Larkin Poe: Blood Harmony

Larkin Poe: Blood Harmony

‎Tricki-Woo / Indigo

VÖ: 11.11.2022

 

Wertung: 10/12

Tipp!

 

Rebecca und Megan Lovell halten mal wieder die Roots-Rock-Fahne hoch. Mit „Blood Harmony“ veröffentlicht das Duo aus Georgia ein knackiges Album, welches den Hütern des heiligen Rock-Grals sehr gefallen wird. Das neue Werk wurde gemeinsam mit dem Ehemann von Rebecca, Tyler Bryant, produziert. Megan ist auf dem Album für den Harmoniegesang, die Lap Steel und die Resonatorgitarre zuständig, Rebecca für die Gitarre und die Tasten. Die Liveband der beiden Damen hat auf „Blood Harmony“ für tatkräftige Unterstützung gesorgt.

 

„Deep Stays Down“ beginnt mit reduziertem Spiel und ist auf eine verzaubernde Art geheimnisvoll und lässig zugleich. Die Rootsklänge werden von diesem ausdrucksstarken Gesang geführt. Die beiden sind ja nicht nur erstklassige Musikerinnen, sondern auch tolle Sängerinnen. Allzu gemütlich haben sie es sich bei dem Auftakt aber nicht eingerichtet, denn mittendrin bricht ein Sturm aus der elektrischen Gitarre und einem scheppernden Schlagzeug los. Starker Auftakt. Dann folgt die Single „Bad Spell“, die eine Art Antwort und Fortführung von „I Put a Spell on You“ von Screamin' Jay Hawkins sein soll. Bösartige und coole Nummer. Jack White wird sie gefallen.

 

„Georgia Off My Mind“ ist ein klassischer Americana-Song, der dem Zuhörer nach dem Torso zum Auftakt auch mal ein bisschen Zeit zum Luftholen lässt. „Strike Gold“ hat einen tollen Groove. Das Stück ist irgendwo zwischen Blues aus den Sümpfen, staubigem Desert Rock und klassischem Americana zu finden - also ziemliches gutes Ding! „Southern Comfort“ klingt, wie man sich eine Nummer mit diesem Titel vorstellt. „Bolt Cutters & The Family Name“ ist in der Tradition der alten Meister wie Muddy Waters oder Buddey Guy angesiedelt, nur in rotziger und wilder Art und Weise. Die weibliche Stimme verleiht den Stücken sowieso eine Grandezza, die viele männliche Kollegen ziemlich alt aussehen lässt.

 

Der Titeltrack „Blood Harmony“ schleicht sich auf leisen Sohlen an. Die Nummer ist dunkel und bedrückend, während das fröhliche „Kick The Blues“ zum Nachmittagstanzkaffee einlädt. „It Might As Well Be Me“ entpuppt sich als gemütlicher Schiebeblues. „Summertime Sunset“ knallt dann aber endlich wieder. Da ist er wieder, dieser erdige Groove. „Lips As Gold As Diamond“ ist der ruhige Ausklang – ein Verandasong während die Sonne untergeht. Ganz groß!

 

Fazit: Das Schwesternduo von Larkin Poe hat mit „Blood Harmony“ das beste Album ihrer bisherigen Karriere aufgenommen. Die Mischung aus Rootsrock, Blues, Americana und den traditionellen Klängen ist sehr stimmig und teilweise sensationell ausgearbeitet. Das groovt hin und wieder wie Sau. Es ist ja bekannt, dass die beiden erstklassige Musikerinnen sind, gerne werden dabei ihre stimmlichen Qualitäten vergessen, die sind aber auch Weltklasse! Tolles Album!

 

https://www.larkinpoe.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Larkin Poe and Nu Deco Ensemble: Paint The Roses - Live In Concert

Larkin Poe and Nu Deco Ensemble: Paint The Roses - Live In Concert

‎Tricki Woo Records

VÖ: 17.09.2021

 

Wertung: 9/12

 

Die beiden Schwestern von Larkin Poe sind extrem produktiv und ihre Veröffentlichungsrate ist gerade während Corona extrem hoch. Letztes Jahr haben die Damen schon mit zwei Veröffentlichungen aufwarten können. Auch dieses Jahr muss man nicht auf eine Larkin Poe-Sause verzichten. Zusammen mit dem innovativen Orchester Nu Deco Ensemble spielten sie eine Show im Miami Beach Bandshell Club. Das Ereignis wurde als Livestream gezeigt. Jetzt wird quasi das Album dazu veröffentlicht. „Paint The Roses – Live In Concert“ hat sieben fulminante Songs zu bieten.

