Toto: 40 Tours Around The Sun (2CD+DVD)
Eagle/Universal
VÖ: 22.03.2019
Wertung: 9/12
Toto sind nun auch schon seit mehr als vier Jahrzehnten aktiv. Das erste Album wurde immerhin 1978 veröffentlicht. Die Band feierte ihr 40. Bandjubiläum mit einer der größten Tourneen ihrer Karriere. Es wird auch dieses Jahr wieder Konzerte geben und die Tour somit fortgesetzt. Das Jubiläum ist – wenn man ehrlich ist – allerdings auch ein bisschen geschummelt. Die Band gab immerhin 2008 ihre Trennung bekannt, bevor 2010 die Reunion folgte. Abgesehen davon hat die Kapelle auch ein anderes Gesicht als noch zur Gründung. Bobby Kimball ist für viele der einzig wahre Sänger von Toto. Joseph Williams, der hier zu hören und sehen ist, hat allerdings auch schon einen langen Weg mit der Band zurückgelegt. Steve Lukather und David Paich sind die einzigen Gründungsmitglieder, die alle aktiven Phasen von Toto mitgemacht haben.
Letztes Jahr wurde das Konzert hier im ausverkauften Ziggo Dome in Amsterdam mitgeschnitten. Selbiges wird nun in verschiedenen Konfigurationen veröffentlicht. Alle gängigen Formate werden bedient und somit ist für jeden potenziellen Käufer etwas dabei. „40 Tours Around The Sun“ erscheint auf DVD und Blu-ray. Dann gibt es das jeweils auch noch als feines Digipack mit 2CDs. Selbstverständlich wird das auch digital erhältlich sein und natürlich wird das auch auf 3LPs (180g) im Handel stehen. Sammler werden somit eine Menge investieren müssen um den kompletten Satz zu kaufen.
Als Bonusmaterial gibt es auf der DVD/Blu-ray ein paar O-Töne von Steve Lukather, David Paich, Steve Porcaro und Joseph Williams zu hören. Die Herren sprechen über die Bedeutung der Band und der Konzerte für sie selber und wie schwierig es ist eine Setlist zusammenzustellen. Irgendwer ist wohl immer unzufrieden. Darauf geht Williams auch während des Konzerts ein und betont, dass er weiß, dass die anwesenden Fans alle Lieder hören wollen, aber die Band sich natürlich nur für eine Auswahl entscheiden konnte.
Es ist eine sehr gute Auswahl dabei herausgekommen. Selbstverständlich gibt es die Hits von Toto zu hören, aber auch rares und weniger gespieltes Material. Dabei erlaubt sich die Band immer mal wieder ausufernde Soli zu spielen. „Jake To The Bone“ franst dabei an den Rändern in Progrock aus. Steve Porcaro und David Paich dürfen die Finger flitzen lassen und Steve Lukather, übrigens mit Robert Smith Gedächtnisfrisur, hat sowieso in fast jedem Song seinen Moment. „Rosanna“ wird auch über ausufernde 8 Minuten gespielt und Lukather macht den eigentlich eher schunkeligen und ruhigen Song zwischendrin zu einem kleinen Heavy-Monster.
Williams muss dabei oft genug in das zweite Glied zurücktreten, da Paich auch singt, wie beispielsweise bei „Miss Sun“, und auch Lukather hin und wieder die Lead Vocals übernimmt. Toto haben eben drei wirklich gute Sänger am Start, wobei Williams es ist, der auch noch die hohen Töne meistert. Heimlicher Star ist Lenny Castro, wie er da auf seiner Spongebob- und Patrick-Matte steht und die Perkussion wie ein Derwisch spielt. Das Publikum freut sich immer über bekannte Klänge wie bei „Human Nature“, „Stop Loving You“ oder „Africa“.
Das Publikum ist erstaunlich bunt gemischt. Natürlich gibt es auch reichlich ältere Semester, die das Konzert als nostalgischen Trip sehen. Da gibt es aber auch noch die Tätowierten im Publikum und Kinder sind auch anwesend. Ein Junge hält ganz vorne an der Absperrung ein Schild in die Höhe „Ich bin neun Jahre alt, Schlagzeuger und Toto Fan.“ Noch Fragen?
Der Ton ist übrigens ganz vorzüglich und jedes Instrument fein säuberlich hörbar. Das Bild ist auch optimal. Der Kontrast ist gut eingestellt und die Farben wirken sehr natürlich. Der Schnitt überzeugt ebenfalls und man ist förmlich auf der Bühne dabei. Auch das Publikum wird immer wieder bedacht und eingeblendet – allerdings nicht als seelenlose Masse, sondern immer einzelne Personen. Insgesamt ist die Ausstattung ziemlich gut.
