Loreena McKennitt: The Road Back Home
Quinlan Road
VÖ: 08.03.2024
Wertung: 9/12
Loreena McKennitt besinnt sich mit ihrem neuen Album „The Road Back Home“ auf ihre Wurzeln. Traditionelle, reine keltischen Musik ist das Live-Gebot der Stunde. Das Werk ist so natürlich auch als Hommage gedacht. Es sind Songs und Lieder, die McKennitt einst tief berührt haben und nun noch mal einem neuen Publikum vorgestellt werden. Sie reist mit diesen Liedern musikalisch zurück in ihre eigene Vergangenheit, als sie in Kanada in kleinen Folk-Clubs auftrat. Das waren damals die zarten Anfänge für sie. Als Straßenmusikerin legte sie in Vancouver, Toronto, Dublin und London den Grundstein für eine 40jährige Karriere.
Mit der keltischen Gruppe The Bookends sowie der Cellistin und Sängerin Caroline Lavelle hat sie letztes Jahr ein paar Konzerte bei Folk-Festivals in ihrer Heimat Ontario gespielt. Von zwei Auftritten kann man nun die Songs auf „The Road Back Home“ hören. Es ist eine Mischung aus Liedern mit Gesang und reinen Instrumentals. Die Stimmungen und Emotionen sind ebenfalls sehr vielfältig – von melancholisch bis schwermütig, aber auch beschwingt und fröhlich ist die ganze keltische Musikpalette dabei.
Mit dem melancholischen „Searching For Lambs“ startet man in das Werk und als Zuhörer breitet sich direkt eine Gänsepelle aus. Die Ballade „Mary And The Soldier“ hat die ganze Bandbreite der keltischen Musik zu bieten, ist aber um ein Vielfaches fröhlicher als der Auftakt. Die Stimmung wird durch „On A Bright May Morning“ danach mystisch und schwelgerisch. Zeitweise trägt die Stimme von McKennitt das Stück fast alleine. „As I Roved Over“ oder „The Star Of The Country Down“ sind beschwingt und tanzbar. „Bonny Portmore“ ist derart herzzerreißend, dass jeder Hörer davon berührt wird – es denn, man hat kein Herz. Und das gilt im Grunde für das komplette Werk - Musik für das Herz!
Fazit: „The Road Back Home“ ist eine tolles Live-Album, welches von herausragenden Musikern eingespielt wurde. Die Stimme von McKennitt ist immer noch glasklar und jeder Ton sitzt. Hier wird dem Zuhörer keltische Musik kredenzt, die sensationell dargeboten wird. Gänsehaut noch und nöcher!
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: Under A Winter's Moon - A Concert Of Carols and Tales
Quinlan Road
VÖ: 18.11.2022
Wertung: 10/12
Tipp!
Letztes Jahr im Dezember spielte Loreena McKennitt in einem historischen Venue in Stratford, Kanada, eine ganze Reihe von Konzerten. Selbstverständlich hat die Dame alles mitschneiden lassen. Dies alles mündet nun in ihrem 16. Album. Passend zur Jahreszeit gibt es hier weihnachtliche Songs zu hören, aber nicht nur! Es sind auch Spoken Word Beiträge enthalten, die letztlich weihnachtliche Geschichten von den kanadischen Schauspielern /Sängern Tom Jackson und Cedric Smith und dem indigenen Ojibway Künstler und Flötist ,Jeffrey Red George darstellen.
Das Album beginnt dann auch nicht mit Musik, sondern mit Tom Jackson, der „The Sky Woman Story“ liest. Begleitet wird das allerdings von einem unangenehmen Ton, den man vom HNO Arzt zur Überprüfung der Hörfähigkeit kennt. Ob gewollt oder Zufall – das ist leider sehr störend und der Hall auf der Stimme von Jackson auch. Das passt dann wesentlich besser zur eindringlichen Stimme von McKennitt die „Bululalow“ zunächst alleine vorträgt, bevor der Backingchor dezent hinzukommt. Gänzlich ohne Musik entfaltet das eine ganz besondere und intensive Wirkung
„Let Us The Infant Greet“ wird erstmalig mit Harfe, Cello und Geige gespielt. Das Album ist wieder gespickt mit besonderem Instrumentarium wie 12-Saiten Bouzouki, irische Pfeife, Geige oder Akkordeon. Mit „Banquet Hall“ gibt es die irische und keltische Atmosphäre, die all dies vereint. „Dicken´s Dublin“ geht zu Herzen, ein wunderschöner Vortrag. „A Child’s Christmas in Wales“ ist eine nostalgische Prosa des walisischen Poeten Dylan Thomas und wird hier in sechs Abschnitte verteilt und gelesen. Eingerahmt wird das von dem traurigen und ausdrucksstaken Instrumental „Huron Carol“ - dem ältesten, bekannten kanadischen Weihnachtslied von 1642, geschrieben von Jean de Brébeuf, einem jesuitischen Missionar in Sainte-Marie -, dem erhabenen „The Holly And The Ivy“ mit diesem feierlichen Gesang der im Wechsel zwischen McKennitt und den tollen Backgroundsängern stattfindet.
Einen sakralen Song wie „Coventry Carol“ kann vermutlich nur diese Dame hier singen. Vielleicht noch Tori Amos. „In The Bleak Midwinter“ beendet dieses tolle Set als wollte es alles Zuhörer – vor Ort und in den heimischen vier Wänden – umarmen und in eine Kuscheldecke einschließen. Ein sehr schönes und würdiges Ende!
Fazit: „Under A Winter's Moon - A Concert Of Carols and Tales“ von Loreena McKennitt ist ein tolles Live-Album. Festlich, weihnachtlich, aber auch mit einer großen Portion Melancholie und Traurigkeit kommen die keltischen und sakralen Klänge an. Die Stimme und Klangfarbe von McKennitt passt wundervoll dazu. Die reinen Instrumentalstücke verleihen dem Ganzen auch eine tolle Stimmung und Atmosphäre. Die Spoken Word Beiträge waren für die Abende der Aufführung sicher wichtig, hört man sich mit der Musik aber vermutlich nicht immer in Gänze an. Alles in allem aber ein tolles Album für die feierliche Jahreszeit.
Website: www.LoreenaReVisited.com
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: The Visit (The Definitive Edition)
Quinlan Road
VÖ: 24.09.2021
Wertung: 12/12
Tipp!