 

Es wird gleich mit der Feinkostabteilung gestartet. „Sometimes“ ist bluesig, rockig und watet durch Roots-Gefilde, dass hier jedem Bewahrer der authentischen Musik das Herz förmlich übersprudeln wird. „Back Down South“ kommt direkt aus den Südstaaten in die Boxen geflogen. Die Bläser veredeln die Nummer zusätzlich. Enthalten ist in dem zweiten Song des Albums von den Allmann Brothers „Blue Sky“. Sehr passend wurde diese Passage eingewoben. „Mad As A Hatter“ ist von einer tieftraurigen Melodie durchdrungen. Der Song fängt verhalten an, nimmt aber noch sehr viel Fahrt auf, verlässt die melancholische Straße allerdings nicht mehr.

 

Die Live-Umsetzung von „Danger Angel“ ist ganz famos. Zwischen den Sümpfen und den staubigen Straßen ist das der perfekt Americana-Track. Das Orchester ist übrigens immer präsent, aber nicht aufdringlich, sondern veredelt die Nummern ganz wundervoll. „Tears Of Blue To Gold“ ist ein solider Song, der aber nicht vom Hocker reißt. Die Live-Umsetzung ist wunderbar, aber das Songwriting hier eher unspektakulär. „Every Bird That Flies“ ist von einer Schwere durchdrungen, bevor „She´s A Self Mad Man“ noch mal ordentlich knallt und den Roots-Rock abfeiert!

 

Fazit: „Paint The Roses - Live In Concert“ ist ein richtig tolles Live-Album für all´ jene, die Roots-Rock lieben. Larkin Poe und das Nu Deco Ensemble passen perfekt zusammen. Man hätte allerdings aufgrund der sieben Songs eine EP daraus machen können. Alles in allem aber eine richtige tolle Geschichte.

 

https://www.larkinpoe.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Larkin Poe: Kindred Spirits

Larkin Poe: Kindred Spirits

Tricki Woo Records

VÖ: 20.11.2020

 

Wertung: 7,5/12

 

Larkin Poe sind fleißig, denn mit „Kindred Spirits“ veröffentlichen die Schwestern dieses Jahr schon das zweite Album. Bei ihrem neusten Streich handelt es sich allerdings um ein Coveralbum. Das Duo hat sich dazu auf kein bestimmtes Genre oder einen Zeitraum festgelegt. Es sind vielmehr Songs von Künstlern, die von Larkin Poe bewundert werden, enthalten. Für Fans und aufmerksame Musikbeobachter ist das nicht neu, denn die beiden Schwestern haben auf ihrem YouTube-Kanal schon so manchen Coversong den Zuschauern vorgestellt.

 

Die elf Songs wurden bis auf das nackte Gerüst entschlackt. Die Live-Atmosphäre, in der die Nummern entstanden sind, verstärken die Dringlichkeit der Songs. Gerade jetzt, da wegen Corona alles brachliegt, kommt ein solches Album genau richtig. Das haut mal mehr, mal weniger gut hin. Das liegt natürlich auch immer etwas im Auge des Betrachters. Die 44 Sekunden von „Hellhound On My Trail“ von Robert Johnson klingen dann auch glatt so, als wäre es zu Zeit von Johnson aufgenommen worden.

 

„Fly Away“ ist im Refrain, den beide Schwestern singen, ganz stark. Die Gitarrenarbeit ist sowieso grandios. In diesem entschlackten Gewand macht die Nummer sogar Spaß. „Rockin´ In The Free World“ als feinfühlige Ballade hat nicht die Kraft wie das Original, wie man es mit Strom von Neil Young kennt. Stark ist „(You´re The) Devil In Disguise“ von Elvis. Da hört man tatsächlich den Teufel heraus. Auch die Elektrische ist sensationell gespielt. „In The Air Tonight“ von Phil Collins hat man so auch noch nicht gehört – interessante Interpretation. „Nights In White Satin“ wird auch bei Larkin Poe zum Hippie-Traum.

 

„Who Do You Love“ von Bo Diddley passt natürlich wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge zu den beiden Damen. „Take What You Want“ kennt man von Post Malone, die Larkin Poe-Version plätschert etwas dahin. „Ramblin´ Man“ der Allman Brothers ist natürlich auch wie gemalt für das Duo. Entsprechend gut gelungen ist auch deren Umsetzung. „Bell Bottom Blues“ ist als Ballade wundervoll umgesetzt worden. Derek & The Dominos hätte man nicht ganz oben auf dem Zettel gehabt, aber das haut komplett hin. „Crocodile Rock“ von Elton John ist ein luftig und leichter Ausklang aus diesem speziellen Album.

