Judas Priest: Reflections – 50 Heavy Metal Years Of Music

Judas Priest: Reflections – 50 Heavy Metal Years Of Music

Sony

VÖ: 15.10.2021

 

Wertung: 6/12

 

Judas Priest prägten den Heavy Metal über viele Jahrzehnte federführend mit. Dies ist Anlass genug um nun die Band aus Birmingham (Gründungsjahr 1969) zu ehren. Von der ursprünglichen Formation ist allerdings freilich keiner mehr am Start. Trotzdem hat die Kapelle, besonders mit Glenn Tipton, Rob Halford und Ian Hill, Metal-Geschichte geschrieben. Unzählige Fans rund um den Globus können davon ganz viele Lieder singen. Ein paar neue Varianten dürften nun hinzukommen, zumindest wenn die Anhänger auf das üppige Boxset zurückgreifen.

 

Das Set ist allerdings nicht ganz so günstig und schlägt auf der Homepage der Band mit £345 zu Buche. Der Inhalt dürfte aber die Messlatte für zukünftige Veröffentlichungen extrem hoch legen. Egal von wem. Enthalten sind selbstverständlich alle 18 Studioalben. Es gibt dann auch noch eine stattliche Anzahl der Livealben dazu. Warum man allerdings „Battle Cry“ aus dem Jahre 2016 ausgespart hat, erschließt sich nicht unbedingt. Der geneigte Fan darf sich über satte 13(!) weitere CDs mit unveröffentlichten Konzertmitschnitten freuen! Wahnsinn! Abgedeckt wird ein Zeitraum von Mitte der 70er bis zu den frühen 90ern.

 

Ganz anders kommt da die kleine Ausgabe auf einer Einzel-CD daher. 16 Songs hat man dafür ausgewählt. Man schafft es die komplette Karriere von Judas Priest auf sechs Songs aus dem Studio zu reduzieren. Hits? Glänzen durch Abwesenheit! Fehlanzeige! Oder will wirklich jemand „Let Us Prey/Call For The Priest“, „You Don´t Have To Be Old To Be Wise“, „Fever“, „Eat Me Alive“, „All Guns Blazing“ oder „Never The Heroes“ als solche bezeichnen? Das sind doch lediglich Songs aus der zweiten oder dritten Reihe.

 

Die übrigen zehn Songs sind zwar Live-Material, aber teilweise weder unveröffentlicht noch von überragender Qualität. Wie soll man auch fünf Jahrzehnte auf eine Einzel-CD runterbrechen? Das war eigentlich von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Es ist natürlich schön, die Spielfreude der Band bei „Dissident Aggressor“ zu hören. Die Kapelle groovt sich auch wunderbar in das düstere „Out In The Gold“. „Running Wild“ ist soundtechnisch etwas dünn auf der Brust, macht in Sachen Geschwindigkeit aber keine Gefangenen. „Bloodstone“ ist gesanglich immens stark und „The Ripper“ macht natürlich immer Spaß. Halford ist da voll und ganz in seinem Element. „Sinner“ ist zum Schluss noch mal ein ordentliches Brett. Alles in allem aber viel zu kurz.

 

Fazit: Das Boxset, welches nun von Judas Priest erscheint, ist vorbildlich und setzt Maßstäbe. Wer immer sich die lieblose Einzel-CD-Variante ausgedacht hat, sollte vielleicht noch mal überdenken, ob es nicht einen Mittelweg zwischen dieser lieblosen Geschichte und der tollen Box gegeben hätte. Man kann die Karriere von Judas Priest doch nicht mit sechs Studiosongs und zehn Live-Tracks abspeisen – dazu noch überwiegend mit Tracks aus der zweiten und dritten Reihe. Es bleibt ein ganz großes Fragezeichen zurück.

