Der Frühling und der Sommer lassen in Köln zwar noch etwas auf sich warten, aber wenn man Moke derzeit über den Weg läuft, dann geht die Sonne doch auf. Die Band freut sich einfach ein Loch in den Bauch, dass sie ihr Idol Paul Weller auf dessen Deutschland-Tour begleiten dürfen. Heute steht das Konzert in der Live Music Hall in Köln an. Grund genug für ein Gespräch mit Eddy und Phil und dann wären ja auch noch einige Dinge bezüglich des aktuellen Albums „The Long & Dangerous Sea“ zu besprechen.
Hallo Jungs, schön euch zu treffen!
Phil: Hallo. Sag mal, haben wir nicht vor kurzem schon ein Interview gemacht?
Oh, Du erinnerst Dich? Ja, das war letztes Jahr im Gebäude 9.
Phil: Ah, da war das! Gebäude 9. Stimmt, da haben wir in der Bar ein Interview gemacht. Schon ein Jahr her? Wie die Zeit vergeht. Da war Felix auch mit dabei. Heute kann er leider nicht, da er krank ist.
Felix ist krank? Kann er denn gleich auftreten?
Eddy: Ja, er darf tagsüber nur nicht sprechen, er muss ja schließlich gleich noch singen.
Phil: Es sind ja noch ein paar Stunden und dann treten wir ihn auf die Bühne. Ich mache das (lacht). Habe ich da eben eigentlich unsere Split-Single mit Paul (Weller) gesehen?
Ja…
Phil…das ist wie ein Traum für uns. Ich sammle seit Jahren alles von Paul Weller und jetzt auf einer Single mit Paul zu sein ist einfach unglaublich. Unglaublich!
Lasst uns mal über euer neues Album „The Long & Dangerous Sea“ reden. Ihr habt diesmal sehr viele Keyboards und ein großes Orchester auf der Platte. War dies die Ausgangsidee bevor ihr begonnen habt mit dem Songwriting?
Phil: Definitiv, ja! Wir fuhren von einem Konzert nach Hause und diskutierten, was wir mit dem nächsten Album machen sollen und wohin der Weg gehen soll. Felix sagte dann, dass er gerne ein
Orchester auf dem Album hätte. Wir spielten Konzerte in den großen Hallen in Deutschland und stellten fest, dass wir dort einen richtig großen Sound hatten der den ganzen Raum ausfüllte.
Eddy: Ja, wir spielten mit Amy Macdonald und Keane in diesen großen und tollen Hallen vor diesen vielen Leuten. Wir waren begeistert von dem Sound dort und das wollten wir auch auf dem Album
haben.
Phil: Ja und dann fingen wir an die Songs zu schreiben. Wir nahmen das Album dann auf, hatten aber noch kein Orchester für die Songs. Dann hieß es Finger kreuzen und warten, wir wussten ja gar nicht,
ob das überhaupt funktioniert. Und was soll ich sagen? Es funktioniert auf ganz wundervolle Weise. Wir hatten dieses große und berühmte Orchester aus Holland und waren begeistert. Wir fünf waren
glücklich. Wir spielen auch das Pinkpop-Festival mit diesen 50 Leuten des Orchesters.
Ihr habt ja nach der Veröffentlichung von „Shoreland“ eine Menge Konzerte gespielt. War dieses Livegefühl auch ein Einfluss für das Album und konntet ihr dieses in das Studio retten?
Phil: Ja, das war auf jeden Fall ein Einfluss.
Eddy: Wir fanden diese Weite und Größe unserer Konzerte toll und wollten dies auch auf unser Album transportieren. Wir fokussierten dies dann immer mehr und gingen dann in das Studio um unser zweites
Album aufzunehmen. Wir hatten da schon eine ziemlich klare Vorstellung.
Ist „Ghost“ eigentlich euer Song über die Musikindustrie?