 

Fazit: Besondere Zeiten erfordern besondere Alben. Larkin Poe veröffentlichten mit „Kindred Spirits“ schon das zweite Album dieses Jahr. Hierbei handelt es sich um ein Werk voller entschlackter Coverversionen von naheliegenden und nicht ganz so nahliegenden Künstlern. In diesem reduzierten Gewand erstrahlen die Songs in ganz neuem Glanz – mal ganz hell, dann wiederum nur ein bisschen wie eine kleine Funzel.

 

https://www.larkinpoe.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Larkin Poe: Self Made Man

Larkin Poe: Self Made Man

Tricki Woo Records

VÖ: 12.06.2020

 

Wertung: 9/12

 

Die letzten zwei Jahre müssen den Schwestern Rebecca und Megan Lovell als Larkin Poe wie im Traum vorgekommen sein. Das Album „Venom & Faith“ ging durch die Decke und wurde sogar in der Kategorie Best Contemporary Blues Album für einen Grammy nominiert. Ebenso waren sie unermüdlich auf Tour und konnten als Opener, aber auch als eigenständiger Act die Leute begeistern. Nun folgt mit „Self Made Man“ das Album nach dem großen Durchbruch. Jetzt gibt es dann auch bei vielen Menschen eine Erwartungshaltung und man darf gespannt sein, wie das Duo damit umgeht.

 

Tarka Layman am Bass und Kevin McGowan an der Schießbude sorgen dafür, dass Larkin Poe den richtigen Rhythmus haben. Rebecca und Megan Lovell singen nicht nur, sondern sind erstklassige Musikerinnen und das zeigen sie auch auf „Self Made Man“. Neben den Gitarren spielen die Damen noch Banjo, Mandoline, Lap-Steel, Dobro und Piano. Die amerikanische Roots-Musik lebt durch die Songs von Larkin Poe definitiv weiter. „Self Made Man“ ist unter diesen Gesichtspunkten ein erstklassiges Album!

 

Die Bandbreite ist relativ groß. Mit dem Titeltrack „Self Made Man“ gibt es eine Art Hardrock-Blues auf die Ohren. Mit „Holy Ghost Fire“ bewegen sie sich weiter hinein in die Sümpfe des Südens: heiß, geheimnisvoll, aber auch ein Stückchen unheimlich. Die Nummer hat zudem einen unglaublich tollen Groove. „Keep Diggin´“ ist gesanglich sehr lässig. Larkin Poe entpuppt sich hier als Voodoo-Beschwörer. „Back Down South“ trägt im Songtitel ja schon die Richtung im Namen. Besser und authentischer kann Blues im Jahre 2020 nicht sein.

 

„Tears Of Blue To Gold“ fängt an wie „Rockin' Around the Christmas Tree“, nimmt dann aber eine andere Richtung ein, die bedenklich an Schunkelschlager für die Festzelte erinnert. Zum Glück folgt mit „God Moves On The Water“ ein traditionelles Folk-Blues-Stück. Hierbei handelt es sich um einen Song, der schon eine weite Reise hinter sich hat. Blind Willie Johnson hat selbigen 1929 geschrieben – Rebecca und Megan fügten aber eigene lyrische und musikalische Ideen hinzu. Eine gelungene Adaption in das Jahr 2020! Das düstere „Every Bird That Flies“ passt im Anschluss perfekt und hält das Album in einem sehr guten Flow. Das schmissige „Scorpion“ nimmt noch mal an Fahrt auf, bevor es mit „Danger Angel“ eine Art Blues-Gospel auf die Ohren gibt. Großartig! „Ex-Con“ bewegt sich auf soliden Americana-Gefilden, bevor „Easy Street“ die amerikanische Musik quasi durchdekliniert. Ein schöner Abschluss.

 

Fazit: „Self Made Man“ ist ein mehr als würdiger Nachfolger von „Venom & Faith“ – und zwar ohne eine Kopie zu sein. Die beiden Schwestern haben einfach die traditionelle amerikanische Musik mit der Muttermilch aufgesogen und übertragen selbige in das Jahr 2020. Die beiden sind zudem erstklassige Musikerinnen und verstehen es, ihre Songs so authentisch wie nur möglich zu spielen. Da steckt eine ganz Menge Können, aber auch Herzblut in der Platte. Das Album sollte man dieses Jahr auf jeden Fall auf dem Zettel haben!

 

https://www.larkinpoe.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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