 

https://www.judaspriest.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Judas Priest: Turbo 30 (30th Anniversary Edition)

Judas Priest: Turbo 30 (30th Anniversary Edition)

Sony

VÖ: 03.02.2017

 

Wertung: 9/12

 

An „Turbo“ von Judas Priest scheiden sich die Geister. Die Kritiker zeigten sich in den 80ern und auch später wenig begeistert. Die Band hatte sich dann doch zu weit von dem wesentlich härteren Vorgänger entfernt und zu viele Einflüsse dieser Zeit zugelassen. Mit Heavy Metal, so der überwiegende Tenor, hätte das ganz wenig zu tun. Das Fanlager teilte sich auch eher in zwei Lager und mit dieser Scheibe verlor die Band dann auch einen Teil der Anhänger, dafür kamen neue hinzu. Jetzt wird „Turbo“ als Remaster 30th Anniversary erneut veröffentlicht. Das Set wurde um zwei CDs erweitert, die das Konzert „Live in Kansas City“, das während ihrer 1986er „Fuel For Life“-Tournee aufgenommen wurde, enthalten.

 

Mittlerweile haben sich die Wogen in Bezug des Studioalbums etwas geglättet und zumindest ein Großteil der Fans scheint seinen Frieden damit gemacht zu haben. Lupenreiner Heavy Metal gibt es auf „Turbo“ natürlich nicht. „Partenal Guidance“ ist sogar ein amtlicher Partytrack, auch wenn die Gitarre knallt. Das könnte man im Grunde über fast jeden Song sagen. „Rock You All Around The World“ legt ein bisschen an Härtegrad zu, aber auch hier entpuppt sich der Refrain als Partyhymne. Dafür darf die Gitarre auch mal ein Solo abfeuern.

 

Der Einsatz von Synthesizern ist immer noch schwer verdaulich. Judas Priest lugten hier aber auch mal über den Genre-Tellerrand hinaus und machten das ganze Unterfangen so auch für sich wieder spannend. Und natürlich entspricht das auch dem damaligen Zeitgeist. „Turbo Lover“ hat sich über die Jahre mittlerweile zum Klassiker entwickelt. Selbiges gilt auch für „Locked In“, auch wenn hier der Sound schon schwer 80er-lastig ist. Mit „Out In The Cold“ hat die Band einen Song im Midtempo-Bereich im Gepäck, der sich über sechs Minuten zieht. „Wild Nights, Hot & Crazy Days“ zeigt Rob Halford in Topform und wie wandelbar seine Stimme und deren Umfang letztlich ist. Das gilt auch für „Hot For Love“, obwohl es Tipton und Downing hier auch etwas mit dem Synthesizer-Einsatz übertreiben. Da werden die schönen Solos doch etwas zerstört. Mit „Reckless“ gibt es zum guten Schluss gar noch einen Song in altem Gewand. Wenn man so will, dann ist das ein versöhnlicher Abschluss für alle, die an der einen oder anderen Stelle vorher tief durchatmen mussten.

 

Der Klang des Konzerts aus Kansas City vom 22. Mai 1986 überrascht. Glasklar schälen sich die Songs aus den Boxen. Da ist jede Feinheit zu hören. Gleichzeitig unterstreicht dies aber auch die Klasse von Judas Priest, weil das handwerklich einfach brillant umgesetzt wird. Auch der Gesang ist absolut formidabel. Mit „Out In The Cold“ startet das Set mit einem dramatischen Aufbau, geht dann in „Locked In“ über und landet beim vierten Song schon bei „Metal Gods“. Mit „Breaking The Law“ folgt gleich danach ein weiterer Genre-Klassiker. „Love Bites“ wird wieder dramatisch eingeleitet. Wie man Spannung aufbaut verstanden Judas Priest damals jedenfalls. Die neuen Songs wie „Private Property“ oder „Rock You All Around The World“ wurden live wesentlich druckvoller dargeboten. Jedenfalls lässt dieser Mitschnitt das vermuten. Die Gitarren sind auch nicht mehr so in den Hintergrund gemischt worden. Und warum „Turbo Lover“ in der Zwischenzeit zum Klassiker avanciert ist, kann man auf diesem Album auf beeindruckende Art und Weise nachhören. Das macht schon Laune, was Judas Priest da veranstalten. „Living After Midnight“ ist ja schon ziemlich ausgelutscht, funktioniert live aber dann auch immer wieder. „You´ve Got Another Thing Coming“ wird mit Mitmachspielchen und allerlei Gedöns auf neun Minuten gedehnt. „Hell Bent For Leather“ lässt zum guten Schluss noch mal Heavy Metal in Reinkultur von der Leine.

