Amy Macdonald: Life in a Beautiful Light

Amy Macdonald: Life in a Beautiful Light

Universal

VÖ: 08.06.2012

 

Wertung: 8/12

 

Amy Macdonald ist noch so verdammt jung. Erstaunlich! Eigentlich könnte man glatt auf den Gedanken kommen, dass einen die Schottin musikalisch schon eine ganze Zeit begleitet. Es ist allerdings erst gut und gerne fünf Jahre her, dass sie mit ihrem unverbindlichen Folk-Pop im Rampenlicht stand. Plötzlich gab es in Europa diesen Schneeballeffekt und ein Land nach dem anderen wurde von diesem ganz speziellen Amy-Virus infiziert. Sie ist mittlerweile in der Riege der Stars angekommen – dabei will sie doch nur ihre Musik in die Welt hinaustragen. Mehr nicht, aber eben auch nicht weniger!

 

In der Zwischenzeit ist aus dem unscheinbaren Mädel eine junge Frau geworden. Musikalisch hat sie sich auch entwickelt, aber nicht von ihren Wurzeln entfernt. Ihre dritte Platte hat sie in Surrey aufgenommen. Dafür waren gerade mal zwei Sessions notwendig. Bei Amy Macdonald ist eben alles so herrlich normal. Normaler als bei den Kolleginnen. Das ist eben ihre große Stärke und übt vermutlich auf ihre Zuhörerschaft auch diese große Faszination aus. Der entscheidende Unterschied ist ihr großes Talent ihre Alltagsgeschichten in Worte zu kleiden und mit diesen schönen Melodien hinaus in die Welt zu tragen.

 

Auf „Life in a Beautiful Light“ frönt sie beispielsweise nach Herzenslust ihren beiden großen Lieben: Fußball und schnellen Autos. In „Pride“ widmet sie sich ihrem geliebten Team von den Rangers und mit „The Green And The Blue“ den beiden Vereinen ihrer Stadt. Fußball kann auch trotz unterschiedlicher Vereinsvorlieben ein verbindendes Element sein - so wie in ihrem Freundeskreis. Die gute Amy hat eben die passenden Geschichten dazu. „Slow It Down“ unterstreicht dann abermals, dass die Schottin ein totaler Autonarr ist. Dies verarbeitet sie ja immer wieder in ihren Texten.

 

Die großen und kleinen politischen und menschlichen Tragödien hat sie auf dieser Platte aber auch direkt angesprochen. Sie braucht dazu keine großen Metaphern und nennt die Dinge beim Namen. In „Left That Body Long Ago“ befasst sie sich mit der furchtbaren Alzheimerkrankheit. Diesen Ausspruch hörte die kleine Amy in ihrer Kindheit von ihrer Mutter. Sie konnte so besser die Krankheit der Großmutter verarbeiten. „Across The Nile“ und „Human Spirit“ nimmt sich einfühlsam der Ereignisse der ägyptischen Demonstranten und der chilenischen Minenarbeiter an.

 

Musikalisch ist „Life in a Beautiful Light“ ziemlich geerdet. „A Curious Thing“ ist in der Nachbetrachtung doch recht düster ausgefallen und hin und wieder hat sie sich bei der üppigen Instrumentierung auch vergaloppiert. Nach dem immensen Erfolg war der Druck nach neuen Wegen wohl etwas zu groß. Mit dem vorliegenden Werk scheint sie ihre Mitte gefunden zu haben. Die zwölf Songs sind herrlich entschlackt und trotzdem gönnt sie sich noch kleine Ausschweifungen bei den Arrangements. Die knapp einjährige Pause hat ihr wohl gut getan. Entschleunigung ist da das Zauberwort. Schreiben, wenn man Lust verspürt oder sich gerade eine Idee festsetzt, aber eben ohne den Druck etwas zu Papier bringen zu müssen.

