Brian Wilson: In The Key Of Disney
EMI
VÖ: 28.10.2011
Wertung: 7/12
Wenn Brian Wilson ein neues Album ankündigt hält die Musikwelt immer kurz den Atem an, denn man weiß bei dem Genie nie, ob sich da nicht was ganz Großes ankündigt. Seine gesundheitlichen Probleme hat er mittlerweile zumindest derart im Griff, dass er wieder in regelmäßigen Abständen Musik aufnimmt oder selbige irgendwo in der Welt auf die Bühne zaubert. Irgendwas ist aber diesmal anders! Das Cover der neuen CD scheint oberflächlich betrachtet mal wieder sämtlichen Klischees zu entsprechen. Die Sonne versinkt im Meer und ein Surfbrett darf auch nicht fehlen. Seit wann hat die Sonne denn Ohren? Dazu noch derart markante?
Richtig, dieses Konterfei kennen Milliarden von Menschen. Willkommen in der Welt von Disney. Willkommen „In The Key Of Disney“! Der geniale Kopf hinter den Beach Boys hat nun eine Platte mit elf Klassikern der Disney-Filme aufgenommen. Das mag zunächst verwundern, bei näherer Betrachtung ist dieses Projekt allerdings gar nicht so weit hergeholt. Man könnte glatt sagen, dass hier endlich zusammenfindet, was vom Papier her sowieso zusammen gehört!
Wilson hat sich dazu die Songs aus sieben Dekaden Disney Filme ausgesucht. Die kennt selbstverständlich jeder und ein Großteil dürfte damit aufgewachsen sein. Von „Schneewitchen“ über „König der Löwen“ bis hin zu „Toy Story“ ist alles vertreten. Wilson hat die Arrangements dazu teilweise umgeschrieben und komponiert. Dies gilt aber nicht nur für die Musik, denn auch den Gesang hat er in dieser Hinsicht ganz neu angeordnet. Die Stücke atmen jetzt unverkennbar ein großes Stück Brian Wilson ein und aus!
Diese Klassiker sind jetzt in ein Popgewand gekleidet worden, wie es wohl nur Brian Wilson hinbekommt. Der legendäre Satzgesang ist natürlich auch vertreten. „In The Key Of Disney“ sprudelt über vor Harmonien. Das ist allerdings auch ein bisschen das Problem der Scheibe. Das ist alles recht nett und natürlich auch total kitschig und mit einem Zuckerguss versehen, aber letztlich bleiben es auch Kinderlieder. Abgesehen davon hat sich Wilson mit so manchem Song auch keinen Gefallen getan. „Can You Feel The Love Tonight“ ist eben auf Elton John zugeschnitten und da kann diese Version hier nicht mithalten. „The Bare Necessities“ aus dem Dschungelbuch ist im Original derart perfekt, dass sich Wilson daran nur verheben konnte. Den Gesang der sieben Zwerge hat man eben auch wesentlich dynamischer im Ohr, hier lässt einen das völlig kalt.
Dagegen blitzt das Genie von Wilson natürlich auch hier immer wieder durch. Was er aus „When You Wish Upon A Star“ gemacht hat, ist schon klasse. Die üppigen Harmonien veredeln das Stück und machen es gar noch eine ganze Klasse besser! Auch der an New Orleans erinnernde Sound von „You´ve Got A Friend In Me“ weiß zu überzeugen. „Baby Mine“ aus Dumbo ist ja auch ein Klassiker, Wilson verpasste dieser Nummer ein Doo-Wop Gewand und auch das funktioniert prächtig. So wechseln sich auf diesem Album Licht und Schatten ab.
Fazit: Der Meister des Satzgesangs, der Arrangements und der Harmonien passt zu Disney Songs natürlich wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge! Brian Wilson hat sich elf Klassiker der Disney-Filme zur Brust genommen und in sein typisches Popgewand gepackt. Das funktioniert bisweilen recht gut, bei anderen Songs allerdings eben auch nicht, da sich diese über die Jahrzehnte derart ins Gedächtnis gebrannt haben, dass man die Wilson Versionen eher als störend empfindet. Alles in allem aber mal wieder ein immens interessantes Projekt des Genies!
Text: Torsten Schlimbach