Phil (grinst): Das ist eine wirklich gute Frage. Sehr gute Frage. Ich denke nicht. O.K dies ist ein guter Text, den man in vielerlei Richtungen interpretieren kann.
Eddy: Ich denke, der Song sollte eigentlich nicht in diese Richtung gehen.
Phil: Ja, aber wenn ich mir den Song jetzt anhöre und gerade auch den Text, dann kann man, ähm, puh…Ja! Ich beantworte die Frage mit: er könnte. Ich mag deine Interpretation jetzt wirklich.
Danke! Ist „Switch“ dann vielleicht euer Radiosong?
Phil: Puh, wir haben uns nicht bewusst hingesetzt und einen Radiosong geschrieben.
Eddy: Findest du denn, dass er dort funktionieren würde?
Ja, wie übrigens vieles auf dem Album und das ist nicht negativ gemeint – eher im Gegenteil.
Phil: Danke, danke. Stimmt schon, „Switch“ könnte da funktionieren.
„The Long & Dangerous Sea“ ist ja geprägt von großen Sounds und einer Menge Instrumente. Die Bonus-Tracks sind allerdings komplett anders und sehr reduziert. Ist dies eure andere Seite?
Eddy: Ja, wir spielten ein bisschen mit diesen akustischen Sachen herum und auch mit ein paar Streichern und stellten dann die Intimität dieser Songs fest. Wir dachten dann einfach, dass es eine
gute Idee wäre, diese Songs auch auf dem Album unterzubringen. Wir wollten den Leuten einfach zeigen, dass es auch in ganz kleinem Rahmen funktioniert.
Gibt es denn eine Chance die neuen Songs auch in diesem Gewand zu hören?
Eddy: Momentan nicht, aber eventuell…da sind auch ein paar Akustikversionen im Internet aufgetaucht.
Phil: Ja, ja.
Eddy: Ich denke auf youtube
Phil: Das ist eine Art Vorschau auf das neue Album. Diese Bonussongs sind ja vom ersten Album. Wir wollten einfach diese Songs ganz zum Schluss als Bonus draufpacken, da das eigentliche Album ja
einen so großen und räumlichen Sound hat. Diese hier sind ja komplett anders. Das ist der Gegensatz zum Orchester und das macht dann auch Sinn. Du nanntest es eben die andere Seite von Moke und das
trifft es ganz gut. Dies vermittelt dann auch so ein klassisches Gefühl.
Ist das euer Arena-Album? Ich denke, es würde da funktionieren und manchmal klingt es ein kleines bisschen nach U2.
Phil: Ich denke, da kommen wir auf die Antwort der ersten Frage zurück. Wir wollten einfach einen Sound kreieren, der größer ist und in großen Hallen funktioniert. Die Songs funktionieren zwar
auch in kleinen Clubs, aber eben auch in den großen Hallen.
Eddy: Ich finde Vergleiche mit solchen Bands auch nicht schlimm. U2 sind immerhin sehr erfolgreich.
Phil: U2 haben auch den ganz speziellen Sound, der dich auch ganz hinten im Stadion umbläst. Es ist unglaublich wie sie das schaffen. Und sie schreiben ja auch gute Songs.
Welche Musik hat euch denn zu dem Album inspiriert?
Phil: Eine Menge!
Eddy: Eine ganze Menge! Da sind die verschiedenen Einflüsse der Bandmitglieder mit eingeflossen. Unter dem Strich ist es dann aber unser eigener Sound.
Phil: Eddy hier hat sehr viel Platz auf dem Album Er brachte hier seinen Depeche Mode-Einfluss mit.
Eddy: Ja, definitiv.
Mögt ihr denn die neue Editors Scheibe?
Eddy: Ähm, die kam raus, da hatten wir unser Album aber schon komplett im Kasten. Das kann man aber schon vergleichen, denn die haben auf ihrem aktuellen Album auch eine ganze Menge Synthesizer
benutzt. Ich liebe diesen Sound – diesen dunklen Synthesizer-Sound.
