron Man“ ist selbstverständlich ebenso dabei, wie natürlich auch „Paranoid“ als Rausschmeißer. Von „Hole In The Sky“ und „Am I Going Insane“ hat man noch die beiden Single Edits mit auf diese Veröffentlichung gepackt.
Fazit: „Sabotage“ von Black Sabbath wird leider immer noch sträflich unterschätzt. Das Album mag eine kühlere Atmosphäre als sein Vorgänger ausstrahlen, ist aber sehr vielseitig und auch bissig. Mitunter kann man hier sogar die beste Gitarrenarbeit von Iommi hören. Der Sound wurde remastert und selbstverständlich kann die Super Deluxe Edition auch mit jeder Menge Bonusmaterial punkten. Das Live-Album, mit Songs der damaligen Tour, ist zudem eine feine Sache. Diese Neuauflage ist nicht nur für Fans interessant, sondern für alle, die einen etwas härteren Sound mögen!
https://www.blacksabbath.com/welcome.html
Text: Torsten Schlimbach
Black Sabbath: Vol. 4 (Super Deluxe Edition)
BMG
VÖ: 12.02.2021
Wertung: 10/12
Tipp!
Anfang der 70er waren Black Sabbath extrem produktiv und fleißig. Innerhalb von zwei Jahren haute die Kapelle vier Alben raus. 1972 legten sie mit „Vol. 4“ ein Werk in die Ladentheken, welches aus heutiger Sicht eine ganze Menge Klassiker enthält. Jetzt wird das Album erneut aufgelegt. Dies geschieht allerdings nicht zum ersten Mal und es gab bereits mehrfach ein Update und eine klangliche Überarbeitung. Nun ist „Vol. 4“ noch mal neu remastert worden. Die Super Deluxe Edition hat aber auch so noch einiges an Mehrwert zu bieten und satte 20 bisher unveröffentlichte Studio- und Liveaufnahmen am Start!
Die Haptik spielt bei derartigen Veröffentlichungen ja auch immer eine wichtige Rolle und ist gerade für Fans von großer Bedeutung! Die ist hier recht nett ausgefallen und es gibt sogar von allen vier Bandmitgliedern Liner Notes und/oder O-Töne. Das Booklet ist sowieso recht umfangreich ausgefallen. Seltene Fotos und ein Poster runden das sehr schön ab. Das Artwork ist übrigens bisher auch unveröffentlicht und lief bisher unter dem Titel Snowblind.
Das fette Teil – als 4-CD und 5-LP Version – lohnt sich alleine aufgrund der bisher unveröffentlichten Studio-Outtakes! Selbige stammen von den Original Sessions für das Album und wurden von Sound-Guru Steven Wilson neu gemixt! Der Meister nutzte dazu übrigen die analogen Multi-Tracks. Man höre sich nur die reine Instrumentalversion von „Under The Sun“ an – eine Offenbarung. Hier ist jede Nuance ganz sauber auszumachen, was aufgrund des eigentlich typischen Black Sabbath-Klangbilds ja nicht so einfach. Wilson hat das ganz fein herausgearbeitet. So sind die Tempowechsel auch wunderbar nachzuvollziehen.
Ein jeder der sechs bisher unveröffentlichten Studio-Outtakes hat seinen ganz eigenen Charme und Wilson hat mal wieder ganze Arbeit geleistet. Abgesehen davon sind die Unterschiede zur Album-Version von marginal bis eklatant sehr fein herausgearbeitet worden. Bei einer langsamen und balladesken Nummer wie „Changes“ kommt das besonders gut zum Tragen. Das Outtake des rockigen „Supernaut“ hat das Schlagzeugspiel sehr fein herausgearbeitet. Wilson schafft es, selbiges wunderbar in das Klangbild einzubetten. Das Outtake von „Snowblind“ ist nett, es fehlt aber der Groove, der die Album-Version so auszeichnet. Von „Wheels Of Confusion“ gibt es gleich eine ganze Batterie an alternativen Versionen – inklusive falschem Start und kurzem Dialog. So kann man quasi noch mal nachvollziehen, wie die Band gearbeitet hat.
Das Outtake „The Straightener“ ist nett, geht aber etwas unter, denn dafür ist beispielsweise das Outtake von „Supernaut“ viel zu gut. Wer hören möchte, wie sich der Track entwickelt hat, kommt mit den mehr als dreizehn Minuten der alternativen Takes voll und ganz auf seine Kosten. Weitere Takes von „Under The Sun“ und „Snowblind“ runden das sehr schön ab.