Es ist jetzt etwas mehr als fünf Jahr her, da erschien das Meisterwerk „The Visit“ von Loreena McKennitt auf Vinyl. Nun erstrahlt das Werk noch mal in neuem Glanz und wird mit üppigem Bonusmaterial als „The Definitive Edition“ veröffentlicht. Man kann sich das Album jetzt in zwei Formaten zulegen. Das Booklet hat gleich vier Essays zu bieten und kann zudem mit unveröffentlichten Fotos punkten. Zusätzlich zu den Original Remaster Aufnahmen von 2004 gibt es zwei archivierte Radiosendungen von Toronto’s Ontario Place und für NPR’s World Cafe zu hören. Ein Interview von 1991 und eine Roundtable Diskussion von 2020 mit Kollegen aus der Zeit gewähren weitere Einblicke. Die vierte CD beinhaltet die Soundboard Aufnahmen von sechs Trio Performances, sowie einen binauralen Kopfhörer Mix der Original Aufnahmen. Dieser binaurale Mix gibt dem Zuhörer eine Surround-Erfahrung wenn sie entsprechend Kopfhörer benutzen.
Das Album ist auch nach dreißig Jahren immer noch über jeden Zweifel erhaben. Der Gesang und die Musik von McKennitt sind derart speziell, dass sie sowieso immer aus der Zeit gefallen erscheinen. Dies wiederum gibt dem Ganzen allerdings auch eine gewisse Zeitlosigkeit mit auf den Weg. Der irische/keltische Einschlag ist zwar allgegenwärtig und doch orientiert sich McKennitt hier auch schon hörbar in Richtung orientalische Klänge. Mit „All Souls´ Night“ wird zu Beginn das keltische Neujahresfest besungen – und dies auf ihre typische Art und Weise. Entweder man mag ihre Stimme oder eben nicht. Dazwischen gibt es nichts. Wenn einen die Dame aber begeistern kann, dann ist eine Gänsehaut vorprogrammiert. Harfe und Geige – da braucht es für „Between The Shadows“ gar keinen Gesang. „Greensleeves“ mag immer noch etwas eigentümlich wirken, besonders bei der Gleichschaltung der heutigen Musiklandschaft, ist aber sicherlich auch so etwas wie der Hit der Platte. „Tango To Evora“ ist zudem recht anspruchsvoll und die melancholische Stimmung verstärkt den dringlichen Eindruck. Und dann wäre da ja noch „The Old Ways“, jenes höchst persönliche Stück, welches durch die Geschichte zusätzlich an Intensität gewinnt.
Das CBC Hot Ticket Konzert ist wundervoll! Die Künstlerin ist bestens aufgelegt. Sie gerät vor „The Lady Of Shalott“ richtig in Plauderlaune, lacht und erfreut das Publikum mit Anekdoten. Loreena McKennitt ist eine jener Sängerinnen, die auch live vollends überzeugen. Da hat die Stimme keine Wackler, da ist die Stimme nicht dünn, nein, es ist alles wie auf den Studioaufnahmen. Durch das Livespiel kriegen die Songs aber noch mal eine ganz andere Dringlichkeit! „Standing Stones“ ist berührend und wundervoll instrumentiert.
Die Aufnahme aus dem NPR World Cafe ist soundtechnisch schier sensationell. Wer bei „All Souls Night“ keine Gänsehaut hat, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Aufgelockert wird das immer wieder durch Interviewpassagen, welche ein Blick in das Seelenleben der Künstlerin im Jahr 92 freilegen. „The Lady Of Shalott“ präsentiert sie hier übrigens – wie auch den Rest dieser Aufnahme - solo. „Stolen Child“ ist dabei noch mal mehr herausragend, weil sie es so eindringlich präsentiert, dass der Gesang und die Musik fast körperlich erfahrbar sind! Der Kopfhörer binaurale Mix ist auch so ein Erlebnis, weil „Bonny Portmore“ immer zu Tränen rührt. Live-Aufnahmen aus dem Jahre 2016 runden das tolle Paket schließlich ab. Übrigens kann man hier hören, dass weder Songs, noch der Gesang von McKennitt über die Jahre an Faszination verloren haben.
Fazit: „The Visit“ brachte einest den Durchbruch für Loreena McKennitt und ist bis heute ihr vielleicht bekanntestes Album. Jetzt wird selbiges noch mal in einer „Definitive Edition“ veröffentlicht. Die Aufmachung ist gelungen und da gibt es einiges an Mehrwert zu entdecken. Die Live-Aufnahmen sind ganz famos und unterstreichen nachhaltig, dass Loreena McKennitt eine außergewöhnliche Künstlerin ist! Wer das Album bis jetzt nicht in der Sammlung hat, sollte diese Lücke nun schleunigst schließen!
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: Live at the Royal Albert Hall
Quinlan Road
VÖ: 01.11.2019
Wertung: 9/12
Loreena McKennitt ist vermutlich die einzige Künstlerin von Weltruhm, die sich komplett selbst vermarktet und managt. Sämtliche Veröffentlichungen erscheinen auf ihrem eigenen Label Quinlan Road. Dazu zählt auch der Mitschnitt ihres triumphalen Konzerts vom 13. März 2019 in der altehrwürdigen Royal Albert Hall. Unter den 20 Songs finden sich auch sechs aus ihrem aktuellen Album „Lost Souls“ wieder. Insgesamt sind sieben Stücke bisher noch nicht im Livegewand veröffentlicht worden. Sie hat die Musiker, die auch an „Lost Souls“ beteiligt waren, eingeladen mit ihr die Konzerte zu spielen und das schrie förmlich danach, dass man das für die Nachwelt festhält. Die musikalische Umsetzung, die Arrangements und nicht zuletzt die verwendeten Instrumente sind outstanding!
„Bonny Portmore“ eröffnet den Songreigen sehr behutsam. Mit dem üppige instrumentierten „All Souls Night“ präsentieren die Musiker eine unglaubliche Vielfalt. Die üppige Instrumentierung wurde sehr schön arrangiert. „A Hundred Wishes“ kommt sehr feinfühlig und verletzlich daher, strahlt gleichzeitig aber auch eine positive Kraft aus. Es gibt nicht viele Künstler, die so geschickt die keltische und orientalische Musikwelt miteinander verweben wie McKennitt. Das ist schon ganz großes Kino.
