Yngwie Malmsteen: Parabellum
Mascot Label Group/Rough Trade
VÖ: 23.07.2021
Wertung: 6/12
Yngwie Malmsteen konnte sich für sein neues Album viel Zeit lassen und die Songs richtig ausarbeiten. Sonst ist der Mann ja ständig auf Tour und kann sich dementsprechend nicht für länger im Studio einschließen. Aufgrund der Pandemie gab es für „Parabellum“ gänzlich andere Vorzeichen. Das erste Mal seit 20 Jahren hat sich der Gitarren-Virtuose also richtig in die Songs reinfuchsen können. Warum das Album diesen Titel trägt – es ist lateinisch und heißt übersetzt „bereite dich auf den Krieg vor“ – kann man nur mutmaßen. Vielleicht ist auch jedes Malmsteen-Album ein kleiner Krieg und wenn man es bis zum Schluss durchhält, ist man der Sieger und Eroberer.
Das neuerliche Werk ist wieder eine Leistungsschau wie sie im Buche steht. Der Titelsong beispielsweise stellt Geschwindigkeit und das Saitengewichse von Malmsteen ganz nach vorne in das Schaufenster. Gut, dass der Meister die Finger so flitzen lässt, dann fällt dieses flache Drumming nicht so auf. Die Produktion ist in dieser Hinsicht auch ziemlich bescheiden. Dies war aber schon bei der Albumeröffnung „Wolves At The Door“ der Fall. Himmel, ist das Geknüppel dünn und blechern. Es möge sich bitte nie wieder irgendwer über Lars Ulrich von Metallica beschweren. Der Gesang ist auch – nun ja – ausbaufähig. Malmsteen webt dann auch noch Paganini mit ein. Kann man machen, muss man aber nicht.
So geht es letztlich munter durch das Album. Mit „Relentless Fury“ gibt es immerhin eine Nummer, die in ähnliche Gefilde wie Iron Maiden vorrückt. Der Auftakt von „Eternal Bliss“ könnte man sich auch von Ozzy vorstellen. Ach Quatsch, eigentlich die komplette Ballade würde auch zum Meister der Finsternis passen. Mit „Toccata“ folgt dann wieder eine weitere instrumentale Höchstleistung. Ist das Sport oder noch Musik? Und wo ist das Gefühl? „God Particle““, „Magic Bullet“ oder „Sea Of Tranquility“ – es gleicht sich alles. Lediglich „(Fight) The Good Fight“ sticht im letzten Drittel noch etwas heraus. Das Album setzt ausgerechnet immer dann einen Glanzpunkt, wenn es sich nicht um ein Instrumentalstück handelt – gleichwohl der Gesang auch recht dünn ist. Malmsteen betreibt dann aber auch keinen Höchstleistungssport an der Gitarre.
Fazit: Es ist eigentlich wie immer bei einem neuen Album von Yngwie Malmsteen: wer Höchstleistungen auf den sechs Saiten liebt, kommt da voll und ganz auf seine Kosten. Herz, Gefühl und Seele bleiben da meist auf der Strecke. Es gibt ein paar Lichtblicke, nämlich die vier Stücke, die mit Gesang aufgenommen wurden.
Text: Torsten Schlimbach
Yngwie Malmsteen: Blue Lightning
Mascot Label Group/Rough Trade
VÖ: 29.03.2019
Wertung: 7/12
Yngwie Malmsteen wird von den einen vergöttert und von den anderen gehasst. Der Mann ist ein Gitarrenhexer und ein Virtuose auf den sechs Saiten, wie nur wenige andere. Während seiner nun fast schon vier Jahrzehnte andauernden Karriere hat der Mann die Gemüter immer wieder gespalten und erhitzt. Pures Können ist halt für manche auch eher ein rotes Tuch, wenn eben selbiges immer in das Schaufenster gestellt wird. Jetzt hat sich Malmsteen auf ein ganz spezielles Projek eingelassen. Eingelassen deshalb, weil die Idee dazu von seinem Label kam. „Blue Lightning“ ist ein reines Coveralbum.
Dieses Album erzählt aber auch die Geschichte des Musikers Yngwie Malmsteen. Der Mann hatte schon immer ein Faible für den Blues. Und wie alle Gitarrenschüler, hat er einst mit „Smoke On The Water“ angefangen. So ist es natürlich konsequent, dass er die Nummer auch für „Blue Lightning“ aufgenommen hat. Es finden sich jede Menge Songs unter den Tracks, die jeder, aber auch wirklich jeder mit einem kleinen Hang für Gitarrenmusik kennen sollte.
Die Stärke des Albums ist die Art der Interpretation. Malmsteen hat die Nummern nicht nur nachgespielt, sondern selbigen auch seinen Stil mit auf den Weg gegeben. „Foxey Lady“ von Hendrix wird da einigermaßen vom Bass getrieben, ist auf Seiten der Gitarre dafür cleaner im Sound. Und ausufernder und schneller. Malmsteen-Style halt. „Demon´s Eye“ wird gar zum Hardrock-Blues. Gut, „Paint It Black“ ist auch drauf, geht aber einigermaßen in die Hose. Es mangelt einfach an Gefühl dafür. Ganz schlimm wird es bei „While My Guitar Gently Weeps“. Die Beatles sollte man eh nicht covern, aber das hier ist echt eine Zumutung. Gerade dieser Song funktioniert nur, wenn er eben mit sehr viel Gefühl gespielt wird. Umso überraschender ist „Smoke On The Water“ ausgefallen. Malmsteen trotzt dem Song eine Seite ab, die regelrecht wie eine Frischzellenkur wirkt.
Fazit: „Blue Lightning“ ist ein nettes Coveralbum geworden. Die bekannten Hits werden in den Malmsteen-Schläuchen präsentiert! Das haut mal mehr, mal weniger gut hin. Es ufert nicht ganz so aus, wie man es von Malmsteen auch kennt. Es hat aber auch weit weniger mit dem Blues zu tun, wie es der Künstler gerne hätte. Es mangelt einfach – trotz der Perfektion – hin und wieder an Gefühl. Technik ist nun mal nicht alles!
Text