 

Stimmlich ist sie noch mal ein ganzes Stück gereift. Die dunkel gefärbte und markante Stimme schafft nun sogar Höhen, die sie sich vor Jahren sicher nicht zugetraut hätte. Die Grundstimmung ist nun überaus positiv und lebensbejahend, wie beim fröhlichen Opener „4th Of July“ - übrigens eine kleine Hommage an New York. Mit dem wundervollen „The End“ und dem schon erwähnten „Left That Body Long Ago“ und dem Hidden Track „Two Worlds“ kehrt sie gar zu den reinen Folkanfängen zurück. An anderer Stelle fährt sie dann noch mal üppige Arrangements auf, wie beispielsweise bei „The Game“. Sie schafft aber den Spagat diese beiden Welten zu verbinden und so bleibt der Pathos und Bombast weitestgehend vor der Tür.

 

Fazit: Amy Macdonald legt mit „Life in a Beautiful Light“ ein Album vor mit dem sie den Weg der ersten beiden Platten konsequent weiter beschreitet. Trotzdem ist dies keine Stagnation, denn diese Mischung aus Folk und Pop hat sie derart konsequent noch nicht umsetzen können. Das Werk wird die Musikwelt nicht aus den Angeln heben, aber in der Welt der Amy Macdonald Fans einen besonderen Platz einnehmen, denn es scheint so, als hätte sie mit „Life in a Beautiful Light“ ihren musikalischen Platz endgültig gefunden. Beweisen muss sie sowieso keinem mehr was – sie ist ja eine von uns! Nur mit viel mehr Talent!

 

http://www.amymacdonald.co.uk

 

Text: Torsten Schlimbach

Amy Macdonald: A Curious Thing

Amy Macdonald: A Curious Thing

Universal

VÖ: 12.03.2010

 

Wertung: 8/12

 

Amy Macdonald ist in den letzten zwei bis drei Jahren zum Superstar geworden. Jeder von acht bis achtzig Jahren kennt sie oder zumindest ihre Musik. An „This Is The Life“ gab es kein vorbeikommen. Das Album war – und ist immer noch – immens erfolgreich und der gleichnamige Song schallt einem tagtäglich aus dem Radio entgegen. Segen und Fluch zugleich, denn daran muss sie sich immer messen lassen. Natürlich war es diese Nummer, die ihr den Weg geebnet hat, aber wird sie den Song je los? Mit „A Curious Thing“ folgt nun der Nachfolger und in diesem Fall darf man dann auch durchaus vom schwierigen zweiten Album sprechen.

 

Geschrieben hat Amy Macdonald die Songs übrigens teilweise auf dem Klavier ihres Freundes. Die ersten Ideen, Skizzen und Takes entstanden dann auch schon vor mehr als einem Jahr während einer Tourpause. „A Curious Thing“ ist übrigens um einiges überraschender, wie man vielleicht vermuten könnte. Die vielen Liveauftritte haben deutliche Spuren hinterlassen und somit ist die Scheibe doch eine ganze Drehzahl höher ausgefallen. Fürsprecher, Fan und Vaterfigur Paul Weller ist auch bei zwei Songs an Bass oder Gitarre mit von der Partie.

 

Guckt man sich das Cover und Booklet an, dann hat sich bei Amy Macdonald auch optisch eine Menge getan. Die Schüchternheit ist abgelegt und der Blick nicht mehr gesenkt, nein, sie blickt einen direkt und fordernd an. In letzter Zeit betont sie immer wieder, dass es ihr einzig und alleine um die Musik geht und sie das ganze Spiel mit der Optik und den Klamotten nicht mitmacht. Die Bilder der 22jährigen Schottin sprechen freilich eine andere Sprache. Ist aber doch in Ordnung so und warum auch nicht?!