„Ballad Of The Foxhunter“ ist in seiner erhabenen Festlichkeit wie gemalt für diese Jahreszeit. Die Musiker spielen keinen Ton zu viel, da ist alles an seinem Platz. Mit „Marco Polo“ wird es dann wild. „The Star Of The County Live“ lädt ebenfalls zum Tanzen ein. Die Mischung ist sehr stimmig, denn mit „The Two Trees“ darf man sich wieder seiner Gänsehaut erfreuen. Es wird hin und wieder auch etwas anstrengend. „The Mystic´s Dream“ und „Santiago“ strapazieren dann doch etwas die Nerven. „Manx Ayre“ klingt nach Mittelaltermarkt und den dort anzutreffenden Spielleuten. Die zweite Hälfte, sprich die zweite CD, hat eben auch ein paar Längen. Mit Songs wie „The Old Ways“ oder „Lost Souls“ wird man dafür aber vollends entschädigt.
Fazit: Trotz ein paar kleiner Längen, können sich all jene glücklich schätzen, die Loreena McKennitt in der Royal Albert Hall gesehen haben. Die Band spielt erstklassig auf und die teilweise sehr feinfühligen Arrangements sorgen für sehr viele Emotionen – vor und auf der Bühne! Schön, dass man das auch für Nachwelt festgehalten hat.
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: Lost Souls
Quinlan Road
VÖ: 11.05.2018
Wertung: 10/12
Tipp!
Mit „Lost Souls“ veröffentlicht Loreena McKennitt ihr erstes Studioalbum seit zwölf Jahren. Produziert und aufgenommen hat es die Kanadierin gleich im Alleingang. Selbstverständlich erscheint auch dieses Album wieder bei ihrem eigenen Label „Quinlan Raod“. Loreena McKennitt ist eine der seltenen Spezies, die ihre künstlerischen Zügel selbst in der Hand haben. Die Aufnahmen fanden von Mai bis Oktober 2017 in Hamilton, Kanada in den Catherine North Studios und im Studio von Peter Gabriel, den Real World Studios in der Nähe von Bath, England, statt. Neun Songs haben es letztlich auf „Lost Souls“ geschafft.
So ganz ohne fremde Hilfe geht es natürlich auch nicht. Das Album wurde von Yossi Shakked, Stuart Bruce und Jeff Wolpert engineered und wurde von Bob Ludwig in den Gateway Mastering Studios gemastert. Als Designer zeigt sich Jeri Heiden ( Smog Design Inc) verantwortlich. Hört man sich die Songs an, dann ist es fast überraschend, dass hier derart viele Menschen beteiligt sind. „Lost Souls“ ist nämlich ein ganz ruhiges Album geworden. Zurückgenommen und feinsinnig, gar feierlich. Neben McKennitt sind Robert Brian und Tal Bergman (Schlagzeug), Hossam Ramsey, Graham Hargrove und Rick Lazar (Percussion), Nigel Eaton (Hurdy Gurdy), Panos Dimitrakopoulos (Kanoun), Sokratis Sinopoulos (Lyra), Haig Yazdjian (Oud), Ana Alcaide (Nyckelharpa), Daniel Casares (Flamenco Gitarre) und Miguel Ortiz Ruvira (Flamenco Percussion) dabei. Auf dem Instrumentalstück „Sun, Moon And Stars“ hört man das auch. Die orientalische Nummer könnte man sich auch – sofern diese einen Text hätte – von Robert Plant vorstellen. „Manx Ayre“ ist ein weiterer Song, der gänzlich ohne Gesang auskommt. Hierbei wurden aber eher keltische Einflüsse verarbeitet.
„Breaking Of The Sword“ könnte man sich auch Weihnachten vorstellen. Zunächst ist das ein ganz leises Klavierlied, kriegt in der Mitte aber einen orchestralen Anstrich verpasst und dann stimmt zum Schluss auch noch ein Chor mit ein. Ein schönes und sehr intensives Lied. Das gilt aber im Grunde für alle Songs! Wer in den letzten Alben von Tori Amos nicht unbedingt sein großes Glück gefunden hat, wird mit „Lost Souls“ vielleicht einen neuen treuen Begleiter finden.
Mit „Spanish Guitars And Night Plazas“ wird das Album sehr melancholisch eröffnet. McKennitt singt wie eine junge Göttin. Die Stimme kippt aber nie ins Unerträgliche. Und was es heißt eine Flamencogitarre zu spielen, kann man sich hier anhören. Das schöne „A Hundred Wishes“ fließt wundervoll dahin. „Ages Past, Ages Hence“ frönt auch noch mal in keltischen Klängen. „The Ballad Of The Fox Hunter“ ist ein verträumtes Kleinod. „La Belle Dame, Sans Merci“ wäre in der Vorweihnachtszeit sicher besser aufgehoben. Der Titeltrack „Lost Souls“ beendet dieses Album mit leisen Klängen und der ausdrucksstarken Stimmen von McKennitt auf sehr erhabene Art und Weise.
Fazit: Loreena McKennitt meldet sich mit „Lost Souls“ eindrucksvoll zurück. Das sind sehr stimmungsvolle Songs, die großartig instrumentiert wurden. Ihre Stimme hat sie immer im Griff und so sind die teilweise unangenehmen Stellen, die es durchaus auf einiger ihrer Alben auch gab, nicht vorhanden. Die Songs gehen unter die Haut und berühren das Herz. Wer Tori Amos mag, wird auch Loreena McKennitt und dieses Album hier verehren.
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: The Book Of Secrets (Vinyl)
Quinlan Road/Edel
VÖ: 07.04.2017
Wertung: 10/12
Tipp!
Nach dem überaus schönen und musikalisch sehr wertvollen „An Ancient Muse“ wird nun auch das nicht weniger herausragende Album „The Book Of Secrets“ von Loreena McKennitt auf Vinyl veröffentlicht. Selbstverständlich handelt es sich auch hierbei wieder um eine limitierte Auflage. 10.000 Scheiben wollen allerdings auch erstmal an die Frau oder den Mann gebracht werden. Da Vinyl ja bekanntlich wieder boomt und „The Book Of Secrets“ zu den erfolgreichsten Alben von McKennitt zählt, dürfte die Nachfrage aber auch entsprechend groß sein. Mittlerweile sind ja auch schon wieder 20 Jahre seit der ersten Veröffentlichung vergangen. Die Vinyl-Edition ist somit auch gleichzeitig die Jubiläumsausgabe.
