The Damned: Darkadelic

The Damned: Darkadelic

earMUSIC/Edel

VÖ: 28.04.2023

 

Wertung: 8/12

 

The Damned galten einst als Sperrspitze der britischen Punkbewegung. Das Debütalbum dürften so ziemlich alle Genreanhänger in der Sammlung haben. Die Band war stets so viel mehr und so mancher Ausflug, der in Richtung Musical ausschlägt, war dabei. Dies mündete schließlich in der letztjährigen Live-Aufnahme „A Night of a Thousand Vampires“. Mit „Darkadelic“ gibt es nun ein neues Album, welches mit William Granville-Taylor auch direkt einen neuen Schlagwerker einführt.

 

Das Album hat immer mal wieder ein paar wahnwitzige Ideen zu bieten. Über weite Strecken rockt das Ding alles in Grund und Boden. „Wake The Dead“ klingt da teilweise wie ein vergessener Song von Iggy Pop aus seiner Geschichtenerzählphase. Dies liegt mitunter natürlich auch am Bariton von Sänger David Vanian. An anderer Stelle schneidet dann auch mal eine Trompete durch die Szenerie. „Western Promise“ wirkt dabei, als hätte Till Brönner mit im Studio gestanden.

 

„Follow Me“ hingegen hört sich wie eine Mischung aus Brian Setzer und Jon Spencer an. Die Single „The Invisible Man“ bringt zu Beginn des Albums den kompletten Wahnsinn von The Damned voll und ganz zur Geltung. Das rockt, ist teilweise aber auch völlig gaga, hat aber natürlich auch Ohrwurmqualitäten und ist aber auch musicalhaft. „Bad Weather Girl“ sorgt dann dafür, dass der Goth-Effekt, der bei The Damned immer mitgedacht werden muss, stärker in den Fokus rückt. „You´re Gonna Realise“ erinnert an der einen oder anderen Stelle sogar an die Simple Minds. „Beware Of The Clown“ hingegen ist wieder näher bei Iggy Pop der 80er.

 

„Motorcycle Man“ ist zwar knackig, aber das Schlagzeugsolo hätte es nicht gebraucht und ansonsten ist die Nummer ohne echten Höhepunkt ziemlich langweilig. „Girl I´ll Stop At Nothing“ bolzt alles nieder. Es gibt ein Solo mit ordentlich Wah-Wah und ein einen sehr schön drückenden Bass und das Schlagzeug prescht dazu herrlich durch die Prärie. „Leader Of The Gang“ ist gesanglich zuckersüß und gut. Doch, so macht das Spaß! „From Your Lips“ kommt zwar mit The Doors-Gedächtnisorgel um die Ecken, hat ansonsten aber recht wenig zu bieten. „Roderick“ ist zum Schluss, nun ja, hört selber!

 

Fazit: The Damned melden sich mit „Darkadelic“ mehr als solide zurück. Überwiegend rockt das überraschend locker und flockig durch den Gemüsegarten. Mal erinnert das an Iggy Pop, dann wiederum werden die Gothic-Anteile hochgeschraubt und natürlich ist der eine oder andere Ausflug in den Musical-Bereich möglich. Es ist der pure und vertonte Wahnsinn!

 

https://www.officialdamned.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

The Damned: A Night Of A Thousand Vampires (2CD/Blu-ray)

The Damned: A Night Of A Thousand Vampires (2CD/Blu-ray)

earMUSIC/Edel

VÖ: 28.10.2022

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

The Damned sind eine ziemlich kuriose Gruppe. Ursprünglich hatte man sich als Punkband verstanden. Ende der 70er war das in London ja auch durchaus angesagt und eine Ausdrucksform. Ihr Song „New Rose“ ist dann auch gleich in mehrfacher Hinsicht ein ganz besonderes Stück. Hierbei handelt es sich mittlerweile natürlich um einen Klassiker des Punkrocks. Die Nummer, die weit über Genregrenzen hinaus bekannt ist, war seinerzeit auch der erste Song der je von einer Punkband veröffentlicht wurde. The Damned hatten allerdings nie den ganz großen Erfolg. Aufgeben ist allerdings nicht und somit fand sich immer eine Formation, die auch Konzerte spielte. Dave Vanian und Captain Sensible gehörten immer dazu, mittlerweile ist aber auch Paul Gray wieder mit im Boot.

 

Das Trio war dann auch die Sperrspitze von The Damned, als die Band 2019 im Londoner Palladium auftrat. Jimmy Page war übrigens als Zuschauer vor Ort. Und die Led Zeppelin-Legende bekam einiges geboten. Vor dem Konzert zog der große Kostümball an Vampiren, Fledermäusen und jeder Menge bleicher Gestalten in das Palladium ein. Kein Wunder, dass die vorliegende Blu-ray erst ab 12 Jahren empfohlen wird.

 

Das Bühnenbild ist dem Anlass entsprechend ausgefallen. Das Schlagzeug thront übrigens oben. Im Hintergrund werden die entsprechenden Filme auf die Leinwand projeziert. Dracula lässt grüßen. Auf der Bühne tobt der große Kostümball und Nosfreratu steht höchstpersönlich vor einem. Mit spitzen Ohren. Zu „People Are Strange“ kommen halbnackte Frauen und Kleinwüchsige auf die Bühne – vermutlich gibt es Menschen, die sich daran stören, weil es nicht mehr der politisch korrekten Agenda entspricht. Letztlich ist die ganze Show aber extrem unterhaltsam und zwischen Musical, Rock-Oper und Punkabriss ist alles dabei.