Fazit: Toto können auf eine lange Karriere zurückblicken. Zwar ist das Original Line-Up längst Geschichte, aber trotzdem kann man ja Jubiläen feiern. „40 Tours Around The Sun“ ist jedenfalls eine wirklich gelungene Aufnahme, die in Bild, Schnitt, Ton und Songauswahl überzeugen kann. Fans werden das lieben und alle anderen können sich davon überzeugen, dass die Musiker ihre Instrumente wirklich beherrschen.
Text: Torsten Schlimbach
Toto: Live At Montreux 1991 (Blu-ray)
Eagle Vision/Edel
VÖ: 16.09.2016
Wertung: 7/12
Für die Fans von Toto wird nun ein ganz besonderer Leckerbissen veröffentlicht. „Live At Montreux 1991“ wurde schon viele Jahre herbeigesehnt, blieb aber bisher eben immer unter Verschluss und kommt nun zum ersten Mal überhaupt in den Handel. Die Hardcore-Anhänger mussten da mit den Bootlegs vorlieb nehmen. Die Qualität war natürlich dementsprechend. Bei dem Auftritt saß noch Virtuose Jeff Porcaro hinter der Schießbude. Leider verstarb der Mann ein Jahr später. Bobby Kimball war zu dieser Zeit zwar kein Mitglied von Toto und doch gilt die Besetzung mit Steve Lukather (Gitarre & Gesang), David Paich (Keyboard & Gesang), Jeff Porcaro (Drums) und Mike Porcaro als die beste. Man merkt zwar hier und da, dass ein richtiger Sänger fehlt, aber die BackgroundsängerInnen machen das bisweilen wieder wett.
Als Wermutstropfen muss bei dieser Veröffentlichung sicherlich die Spielzeit bezeichnet werden. Insgesamt kommt das nicht mal auf 70 Minuten. Bonusmaterial fehlt gänzlich. Zumindest hier hätte man noch das eine oder andere an Material unterbringen können. Die Tracklist ist mit acht Songs ja auch relativ kurz ausgefallen. Insofern ist es schon frech, dass die Blu-ray mehr als 20 Euro kostet. Die DVD schlägt immerhin auch noch mit 18 Euro zu Buche. Den Preis hätte man durchaus anpassen können, denn die Quantität lässt dann doch mehr als zu wünschen übrig.
Das Konzert selber ist aus technischer Sicht durchaus als sehr gut zu bezeichnen – das Jahr der Aufnahme, nämlich 1991, sollte man natürlich im Hinterkopf haben. Das Bild ist klar und deutlich. Die Farbgebung ist sehr natürlich. Da die Bühne meist voll ausgeleuchtet wird, stellt sich da ein sehr authentischer Effekt ein. Ein leichtes Graining stört da nicht weiter. Der Schwarzwert ist ebenfalls topp. Auch der Kontrast ist gut eingestellt. Sehr harmonisch sind die Kameraführung, sowie der Schnitt ausgefallen. Die Musiker werden aus vielen Perspektiven gezeigt, oftmals auch aus nächster Nähe. Das Publikum bleibt dabei allerdings etwas auf der Strecke und wird meist nur von hinten gezeigt, nämlich immer dann, wenn die Kameras das Geschehen aus der Ferne eingefangen haben. Der Ton reißt keine Bäume aus, ist aber klar und druckvoll. Die vielen Keyboardflächen kommen jedenfalls sehr schön zur Geltung.
Beeindruckend ist die Spielfreude, mit der Toto an diesem Tag zu Werke gingen. Da ist keine Geste aufgesetzt, das wirkt schon alles sehr, sehr authentisch. Die Jungs haben durchaus Spaß an dem, was sie da tun. Mike Porcaro groovt sich mit seinem Bass in andere Sphären und Steve Lukather ist der unumstrittene Mittelpunkt. Auch optisch. Eine gewisse Ähnlichkeit mit Tingeltangel Bob lässt sich da nicht abstreiten. „On The Run“, „Kingdom Of Desire“ und der Schmachtfetzen „I´ll Be Over You“ werden sehr, sehr ordentlich dargeboten. Bei „Africa“ zeigt sich aber, dass die Stimme von David Paich schon limitiert ist. Da müssen dann die BackgroundsängerInnen ran. Selbiges gilt auch für den Welthit „Rosanna“. Bei Red House darf sich Lukather an Hendrix versuchen, scheitert aber natürlich ganz sympathisch. Zum Schluss gibt es dann „I Want To Take You Higher“ von Sly & The Family Stone. Es wird dann auch noch voll auf der Bühne. Auch hier zeigt sich, dass alle immens viel Spaß an dem Auftritt haben. Wen stört es da noch, dass die Magie des Originals in keinster Weise erreicht wird? Eben!