Von der UK Tour des Jahres 1973 gibt es nun fulminante Live-Tracks zu hören. Die Aufnahmen sollten ursprünglich für ein Live-Album Verwendung finden, aber selbiges kam bekanntlich nie zustande. Die eine oder andere Aufnahme hat man zwar irgendwo auf der Welt schon mal veröffentlicht, aber nie in dieser Reihenfolge. Der Klang ist ebenfalls ziemlich ausgewogen und gut. Gemixt wurde dieser Part von Richard Digby Smith. „War Pigs“ ist, wie immer, ein verrückter Ritt. „Snowblind“ funktioniert danach erstaunlich gut. Ozzy fordert die Zuschauer zwar zum Händeklatschen auf, davon hört man aufgrund des Bühnenradaus aber nichts. „Killing Yourself To Live“ ist für Black Sabbath-Verhältnisse recht schnell und knackig. Selbiges gilt auch für „Cornucopia“. „Wicked World“ erstreckt sich übrigens auf epische 20(!) Minuten! Ab Minute zwölf wird es wahnwitzig. Black Sabbath waren live schon eine ganz feine Kapelle. „Children Of The Grave“ und natürlich „Paranoid“ dürfen selbstverständlich nicht fehlen.
Das eigentliche Album gibt es in neuem Remaster-Gewand. „Wheels Of Confusion/The Straightener“ ist schlichtweg immer noch brillant. „Changes“ ist der kitschige Ausreißer. „Snowblind“ oder „Under The Sun“ sind weitere starke Tracks, die „Vol. 4“ zu einem guten bis sehr guten Album werden lassen.
Fazit: „Vol. 4“ von Black Sabbath war und ist ein gutes Album mit einigen beachtlichen Songs. „Wheels Of Confusion“, „Snowblind“ oder „Under The Sun“ sollte eigentlich jeder Rockfan kennen und in seiner Sammlung stehen haben. Jetzt wird das Werk erneut veröffentlicht. Nicht nur der Sound wurde angepasst, sondern die ganze Geschichte wurde mit ordentlich Zusatzmaterial aufgepeppt. Für das Bonusmaterial aus dem Studio hat Steven Wilson den Sound herausragend in Szene gesetzt. Dazu werden noch Live-Tracks gereicht und die Haptik kann sich auch sehen lassen!
https://www.blacksabbath.com/welcome.html
Text: Torsten Schlimbach
Black Sabbath: Paranoid (Super Deluxe Edition)
BMG
VÖ: 09.10.2020
Wertung: 10/12
Tipp!
Unfassbar, „Paranoid“ von Black Sabbath hat schon 50(!) Jahre auf dem Buckel. Ein halbes Jahrhundert, das muss man sich mal vorstellen. Die vier Herren hätten damals vermutlich selbst nicht daran gedacht, dass im Jahr 2020 noch einer das Album auf dem Schirm hat. Immer wieder gibt es neue Generationen, die dieses Werk für sich entdecken! Da momentan ja der Vinyl-Boom in vollem Gange ist, kommt die Veröffentlichung der 50th Anniversary Edition auf Vinyl und als CD-Box genau richtig – für Alt- aber auch Neufans!
Hardcore-Fans dürften das zwar alles schon in der einen oder anderen Form im Schrank stehen haben, aber eben nicht auf Vinyl. Es gibt das Werk nämlich nun auch im lange nicht mehr erhältlichen Quad Mix zu hören – und zwar zusätzlich. 1974 wurde das Album erstmalig auf Vinyl und 8-Track Tonabnehmer veröffentlicht. Nun wurde es jetzt zwecks bester Klangqualität auf Stereo gemixt. Bisher legte man schon ein paar Taler auf den Tisch, wenn man die ursprüngliche Ausgabe in gutem Zustand erwerben wollte. Klanglich ist das tatsächlich top!
Zwei Konzerte von 1970 aus Montreux und Brüssel wurden für diese Veröffentlichung hier zum allersten Mal überhaupt auf Vinyl gepresst! Das Konzert in Montreux fand übrigens am 31. August statt und somit auch vor der Albumveröffentlichung. Man ist hier quasi Zeuge, wie die Band das Material live vor Publikum testet, welches die Songs teilweise noch nicht kannte. Natürlich wurden auch Tracks vom Debüt gespielt. Eine interessante und explosive Mischung, die die Band da von der Leine gelassen hat. Brüssel fand dann ein paar Monate später statt und da lief der Black Sabbath-Motor wie geschmiert.
Das Album selber muss man ja hoffentlich nicht mehr vorstellen. Mit seinem fast nicht veröffentlichten Titelstück über „War Pigs“, „Iron Man“ bis zu „Jack The Stripper“ hat man es hier mit Klassikern der Musikgeschichte zu tun. Hier kann man auch noch mal überprüfen, warum Black Sabbath den Ruf genießen die Erfinder des Heavy Metals zu sein. Vielleicht markiert das Album sogar einen ikonischen Wendepunkt der Rockgeschichte!