 

Das Set ist übrigens ganz nett aufgemacht. Das Digipack hat natürlich für jede CD einen eigenen Einschub zu bieten und selbstverständlich gibt es auch ein Booklet mit Fotos, den Texten zu den Songs des Studioalbums, Informationen zu den Live-Songs und natürlich einige Fotos. Das ist schon schick.

 

Fazit: „Turbo“ wird vermutlich nicht mehr das heißgeliebte Album von Judas Priest werden. Mittlerweile haben aber viele Menschen ihren Frieden mit der Scheibe gemacht. Jetzt wird das Werk noch mal in einer feinen Anniversary Edition veröffentlicht. Die beiden Bonus Discs, die ein Konzert von 86 enthalten, sind Kaufargument genug, denn der brillante Sound zeigt eine Band auf einem ihrer vielen Höhepunkte. Zudem ist die Aufmachung auch noch ganz nett. Wer da eine Lücke in der Sammlung hat, kriegt nun genug Gründe geliefert, diese nun endlich zu schließen!

 

http://judaspriest.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

Judas Priest: Single Cuts

Judas Priest: Single Cuts

Sony

VÖ: 19.08.2011

 

Von Judas Priest gibt es auch mal wieder eine Werkschau. „Single Cuts“ wurde das Teil genannt und wie der Titel schon vermuten lässt, hat man hier ausschließlich die Singles verbraten. Judas Priest sind sicher eine der einflussreichsten Bands des Heavy Metal und so manchen Klassiker haben sie mit Sicherheit aufgenommen. Trotzdem ist „Single Cuts“ auch eine kleine Mogelpackung.

 

Von Judas Priest wurden und konnten ja nicht alle Großtaten als Single veröffentlicht werden. Leider fehlt somit doch eine ganze Menge auf dieser Zusammenstellung und logischerweise sind auf „Single Cuts“ auch nicht unbedingt die besten Nummern enthalten. Eigentlich klar, denn sonst wäre es ja auch eine „Best-Of“ Collection. So kriegt man hier alle neunzehn Tracks geboten, die bei Sony und CBS ausgekoppelt wurden. Das ist ja schon mal eine ganze Menge. Der Bogen wird vom Jahre 77 („Diamonds And Rust“) bis hin zu 92 („Night Crawler) gespannt.

 

„British Steel“ von 80 war nicht nur für den großen Durchbruch verantwortlich, sondern hat auch jede Menge klassisches Material abgeworfen. Davon gehört vieles zum Standard eines Heavy Metal-Haushalts. New Wave Of British Heavy Metal war und ist das Zauberwort. „Living After Midnight“, „Breaking The Law“ und „United“ gehören ganz sicher zur A-Klasse des Genres. Auch Mitte der 80er gab es mit „Freewheel Burning“ oder „Locked In“ reichlich Material für die Nackenschüttelfraktion. Die 90er wurden mit „Painkiller“ standesgemäß eingeläutet.

 

Trotzdem fehlen hier eben auch Hits wie „Exciter“ oder „Metal Gods“, die eben nicht ausgekoppelt wurden. Somit wird das Bild von Judas Priest hier etwas verzerrt, sofern man bei der Band noch völlig unbewandert ist. In erster Linie dürfte sich die CD ja an die Neueinsteiger richten. Immerhin ist der Anschaffungspreis mit knapp 8 Euro sehr kundenfreundlich gehalten und somit kann man hier nicht viel falsch machen.

 

Fazit: „Single Cuts“ von Judas Priest enthält die neunzehn ausgekoppelten Tracks von CBS/Sony. Für Einsteiger bietet das zumindest ein paar wirkliche Klassiker des New Wave Of British Heavy Metal. Leider fehlen natürlich die Großtaten, die eben nicht als Single veröffentlicht wurden. Insofern sollte man das hier nicht mit einer „Best Of“ verwechseln. Der geringe Kaufpreis rechtfertigt aber gerade für Neueinsteiger den Erwerb. Danach kann man ja immer noch tiefer in die Welt von Judas Priest eintauchen.

 

http://judaspriest.com/

 

Text: Torsten Schlimbach

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