Fazit: Für Toto-Fans ist die Veröffentlichung von „Live At Montreux 1991“ natürlich ein Traum. Das Bild ist – für das Alter der Aufnahme – optimal und auch der Ton ist gut. Die Band legt zudem eine unglaubliche Spielfreude an den Tag – alles perfekt also? Nein, denn mit einer Spielzeit von 70 Minuten und durch das Fehlen von jeglichem Bonusmaterial bleibt dann doch ein ganz dicker Wermutstropfen übrig.
http://totoofficial.com/splash/index.php
Text: Torsten Schlimbach
Toto: 35th Anniversary – Live In Poland (Blu-ray)
Edel/Eagle Vision
VÖ: 25.04.2014
Wertung: 9/12
Letztes Jahr feierten Toto ihr 35-jähriges Jubiläum zusammen mit ihren Fans. In Lodz wurden dann auch die Kameras aufgebaut und die ganze Sause mitgeschnitten. Bereits 2010 ist ja schon Joseph Williams an das Mikrofon zurückgekehrt und hat dort den Platz von Bobby Kimball eingenommen. Kennt man ja schon. Lukather und Kimball werden wohl immer die Rolle des Platzhirsches für sich beanspruchen und dann knallt es eben auch mal. Williams ist aber im Hause Toto ja ein Geübter und es gibt auch genug Fans, die seine Art der Song-Interpretation durchaus mehr zu schätzen wissen. Dies alles tut dem guten Gesamteindruck, den man von dieser Blu-ray gewinnt, sowieso keinen Abbruch.
Es ist natürlich immer alles eine Frage des Blickwinkels. Perfekt ist diese Blu-ray nur dann, wenn man den Keyboardsound mag. Der Mann, der für die Abmischung verantwortlich ist, nennt dies jedenfalls als sein bevorzugtes Instrument. Die Drums hat er dabei wohl etwas vergessen. In der 5.1 DTS-HD Master Abmischung, die zudem sehr frontlastig ist – aber auch das ist ja Geschmackssache – ist die Schießbude doch etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Dies ist mitunter etwas schade und letztlich gewinnt man sogar den Eindruck, dass der Stereo-Sound die bessere Wahl ist. Natürlich ist das jetzt Jammern auf hohem Niveau, denn unter dem Strich ist der Sound natürlich sehr amtlich und letztlich sind das nur kleine Nuancen, die aber nicht unerwähnt bleiben sollten.
Kommen wir zum Bild: dies kann man ohne Umschweife als Referenzwerk bezeichnen. Wer ein Faible für hektische Schnitte hat, wird hier zwar nicht bedient, aber dafür wurde mit ruhiger Hand und sehr viel Liebe zum Detail das Geschehen auf und vor der Bühne eingefangen. Bei der Nachbearbeitung im Studio und beim Zusammenschnitt hat man sehr viel Sorgfalt walten lassen. Besser geht es in dieser Hinsicht nicht. Als Zuschauer sieht man nun auch von der Couch aus endlich mal die komplette Bühne mit all ihren Facetten. An der Gürtelschnalle des Drummers wurde auch noch eine Kamera angebracht, was sich als nettes Gimmick erweist. Das Bild selbst hingegen ist perfekt – wie man es von Toto auch erwarten konnte: toller Schwarzwert, satte und natürliche Farben, kein Graining oder andere Dinge die störend wirken könnten. Ein Hochgenuss. Ein paar S/W-Aufnahmen oder ein geteilter Bildschirm runden die Geschichte perfekt ab!
Die Band feiert sich und ihren langen Weg und genießt das Konzert in vollen Zügen. Natürlich ist das routiniert und versiert, was einem da gezeigt wird, aber die Spielfreude bleibt dabei trotzdem noch lange nicht auf der Strecke. Die Setlist ist sehr ausgewogen und die Klassiker geben sich mit neuerem Material die Klinke in die Hand. Und ja, die Hits wie „Africa“, „Rosanna”, „Pamela” oder „Hold The Line” machen immer noch Spaß, zumal sich Toto über die Jahre immer wieder die Mühe gemacht haben, das Material auch neu zu arrangieren. Insgesamt ein wirklich gelungenes Konzert und eine gelungene Aufnahme!
Fazit: Die Blu-ray von Toto zum Jubiläum ist erstklassig. In der Vergangenheit hat man eventuell schon besseres Material von der Band geboten bekommen, aber das tut dem guten Gesamteindruck von „35th Anniversary – Live In Poland“ ganz sicher keinen Abbruch. Das Bild ist nahezu perfekt und kann in dieser Hinsicht als Referenzwerk genannt werden. Die Aufnahmen vom Schlagzeug, die man hier zu sehen bekommt, hat es in der Form sicher noch nicht gegeben. Der Ton ist in der 5.1 Abmischung etwas frontlastig und die Drums hätten gerne noch etwas mehr in den Vordergrund gemischt werden dürfen, aber das ist natürlich auch Geschmackssache. Die Band schwingt die Klassiker- und Hitskeule, aber das macht sie wirklich gut! Ein würdiges Konzert und eine würdige Blu-ray – dem Anlass entsprechend!
Text: Torsten Schlimbach