Die Box enthält zusätzlich ein Replika des Tourbooks, das bei der damaligen Paranoid Tour verkauft wurde, sowie zahlreiche seltene Fotos, Memorabilia, Interviews mit allen Bandmitgliedern und ein Poster. Die Haptik ist wirklich überragend! Die stabile Box macht schon was her. Das Buch ist sehr wertig und hält eine Menge Informationen sowie viele Fotos bereit. Das Poster macht sich gerahmt sicher auch sehr gut an der Wand! So und nicht anders sollte so eine Box gestaltet werden! Das freut das Fan- und Sammlerherz>!
Fazit: „Paranoid“ wird zarte 50 Jahre jung und das wird nun mit einer üppigen Vinyl-Veröffentlichung gefeiert. 5 LPs plus jeder Menge Gimmicks gibt es da zu hören und zu bewundern. Das Material ist teilweise erstmals auf Vinyl zu finden. Der seltene Quad Mix ist nun auch wieder auf Vinyl vertreten und die Live-Konzerte runden das wunderbar ab. Für Alt- aber auch Neufans ist das sicher eine schöne Geschichte! Die Haptik ist sensationell und die Box macht in der Sammlung richtig was her!
Text: Torsten Schlimbach
Paranoid Super Deluxe 5-LP Boxed Set
Track Listings:
LP 1: Original Album
Side A
“War Pigs / Luke’s Wall”
“Paranoid”
“Planet Caravan”
“Iron Man”
Side B
“Electric Funeral”
“Hand Of Doom”
“Rat Salad”
“Jack The Stripper / Fairies Wear Boots”
LP 2: Quadradisc Mix in Stereo (WS4 1887) 1974
Side C
“War Pigs / Luke’s Wall”
“Paranoid”
“Planet Caravan”
“Iron Man”
Side D
“Electric Funeral”
“Hand Of Doom”
“Rat Salad”
“Jack The Stripper / Fairies Wear Boots”
LP 3: Live in Montreux 1970 (Part One)
Side E
“Intro”
“Paranoid”
“N.I.B.”
“Behind The Wall Of Sleep”
Side F
“Iron Man”
“War Pigs”
LP 4: Live in Montreux 1970 (Part Two)/Live in Brussels 1970 (Part One)
Side G
“Fairies Wear Boots”
“Hand Of Doom”
Side H
“Paranoid”
“Hand Of Doom”
“Rat Salad”
“Iron Man”
LP 5: Live in Brussels 1970 (Part Two)
Side J
“Black Sabbath”
“N.I.B.”
Side K
“Behind The Wall Of Sleep”
“War Pigs”
“Fairies Wear Boots”
Black Sabbath: 13
Universal
VÖ: 07.06.2013
Wertung: 10/12
Tipp!
Die Geschichte von Black Sabbath gibt so ziemlich alles her, was man im großen Rockbuch nachlesen kann. Neben musikalischen Sternstunden gab es auch einige sehr unschöne Tiefschläge für Fans und Band gleichermaßen zu verkraften. Der ganze Laden wurde zwar irgendwie von Tony Iommi zusammengehalten, aber selbst er dürfte ins Straucheln geraten, wenn es darum geht sämtliche Besetzungen aufzuzählen. Drogen, Abstürze und Streitereien bis zur totalen Funkstille gehören ebenso zur Geschichte, wie sensationelle Platten und Erfolge. Jetzt legen Black Sabbath mit „13“ noch mal ein Comeback hin, welches für viele Kritiker wie ein Schlag in die Fresse sein dürfte.
Eine der jüngeren Legenden will es so: Black Sabbath taten sich am 11.11.2011 mit Rick Rubin zusammen um ihre Reunion anzukündigen. Sie wissen zwar nicht, dass an diesem Tag Karnevalsbeginn ist, aber dies passt natürlich irgendwie schon wieder in das Gesamtbild. Bis „13“ schließlich fertig war, hatte die Band abermals mit einigen schweren Schicksalsschlägen und Turbulenzen zu kämpfen. Die Krebserkrankung von Tony Iommi schockte alle. Und dann fühlte sich auch noch Drummer Bill Ward nicht genug gewürdigt und war besonders auf das Vertragswerk – ja, so etwas gibt es bei erfolgreichen Bands – sauer und stieg aus. Damit war die Urbesetzung also auch wieder zu den Akten gelegt. Man heuerte Brad Wilk von Rage Against The Machine an. Seine Arbeitsnachweise der Vergangenheit können sich ja durchaus hören und sehen lassen. Trotzdem sind die Drums der große Schwachpunkt auf „13“. Im direkten Vergleich fehlt einfach dieser sensationelle Groove mit dem Ward den ganzen Laden zusammengehalten hat. Auf der vorliegenden Platte ordnet und sortiert sich das Spiel eher unauffällig ein. Ein bisschen mutlos, aber diese drei Urviecher aus Birmingham können einen sicher auch ganz schön einschüchtern und da ist es vielleicht nicht die schlechteste Idee sich eher im Hintergrund zu halten.