Phil: Ich denke, die haben die Idee von uns, nachdem sie Eddy auf einer Show spielen gesehen haben (lacht).
Sind denn die Geschichten der Songs reine Fiktion?
Phil: Nein, die sind echt.
Eddy: Ja, die sind aus dem Leben gegriffen. Ich kann natürlich nicht für Felix sprechen, denn er schreibt schließlich die Texte, aber ich weiß, dass er nur über reale Dinge schreibt, anders kann er
das gar nicht.
Phil: Das erste Album war dann auch mehr ein Rückblick, was er in Belfast erlebt hat. Das neue Album bezieht sich dann eher auf die letzten zwei bis drei Jahre. Da ist eine Menge Hoffnung und Liebe
in den Texten. Sehr persönliche Texte übrigens.
Was war denn die Idee zum Cover und Artwork? Ist das von Joy Division inspiriert?
Phil: Es ist ein Corbijn Cover und dann ist das auch irgendwie von Joy Division inspiriert.
Eddy: Für mich ist das außergewöhnlich. Hey, wir reden hier von Anton Corbijn. Ich bin seit langer Zeit schon ein Fan von ihm und sammle seine Bücher. Ich liebe seine Arbeiten für Depeche Mode, U2,
Joy Division und diesen ganzen Kram. Wir waren überglücklich, als er mit uns arbeiten wollte. Eigentlich ist er viel zu beschäftigt um auch noch mit neuen Bands zu arbeiten. Es ist eine absolute Ehre
für uns!
Phil: Ich habe keine Ahnung, was er für eine Idee hatte. „The Long & Dangerous Sea“, hm, ich sehe zwar keinen See auf dem Cover, aber es ist einfach großartig. Ich gucke mir das jeden Tag an. Das
ist übrigens in Stuttgart aufgenommen.
Corbijn ist vermutlich ziemlich teuer?
Phil: Ich würde sagen, dass er nicht sehr billig ist (lacht). Das Wichtigste ist aber, dass er es machen wollte.
Eddy: Das ist der Unterschied, er wollte es.
Phil: Wir sind so ungemein stolz auf diese Fotos.
Ihr habt 2009 ja eine Menge Konzerte gespielt. Wann habt ihr eigentlich noch die Zeit gefunden neue Songs zu schreiben?
Eddy: Irgendwann haben wir einfach gesagt, dass wir nicht mehr Shows spielen können, da wir auch mal neue Songs schreiben müssen. Wobei schreiben kann man ja überall, aber man muss auch noch die
Zeit für die Aufnahmen finden.
Phil: Ich glaube, wir sind im Januar 2009 ins Studio gegangen. Als wir uns letztes Jahr im Gebäude 9 getroffen haben, waren wir schon mitten im Prozess neue Songs zu schreiben. Es braucht dafür auch
eine Menge Disziplin.
Wie lange habt ihr denn an den Songs gearbeitet?
Eddy: Wir waren in Brüssel im Studio – ich glaube es waren zwei Wochen?
Phil: Ja, zwei Wochen.
Eddy: Und dann zwei weitere Wochen in Amsterdam. Es waren also vier Wochen.
Phil: Das kann nicht sein. Ich habe die Studiorechnungen gesehen, das müssen mehr als vier Wochen gewesen sein. Es waren mindestens sechs Wochen.
Eddy: Gut, dann waren es acht Wochen.
Phil: Man hat einfach einen festen Zeitplan und dann macht man noch den Mix und dann wird es mehr und mehr. Und dann muss man doch die Leute vom Management anrufen „Hey, es tut mir sehr leid, aber
wir müssen noch eine weitere Studiowoche buchen“.