 

Beachtlich ist auch der Satz von Amy Macdonald zur Ablösung ihres Erstlingswerks von „Rainbows“ von Radiohead an der Chartsspitze in UK: „Ich denke mal, dass die ganzen Leute, die samstags ihre Einkäufe erledigen, etwas damit zu tun hatten: Muttis im Supermarkt kaufen nun mal keine Radiohead-Alben, und so habe ich sie dann doch noch überrunden können.“ Das ist doch mal eine realistische Einschätzung der Käuferschicht. Hausfrauenmusik oder doch Musik, auf die sich alle einigen können? Ein bisschen aus beiden Welten wird da wohl zutreffen. Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte.

 

Textlich gibt sich Amy gewohnt bissig und hält den ganzen Möchtegernstars gerne mal den Spiegel vor. Ihrem Freund, dem Fußballer Steve Lovell, spricht sie mit dem Song „Your Time Will Come“ Mut zu. Der Song entstand, als es für ihn auf dem Feld gerade nicht ganz so rosig lief. Groupies bekommen in „An Ordinary Life“ ihr Fett weg. „A Curious Thing“ widmet sich also zu einem Großteil dem Musikgeschäft und den nicht immer ganz so schönen Nebengeräuschen, die selbiges so mitbringt. Der andere Teil ist persönlicher und eine Liebeserklärung für ihren Partner – wie gehabt mit teilweise schwerem schottischen Akzent.

 

Und musikalisch? Der Folk ist wie bei „No Roots“ oder „Troubled Soul“ natürlich immer noch vorhanden, aber schon die Single „Don´t Tell Me That´s It´s Over“ macht klar, dass Amy hier eine etwas andere Richtung einschlägt. Vermeintlich rockig ist nun Power-Pop die Marschrichtung. Insgesamt ist die Scheibe etwas sperriger, aber auf Ohrwürmer muss man natürlich nicht verzichten. Das fröhliche „This Pretty Things“ nistet sich sofort in den Gehörgängen ein und mit dem verhuschten Piano mutet das gar wie eine Western- und Saloon-Hommage an. Anderes ist gar kompatibel mit den großen Stadien dieser Welt – man höre dazu bitte „Spark“. Vieles auf diesem Album erinnert übrigens an die Cranberries zu „No Need To Argue“-Zeiten.

 

„Love Love“ zeigt die junge Dame dann von einer wirklich ungewohnt rockigen Seite und mit „What Happiness Means To Me“ hat sie sich den besten Track bis zum Schluss aufgehoben. Das Stück fängt wie eine herzzerreißende Pianoballade an und steigert sich dann zu einem Finale, welches an „Fix You“ von Coldplay erinnert. Groß! Dann gibt Amy Macdonald dem Zuhörer Zeit für eine Verschnaufpause. Und dann? Sie kann eben doch nicht aus ihrer Haut – als Hidden Track intoniert sie noch zur Akustikgitarre Springsteen.

 

Fazit: „A Curious Thing“ ist genau die richtige Antwort nach dem ganzen Erfolg und Hype von „This Is The Life“. Amy Macdonald hat vielleicht nicht mehr ganz so viele Ohrwürmer auf ihrer Seite, aber dafür ein Werk, welches eine deutliche Weiterentwicklung erkennen lässt. Manches mutet zwar recht unverbindlich an, auf der anderen Seite hat die Scheibe keinen Ausfall zu verzeichnen und man kann das Ding tatsächlich in einem Rutsch hören und dies immer wieder. Wunderbar, denn für den Schreiber dieser Zeilen war „This Is The Life“ einfach ein weiteres furchtbares und nerviges Album der zu Zeit wieder populären Frauenbewegung im Musikzirkus. „A Curious Thing“ kann was und wird ab jetzt öfters den Weg in den CD-Spieler finden. Vermutlich werden an den kommenden Samstagen weniger Frauen im Supermarkt zugreifen, aber dafür hat Amy Macdonald die Chance ergriffen sich eine feste Fanbasis mit diesem Album zu schaffen – die ganzen Gelegenheitshörer, die sich vier CDs im Jahr kaufen, werden zum nächsten Trend weiterziehen.

 

http://www.amymacdonald.co.uk

 

Text: Torsten Schlimbach

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