Simple Minds: Acoustic In Concert (DVD + CD)
eagle Rock/Universal
VÖ: 16.06.2017
Wertung: 8,5/12
Letztes Jahr im November wurde von den Simple Minds schon ein „Acoustic“-Album veröffentlicht. Dort gab es viele Klassiker in neuen Interpretationen und Arrangements zu hören. Im November 2016 trat die Band für die BBC Radio 2 „In Concert“-Serie im Hackney Empire in London auf. Jetzt wird dieses Konzert auf Blu-ray, DVD und DVD+CD veröffentlicht. Das Akustikalbum kam derart gut an, dass die Band damit auf Tour ging – man hätte sich allerdings keinen besseren Ort für einen Mitschnitt als diesen legendären in London vorstellen können.
Unplugged- und Akustik-Geschichten sind ja immer so eine Sache. Da wird sogar das Fanlager geteilt und selbst die Anhänger, die sich sonst immer einig sind, haben plötzlich unterschiedliche Auffassungen von den reduzierten Interpretationen. Bei den Simple Minds ist das auch nicht anders. „Acoustic“ konnte zwar sehr viele wohlwollende Kritiken in der Presse und bei einem großen Teil der Anhänger einfahren, es gab unter den Fans aber auch sehr viele kritische Stimmen. Man muss sich eben darauf einlassen wollen (und wohl auch können).
Gefilmt wurde aus verschiedenen Perspektiven. Die Band – und damit sind alle Protagonisten auf der Bühne gemeint und nicht nur Jim Kerr und Charlie Burchill – ist dabei auch immer wieder aus nächster Nähe zu sehen. Besonders die beiden Backgroundsängerinnen Catherine Davies aka The Anchoress und Sarah Brown werden aufgrund ihrer Gesangsleistung sehr oft gezeigt. Davies singt „Andy Warhol“ sowieso fast alleine und „Sanctifiy Yourself“ wiederum Brown. „Long Black Train“ wäre ohne sie auch kaum denkbar. Cherisse Osei ist, wie sie da stehend Schlagzeug bzw. Percussion spielt, sowieso ein Blickfang. Die Musiker sind insgesamt gut aufeinander abgestimmt und eingespielt. Und man sieht allen Beteiligten auch an, dass sie Spaß auf der Bühne haben und sich mit den Songs und deren Arrangements wohlfühlen. Bei „Make Me Smile (Come Up And See Me)“ ist Steve Harley in feinstem Zwirn dabei und gibt eine kurzweilige und raue Vorstellung. Der rockigste Mitsingmoment der Show. Herr Kerr kriegt durch die vielen Gesangsunterstützungen auch reichlich Verschnaufpausen geboten. Das ist nicht ungeschickt, denn die Pausen braucht der gute Mann mittlerweile auch. Sie seien ihm gegönnt, denn er präsentiert sich ansonsten nicht nur in bester Laune, sondern auch noch gut bei Stimme. Inwieweit die Postproduktion dazu beigetragen hat, können nur die Personen beantworten, die dabei waren.
Der Schnitt ist als sehr gelungen zu bezeichnen. Da wurde sich auch mal die Zeit genommen mehrere Sekunden bei einer Einstellung zu verweilen oder wie bei „Waterfront“ mit einer Kamera von links nach rechts an Kerr vorbei zu schwenken. Hier wurde keine unnötige Hektik hereingebracht und das hebt diese Veröffentlichung wohltuend von anderen ab! Das Publikum – viele dürften die 40 längst überschritten haben, kommt bei den Einstellungen keinesfalls zu kurz. Das Bild ist guter, zeitgemäßer Standard. Der Schwarzwert ist in Ordnung und die Farben wirken - bei voller Bühnenausleuchtung – sehr natürlich. Der Ton ist sehr sauber abgemischt. Man höre sich nur das Spiel von Burchill - der übrigens das komplette Konzert sitzt - bei „Someone Somewhere In Summertime“ an. Das geht schon unter die Haut. „Don´t You (Forget About Me“ oder „Alive And Kicking“ geht in diesem reduzierten Gewand zwar der ganze Pathos flöten, aber genau das tut den Stücken auch mal gut!
Fazit: „Acoustic In Concert“ bringt nun auch die reduzierte Umsetzung der Bandklassiker (plus einige Coverversionen) auch live offiziell in den Handel. Das Konzert aus dem November 2016 wurde toll gefilmt und geschnitten, die Bildqualität ist zeitgemäß und der Ton sehr sauber abgemischt. Die Arrangements der bekannten Hits verleihen diesen noch mal neue Frische. Voraussetzung: man mag das Akustikgewand. Die Band ist aber toll aufeinander eingespielt und abgestimmt und somit macht das alles schon eine ganze Menge Spaß!
Text: Torsten Schlimbach