„The Books Of Secrets“ wurde durch die vielen langen Reisen der guten Loreena inspiriert. Sibirien, die Toskana und England standen da auf ihrer Route. Dies schlägt sich natürlich auch auf die Songs nieder. Natürlich war die Dame der Weltmusik schon immer sehr zugeneigt, allerdings treten die keltischen Einflüsse hier etwas in den Hintergrund und sie widmet sich vermehrt der Musik des Orients. Die Harfe stellt dabei aber immer noch das musikalische Zentrum dar. Akkordeon spielt sie allerdings auch noch. Dabei sind acht wunderschöne Stücke entstanden. Vielleicht ist das sogar das poppigste Werk der Dame und doch ist das meilenweit vom Mainstream entfernt. Die Singstimme, die Art der Intonation und Interpretation tragen sicherlich nicht zur großen Massentauglichkeit bei. Wer sich aber darauf einlassen kann, wird mit diesem Album viele schöne Stunden erleben und kann sich von der Musik in seine Traumwelt entführen lassen.
„Dante´s Prayer“ ist ohne Übertreibung das schönste Stück ihrer Karriere. Geschrieben hat sie das Stück unterwegs. Im Zug. Das hört man mitunter der wundervollen Atmosphäre auch an. Ihre musikalische Vielseitigkeit zeigt sich in einem Song wie „Skellig“. Kompositorisch ist „The Highwayman“ herausragend. Das geht fast schon in eine progressivere Richtung und erstreckt sich episch über zehn Minuten. Man muss das Album auch mal klanglich loben, denn Nummern wie „Night Ride Across The Caucasus“ oder „The Mummer´s Dance“ sind in dieser Hinsicht schon ganz großes Tennis. Das dürfte auch kein Wunder sein, denn aufgenommen wurde das schließlich in den Real World Studios von Peter Gabriel. David Rhodes und Manu Katche sind übrigens auf diesem Album auch als Gastmusiker zu hören. Bodhran, Oud, Bouzouk, Mandola, Mandoline, Cello oder Viola – um nur einige weitere Instrumente zu nennen – sorgen für das vielfältige und nicht alltägliche Klangbild.
Die Aufmachung, sprich das Cover, kommt in diesem Format natürlich besonders gut zur Geltung. 180g Vinyl ist selbstverständlich obligatorisch. Die Verarbeitung ist gewohnt gut und es gibt da keine Beanstandungen. Entweder hat die Kanadierin immer Glück mit ihrem Presswerk oder die liefern da wirklich einen herausragenden Job ab. Man liest und hört mittlerweile ja immer wieder, dass die Qualität der heutigen Pressungen fehlerbehaftet sei – das kann aber bisher für sämtliche Veröffentlichungen von Loreena McKennitt auf Vinyl nicht bestätigt werden!
Fazit: „The Book Of Secrets“ ist immer noch ein sehr schönes Album. Die Vielfältigkeit, die atmosphärische Dichte, die herausragende Kompositionsarbeit, der tolle Sound und die sehr gute Produktion lassen das Werk sogar zeitlos erscheinen. Natürlich wird hier nicht der klassische Mainstream bedient, aber dafür kriegt man auch schwelgerische, verträumte und nachhaltige Musik geboten. Die vielen eingesetzten und unterschiedlichen Instrumente fangen sehr gut die Entstehungsgeschichten – nämlich durch die vielen Reisen, die McKennitt unternommen hat – ein. Die Aufmachung und die Verarbeitung sind gewohnt gut!
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: An Ancient Muse (Vinyl)
Quinlan Road/Edel
VÖ: 28.10.2016
Wertung: 10/12
Tipp!
Den Stellenwert von „An Ancient Muse“ von Loreena McKennitt sieht man an der Auflage der jetzigen Vinyl-Veröffentlichung. Die bei Record Industry in den Niederlanden gepressten Scheiben sind zwar ebenso limitiert wie die anderen Alben, die nach und nach auf Vinyl neu aufgelegt wurden, aber hier ist die Auflage dann mit einer Stückzahl von 10.000 dann doch gleich doppelt so hoch. „An Ancient Muse“ war in Kanada, aber auch den USA und Deutschland sehr erfolgreich. Die Nachfrage nach der Vinyl-Variante dürfte nun auch dementsprechend höher sein und 10.000 Scheiben sind dann auch sicher nicht zu optimistisch.
Auch hier kann und muss man dem Presswerk ein Kompliment machen, denn die Scheibe ist astrein. Keine Wellen, kein Rauschen und die Nadel freut sich natürlich über die tiefe Rinne und dreht ganz ruhig ihre Runden. Die 180g machen optisch, aber auch klanglich einen guten Eindruck. Daumen hoch. Ein Satz zum Cover sei noch erlaubt, denn selbiges kann in diesem Format nun seine ganze Wirkung entfalten. Die Ausdrucksstärke ist schon toll und man kann in die Farbgestaltung regelrecht eintauchen. Der Blauton hat glatt eine beruhigende Wirkung auf den Betrachter.
Von „An Ancient Muse“ wurden bisher 1 Millionen Einheiten verkauft. 2007 wurde das Album zudem für den Grammy für das beste zeitgenössische World Music Album nominiert. Daran lässt sich schon ablesen, dass das Werk einen besonderen Stellenwert im Backkatalog von Loreena McKennitt einnimmt. McKennitt hatte im Vorfeld die Mongolei, Nordwest China, die Türkei und Griechenland besucht und hat alle Einflüsse auf diesem freiheitlichen und spirituellen Album verbunden. Im Grunde hat sie den Weg der Kelten verfolgt, aber nicht streng, sondern auf ihre ureigene Art. Es werden aber auch Einflüsse der spanischen Musik, selbstverständlich Schottland und Irland, aber auch Skandinavien in den Klangkosmos eingearbeitet. Weltmusik von besonderer Klasse.
„Beneath A Phrygian Sky“ schießt auf diesem Album eindeutig den Vogel ab. Der Songaufbau ist toll geraten und die epische Ausbreitung über mehr als neun Minuten zeigt McKennitt auf dem Zenit ihres Schaffens. Die Instrumente, die die Songs zu dem gemacht haben, was „An Ancient Muse“ nun geworden ist, sind ja auch nicht alltäglicher Natur: Oud, die griechische Lyra, das dreieckige Kanoun oder die Tastenfiedel sind sicherlich nicht oft in dieser Konstellation im Musikgeschehen zu finden.
In jedem Lied steckt ganz viel Geschichtsfindung. „The Gates Of Istanbul“ oder Penelope´s Song“ sind ja offensichtlich, aber auch in „Incatation“ (Orakle von Delphi) oder „The English Ladye and The Knight“ sind inhaltlich eng miteinander verknüpft.
Fazit: „An Ancient Muse“ von Loreen McKennitt ist ein sehr schönes, ruhiges und traumhaft instrumentiertes Konzeptalbum. Die Reise der Kelten wird durch die verschiedenen Länder begleitet und musikalisch entsprechend umgesetzt. Weltmusik der besonderen Art. Unabhängig von der Musik ist das eine sehr wertige Veröffentlichung.
