Kylie Minogue: Disco
BMG
VÖ: 06.11.2020
Wertung: 8/12
Trübe Zeiten sind das. Das öffentliche Leben liegt so gut wie brach. Covid-19 hat die Welt im November 2020 fest im Griff. Die Stimmung ist entsprechend bedrückend. Musik hat ja schon von jeher für die verschiedensten Emotionen gesorgt. Man kann ja auch in den eigenen vier Wänden tanzen. Es muss ja nicht immer die große Party sein, aktuell ist ja nur der eigene Hausstand dafür vorgesehen. Kylie Minogue liefert nun mit „Disco“ einen der Soundtracks dazu ab. Der Albumtitel lässt ja unschwer erkennen, wohin die Reise geht.
Die kleine Australierin legt mit „Disco“ schon das 15. Album vor. Sie geht damit zwar keine neuen Wege auf das große Musikgesamtgeschehen bezogen, für ihre eigene Musikwelt allerdings schon. Die Aufnahmen entstanden größtenteils während des Lockdowns, was zur Folge hatte, dass jeder der Beteiligten für sich werkelte. Die gute Kylie müsste dann auch einen Teil ihrer Gesangsaufnahmen selbst produzieren. Sie hat zwar mit einer ganze Armada Songschreiber gearbeitet, war aber im kompletten Album involviert und hat fleißig daran mitgeschrieben. Insofern ist „Disco“ auch eine Herzensangelegenheit von Kylie Minogue.
Hier wurde selbstverständlich alles für die Charts zurechtgezimmert. Trotzdem ist das mitunter auch ein mutiges Werk, denn Disco-Tunes sind ja nicht gerade der heißeste Scheiß der Saison. Vielleicht setzt sie mit diesem Sound einen neuen Trend – wäre ja nicht das erste Mal! Es ist ein saucooles Album geworden. Die Songs setzen sich schnell im Ohr und den Beinen fest. „Disco“ ist zudem ein Füllhorn der guten Laune!
Mit dem lässigen „Magic“ geht es gleich auf die Tanzfläche der Disco. Kylie Minogue ist ja Abba-Fan, aber das ist mehr Earth, Wind & Fire oder Donna Summer denn Abba. „Miss A Thing“ webt sogar noch ein bisschen Melancholie in den Sound. „Real Groove“ lässt ja anhand des Titels keine Fragen aufkommen. Und wer da nicht auch mal verstohlen mit dem Popo wackelt, ist ein echter Miesepeter. Das fluffige „Monday Blues“ und „Supernova“ halten die Party weiter am Köcheln. „Say Something“ ist natürlich mit Hitqualitäten ausgestattet, hat mit der funky Ausrichtung auch noch Zeit für kleine Experimente. „Last Chance“ erinnert tatsächlich ein bisschen an Abba, ist aber auch einer der schlechteren Tracks. Kylie ist immer dann gut, wenn sie den Stil der späten 70er und frühen 80er aufnimmt und zu ihrem eigenen macht. „Where Does The DJ Go“ ist so ein Teil und gleichzeitig auch noch ein Tanzflächenfüller. Die Stimmverfremdungen von „Dance Floor Darling“ nerven, dafür gibt es zu Beginn von „Unstoppable“ die Stimme von Kylie pur. „Celebrate You“ ist zum Schluss eine schöne Disco-Ballade, dem tatsächlich auch noch gefehlt hat.
Fazit: Das 15. Werk von Kylie Minogue ist ein astreines Retro-Disco-Album. Wer da Ironie sucht, wird nicht fündig werden. Die Dame meint das alles todernst. Man kann das natürlich als aufrechter Musikliebhaber komplett ablehnen und verächtlich die Nase rümpfen, aber dann verpasst man eine ganze Menge! Es sind gute Songs für die Tanzfläche, die jetzt als Stimmungsaufheller genau richtig kommen!
