UB40: A Real Labour Of Love
Universal
VÖ: 02.03.2018
Wertung: 7/12
UB40 aus Birmingham konnten in den 80ern auf beiden Seiten des Atlantiks einige Hits landen. Der popinfizierte Reggae traf wohl den Nerv der Zeit. Gerade im Thatcher England waren die sozialkritischen Texte, die sich oftmals den Themen Rassismus und Arbeitslosigkeit widmeten, ein Spiegel des politischen Klimas. Während dieser Zeit startete die Band auch mit „Labour Of Love“ eine Albumreihe, die sich bis heute etabliert hat. Mit „Labour Of Love IV“ wurde 2010 das bisher letzte Album dieser Serie veröffentlicht. Jetzt gibt es mit „A Real Labour Of Love“ die nächste Runde.
Die Gründungsmitglieder Sänger Ali Campbell, der zweite Sänger Astro und Keyboarder Mickey Virtue sind auch für das neuerliche Konzept verantwortlich. Die ersten drei Alben von „Labour Of Love“ befassten sich mit den Songs, mit denen die Musiker einst aufgewachsen sind. Das aktuelle Werk legt nun das Augenmerk auf die Songs, die sie hörten, als sie mit der Band unterwegs waren. Dies bedeutet allerdings nicht, dass „A Real Labour Of Love“ nicht auch einen Blick viele Jahrzehnte zurück wirft. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf den Reggae-Titeln der 80er, der erfolgreichsten Zeit von UB40. Mit „A Place In The Sun“ gibt es auch einen ganz alten Stevie Wonder-Song aus dem Jahre 66 zu hören.
Sänger Astro kehrte erst im Jahre 2013 wieder zurück. Auf sechs Songs ist er nun zu hören. Überschattet werden die Aufnahmen vom Tod von Posaunisten John Johnson. Er ist zwar auf dem Album noch dabei, verstarb aber am Vorabend einer Benefizveranstaltung, auf der Geld für seine Krebsbehandlung gesammelt werden sollte. „A Real Labour Of Love“ wurde in den Dean Street und RAK Studios aufgenommen und abgemischt. Produziert wurde es von Ali.
UB40 haben wieder das Kunststück geschafft zwar ein Coveralbum aufzunehmen, aber den einzelnen Nummern durchaus einen eigenen Stempel aufzudrücken und nicht nur die Songs einfach nachzuspielen. „Making Love“ ist beispielsweise eindeutig als UB40-Nummer auszumachen. „She Loves Me Now“ hat sogar die bekannten Hitqualitäten, die UB40 einst so erfolgreich machten. „Strive“ kommt dann eher aus der Dancehall-Ecke. „Here I Come“ geht einen ähnlichen Weg, ist aber eine ganz Spur düsterer. Bei der Nummer wird auch mit Stimmverfremdungen gearbeitet. UB40 nutzen die technischen Mittel der heutigen Zeit durchaus auch.
„Telephone Love/Rumours“ kommt mit ganz wenigen Mitteln aus und lebt überwiegend vom mehrstimmigen Gesang. Reggae- und Popmusik für Erwachsene. Etwas nervend ist der fast immer gleiche Songeinstieg, so auch bei „How Could I Love“. Ansonsten geht dieser sehnsuchtsvolle Track schon in Ordnung. Unter dem Strich ist das Album mit 16 Songs etwas zu lang ausgefallen. Gerade in der Mitte rauscht das alles etwas ereignislos an einem vorbei. Die feine Nummer „A Place In The Sun“ macht auf der Zielgeraden wieder Spaß. „In The Rain“ kommt sogar mit einer Prise Sexyness daher. „Under Me Sleng Teng“ versucht sich noch mal in einem modernen Soundgewand zu präsentieren. Das gelingt erstaunlich gut.
Fazit: Wer Reggae und Dancehall in dem ganz eigenen Stil von UB40 mag, wird auch mit dem neuen Album wieder sehr glücklich werden. „A Real Labour Love“ hat den typischen Sound der Band zu bieten, scheut sich aber auch nicht davor, ein paar moderne Elemente unterzubringen. Die Band interpretiert diese Songs auf ihre ganz eigene Art und Weise und macht die Tracks somit zu ihren.
Text: Torsten Schlimbach