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: The Mask And Mirror (Vinyl)
Quinlan Road/Edel
VÖ: 28.10.2016
Wertung: 10/12
Tipp!
Mit „The Mask And Mirror“ wird nun auch eines der erfolgreichsten und international anerkanntesten Alben von Loreen McKennitt auf Vinyl veröffentlicht. Mit diesem Werk räumte die Dame 1995 den Juno Award in der Kategorie „das beste traditionelle Album“ ab. In Kanada war „The Mask And Mirror“ ein Selbstläufer, aber auch in den USA und Deutschland war der Erfolg schon recht beachtlich. Loreena McKennitt zeigte hier eine Weiterentwicklung und hat neben den keltischen Einflüssen auch solche aus Marokko und Spanien verarbeitet. Das mag mitunter exotisch wirken, ist aber in der Welt der Kanadierin völlig normal und selbstverständlich.
Die Vinyl-Ausgabe soll zwar limitiert sein, aber das Teil ist weder nummeriert, noch gibt es eine Angabe in welcher Form und Auflage „The Mask And Mirror“ denn nun limitiert ist. Die Nachfrage dürfte hier sowieso etwas höher als bei den anderen Veröffentlichungen sein, vielleicht hat man deshalb auf eine finale Festlegung verzichtet. Das Cover bietet dem Auge in diesem Format jedenfalls sehr viel und man kann das Teil jetzt endlich mal ausreichend studieren. Jetzt kommt die Optik erst so richtig zur Geltung und entfaltet ihre volle Wirkung. Die Platte selber macht einen hervorragenden Eindruck auf 180g Vinyl. Keine Wellen oder sonstigen Unebenheiten oder Fehler sind da zu entdecken. Der Sound besticht zudem durch seinen warmen Klang. Eine Neuanschaffung auf Vinyl – sofern man das entsprechende Abspielgerät hat – ist daher unbedingt empfehlenswert!
Auf „The Mask And Mirror“ hat Loreena McKennitt den Schritt hin zu orientalischen Klängen gewagt. Dies wurde zwar schon mit „The Visit“ angedeutet, aber erst hier wurde die Handbremse so richtig gelöst. In Verbindung mit ihrer klaren Stimme ist das eine höchst interessante Mischung. Das mag zwar nicht jeden Hörer abholen, weil das ungewohnt und anstrengend sein kann, aber wer den Zugang dazu findet, wird sich in diese Songs schnell verlieben. McKennitt schaffte es eine Verbindung zwischen traditioneller keltischer Musik und die des Orients zu finden. Wer hätte gedacht, dass das im Jahre 2016 höchst aktuell ist – wenn auch auf anderer Ebene!
Dudelsack, Cello, Balalaika oder Streicher bereichern das Klangbild. Das ist mal emotional und melancholisch, nur um im nächsten Moment sehr rhythmisch und dynamisch daherzukommen. Die einzelnen Songs ziehen sich teilweise bis zu neun Minuten! Episch und progressiv. „The Mystic Dream“ eröffnet die Platte mit einigen spanischen Elementen, die spätestens mit „Marrakesh Night Market“ vollends aufgelöst werden. „The Two Trees“ – mit Pfeifen – und „The Bonny Swans“ sind vertonte Gedichte. „Prospero´s Speech“ ist unverkennbar von Shakespeare inspiriert worden. „The Dark Night Of Soul“ ist dagegen fast schon gewöhnlich und traditionell. Der glasklare Gesang steht dabei eindeutig im Vordergrund.
Fazit: „The Mask And Mirror“ ist extrem facetten- und abwechslungsreich. Orientalische und keltische Klänge werden zu einem wunderbaren Ganzen miteinander verwoben. Loreena McKennitt zeigt hier, dass ihre Musik auch extrem rhythmisch und tanzbar sein kann. Die traditionellen Elemente sind natürlich nicht gänzlich verschwunden. Die 180g Vinyl-Version macht optisch und klanglich einen sehr guten Eindruck. Das Cover kommt nun endlich auch so richtig zur Geltung. Wer ein offenes Ohr für Weltmusik hat, sollte „The Mask And Mirror“ unbedingt hören – am besten auf Vinyl!
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: Parallel Dreams (Vinyl)
Quinlan Road/Edel
VÖ: 28.10.2016
Wertung: 9/12
Schön, wenn Künstler unabhängig sind und die Entscheidungsgewalt über ihre Musik und den eigenen Backkatalog haben. Loreena McKennitt hat schon die eine oder andere Scheibe daraus veröffentlicht. Natürlich ist auch an ihr nicht vorbeigegangen, dass die Nachfrage nach Vinyl extrem gestiegen ist und die neu aufgelegten Vinyl-Alben stark nachgefragt werden. Jetzt hat sie sich die eigenwillige Künstlerin dazu entschlossen auch „Parallel Dreams“ auf Vinyl wieder unter die Leute zu bringen. Die Stückzahl ist – wie bei den bisherigen Neupressungen auch – auf 5.000 limitiert. Der Sammlerwert ist also auch gegeben. Gepresst wurde diese Vinyl abermals bei Record Industry in den Niederlanden.
Auch bei „Parallel Dreams“ hat das Presswerk gute Arbeit abgeliefert. Die Scheibe liegt nicht nur gut in der Hand und macht einen wertigen Eindruck – selbstverständlich 180g Vinyl – sie überzeugt auch auf dem Teller. Man liest und hört ja immer mal wieder von Freunden, die bei Nach- und Neupressungen verschiedener Vinyl-Veröffentlichung immer wieder Probleme haben. Mal sind Wellen zu erkennen, die Abtastung einfach schlecht und der Sound für die Tonne. Entweder hatte ich bisher immer Glück oder aber die richtigen Künstler ausgesucht, die dann noch selber die Qualitätskontrolle übernehmen und nicht in fremde Hände gelegt haben. Die Platte ist jedenfalls sehr sauber verarbeitet und dreht ganz ruhig ihre Runden. Der Klang ist – ohne dabei schon die Musik zu bewerten – schlichtweg grandios!
