Es regnet in Köln, aber wenn Kate Nash zum Gespräch bittet, dann geht die Sonne auf. Vor ihrem Kölner Konzert hat sie noch die Zeit gefunden uns Rede und Antwort rund um ihr neues Album „My Best Friend Is You“ zu stehen. Und nein, eine Frage zu Lena haben wir ihr erspart.
Hallo Kate, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für uns nimmst! Zuerst mal: Glückwunsch, dass Dir so ein hervorragendes Album gelungen ist, welches bei uns in Deutschland ja auch recht erfolgreich ist.
Oh, vielen, vielen Dank, das freut mich natürlich.
Wenn ich mir Deine beiden Alben anhöre, dann klingen die doch schon recht unterschiedlich und Dein neues Album wie ein neues Kapitel. Wie würdest Du es beschreiben?
Ich wollte mit meinem neuen Album einfach weitergehen und neue Möglichkeiten ausloten. Ich war gerade auf Tour und hörte dann auch unterschiedliche Musik und die hat dann sicher auch unbewusst Einfluss auf mich gehabt. Ich habe dann mit verschiedenen Sounds rumprobiert und ich wollte, dass diesmal alles ein bisschen rauer klingt. Insgesamt wollte ich ein bisschen mehr experimentieren.
Das ist Dir auch gut gelungen. Du sprachst eben von Einflüssen, welche waren das denn, was hat Dich denn inspiriert? Manches ist ja fast schon ein bisschen punkig.
Oh, das waren ganz unterschiedliche Sachen, so wie ein bisschen aus zwei Welten. Zum einen mag ich diese ganzen 60er Jahre Girl Groups. Da gibt es wirklich tolle Sachen. Und dann bin ich ein großer Fan dieser Riot Grrrls. Bikini Kill und The Shirelles – um jetzt mal Namen zu nennen.
„I Just Love You More“ präsentiert eine neue Seite von Dir. Deine Stimme klingt da für mich ein bisschen wie Kim Gordon. Ist dies so etwas wie Dein Sonic Youth Song?
Oh, interessanter Vergleich. Aber das ist gar nicht so verkehrt und da hast du jetzt in der Tat einen Song genommen, mit dem ich in eine total andere Richtung gegangen bin und wo ich am meisten diesen rauen Klang verarbeitet habe. Das ist dieser Riot Grrrls Einfluss, von dem ich eben sprach. Aber hey, Sonic Youth ist auch ein guter Vergleich, kann ich gut mit leben. Die Demo dazu – bevor ich mit Bernard (Butler) daran gearbeitet habe – war übrigens ähnlich. Im Grunde waren alle Teile gleich. Bernard holte dann klanglich noch das Beste raus und ja, so schlägt „I Just Love You More“ ein neues Kapitel auf.
In Deiner neuen Single wiederholst Du immer wieder „I´ll just read a book instead“. Ist das nur ein Slogan oder ziehst Du Dich auch manchmal zurück und bist tatsächlich eine kleine Leseratte?
Oh ja! Ich liebe Bücher! Ich liebe es zu lesen. Das können ganz unterschiedliche Sachen sein wie „The Catcher In The Rye“ von J.D. Salinger oder „The Day of the Triffids“ von John Wyndham. Ich kann den Leuten da draußen nur sagen, dass es nicht schaden kann auch mal ein Buch zu lesen.
Damit hast Du ganz sicher Recht. Lass uns mal über den Beginn von „Mansion Song“ – mit dieser Aneinaderreihung von Worten – sprechen: Hast Du das schon vorab geschrieben oder kam das eher spontan hinzu?
Ja, das kam total spontan. Ich schrieb gerade eine SMS und dann sprudelten die Worte nur so aus mir heraus. Ich brauchte die auch gar nicht mehr zu bearbeiten. Ehrlich gesagt bin ich sowieso nicht besonders gut darin meine Sachen zu bearbeiten. Am besten läuft es, wenn ich einfach Sachen spontan mache.
Du bearbeitest Deine Sachen nie?
Nie, würde ich nicht sagen. Für mich trifft es aber definitiv zu, dass meine ersten Ideen wirklich die besten sind. Da sind wir dann auch wieder bei „Mansion Song“, der ja auch im Grunde wie die Demoversion klingt, Bernard nur eben mit dem Klang noch rumgespielt hat.
Du singst auf dem Album davon, dass Du Seemöwen nicht magst. Wie kam es dazu und stimmt das tatsächlich?
Der Song listet einige Sachen auf, die man hassen kann, aber ein anderer liebt diese eben und dann ist das schon in Ordnung. Ich hasse aber tatsächlich Seemöwen. Das sind große, verrückte und böse Tiere.
Du schreibst Deine Songs ja selber. Was bist Du denn für eine Songschreiberin? Schreibst Du die Ideen so auf, wie sie Dir gerade in den Kopf kommen oder musst Du Dich komplett von der Außenwelt abschotten?
