Korn: Live At The Hollywood Palladium (DVD/CD)
Soulfood
VÖ: 07.09.2012
Wertung: 5/12
Korn machten mit ihrer „The Path Of Totality Tour“ auch Halt im altehrwürdigen Hollywood Palladium. Da sich die Band zusehends musikalisch ins Abseits befördert hat und das Thema Nu-Metal längst durch ist, rauchten bei der Band und den Marketingleuten dahinter die Köpfchen und das Ergebnis kann nun anhand der DVD-Aufzeichnung begutachtet werden. Die Band hat sich nämlich die Unterstützung führender Dubstep- und Electronic-Musikproduzenten der Welt (u.a. Skrillex, Excision, Datsik, Downlink, Kill the Noise) geholt.
Das Ergebnis ist von recht zweifelhafter Natur – und dabei ist es nicht die Musik, die nervt oder gar polarisiert. Ausleuchtung, Kameraführung und Schnitt sind ein Paradebeispiel dafür, wie man einen Konzertfilm eben nicht zusammenschustern sollte. Es ist teilweise am Rande des Erträglichen. Manchmal geht es sogar noch einen Schritt weiter in den Abgrund. Gut, die Gegebenheiten vor Ort machten es auch nicht ganz so leicht. Die Bühne ist im Grunde ein einziger bunter Screen. Überall zucken die Lichterkegel durch die Szenerie, es blitzt und es ist bunt. Die Decke reflektiert den ganzen Zauber auch noch und schon ist der nächste Besuch beim Augenarzt gebucht. Man kann teilweise nicht hingucken, weil die Äuglein tatsächlich schmerzen. In dem ganzen Blitzlichtgewitter kriegt man von der Band auch nur bedingt was mit. Die Zuschauer vor Ort werden übrigens nicht müde das ganze Ereignis mit ihren Smartphones festzuhalten. Da kann eigentlich nicht viel Brauchbares bei rum gekommen sein. Abgesehen davon nervt diese Unart nun auch schon auf der heimischen Couch. Schade, dass anscheinend immer weniger Leute im Stande sind ein Konzert einfach nur zu genießen. Schöne neue Medienwelt.
Die verschiedensten Möglichkeiten versuchten aber nun auch Korn zu nutzen, was einigermaßen kräftig in die Hose geht. Was soll dieser Quatsch mit den angesagten Vertretern der Dubstep und Electronic Szene? Ein schlechter Song wird dadurch nicht besser. Leider ist vieles von dem neuen Material unter dieser Kategorie einzuordnen. Korn zeigten ja schon auf dem aktuellen Album, dass eine elektronische Richtung zumindest den Fortbestand der Truppe retten kann. Trotzdem geht das live in die Hose. Ist ja auch schon seltsam, dass das alte Material in den Ursprungsversionen gespielt wird. Und darum sind die Fans auch alle ins Hollywood Palladium gekommen.
Durch die ganze künstliche Atmosphäre wirkt die Band sehr unnahbar. Jeder spielt seinen Stiefel runter, aber Seele hat das nicht. Klar, der Sound ist amtlich und es wird sich ordentlich durch das Set gefräst, aber es kommt kaum was an. Man lässt es über sich ergehen und nimmt die knapp 75 Minuten doch recht emotionslos zur Kenntnis. Dadurch, dass das Set zweigeteilt ist, wird es gar noch schlimmer. Und wann verbietet Korn endlich mal einer die Vergewaltigung von „Another Brick In The Wall“? Grauenhaft! Da können auch „Freak On A Leash“, „Falling Away From Me“ oder „Got The Life“ und „Blind“ nichts mehr retten. Nein, der Dudelsack auch nicht, die Zuschauer vor Ort freuen sich allerdings ein Loch in den Bauch.
In der Bonussektion gibt es dann noch O-Töne der Band. Jonathan Davies erzählt dann noch mal, wie hart er am letzten Album gearbeitet hat und einige Leute es nicht verstanden haben, andere schon (ach nee!) und so ein Zeug. Munky darf dann noch kundtun, wie faszinierend es war die Produzenten zu sehen, wie sie den Sound auf ihren Laptops entwickelt haben. Es gibt anscheinend immer noch Erklärungsbedarf für „The Path Of Totality“. Nun denn...
Fazit: Korn haben sehr viel Energie darauf verschwendet eine neue musikalische Richtung einzuschlagen. Geklappt hat das nur bedingt. Dies unterstreicht die DVD „Live At The Hollywood Palladium“ sehr eindrucksvoll. Es wurde an alles gedacht, es ist bunt, die Lichterkegel zucken und die Screens sind beeindruckend. Wo ist das Herz und die Seele und wo werden da Emotionen erzeugt? Erstaunlicherweise klappt dies nur mit der Musik wesentlich besser, insofern macht das Doppel DVD und CD sogar extrem viel Sinn. Sollte in erster Linie aber nicht der visuelle Aspekt bei einer DVD-Produktion den Zuschauer ansprechen? Hier ist die Musik der kleinste gemeinsame Nenner, der Rest ist für die Tonne!
Text: Torsten Schlimbach