 

Der Sound ist fantastisch, wie beispielsweise das filigrane „Curtain Call“ eindrucksvoll unterstreicht. Es gibt natürlich auch die berühmt und berüchtigten Punkklopper. „Neat Neat Neat“ macht einfach unglaublich Laune. Nicht umsonst covert eine Band wie die Beatsteaks das Stück immer mal wieder. Großes Ding. Und große Stimme. Der Bariton beeindruckt nach all den Jahren immer noch. „Beauty Of The Beast“ ist gesanglich und musikalisch endgültig im Musicalfach angekommen. „Standing On The Edge Of Tomorrow“ ist höchst melodisch und eine starke Rocknummer. Das Livegewand steht der Nummer zudem ausgesprochen gut. „Dr. Jekyll And Mr. Hyde“ ist irgendwie auch der programmatische Titel für The Damned. Nach dem ganz großen Abgesang „Eloise“ ist man jedenfalls um die Erkenntnis reicher, dass man nicht nur eine etwas andere Rockshow gesehen sondern auch gehört hat.

 

Fazit: The Damned lieferten vor der Pandemie im Londoner Palladium einen ganz speziellen Auftritt ab. Dieses Ereignis kann man nun auf „A Night Of A Thousand Vampires“ bewundern. Die Blu-ray hat bei sehr gutem Bild die Show auch für die heimischen vier Wände zu bieten. Das macht schon Laune und da ist zwischen Musical und Punk alles dabei – bei bestem Sound. Ein Erlebnis der besonderen Art!

 

https://www.officialdamned.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

The Damned: Damned Damned Damned

The Damned: Damned Damned Damned

BMG/ADA

VÖ: 17.02.2017

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Die britische Punkband The Damned schrieb einst Musikgeschichte und hat enormen Einfluss auf viele amerikanische Bands ausgeübt. Von Institutionen wie Black Flag und den Bad Brains bis hin zu Green Day und Guns ´N´ Roses berufen sich viele Kapellen auf The Damned. Die Beatsteaks coverten ebenfalls schon diese Band. In vielerlei Hinsicht leisteten die Briten Vorarbeit. Mit „New Rose“ wurde die erste Single einer Punkband veröffentlicht, zudem war es die erste Formation, die in den USA auf Tour ging und das Debüt war das erste Punkalbum auf dem Label Stiff Records in England. Jetzt erscheint „Damned Damned Damned“ in neuem Glanz in einer neuen Edition.

 

Vor 40 Jahren wurde die Platte am 18. Februar 1977 veröffentlicht. BMG hat für solche Wiederveröffentlichungen mittlerweile ein bewährtes Format gefunden. Das stabile Deluxe Hard Back Book-CD-Format macht schon einen sehr hochwertigen Eindruck. Das 28-seitige Booklet enthält zudem neue Liner Notes des Journalisten John Ingham, und sehr viele s/w Fotos. Jetzt kann man natürlich die Frage stellen, ob das noch Punk ist. Ja, ist es! Es geht ja um die Musik und die Haltung. Abgesehen davon steht ja hinter jeder offiziellen Veröffentlichung auch ein kommerzieller Gedanke – das war nämlich auch vor 40 Jahren schon so. Die Musik wurde neu remastered, was aber natürlich völlig für die Tonne ist. Der Sound ist immer noch puristisch bis zum Dorthinaus. Punkrock eben. Der Gesang steht im Vordergrund, dahinter sind die Instrumente gemischt, die wiederum alles niederwalzen.

 

Wie schön lärmt doch „I Feel Alright“ durch den Gemüsegarten. Voll auf die Zwölf. Ja, das macht immer noch Laune. Der Bass dürfte Lemmy gefallen haben. „New Rose“ ist natürlich ein Hit. Die unzähligen Coverversionen von namhafteren Bands können der Einspielung von The Damned aber zu keiner Zeit das Wasser reichen. Dave Vanian, Captain Sensible, Brian James und Rat Scabies waren da schon eine Schau für sich. Das messerscharfe „Neat Neat Neat“ ist ebenfalls ein ganz großes Ding der Punkkunst. Die Beatsteaks-Interpretation ist da letztlich nicht mehr als nett. Mit „Fan Club“ gibt es auf dem Album aber auch mal einen Song, der mit gedrosseltem Tempo daherkommt. „I Fall“ räumt ja wieder alles aus dem Weg und „Born To Kill“ oder „Fish“ sind mehr Punkrock als das komplette Album der Sex Pistols zusammen. „Feel The Pain“ erinnert dagegen an Lou Reed und The Velvet Underground.

 

Die neue Edition erscheint übrigens in der Reihe „The Art Of The Album“. Im Streaming-Zeitalter möchte man hier wieder den Fokus auf das Album als solches lenken und legen und feiert diese Kunstform. In dieser Reihe sollen Klassiker, die neue Wege in Konzept, Produktion, Songwriting oder in einem Genre einbrachten, präsentiert werden.

 

Fazit: Die psychedelische Punkkapelle The Damned schrieb britische Musikgeschichte. In vielerlei Hinsicht leisteten die vier Herren Pionierarbeit. Nun erscheint das Debüt „Damned Damned Damned“ in neuem Glanz. In Buchform, mit neuen Liner Notes und vielen Fotos ist das optisch sicherlich schon sehr gelungen. Die Musik ist zwar remastered, aber an der puristischen Urform hat sich nichts geändert. Warum die Truppe einen so großen Einfluss hatte, wird einem durch dieses Werk noch mal bewusst. Gehört in jede Musiksammlung!

 

http://www.officialdamned.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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