Wenn ich eine Idee habe, dann schreibe ich die auch sofort auf, ganz egal wo das gerade ist. Manchmal singe ich diese auch direkt in mein Telefon und zeichne das auf, damit ich mich später auch
daran erinnern kann. Ich bin ja recht vergesslich und bis ich zu Hause bin, kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Trotzdem bin ich auch sehr schüchtern wenn ich schreibe. Ich mag es einfach, wenn
ich das ganz alleine für mich machen kann. Das ist so ein persönliches Ding, dass da kein anderer etwas zu suchen hat. Dieses Album habe ich teilweise in diesem dunklen Raum geschrieben, wo wir auch
die Rehearsals gemacht haben. So bin ich wenigstens vom Fernseher weggekommen. Wie gesagt, ich verändere nicht gerne etwas an den Ideen und denke dann darüber auch nicht allzu sehr nach. Ich finde es
natürlicher dies dann während der Rehearsals zu machen.
Sind die Geschichten denn reine Fiktion?
Ja und nein. Man wird natürlich immer von seiner Umgebung inspiriert und von Dingen, die man täglich so sieht und dann kommt da dann auch immer noch ein bisschen Fiktion hinzu.
Neben den Songs gibt es ja auch noch das Artwork eines Albums. Mittlerweile hat es ja den Anschein, dass dies den Leuten nicht mehr so wichtig ist. Für Dich scheint es aber ein sehr wichtiger Teil zu sein. Du bist ja auch an dem ganzen Prozess beteiligt, oder?
Mich interessiert das sehr und ich verstehe auch nicht, wie dies unwichtig sein kann. Mich interessiert diese Seite eines Albums ungemein. Ich interessiere mich sowieso für Fotografie und die ganze Coverartworkkunst. Ich habe das jetzt nicht alles selbst gemacht, war aber definitiv daran beteiligt und habe meine Ideen eingebracht.
Bist Du eigentlich zufrieden mit den Reaktionen, die Du auf Dein neues Album erhalten hast?
Ehrlich gesagt habe ich gar nicht so viel gelesen. Die Leute, die mir wichtig sind, haben mir ihre Meinung natürlich gesagt und damit bin ich sehr glücklich.
Deine Songs sind meistens sehr emotional. Bist Du eine sehr emotionale Person?
Ja und wie. Ich weiß auch nicht, wie dies anders funktionieren könnte, denn als Künstler drückt man ja – in was für einer Form auch immer – seine Emotionen aus. Dies ist ja kein 9 to 5 Job.
Album, Tour, Album: Woher nimmst Du Deine ganze Energie?
Ich weiß es nicht. Manchmal ist man schon ganz schön fertig und dann tanke ich zu Hause wieder auf.
Hattest Du bisher eigentlich mal die Zeit darüber nachzudenken was Dir in den letzten Jahren alles widerfahren ist? So eine Zeit zum Durchatmen?
Nach der Tour im Jahre 2008 bin ich nach Hause und musste einfach mal runterkommen. Ich war auf so einem Hochgefühl, dass es mal ganz gut tat, wieder ein normales Leben zu führen und Freunde zu treffen und solche Sachen. Man braucht auch einfach eine Zeit, wo man die Batterien wieder aufladen kann und zu sich selber findet.
Du warst in ganz jungen Jahren ja auch schon sehr erfolgreich. Wie geht man damit eigentlich um?
Ich denke, es ist sehr wichtig, dass man nicht abhebt. Ich habe den Fokus auch immer darauf gelegt gute Songs zu schreiben. Den ganzen Rest muss man einfach ausblenden. Nur weil um einen herum alles ausflippt, muss man das selber ja nicht machen. Warum auch? Mir geht es um meine Musik – das reicht. So lange ich das machen kann, bin ich glücklich. Falls ich jemals abhebe, dann habe ich tolle Freunde, eine tolle Familie und einen tollen Freund, die schon dafür sorgen werden, dass ich wieder runterkomme.
Ist es eigentlich schwer, musikalisch noch etwas Neues zu machen? War ja eigentlich schon alles da.
Klar, schon. Aber im Grunde mache ich ja das, was ich will und für mich ist es ja in vielerlei Hinsicht neu. Man sollte auch hier sich einfach selbst treu bleiben, sonst verkrampft man. Musik sollte nicht zu einer Kopfsache werden. Man kann das alles ja auch nicht planen. Die Songs, die irgendwie in mir stecken, wollen eben so raus und fertig.
Du bist ja gerade auf Tour und in Europa sehr erfolgreich. Gibt es da spezielle Orte, wo Du Dich besonders drauf freust?
Hamburg und Amsterdam auf jeden Fall. Es ist einfach wunderbar auf Tour zu sein, weil man da auch viel rumkommt. Frankreich, Japan, Spanien alles Länder, auf die ich mich freuen würde. Wenn man mal während einer Tour Zeit hat, dann merke ich, was ich für Glück habe. Ich darf meine Songs singen und dabei auch noch zu all diesen tollen Orten reisen.
Fällt es da nicht schwer von zu Hause weg zu sein?
Doch! Und Wie! Es gibt natürlich auch die Tage, wo man seine Familie oder Freunde wahnsinnig vermisst, aber wenn ich dann auf die Bühne gehe, dann ist alles wieder gut.
Dann wünsche ich Dir ganz viel Spaß gleich beim Konzert und bedanke mich für das Gespräch!
Ich Danke Dir! Und Spaß werde ich haben.
(Torsten Schlimbach bedankt sich für die tolle und flexible Unterstützung und den unermüdlichen Einsatz vor Ort bei Claudia und Andreas von Universal!)