„Parallel Dreams“ war seinerzeit das dritte Album, welches von Loreena McKennitt veröffentlicht wurde. Die Dame zeigt sich hier schon deutlich gereift und hat ihren musikalischen Weg ganz klar beschritten. Sie ist nicht mehr auf der Suche, sondern längst selbstsicher und fündig geworden. Es gibt sogar nicht wenige Fans, die „Parallel Dreams“ für ihr bestes Werk halten. Darüber lässt sich bekanntlich gerne und viel streiten, aber Fakt ist nun mal auch, dass die Resonanz darauf stets positiver Natur war. Und das kommt ja auch nicht von ungefähr, die Platte kann nämlich immer noch überzeugen. Ein Faible für die Stimme und die Art des Gesangs natürlich vorausgesetzt.
„Parallel Dreams“ markiert die Entdeckung von Loreena McKennitt der Vielseitigkeit der keltischen Musik. Die Songs verströmen eine beeindruckende Magie und Mystik. „Samain Night“ und „Moon Cradle“ bedürfen da gar nicht vieler und lauter Instrumente. Die klare Stimme steht dabei im Vordergrund. Der leicht melancholische bis depressive Grundton schwingt dabei immer mit. „Huron ´Beltane´ Fire Dance“ ist das komplette Gegenteil. Das Stück ist ja schon regelrecht fröhlich und wird für McKennitt Verhältnisse opulent instrumentiert. Der keltische und irische Einschlag ist dabei immer präsent. Auch auf „Annachie Gordon“ oder „Dickens´ Dublin (The Palace)“. „Standing Stones“ ist vielleicht sogar das beste Lied, welches McKennitt bis dahin aufgenommen hatte. „Breaking The Selince“ darf und muss mittlerweile ja sogar als Klassiker bezeichnet werden.
Fazit: „Parallel Dreams“ von Loreena McKennitt wird nun auch auf Vinyl veröffentlicht. Die Stückzahl ist auf 5.000 limitiert und natürlich sind die einzelnen Scheiben auch nummeriert. Die Platte ist von der Verarbeitung und von Seiten des Sounds erstklassig. Die Musik mit keltischem und irischem Einschlag ist mal grandios und mal anstrengend. McKennitt ist eben kein (Pop)Mäuschen von der Stange. Musik mit Anspruch!
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: The Visit (Vinyl)
Quinlan Road/Edel
VÖ: 24.06.2016
Wertung: 10/12
Tipp!
Das Warten hat ein Ende. Endlich wird nun auch „The Visit“ von Loreena McKennitt auf Vinyl widerveröffentlicht. „The Visit“ dürfte das bekannteste und erfolgreichste Werk von McKennitt sein. Insgesamt wurden davon mehr als 1,5 Millionen CDs verkauft. Nun wird das feine Teil auf 180g Vinyl auf ihrem eigenen Label Quinlan Road aufgelegt. Mitunter heißt es hier aber schnell sein, denn die Stückzahl wurde auf 10.000 limitiert. Gepresst werden die Scheiben übrigens bei der Record Industry in den Niederlanden. Für das Remastering zeichnet sich Jeff Wolpert verantwortlich. Die gute Loreena freut sich über die Renaissance von Vinyl, da sie dieses Format für wunderschön und ausdrucksstark hält – also genau richtig für ihre Musik.
Zunächst fällt einem natürlich die Optik auf. Das Covermotiv gewinnt durch dieses Format noch mal ungemein dazu und ist wesentlich ausdrucksstärker als es bei einer CD-Veröffentlichung möglich wäre. Erfreulicherweise ist ein digitaler Download Code enthalten und somit kriegt man dann auch die Möglichkeit geboten, sich dieses Album herunterzuladen. Das gehört mittlerweile zwar zum guten Ton, ist aber längst noch nicht an der Tagesordnung. Optik und Inhalt sind schon mal sehr, sehr ordentlich.
Die Platte macht ebenfalls einen mehr als guten Eindruck. Mittlerweile gleicht das oftmals ja einem Glücksspiel und man weiß nie, ob die Pressung nicht doch fehlerbehaftet ist. „The Visit“ liegt nicht nur gut in der Hand, das Teil lässt auch keine Wellen oder Verformungen erkennen und dreht auf dem Teller ganz ruhig seine Runden. Die Nadel freut sich über die tiefe Rinne. Die Abtastung ist so, wie sie sein sollte. Da die ursprüngliche CD-Version nicht bekannt ist, kann ein Vergleich nicht gezogen werden. „The Visit“ überzeugt aber mit einem warmen Klang und dies ohne Knistern oder Rauschen!
Zu „The Visit“ muss man ja eigentlich nichts mehr sagen. Das Album wurde in Deutschland immerhin mit Gold ausgezeichnet. Der irische/keltische Einschlag ist zwar allgegenwärtig und doch orientiert sich McKennitt hier auch schon hörbar in Richtung orientalische Klänge. Mit „All Souls´ Night“ wird zu Beginn das keltische Neujahresfest besungen – und dies auf ihre typische Art und Weise. Entweder man mag ihre Stimme oder eben nicht. Dazwischen gibt es nichts. Wenn einen die Dame aber begeistern kann, dann ist eine Gänsehaut vorprogrammiert. Harfe und Geige – da braucht es für „Between The Shadows“ gar keinen Gesang. „Greensleeves“ mag immer noch etwas eigentümlich wirken, besonders bei der Gleichschaltung der heutigen Musiklandschaft, ist aber sicherlich auch so etwas wie der Hit der Platte. „Tango To Evora“ ist zudem recht anspruchsvoll und die melancholische Stimmung verstärkt den dringlichen Eindruck. Und dann wäre da ja noch „The Old Ways“, jenes höchst persönliche Stück, welches durch die Geschichte zusätzlich an Intensität gewinnt.
Fazit: „The Visit“ von Loreena McKennitt erscheint nun endlich auf Vinyl – natürlich 180g! Die Platte macht optisch einen guten Eindruck, der sich auf dem Teller weiter bestätigt. Das Covermotiv kann sich in diesem Format endlich vollends entfalten. Zur Musik muss man nicht viel sagen, denn hier zeigt sich McKennitt auf ihrem künstlerischen Höhepunkt. Wunderschön und vielfältig schälen sich die Songs aus ihrem Kokon und offenbaren sich als bunte Schmetterlinge, die einem das Leben verschönern.
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: Troubadours On The Rhine
Quinlan Road/Universal
VÖ: 04.03.2016
Wertung: 10/12
Tipp!
