Alex Clare: The Lateness Of The Hour
Universal
VÖ: 20.04.2012
Wertung: 8/12
„Too Close“ ist momentan sicher bekannter wie der Mann, der diesem Song auf die Welt geholfen hat und seine Stimme leiht. Ist ja auch kein Wunder, die Werbekampagne für den Internet Explorer sieht man dieser Tage ja auch öfters mal und genau dort konnte dieser Songs recht prominent platziert werden. Dies dürfte ein kleiner Lottogewinn für Alex Clare – so heißt der Mann hinter der Nummer nämlich – sein. Der junge Brite hat also schon mal gute Aussichten auch mit seinem Debütalbum „The Lateness Of The Hour“ auf der Erfolgsleiter immer weiter nach oben zu klettern. Ein größeres Publikum ist ja schließlich jetzt schon ordentlich angefüttert worden.
Enttäuschungen sind nicht vorprogrammiert. Im Gegenteil! Wer die ungewöhnliche Mischung aus klarem Gesang und Bässen und Beats, die einem die Frisur mal eben durch föhnen, schon in sein Herz geschlossen hat, wird auch Bauklötze staunen wenn die Platte im Player rotiert. Gut, „When Doves Cry“ hätte man in diesem Gewand nicht unbedingt gebraucht. Die Diva aus Minneapolis hat das einfach besser drauf. Auch „Hummingbird“ ist etwas, nun ja, langweilig ausgefallen. Gesanglich gibt es aber auch hier nichts zu meckern und Care schmeißt sich in diesen Song, als hinge sein Leben davon ab.
Der Rest sorgt aber schon dafür, dass man teilweise staunend und ratlos auf seine Boxen blickt. Man ist ja immer wieder auf der Suche nach Neuerungen. Hier gibt es sie zumindest in kleinen Teilen. Natürlich werden jetzt wieder viele anmerken, dass man das alles so oder so ähnlich schon gehört hat. Mag sein, aber nicht in dieser Konstellation. Alex Care hat eine Stimme, die eigentlich im Soul ganz gut aufgehoben ist. Die Mischung macht es aber! „Up All Night“ ist ein Gewitter aus Dubstep und Drum & Bass und knallt auch noch ordentlich auf die Indietüte – bis diese platzt. „Treading Water“ verfeinert diese Richtung noch und ist ausgefeilter, ruhiger, nachhaltiger und öffnet sich zum Refrain aber wieder durch die gewaltigen Bässe.
Überhaupt wummert und wabert es an vielen Ecken. Das schleppende „Relax My Beloved“ hört sich an wie in der Küche von Dr. Frankenstein zusammengebraut, bis, ja bis die Streicher einsetzen. Und mit „Hands Are Clever“ gibt es einen Tanzflächenkracher der alten Schule. Knallig. Bunt. Gut. „Whispering“ zeigt, dass dieses Konzept sogar bei einer Ballade aufgeht. Überhaupt fischt die Platte auf der Zielgeraden nicht mehr in der stürmischen See, sondern in den ruhigen Bächen. „Love You“ erinnert dann auch an Daniel Merriweather. So ein bisschen ist dann leider auch die Luft raus. „Sanctuary“ wird aber trotzdem die Damenwelt erobern. Alex Clare zeigt mit der Pinaoballade „I Won´t Let You Down“ zum Schluss, dass er zumindest auf Platte ein ausgezeichneter Sänger ist. Versöhnlicher Abschluss für „The Lateness Of The Hour“.
Fazit: Es ist nicht alles aus Gold, was hier glänzt. Manchmal muss man sich „The Lateness Of The Hour“ noch ein bisschen zurechtbiegen. Wenn es aber leuchtet, dann auch richtig. Die ungewöhnliche Mischung aus (Soul)Gesang, Dubstep und Drum & Bass ist schon ein Knaller. „Bass! Bass! Wir brauchen Bass!“ Jetzt nicht mehr, wir haben Alex Clare gefunden! Es bleibt abzuwarten, ob sich das auch noch über die Saison retten kann. Wir sind aber guter Dinge!
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“Too Close” Akustik - Stream:
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Album Trailer - Stream:
http://www.youtube.com/watch?v=FP_utxGRZ_8
Text: Torsten Schlimbach