Text: Torsten Schlimbach
Kylie Minogue: The Abbey Road Sessions
EMI
VÖ: 26.10.2012
Wertung: 9/12
Ein Weltstar muss im Weihnachtsgeschäft Präsenz zeigen! Diese alte Faustregel gilt dieser Tage mehr denn je. Kylie Minogue darf man sicher in die Schublade mit den Superstars einsortieren. Sie kommt jetzt mit einer Art „Best Of“ um die Ecke. Machen viele, richtig! So wie die Australierin dies aber nun bewerkstelligt, kommt es auch nicht alle Tage vor! Sie feiert ja auch immerhin ihr 25. Bühnenjubiläum und da sollte es auch etwas Besonderes werden. Und das ist „The Abbey Road Sessions“ mit Sicherheit!
Der Titel lässt ja keine Zweifel daran, wo die ganze Geschichte stattgefunden hat. Was am Ende allerdings dabei rausgekommen ist, dass konnte nun wirklich keiner ahnen. Kylie Minogue hat sich mit ihrer Band in das altehrwürdige Studio begeben und gleich noch ein ganzes Orchester eingeladen. Ihre Hits und die paar weniger bekannten Songs wurden dazu völlig neu arrangiert. Überraschend ist sicher auch die Vorgehensweise bei den Aufnahmen. Das reicht schon an die Atmosphäre eines Livekonzerts heran. Es wurde nämlich nichts einzeln aufgenommen und dann später zusammengesetzt, sondern alles gemeinsam eingespielt und eingesungen!
Kylie Minogue wird von Kritikern ja gerne als Popsternchen mit ganz dünnem Stimmchen abgetan. „The Abbey Road Sessions“ wird jetzt nicht gerade dafür sorgen, dass man sie demnächst für ihr großes Stimmvolumen loben wird, für die Art ihres Vortrags allerdings schon. Und wer fälschlicherweise immer behauptet, dass die Dame nicht singen kann, der hört sich dann bitte dieses Werk noch mal ganz genau an und schweigt für immer!
Die einzelnen Songs kennt man natürlich fast alle und nicht wenige davon waren die letzten Jahre treue Begleiter der Radiolandschaft. Trotzdem muss man sich auf diesem Album davon verabschieden, dass man das Gewand kennt. Bis auf das nackte Gerüst ist hier nämlich alles gänzlich anders. Dies fällt besonders bei den bisher stark beatlastigen und elektronischen Stücken auf. Der zunächst ruhige Einstieg bei „All The Lovers“ gibt die Richtung vor, bevor sich das Stück noch in eine bombastische Chor- und Orchesterhymne wandelt. „On A Night Like This“ erkennt man zunächst gar nicht. War dies bisher eher ein belangloses Popstück, so hat dieses jetzt aufgrund der Instrumentierung und des deutlichen Gesangs ungemein an Tiefe gewonnen. Der eigentlich fröhliche Partykracher „Better The Devil You Know“ wurde komplett entschlackt und erinnert an die großen Scores der Hollywoodfilme der 60er und 70er. Gospel und Soul reichern die Ballade dazu noch mit einer Nachhaltigkeit an, die man Kylie Minogue gar zugetraut hätte!
Zudem ist dieses Werk reich an Überraschungen. Dazu zählt sicher die beschwingte Version von „Locomotion“ und auch, dass Nick Cave sich nochmals als Duettpartner bei „Where The Wild Roses Grow“ eingefunden hat. Die Nummer wurde diesmal fast minimalistisch instrumentiert und gewinnt atmosphärisch gar noch mal dazu! „Slow“ wurde auch gleich ganz umgekrempelt. Eigentlich ist dies ja so ein kleines elektronisches Tanzmonster, jetzt wurde daraus eine Barjazznummer! Ganz groß! Und selbst, wer dem Stück bisher so rein nicht abgewinnen konnte, muss nun umdenken! „Can´t Get You Out Of My Head“ kommt allerdings nicht an die Orignal-Version heran – dafür hat man diesen Popknaller vermutlich auch schon zu oft gehört und gesehen! Da gefällt das fröhlich und beschwingte „Love At The First Sight“ schon besser. Das geht gar ein bisschen in die Richtung der Dixie Chicks. Mit der sehnsuchtsvollen Pianoballade „Never Too Late“ wird der Zuhörer schließlich aus dem Album entlassen. Dies ist nicht so überraschend wie „I Should Be So Lucky“, denn aus diesem Track hat man eine eindringliche Ballade gemacht, die musikalisch jetzt nichts mehr mit dem tumben Pophit vergangener Tage am Hut hat.