Loreena McKennitt hat in ihrer Karriere mehr als 14 Millionen Alben verkauft. Jetzt werden noch mal 5.000 Stück dazukommen. Auch von "Troubadours On The Rhine" wird nun eine limitierte Ausgabe auf Vinyl veröffentlicht. Selbstverständlich wurde auch hier wieder von 1 bis 5.000 durchnummeriert. Das schwere Vinyl stellt klanglich durchaus noch mal eine Verbesserung dar. Die Scheibe läuft ganz ruhig auf dem Teller. Wellen sind keine auszumachen und somit hat die Nadel ein ruhigen Job zu verrichten. Durch die flächige Abtastung gewinnen die Songs an Wärme dazu, was gerade bei diesem Album ganz wichtig ist.
Mit „Troubadours On The Rhine“ veröffentlicht Loreena McKennitt ihr erstes Unplugged Album. Na gut, bei „Between The Shadows“ meint man auch eine E-Gitarre zu hören. Bei Loreena McKennitt ist aber
alles immer ein bisschen anders und sie und besonders ihre Musik scheinen sowieso aus einer ganz anderen Zeit und Welt zu stammen. Bei dem vorliegenden Album handelt es sich ebenfalls um ein ganz
spezielles. Während der Promotion Tour für ihr letztes Studioalbum "The Wind That Shakes The Barley" bereiste die kanadische Sängerin Loreena McKennitt einige Länder und besuchte dabei auch
Deutschland. Bei der Gelegenheit gab sie ein einstündiges Konzert beim SWR1 in Mainz. Begleitet wurde sie von ihren langjährigen Musikern Brian Hughes (Gitarre) und Caroline Lavelle (Cello).
Das Konzert beinhaltete Lieder aus ihrem letzten Album, traditionelle Stücke und natürlich die beliebtesten Songs aus ihrem großartigen Katalog wie zum Beispiel "The Lady of Shalott", "Bonny
Portmore" und "The Bonny Swans". "Diese Veröffentlichung ist anders, als alles, was ich bisher gemacht habe", bemerkt die Künstlerin – "eine Erfahrung, die dem eines intimen
Hauskonzertes gleich kommt, als ob ich in meinem Wohnzimmer für eine paar Freunde gespielt hätte". Fast andächtig lauschen die Zuhörer den drei Musikern und erst wenn der letzte Ton verhallt ist
gibt es Applaus.
Loreena McKennitt trifft mit ihrer ganz speziellen Art des Gesanges sicher nicht jeden Geschmack und Nerv der potenziellen Zuhörer. Im Gegenteil, so manche Höhe kann sogar nerven. Hat sie einen aber
erstmal gewonnen, dann kann man sich dieser Intensität nicht mehr entziehen. Besonders beim erhabenen „The Wind That Shakes The Barley“ trifft sie einen mit voller Wucht. Mit „The Bonny Swans“ ist
sie einer Tori Amos nicht unähnlich. Es ist schon erstaunlich mit wie wenig Musik und mit wie viel Stimme man ein Stück wie „The Parting Glass“ mit Schönheit füllen kann.
Fazit: „Troubadours On The Rhine“ ist ein ganz leises, ganz spezielles und sehr intensives Album. Kammermusik? Vielleicht. Die keltischen Einflüssen verstärken das noch zusätzlich. Wenn einen die
Musik und ganz besonders der Gesang packt, dann aber auch richtig! Auf Vinyl in der 180g-Variante ist das noch mal ein ganz anderer Hörgenuss! Vorzügliche Umsetzung!
http://www.quinlanroad.com/
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: To Drive The Cold Winter Away (Vinyl)
Quinlan Road/ Edel
VÖ: 09.10.2015
Wertung: 8/12
Auch das zweite Album „To Drive The Cold Winter Away“ erscheint nun erstmals auf Vinyl in einer limitierten 5.000er Auflage. Leute, ranhalten ist da angesagt! Man würde ja jetzt gerne schreiben, dass so noch mal eine ganze Generation neuer Hörer die Platte entdecken kann, aber das wird ja nicht der Fall sein. Die 180g sind ausschließlich für Fans und Sammler gedacht. Schön, dass man da noch ein Presswerk gefunden hat, welches dann auch noch die Zeit hat, nicht nur die Majors zu bedienen, sondern auch die Unabhängigen mit ihren kleinen Auflagen glücklich macht.
Die Platte läuft – wie auch „Elemental“ - sehr ruhig auf dem Teller. Wellen sind nicht auszumachen und insgesamt macht das optisch einen guten Eindruck. Irgendwie mangelt es aber ein bisschen an der Dynamik. Komisch, das war beim Debüt anders. Mangels CD kann kein Vergleich herangezogen werden, ob „To Drive The Cold Winter Away“ schon immer so dumpf klang oder ob dies eventuell ein Fehler ist. An der Abtastung kann das eigentlich nicht liegen.
Die Musik ist – wie beim Vorgänger auch schon – sehr sparsam und reduziert. Diesmal sind auf „To Drive The Cold Winter Away“ viele traditionelle Winter- und Weihnachtslieder enthalten. Loreena McKennitt hat die Songs größtenteils in Kirchen eingespielt. Dazu diente eine Abtei in Kanda und eben ein Gotteshaus in Irland. Songs wie „In Praise Of Christmas“, „The King“ (ein Duett) oder „Snow“ gehören nicht nur vom Titel in die kalte Jahreszeit, nein, erst dort entfalten diese Songs ihre volle Wirkung und Tiefe!
Fazit: Der Kamin knister, draußen schneit es, die Lieblingsdecke liegt bereit und das warme Getränk ist auch gleich soweit – Zeit für „To Drive The Cold Winter Away“ von Loreen McKennitt. Dieses Album mit eher unbekannten Winterliedern, gehört einfach in die melancholische Jahreszeit. Die sparsame Instrumentierung und der glasklare Gesang entfalten eine intensive Atmosphäre. Optisch macht die 180g Vinyl-Version einen sehr guten Eindruck, der dumpfe Klang ist eventuell schon auf der Ursprungsversion vorhanden, da aber ein Vergleich fehlt, kann das nicht überprüft werden. Für Fans aber natürlich ein Pflichtkauf!
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: Elemental (Vinyl)
Quinlan Road/Edel
VÖ: 09.10.2015
Wertung: 9/12
Vor dreißig Jahren veröffentlichte Loreena McKennitt ihr erstes Album. Die Dame, die davor als Straßenmusikerin ihr Handwerk gelernt hat, machte von Anfang an alles in Eigenregie. Sie managte sich selber und gründete auch gleich noch mit Quinlan Road ihr eigenes Label. Dort erscheint seitdem ihre gesamte Musik. Nun gibt es anlässlich der 30th Anniversary Feierlichkeiten auch ein ganz besonderes Schmakerl. Von „Elemental“ erscheint nun erstmals eine Veröffentlichung auf Vinyl. Die Auflage ist auf nur 5.000 Stück limitiert und nummeriert. Für Fans und Sammler ist da Beeilung geboten.
