Lykke Li: Wounded Rhymes (Special Edition)
Warner
VÖ: 06.07.2012
Wertung: 8/12
Wie aus dem Nichts tauchte 2008 Lykke Li auf. Die junge Sängerin ist auch eines dieser Internetphänomene. Ein Blog fördert sie ans Tageslicht und plötzlich spricht die halbe Musikwelt von nichts anderem mehr. Die Hipster sprangen schnell auf den fahrenden Zug auf und das Debütalbum „Youth Novels“ war in diesen Kreisen zumindest die neue Sensation für eine Saison. Danach wurde es ruhig um die junge Schwedin. Lykke Li schien sich förmlich in Los Angeles zu verstecken. Das zweite Album „Wounded Rhymes“ bekam zwar viele positive Kritiken, aber so richtig in Gang kam die Karriere von Lykke Li doch nicht mehr. Man hatte sich schon wieder auf andere fokussierte und plötzlich war Lana Del Rey der neue Liebling. Mittlerweile ist aber auch die Kuh schon wieder durch die Dörfer getrieben und es wird auf eine neue gewartet.
Das Leben schreibt manchmal aber auch seltsame Geschichten, denn wie Phönix aus der Asche ist Lykke Li plötzlich wieder das Thema der Stunde. Fußball und ein Remix sorgten dafür, dass die mittlerweile 26-jährige aus der Versenkung auftauchte. Die Single „I Follow Rivers“ wurde der schweren Düsternis beraubt und im „The Magician“ Remix zu einer tanzbaren Nummer umgebaut. Ausgerechnet das Champions League-Finale wurde damit musikalisch untermalt und einem Millionenpublikum vorgestellt. Eine bessere Promotion kann es eigentlich nicht geben!
Nun nutzt man den neuen Wind und veröffentlicht „Wounded Rhymes“ erneut. Als besonderes Leckerli ist eine Remix-CD mit vier Bonustracks beigelegt. Neben dem schon erwähnten „The Magician“ Remix von „I Follow Rivers“ gibt es noch drei weitere von namhaften Akteuren. „I Follow Rivers“ wurde auch noch von Tyler The Creator durch den Fleischwolf gedreht, der daraus ein kleines und sphärisches Hip Hop-Stück gemacht hat. An „Get Some“ versuchten sich ebenfalls gleich zwei ganz Große ihres Fachs - Beck und Mike D. Die Remixe basieren eigentlich auf zwei gänzlich verschiedenen Ansätzen, treffen sich aber an der Minimalismusecke.
„Wounded Rhymes“ wird durch zwei ganz besondere Elemente zu etwas Besonderem. Da wäre diese geheimnisvolle Stimme, die sich in den ruhigen und dezenten Stücken mit balladeskem Ansatz ganz besonders entfalten kann. „Sadness Is A Blessing“ und „I Know Places“ sind in dieser Hinsicht ganz stark. Bei „Unrequited Love“ kommt gar noch eine große Portion Retro mit in den Topf. Wohlgemerkt fand dies alles noch vor dem Lana Del Rey Hype statt! Bisweilen klingt es aber ebenso konstruiert. Die andere Seite der Platte ist die elektronische Verspieltheit wie bei „Youth Knows No Pain“ oder der Single „Get Some“. Man hat das Soundgerüst aber immer so um die Stimme gebaut, dass diese voll und ganz im Mittelpunkt steht. Das vermittelt immerhin eine düstere und mysteriöse Stimmung.
Fazit: Lykke Li hat mit „Wounded Rhymes“ ein schönes, bisweilen auch arg konstruiertes Album im Retro- und Electrostil vorgelegt. Die Platte lebt von einer düsteren Stimmung, die in Zusammenspiel mit der oftmals mysteriösen und ausdrucksstarken Stimme eine ganz besondere Atmosphäre ergibt. Nun wird das Album erneut aufgelegt und hat auf einer zweiten CD noch vier Remixe zu bieten. Braucht man nicht unbedingt, wer die Platte aber noch nicht hat, sollte dann doch hier zugreifen.
Text: Torsten Schlimbach