Jetzt kommen wir zur den vielen guten Nachrichten. Black Sabbath und Rick Rubin sprachen ja davon, dass sie mit „13“ zurück zu den Wurzeln wollten und das beste Album der Bandkarriere aufgenommen werden sollte. Den letzten Punkt kann man aber getrost vernachlässigen. Was sollen sie denn auch sonst erzählen? Man wolle eine ganz okaye Platte machen? Sicher nicht! Zurück zu den Wurzeln sind sie aber definitiv gekehrt. Wer hätte den älteren Jungs das denn noch zugetraut? Ozzy klingt verdammt noch mal wieder wie in den 70ern. Wie man ihn dazu gebracht hat? Rick Rubin werden ja wahre Wunderdinge nachgesagt. Die schweren Riffs dürften alle Epigonen die Schamesröte in die Gesichter treiben. Knackig und kernig schält sich das doomige Gebräu aus seinem Kokon.
Der epische Beginn mit „End Of The Beginning“ mag gespickt mit den Trademarks der Anfangstage sein, aber wie „Black Sabbath“ diesen Song zelebrieren ist schon nicht von schlechten Eltern. Spätestens wenn Ozzy einsetzt breitet sich ein Schauer auf der Haut aus. Sobald das Riffgewitter seine Bahnen zieht, klappt einem die Kinnlade runter. Da sind sie wieder, die Väter des Heavy Metals und all seiner Nebenprodukte. Nach zweieinhalb Minuten wird das Tempo angezogen und die Band nimmt an Fahrt auf. Wie eine Dampfwalze fräsen sich die Herren durch dieses kleine Monster. Das düstere „God Is Dead?“ war ja der erste Vorbote von „13“. Auch hier sind sämtliche Zutaten des Sabbath-Sound vorhanden. Aber eben nicht so, dass es zur Farce verkommt. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Auch diese Nummer erstreckt sich auf über acht Minuten.
Mit „Loner“ setzt die Band dann genau den richtigen Kontrast zum psychedelischen Beginn. Das Stück rockt geradeaus – natürlich nicht ohne zwischendurch das Tempo zu variieren. Der Wert von Geezer Butler für diese Truppe ist nicht zu unterschätzen, denn er ist es, der einen solchen Song vorantreibt und Iommi den Rücken freihält. „Zeitgeist“ ist danach eine Art psychedelische Halbakustikballade, die sicher auch auf „Vol. 4“ ein Plätzchen gefunden hätte. Nach hinten raus wird dies gar noch zum verträumten Blues. Heavyness wird mit „Age Of Reason“ wieder ganz groß geschrieben. Die Faust geht automatisch in die Höhe und danach darf die Nackenmuskulatur gerne einem Tauglichkeitstest unterzogen werden. „Live Forever“ wirkt rast- und ruhelos und galoppiert unaufhaltsam durch die düstere Nacht. „Damaged Soul“ geht tatsächlich noch mal ganz zurück zu den Anfängen. Toll zu sehen, dass Black Sabbath die Gratwanderung perfekt meistern, denn sie kommen auf „13“ nie in die Verlegenheit sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Zum Abschluss legen sie mit „Dear Father“ die Blaupause des eigenen Schaffens und die Quintessenz dieses dreizehnten Manifests vor.
Fazit: Im Vorfeld von „13“ war eine gewisse Skepsis durchaus angebracht. Paradoxerweise waren die Erwartungshaltungen gleichzeitig extrem hoch. Eigentlich konnten Black Sabbath nur verlieren. Und was passiert? Sie gehen als strahlende Sieger in die Geschichtsbücher des Jahres 2013 ein. Die Band hat das Kunststück vollbracht ein Brett vorzulegen, welches – abgesehen von den etwas schwachbrüstigen Drums – komplett überzeugen kann. Am meisten freut einen die Tatsache, dass sich dies nicht wie eine peinliche Kopie anhört. Black Sabbath sind auch in gesetzterem Alter noch eine Dampfwalze vor dem Herrn. Oder war es der Teufel?
Text: Torsten Schlimbach