Auch „Elemental“ erscheint nun wieder auf Quinlan Road. Eine Veröffentlichung auf Vinyl ist dennoch mutig, auch in dieser kleinen Auflage. Man weiß ja um die Engpässe in den Presswerken und die großen Labels blockieren da mal schnell alles und reizen die Kapazitäten aus und die Kleinen haben dann das Nachsehen. Leider oftmals auch die Qualität betreffend. Die 180g Variante von „Elemental“ macht aber nicht nur optisch einen guten Eindruck. Die Haptik ist natürlich klasse. Die Nadel hat in der tiefen Rille einen ruhigen Verlauf - besonders da auch ein keine Wellen auszumachen sind. Die Abtastung ist flächiger und der Klang wesentlich wärmer. Die Songs gewinnen dadurch noch mal.
„Elemental“ ist wesentlich reduzierter und nicht so bombastisch ausgefallen wie die späteren Werke von Loreena McKennitt. Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um Traditionals. Selbige wurden sparsam instrumentiert und entfalten dadurch eine ganz besondere Faszination. Die markante und nicht immer leicht verdauliche Stimme, ist schon voll ausgereift und die Dame wusste schon damals ganz genau wohin sie musikalisch wollte. Die Harfe, welche die Songs sehr oft begleitet, verfehlt nicht ihre Wirkung. Mit „Stolen Child“ hat sie schon ein frühes Meisterwerk aufgenommen. Und mit „She Moved Through The Fair“ war sie den Simple Minds und „Belfast Child“ um Jahre voraus. Die Schotten hatten damit allerdings einen Welthit. „Elemental“ wirkt im Grunde wie eine Therapie für die Seele.
Fazit: „Elemental“ ist ein sehr schönes Debüt von Loreena McKennitt. Die Musik ist noch sehr spartanisch und reduziert. Nichtsdestotrotz lässt dieses Album mit seinen irischen und keltischen Traditionals schon mehr als nur erahnen, dass die Dame zu ganz großen Dingen fähig ist. Die glasklare Stimme und die Art des Gesangs sind sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber wer sich darauf einlassen kann und will, wird mit dieser Musik einen treuen Begleiter durch alle Lebenslagen vorfinden. Die neuerliche Veröffentlichung auf Vinyl ist sehr gelungen, da der Sound noch mal verbessert erscheint und das insgesamt einen wertigen Eindruck macht.
Text: Torsten Schlimbach
Loreena McKennitt: The Journey So Far – The Best Of
Quinlan Road/Edel
VÖ: 07.03.2014
Wertung: 8/12
Die Kanadierin Loreena McKennitt ist im rauen Musikgeschäft eine Ausnahmeerscheinung. Ohne jeglichen großen Konzern im Rücken ist sie komplett autark und das schon seit mehr als drei Dekaden. Sie gründete einst mit Quinlan Road ihr eigenes Label, buchte ihre Touren komplett in Eigenregie, produziert schon immer ihre Alben und tütete diese zu Beginn ihrer Karriere auch noch am Küchentisch selbst ein. Eigentlich haben sich ganz andere diese DIY-Attitüde auf die Fahnen geschrieben, scheitern aber dann doch meist an den Umständen, die dieses knallharte Geschäft eben dann doch mit sich bringt. Die Musik von McKennitt ist eben nicht nur anders, die Künstlerin ist es auch. Jetzt, da sie ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum feiert, kommt nun ihre erste Werkschau in den Handel und spannt einen Bogen durch und über ihre Karriere.
Von ihren sieben Studioalben konnte sie immerhin 14 Millionen Stück an die Frau und den Mann bringen. Auszeichnungen pflastern ihren Weg, aber auch als Aktivistin für Menschenrechte oder die Umwelt hat sie sich nachhaltig einen Namen gemacht. Von besagten sieben Alben gibt es auf „The Journey So Far – The Best Of“ nun eine Auswahl zu hören. Die zwölf Songs wurden dabei nicht chronologisch angeordnet. McKennitt hat – wie könnte es auch anders sein – darauf geachtet, dass der Albumfluss sehr stimmig ist. „The Mummers‘ Dance“ oder „Bonny Portmore“, seinerzeit geschrieben für den Soundtrack „Highlander III – Die Legende“, „Dante’s Prayer‘“ oder „The Mystic’s Dream“ aus der TV Serie Die Nebel von Avalon finden sich hier wieder. Der keltische Einschlag ist dabei immer omnipräsent. Loreena McKennitt hat aber auch immer einen Blick über den Tellerrand gewagt und so gibt es bei „Marco Polo“ auch verstärkt orientalische Klänge zu hören.
Besagtes „Marco Polo“ ist dann für alle jene, die sich mit ihrer Art des Gesangs schwertun, eine Wohltat. Hier hält sie sich merklich zurück und lässt der Musik den Vortritt. Das sakrale „Penelope´s Song“ scheint danach durch Raum und Zeit zu schweben und löst sich ganz langsam von allen irdischen Sphären. Musik zum Träumen, man muss sich allerdings darauf einlassen können und wollen! Das tieftraurige „Huron `Beltane´ Fire Dance“ zieht ganz langsam das Tempo an und nutzt die Stimme nur als weiteres Instrument. Ein irischer Tanzsong, der nach und nach in die Beine fährt. Davon würde man sich durchaus mehr auf dieser Zusammenstellung wünschen. „The Old Ways“ knüpft zum Glück noch mal an dieses Thema an, gleichwohl dieser Song mit „The Visit“ von einem anderen Album stammt.
Fazit: Loreena McKennitt ist die etwas andere Künstlerin und ihre Musik mit keltischem und orientalischem Einschlag lässt sich kaum in eine Schublade mit anderen Musikern packen. Die Kanadierin ist schon derart lange auf den Bühnen der Welt unterwegs, dass eine Zusammenstellung von ihr auch längst überfällig war. Jetzt gibt es mit „The Journey So Far – The Best Of“ dann auch eine schöne Werkschau ihres Schaffen, welche sich durch drei Dekaden kämpft. Dies ist sicher keine leichte Kost, gerade stimmlich, aber wenn man sich darauf einlassen kann, dann betritt man Welten, von denen man bisher nicht mal geahnt hat, dass es diese gibt.
http://www.youtube.com/watch?v=shR7P7bc2-Y
http://www.youtube.com/watch?v=2Qfq7EjjYO8
Text: Torsten Schlimbach