Die letzten Jahre müssen euch ja wie im Traum vorgekommen sein. Ihr habt viele Konzerte gespielt, große Festivals und seid mit Leuten wie Karl Lagerfeld, Amy Macdonald, natürlich Paul Weller und Anton Corbijn befreundet oder habt mit denen gearbeitet. Habt ihr überhaupt realisiert, was um euch herum passiert?
Eddy: Manchmal muss man einfach die Stopptaste drücken und anhalten. Dann guckt man sich um und realisiert erst, was alles so passiert. In der Mitte ist alles normal. Man macht ja schließlich
einen Schritt nach dem anderen. Wichtig ist, dass man kleine Schritte auf der Leiter macht und natürlich sollte man sich immer selbst treu bleiben. Es waren tolle Jahre für uns.
Phil: Gerade wir beide sprachen eine Menge über dieses Zeug. Es ist verrückt, man macht das Fernsehen an und sieht einen Song von sich selber, man geht durch Amsterdam und sieht das Pinkpop-Poster
mit dem eigenen Bandnamen. Für uns ist das alles wie ein Traum der wahr wird. Aber es stimmt schon, man muss auch mal anhalten und gucken, was alles so passiert ist. Man genießt das dann auch
mehr.
Wie ist es denn für euch, einen Helden wie Paul Weller zu supporten?
Eddy und Phil (aus einem Mund): Das ist wundervoll! Wundervoll!
Phil: Er ist so nett zu uns und supportet uns. Es ist unglaublich, er ist ein Freund der Band. Er steht da jede Nacht und guckt unsere Show an. Er gibt uns dann auch Tipps, was wir anders oder besser
machen könnten. Wir sind dafür sehr dankbar und nehmen das auch sehr, sehr gerne an.
Was ist denn mit dem Orchester? Spielt ihr auch zusammen Konzerte? Das muss ja verdammt teuer sein?
Phil: Ich denke, ein Orchester passt nicht in das Gebäude 9. Nein, Spaß beiseite, wir können nicht mit einem Orchester reisen.
Eddy. Das sollte auch nur für ganz spezielle Konzerte sein.
Phil: Pinkpop werden wir z.B. mit dem Orchester spielen. Wie Eddy schon sagte, für ganz spezielle Konzerte sollte dies sein – wir wollen den besonderen Moment festhalten.
An was arbeitet ihr denn im Moment?
Eddy: Wir supporten unser aktuelles Album und…
Phil.: Das ändert sich auch jede Woche. Letzte Woche bereiteten wir die Tour mit Paul vor und wenn wir wieder in Amsterdam sind, dann bereiten wir den Auftritt mit dem Orchester vor. Wir werden das
Set proben. Danach werden wir ein Album mit dem Orchester aufnehmen – ein Remix von „Shoreland“ und diesem Album. Jede Woche ist anders.
Ein neues Album? Wann wird es denn veröffentlicht?
Phil: Ich denke, in Holland im Oktober.
Und dann auch bei uns?
Phil: Ich hoffe und denke schon.
Seid ihr eigentlich noch nervös vor den Konzerten?
Phil: Es hängt vom Konzert ab. Z.B. heute Nacht wissen wir, dass Paul zuguckt und das ist etwas Besonderes.
Eddy: Wir spielen so viele besondere Konzerte, egal ob mit einem Orchester oder wie heute mit Paul. Gerade das deutsche Publikum hat uns sehr gut aufgenommen und immer herzlich begrüßt und die
Konzerte hier sind schon etwas ganz Besonderes. Es ist einfach toll für uns hier zu spielen.
Phil, Eddy, ich bedanke mich für das Gespräch und eure Zeit so kurz vorm Konzert.
Wir danken Dir und dann sehen wir uns in einem Jahr?
Machen wir, vielleicht schon früher, wenn euer neues Album rauskommt.
(Torsten Schlimbach bedankt sich für die freundliche Unterstützung bei Daniela Lehmann von der Promotion-Werft, Universal und natürlich bei Moke!)