Fazit: Kylie Minogue zeigt mit „The Abbey Road Sessions“ ganz neue Seiten von sich und ihren Hits! Intensiver, intimer und eindringlicher ist das Hörerlebnis. Plötzlich findet man sogar Gefallen an eigentlich stumpfen Popsongs. Hier ist zwar ein Orchester mit dabei und doch ist der Großteil spärlich bis minimalistisch instrumentiert und so kann die Dame dann auch tatsächlich zeigen, dass sie singen kann. Großes Stimmvolumen haben andere, aber wie sie ihre eigenen Songs interpretiert ist schon eine faustdicke Überraschung!
Text: Torsten Schlimbach
Kylie Minogue: The Albums 2000 – 2010 (5CD Box)
EMI
VÖ: 15.07.2011
Wertung: 9/12
Ein ganzes Jahrzehnt von Kylie Minouge in einer Box? Lieblose Zusammenstellung oder doch etwas für den Schrein? Die Box soll immerhin limitiert sein, was schon mal den Sammlerwert steigern dürfte. Der geneigte Fan wird also auch an die Kasse gelockt. Die Parlophone-Jahre der kleinen Australierin werden mit dieser Veröffentlichung aber auch optisch noch mal schön in Szene gesetzt. Die fünf Alben selbst liegen jeweils in einem zweckmäßigen Pappschuber bei. Anhand der Covermotive kann dann auch noch mal nachvollzogen werden, warum die Dame auch als Stilikone gilt. Wer darüber hinaus noch weitere Information benötigt, bekommt diese mittels eines Faltposters geliefert. Hier finden sich nicht nur einige Fotos dieser Ära wieder, sondern eben auch die entsprechenden Notizen zu den Songs. Bei einem Preis unterhalb der 25 € Marke kann man da sicher nicht meckern.
Das Debüt-Album für Parlophone „Light Years“ hatte gleich einen richtigen Knaller an Bord. Die Single „Spinning Around“ lief rauf und runter und avancierte zu einem amtlichen Hit. Kylie Minouge war damit in der Riege der weiblichen Superstars ganz vorne angekommen. Der Rest war ein regelrechter Selbstläufer. Mit „Kids“ ist hier noch ein weiterer Chart-Kracher zu finden. Plötzlich galten ein gewisser Robbie Williams und eben die kleine Kylie als heißestes Gesangespaar der Saison. Mit der Coverversion von „On A Night Like This“ hat die Platte noch ein weiteren Disco-Hit für schwüle Sommernächte zu bieten. Der Rest ist netter 70ies und 80ies Discopop, der manchmal aber auch recht banal und trivial um die Ecke kommt. Dazwischen tummeln sich aber immer mal wieder kleine Perlen wie „Disco Down“ (der Titel ist Programm) oder das ruhige „I´m So High“. Im zeitgemäßen Gewand kommen „Your Disco Needs You“ und „Light Years“ daher. Insgesamt ein guter Einstieg für das neue Label und für Kylie Minouge.
Mit „Fever“ gab es danach nur noch eine Richtung und die zeigte steil nach oben. Spätestens mit dem Single-Knaller „Can´t Get You Out Of My Head“ und dem dazugehörigen sexy Video war sie in aller Munde. Die Nummer hat sich mittlerweile zu einem Popklassiker entwickelt. In dessen Schatten machen aber auch Disco-Popstücke wie „More More More“ oder „Love At First Sight“ eine gute Figur. „In Your Eyes“ und „Come Into My World“ darf man ebenfalls zu den Hits der Scheibe zählen. Insgesamt beschreitet sie hier aber den Weg weiter, den sie mit „Light Years“ begonnen hat. Eins muss man ihr lassen, jedes Album von ihr hat immer ein paar anständige Hits zu bieten. Das Füllmaterial nimmt man dabei dann eben gezwungenermaßen mit und in Kauf. Das trifft aber im Grunde auf fast alle Sängerinnen des – im weitesten Sinne – Popgenres zu.
„Body Language“ markierte anschließend die nächste Karrierestation. Kylie Minouge und ihre Berater hatten zu diesem Zeitpunkt wohl gemerkt, dass neue Pfade beschritten werden müssen. Sie präsentierte sich so nicht nur in einem neuen Look, sondern hatte auch ihren Sound generalüberholt. Die düstere und minimalistische Single „Slow“ war da nur ein erster Fingerzeig in diese Richtung. Dass sie damit goldrichtig lag, konnte und kann man an dem Erfolg ablesen. Mit „Still Standing“, „Secret (Take You Home)“ und „Sweet Music“ bleibt sie der elektronischen Schiene weitestgehend treu. „Slow“ fungiert dabei zweifelsohne als der Überhit der Platte. Die weitere Single „Red Blooded Woman“ springt dabei eher auf den R&B-Zug auf. Das ist aber gar nicht schlecht, denn so ist Abwechslung garantiert und das war auf den beiden Vorgängern nicht unbedingt der Fall.
Nach der Brustkrebserkrankung folgte mit „X“ das zehnte Studioalbum. Und wieder gab es eine kleine Kurskorrektur. Dance und Pop sind zwar auch hier wieder die Hauptbastion von Kylie Minogue, aber so einen Glampop-Stampfer wie „2 Hearts“ hätten wohl nur die Wenigsten erwartet. Zwar gibt es auch auf dieser Platte wieder Dudelpop, aber eben auch andere Nummern. „In My Arms“ führt einen auf direktem Wege in die Disco. Das positive „Wow“ geht sogar noch einen Schritt weiter und zerrt einen förmlich auf die Tanzfläche. Die Produktion erweist sich dabei ebenfalls als Glücksfall. Dass die Australierin eben keine 08/15 Popmaus ist, stellt sie zudem immer wieder auf ein Neues unter Beweis. Die Electronummer „Speakerphone“ ist mutig und biedert sich ganz sicher nicht bei einem Mainstreampublikum an, denn dafür ist sie viel zu sperrig.
„Aphrodite“ ist das letzte Album dieser Box. Die Platte vom letzten Jahr ist immer noch aktuell und enthält mit „All The Lovers“ wieder einen Pophit der Extraklasse. Wie sollte es auch anders sein? Die Begeisterung ging sogar soweit, dass die Fachpresse das Ding als einen der besten Kylie Minouge Songs überhaupt abfeierte. Und der Rest? Kann da nicht mithalten und ist mehr oder weniger Disco-Pop von der Stange. Schade! Kylie Minogue hat eigentlich mehr drauf als das Erfolgsrezept erneut abzuspulen. Hängen bleibt da nicht mehr ganz so viel. Aber kein Kylie-Album ohne Megahit – gilt auch mal wieder für „Aphrodite“!
Fazit: Wer Kylie Minouge bisher nur aus dem Radio kennt und sich immer gescheut hat, sämtliche Alben zu erwerben, der bekommt mit dieser 5CD-Box nun das Gesamtpaket der letzten zehn Jahre zu einem günstigen Kurs geboten. Auf diesen Alben tummeln sich derart viele Hits aus dem Pop-, Dance- und R&B-Umfeld, dass man nicht lange überlegen muss. Zuschlagen! Für das Füllmaterial gibt es ja die Skip-Taste. Fans dürften sich das Teil aufgrund der Aufmachung sowieso in den Schrein stellen.
Text: Torsten Schlimbach